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C:\B_retro\Ausgabe_38\: Die Siedler von 1993

Sven Bauduin
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C:\B_retro\Ausgabe_38\: Die Siedler von 1993
Bild: Blue Byte

tl;dr: Am 30. Juni 1993 ließen sich „Die Siedler“ aus dem Hause Blue Byte erstmalig auf dem Amiga nieder, um ein Jahr später auch den PC mit MS-DOS zu besiedeln und den Grundstein für eine der erfolgreichsten deutschen Videospielserien überhaupt zu legen. Sowohl auf dem Amiga als auch PC verdienten sich „Die Siedler“ Bestnoten.

Jeden Sonntag wirft diese Serie einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und interessanten Entwicklungen der Computerszene. Mythen, Meilensteine und Meisterwerke: C:\B_retro\.

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Die Siedler (1993)

Als Volker Wertich, der als Urgestein der deutschen Entwicklerszene gilt, und das in Düsseldorf beheimatete Entwicklerstudio Blue Bytes am 30. Juni 1993 den ersten Teil ihres Aufbau-Strategiespiels „Die Siedler“ für den Amiga veröffentlichten, ahnte noch niemand der beteiligten Personen, dass ihr Spiel ein weltweiter Erfolg sowie der Grundstein einer ebenso erfolgreichen Serie werden sollte.

Auch heute im Jahr 2020, mehr als 27 Jahre nach der Veröffentlichung der Ur-Version, besitzen „Die Siedler“ noch immer Relevanz und eine große Fangemeinde.

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Geschichte

Die Siedler von 1993 basiert auf einer reinen 2D-Grafikengine, die mittels Helligkeit und dem sogenannten Flat Shading die Landschaften und damit die Spielwelt des Aufbau-Strategiespiels erstellte. Die Ur-Version für den Amiga löste mit 352 × 273 Pixeln im Phase-Alternating-Line-Verfahren (PAL) auf.

Die Amiga-Version wurde von Chef-Entwickler Volker Wertich persönlich in Assemblersprache geschrieben, während die Grafiken des Spiels vom deutschen Grafiker und Game Designer Christoph Werner gestaltet wurden. Den Soundtrack sowie die Soundeffekte für Die Siedler komponierte seinerzeit Markus Kludzuwei. Die Siedler bestand laut Volker Wertich bereits aus über 70.000 Zeilen Code, bevor mit den Arbeiten an der Grafik des Spiels begonnen wurde.

Für die Umsetzung der PC-Version wurde das in Mannheim ansässige Entwicklerstudio Massive Development engagiert, das unter der Leitung von Alexander Jorias und Ingo Frick eine Version für den PC mit MS-DOS realisierte, die vom Amiga-Assembler zum PC-Assembler konvertiert wurde. Die Entwickler von Massive Development sollten später noch für weitere Klassiker wie die U-Boot-Simulation Schleichfahrt, die wiederum von Blue Byte veröffentlicht wurde, verantwortlich sein.

Auf dem PC unterstützte die Portierung von Die Siedler schlussendlich Auflösungen von 320 × 200 Pixeln (CGA) sowie 640 × 480 Pixeln (VGA) und wurde vom im Jahr 1979 gegründeten US-Publisher Strategic Simulations Inc. (SSI) international unter der Bezeichnung „Serf City: Life is Feudal“ vertrieben.

In Deutschland hieß auch die PC-Version schlicht „Die Siedler“ und erschien erstmalig im Juni 1994 auf dem PC. Das Intro des Spiels, hier in der DOS-Version, ist zahlreichen Aufbau-Strategiefans noch bis heute im Gedächtnis geblieben.

Noch stimmiger ist das Intro der Amiga-Version, das Community-Mitglied „ThePlayer“ vorgeschlagen hat.

Im Jahr 1996 erschien der Nachfolger „Die Siedler II – Veni, Vidi, Vici“ für MS-DOS und Mac OS Classic, den Vorläufer des heutigen macOS, sowie ein Jahr später die „Die Siedler II: Gold Edition“, die ausschließlich für MS-DOS angeboten wurde.

Mit „Die Siedler III“ und dem Add-on „Die Siedler III: Das Geheimnis der Amazonen“ erschien das Aufbau-Strategiespiel dann erstmals für den Windows-PC und unterstützte offiziell Windows 95. Es sollte schließlich noch bis ins Jahr 2018 dauern, bis das Ur-Spiel der Serie als Re-Release unter dem Namen „Die Siedler: History Edition“ offiziell für den Windows-PC veröffentlicht wurde.

Der YouTube-Kanal von „Major Thriftwood“ zeigt in einem Let's Play der DOS-Version anschaulich den Einstieg und die ersten Schritte in Die Siedler und gibt eine sehr schöne Übersicht über die Benutzeroberfläche, die 1994 das absolute „State of the Art“ für Strategie-Aufbauspiele darstellte.

Blue Byte konnte weltweit über 400.000 Exemplare von Die Siedler für Amiga und MS-DOS verkaufen und zugleich den Grundstein einer gesamten Serie legen, was die Erwartungen der Entwickler bei Weitem übertraf.

Systemvoraussetzungen

Spieler benötigten für folgende Hardware, um Die Siedler im Juni 1994 unter MS-DOS spielen zu können.

  • IBM PC oder 100% kompatibel
  • Intel 80386 (oder höher) mit 16 MHz
  • 550 KB freien Arbeitsspeicher
  • 5 MB freien Festplattenspeicher
  • VGA- oder SVGA-Grafikkarte
  • Sound Blaster oder Sound Blaster Pro
  • Maus oder Joystick
Intel i386 DX mit 16 MHz
Intel i386 DX mit 16 MHz (Bild: Wikipedia)
Creative Sound Blaster 2.0
Creative Sound Blaster 2.0 (Bild: Wikipedia)

Die Systemvoraussetzungen für die Amiga-Version ließen sich auch in den unendlichen Weiten des Internets nicht ausfindig machen, weshalb sich die Redaktion sehr über sachdienliche Hinweise aus der ComputerBase-Community freuen würde.

Update: In der Zwischenzeit hat „GorsiMidnight“ die Systemvoraussetzungen für Amiga geliefert, wofür sich die Redaktion ganz herzlich bedankt.

  • Amiga 500, 600, 1000, 1200, 2000, 3000, 4000
  • Kickstart 1.2, 1.3, 2.0 (oder höher)
  • 1 MB Ram
  • 1 oder 2 Spieler
  • Steuerung über 1 oder 2 Mäuse.

Features

Auf der Originalverpackung der DOS-Version von Die Siedler beschreiben die Entwickler das Featureset ihres Spiels wie folgt.

  • 2-Spieler-Modus: Spielen Sie simultan gegen einen Freund oder den Computer
  • Abhängig von der Ausbaustufe des PCs: 4.000 bis 64.000 „kleinen Leute“
  • 20 verschiedene Berufe
  • 5 Rittertypen
  • 30 Missionen
  • 10 zusätzliche Trainingsspiele
  • Computergenerierte Szenarien

Die Siedler profitierte vor allem im Mid- und Endgame von der Rechenleistung des Hauptprozessors, weshalb das Spiel auch auf einem 486 DX mit 33 MHz noch an Leistung zulegen konnte.

Die deutschsprachige Siedler-Community bietet zudem eine schöne Übersicht aller Berufe und Abhängigkeiten sowie Gegner und Charaktere und darüber hinaus nützliche Einsteigertipps für Anfänger, die 2020 noch einmal den Charme der ursprünglichen Version erleben wollen.

Seit 2003 existiert mit Second Home zudem ein Browsergame, das auf einer stark erweiterten Ur-Version von Die Siedler basiert und zu seinen Hochzeiten mehr als 10.000 Spieler auf sich vereinigen konnte.

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Feedback ist jederzeit willkommen

Die Redaktion freut sich über konstruktive Kritik, Lob, aber auch Vorschläge, um die Serie zukünftig noch stärker an den Wünschen der Leserschaft ausrichten zu können. Mit diesem Lesestoff im Gepäck wünscht die Redaktion einen erholsamen Sonntag unter dem Motto #wirbleibenzuhause.

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