Raijintek EOS 360 RBW im Test: Günstige 360-mm-AiO kämpft mit der Pumpe

Thomas Böhm
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Raijintek EOS 360 RBW im Test: Günstige 360-mm-AiO kämpft mit der Pumpe

tl;dr: Raijintek bietet mit der EOS 360 RBW eine Kompaktwasserkühlung mit großem Radiator und RGB-Beleuchtung zu einem sehr niedrigen Preis an. Die am Radiator befestigte Pumpe macht allerdings durch ein unangenehm lautes Betriebsgeräusch auf sich aufmerksam.

Raijintek ist im Bereich Kompaktwasserkühlungen experimentierfreudig. Während oft der Asetek-Weg gegangen wird, bei dem die Pumpe über dem CPU-Kühler sitzt, hat der Hersteller bereits mit der Orcus eine Alternative ausprobiert. Die Raijintek Orcus (Test) trägt ihre Pumpe am Schlauch, was im Optimalfall die Vibrationsübertragung aufs Gehäuse reduziert und damit die Lautstärke der Pumpe, ein AiO-Nachteil gegenüber Luftkühlern, senken soll.

Raijintek EOS 360 RBW
Raijintek EOS 360 RBW

Mit der EOS wird nun eine andere Alternative gesucht. Die Pumpe befindet sich am Radiator. Der CPU-Kühler sieht zwar täuschend nach einer Pumpe aus, trägt tatsächlich aber nur RGB-LEDs zur Beleuchtung. Die Pumpe in den Radiator zu integrieren, ist allerdings nicht ganz neu. Dasselbe Prinzip hat beispielsweise EK Water Blocks vor einigen Jahren in den Predator-Kühlungen (Test) und zuletzt Alphacool in der Eisbaer Extreme (Test) umgesetzt.

Im Gegensatz zu den genannten Konkurrenten greift Raijintek mit den Kompaktwasserkühlungen der EOS-Baureihe über den Preis an: Weniger als 90 Euro werden für das große Modell mit 360-mm-Radiator fällig. Das ist eine Kampfansage und deshalb eine genauere Betrachtung wert. Im Test muss die EOS 360 zeigen, ob sie günstig oder billig ist.

Raijintek EOS (360)
Radiator (L × B × H): 410 × 120 × 29 mm
Radiator-Material:
Anschlüsse: geschlossenes System
Schlauchlänge: 480 mm
Ausgleichsbehälter:
Drehzahl Pumpe: 4.500 U/min
Lebensdauer Pumpe (MTBF): 50.000 Stunden
Anschluss Pumpe: SATA
Position Pumpe: in Radiator integriert
Verbrauch Pumpe: 3,6 Watt
Lüfter: 3 × 120 × 120 × 25 mm
Hydraulisch
800 – 1.800 U/min
? – 127,0 m³/h
? – 2,0 mm H₂O
? – 28,0 dBA
4-Pin-PWM
Lüftersteuerung:
Kompatibilität: AMD: Sockel AM4/AM3(+)/AM2(+)/FM2/FM1
Intel: LGA 2011(-3)/2066/1366/115x/1200/775
Preis: ab 90 €

Raijintek EOS 360 RBW im Detail

Die EOS 360 sieht auf den ersten Blick wie eine normale AiO-Kühlung aus und auch das Datenblatt offenbart zunächst nichts Ungewöhnliches. Ein kupferner CPU-Kühler trifft auf einen Radiator aus Aluminium – das galvanisch suboptimale Konzept ist in den meisten AiO-Wasserkühlungen anzufinden und insbesondere im Budgetsegment zu erwarten. Mit dem vom Kühler abgehenden Kabel wird dort eine Pumpe erwartet: Das Kabel dient aber nur zur RGB-Beleuchtung des Kühlers. Ebenso wie für die RGB-Lüfter wird dazu ein Mainboard mit 3-Pin-LED-Anschluss und einer Versorgungsspannung von 5 V benötigt. Die Hauptplatine des Testsystems bietet keinen passenden LED-Anschluss, weshalb die Kühlung im Testsystem dunkel bleibt.

Die Pumpe sitzt jedoch am Radiator. Einen Hinweis darauf gibt das Kabel, das zwischen den Schlauchanschlüssen an der Vorkammer des Radiators abgeht. Die Pumpe wird per SATA-Stromstecker angeschlossen. Das Auslesen des Tachosignals der Pumpe ist nicht möglich. Mit Humor kann darüber hinweggesehen werden, denn die Pumpe ist laut genug, um die Funktionskontrolle per Software obsolet zu machen: Sie zu überhören, ist bei ansonsten leisem PC kaum möglich.

Die Montage am Radiator trägt dazu ihren Teil bei. Die Pumpe wird über den Radiator ohne jede Entkopplung am Gehäuse verschraubt, was zu spürbaren Vibrationen am Korpus führt, die die Lautstärke messbar und hörbar nach oben treiben. Raijintek steuert an dieser Stelle gegen und lässt den Radiator mit Gummientkopplern ausstatten. Das reduziert zwar die Vibrationen etwas, unterdrückt aber das grundsätzliche Laufgeräusch der Pumpe nicht.

Saubere Verarbeitung bei Radiator und Kühler

Anstandslos sind der Radiator und der CPU-Kühler ausgeführt. Am Radiator finden sich nur vereinzelt verbogene Lamellen. Auf kleine Bleche, die die Lamellen unter den Schraubenaufnahmen für Radiatorlüfter schützen, verzichtet Raijintek. Das ist in Anbetracht der Budgetklasse nachvollziehbar, sorgt aber für verbogene Lamellen bei der Befestigung der Lüfter. Flüssigkeitskanäle befinden sich hier keine, sodass abgesehen von unauffälligen optischen Makeln von den Schrauben keine Gefahr ausgeht.

Serienlüfter und Lieferumfang

Die drei 120-mm-Serienlüfter der EOS 360 erreichen in der Spitze etwa 1.650 U/min. Minimal liegen bei PWM-Steuerung knapp unter 900 U/min an. Das ist für einen Lüfter dieses Formats eine ungewöhnlich hohe Minimaldrehzahl. Zu einer störenden Geräuschkulisse durch die Lüfter kommt es dennoch nicht: Dafür ist die Pumpe zu laut – sie übertönt im Leerlauf sämtliche möglichen Nebengeräusche der Lüfter.

Einen Fauxpas hat sich Raijintek beim Anschlusskabel der Lüfter geleistet: Splitterkabel übertragen drei der vier Pins eines PWM-Lüfteranschlusses an alle Ventilatoren (12 V, Masse, PWM-Signal). Pin Nummer 3, über den das Tachosignal zurückgemeldet wird, darf aber nur von einem Ventilator ausgehen, da es ansonsten zu einer fehlerhaften Übertragung kommt. Genau das passiert beim Splitterkabel der EOS 360: Das Tachosignal wird zwischen allen drei Lüftern durchgeschleift, wodurch ein instabil schwankendes und nicht aussagekräftiges Signal bei der genutzten Lüftersteuerng oder dem Mainboard ankommt.

Der Lieferumfang der EOS ist angemessen: Es gibt für AMD und Intel je einen Montagerahmen für den Kühler, eine Kombi-Backplate für AMD- und Intel-Systeme sowie aus auf den ersten Blick nicht ersichtlichen Gründen eine weitere Backplate, die ausschließlich für den Sockel AM4 gedacht ist. Neben den Kleinteilen in Form von Schrauben, Muttern und Abstandhaltern wird das Zubehör von einer gedruckten Montageanleitung und einer Tüte mit Wärmeleitpaste abgerundet.

Montage im Testsystem

Zur Montage der Kompaktwasserkühlung wird zunächst der Kühler mit dem AMD-Halterahmen verschraubt. Die Backplate wird mit Schrauben ausgestattet und von hinten am Mainboard festgehalten, während von vorn Abstandshalter und dann der CPU-Kühler auf die Schrauben geschoben und schließlich mit Muttern fixiert werden. Der Radiator wird klassisch mit Lüftern ausgestattet und dann im Gehäuse verschraubt. Insgesamt ist die Montage gut gelungen, denn es gibt keine unnötig schwierigen Schritte.

Raijintek EOS 360 RBW im Testsystem
Raijintek EOS 360 RBW im Testsystem

Das Gehäuse muss ausreichend groß sein, um einen 360-mm-Radiator zu verstauen. Dabei gilt es zu beachten, dass der Radiator der EOS mit 410 mm Länge wegen der integrierten Pumpe etwas länger ist als übliche 360-mm-Radiatoren, die bei unter 400 mm bleiben. Abgesehen davon gibt es aber keine Kompatibilitäts-Einschränkungen. Der kompakte CPU-Kühlblock schafft Platz rund um den CPU-Sockel und mit den gut 40 cm langen Schläuchen ist auch der Einbau des Radiators einfach realisierbar.

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