Verivox-Breitbandstudie: Deutsche surfen schneller – doch Spaltung wächst

Andreas Frischholz
206 Kommentare
Verivox-Breitbandstudie: Deutsche surfen schneller – doch Spaltung wächst

Die Fortschritte beim Breitbandausbau machen sich in Deutschland allmählich bemerkbar. Internetnutzer nutzen heute doppelt so schnelle Geschwindigkeiten wie 2016, zeigt eine Studie vom Vergleichsportal-Anbieter Verivox. Regional gibt es allerdings beträchtliche Unterschiede, vor allem das Land hinkt hinterher.

So sind es vor allem der Südwesten und die Speckgürtel rund um die Metropolregionen, die von erhöhten Breitband-Geschwindigkeiten profitieren. Spitzenreiter sind laut Verivox die Städte Mannheim und Stuttgart. Dort buchten die Nutzer im Schnitt Anschlüsse mit mehr als 140 Mbit/s. Hohe Geschwindigkeiten sind auch in Karlsruhe (136 Mbit/s) sowie Düsseldorf (132 Mbit/s) und Wiesbaden (130 Mbit/s) zu verzeichnen.

Rang (2019 Stadt Speed 2019 (Mbit/s) Speed 2016 (Mbit/s) Rang (2016)
1 Mannheim 144 69 2
2 Stuttgart 140 66 6
2 Karlsruhe 136 71 1
2 Düsseldorf 132 68 4
2 Wiesbaden 130 69 3

Bundesweit liegt die gebuchte Durchschnittsgeschwindigkeit laut den aktuellen Zahlen bei 104 Mbit/s. 2016 waren es noch 47 Mbit/s, festgestellt wurde also eine Steigerung um 121 Prozent.

Methodik: Tatsächlich gebuchte Geschwindigkeiten

Verivox wertet für die Studie die Privatkunden-Verträge aus, die 2016 und 2019 jeweils von Januar bis Oktober über das Vergleichsportal abgeschlossen wurden. Es geht also um Geschwindigkeiten, die die Nutzer tatsächlich buchen. Eingeflossen sind die Festnetz-Verträge in 25 Großstädten Deutschlands. Für die durchschnittliche Geschwindigkeit in den 13 Bundesländern (ohne Stadtstaaten) wurden Tarifabschlüsse in Städten über 100.000 Einwohner und unter 100.000 Einwohner ausgewertet.

Kluft zwischen Stadt und Land wächst

Wie zuletzt etwa auch die von der Bundesnetzagentur veröffentlichten Ergebnisse zeigt die aktuelle Studie ebenfalls: Wie hoch die Geschwindigkeit ist, hängt von der Region ab. Im Südwesten liegen die Städte mit den durchschnittlich schnellsten Breitband-Anschlüssen. Aber auch das Land profitiert. So kommt Baden-Württemberg insgesamt auf 128 Mbit/s, das sind 28 Prozent mehr als Berlin.

Im Osten schneiden auch die Städte schlechter ab. So liegen Magdeburg (85 Mbit/s), Erfurt und Potsdam (jeweils 84 Mbit/s) auf den letzten Plätzen im Großstädte-Ranking. Interessant ist allerdings, dass München es als bayrische Hauptstadt mit 89 Mbit/s auch nur auf Rang 21 schafft.

Ebenso bedenklich: In 9 von 13 Flächenländern ist die Kluft zwischen Großstadt und ländlichen Regionen seit 2016 sogar gewachsen. Einzige Ausnahmen sind Hessen, Bayern und Thüringen, dort ist die Tempolücke leicht rückläufig. „Anschlüsse auf dem Land sind oft nicht nur langsamer, sondern auch teurer“, sagt Verivox-Telekommunikationsexperte Eugen Ensinger. Angesichts dieser Ausgangslage hält er die Gigabit-Ziele der Bundesregierung für „mehr als ambitioniert“. Die Bundesregierung will bis 2025 flächendeckend eine Gigabit-Infrastruktur ausrollen.