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C:\B_retro\Ausgabe_52\: The Elder Scrolls 2: Daggerfall war Skyrim in Hardcore

Sven Bauduin
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C:\B_retro\Ausgabe_52\: The Elder Scrolls 2: Daggerfall war Skyrim in Hardcore
Bild: Bethesda

tl;dr: 15.000 Dörfer, 750.000 NPCs, 500 Bücher und hunderte von Waffen sowie unzählige Ausrüstungsgegenstände: The Elder Scrolls 2: Daggerfall war bereits 1996 eine Art The Elder Scrolls V: Skyrim (Test) im Hardcore-Modus. Hinzu kam eine der größten Open-World-Spielwelten in der Geschichte der Videospiele.

Jeden Sonntag wirft diese Serie einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und interessanten Entwicklungen der Computerszene. Mythen, Meilensteine und Meisterwerke: C:\B_retro\.

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The Elder Scrolls 2: Daggerfall

Am 22. September 1996 veröffentlichte Bethesda den zweiten Teil seiner zwei Jahre zuvor mit The Elder Scrolls: Arena ins Leben gerufenen Serie The Elder Scrolls und kündigte ein Areal in Form einer Open World an, dessen Fläche doppelt so groß wie Großbritannien sein sollte.

Wer einen Intel Pentium der ersten Generation mit einer Taktfrequenz von 66 MHz sowie 8 MB RAM und 50 MB freien Festplattenspeicher sein Eigen nannte, konnte sich ab sofort in einer der größten virtuellen Spielwelten der Computergeschichte verlieren. Doch die Komplexität und schiere Größe machten das Rollenspiel auch anfällig für Bugs.

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Freiheit auf 480.000 Quadratkilometern

Noch vor der offiziellen Vorstellung von The Elder Scrolls 2: Daggerfall am 22. September 1996 verkündete das amerikanische Entwicklerstudio Bethesda, heute ein Tochterunternehmen der 1999 gegründeten Holdinggesellschaft ZeniMax Media Inc., die in diesem Jahr für einen Betrag von insgesamt rund 7,5 Milliarden US-Dollar von Microsoft gekauft wurde, dass das neue Rollenspiel ein Areal mit einer Größe von umgerechnet mehr als 480.000 Quadratkilometern und damit die doppelte Fläche Großbritanniens in Form einer Open World bieten würde.

Unglaublicher Umfang und wahnwitzige Spieltiefe

The Elder Scrolls 2: Daggerfall war einfach nur riesig, auch wenn ein Großteil der Spielwelt per Zufall generiert und nicht manuell von den Entwicklern erstellt wurde. Neben den bereits genannten rund 15.000 Dörfern, über 750.000 NPCs und mehr als 500 Büchern bot das Spiel mehr Items, Waffen und Ausrüstungsgegenstände als ein durchschnittlicher Spieler jemals sammeln konnte.

Eine Karte der 480.000 km² große Spielwelt von The Elder Scrolls 2: Daggerfall
Eine Karte der 480.000 km² große Spielwelt von The Elder Scrolls 2: Daggerfall (Bild: Bethesda)

In The Elder Scrolls 2: Daggerfall lässt sich jede Waffe einzeln skillen und sogar die Sprache der Gegner erlernen. Das Verhalten auf der Straße („der Gossenjargon“) und am Hofe („die Adelsetikette“) sind eigene Skills, die erlernt werden können. Ein unglaublich kleinteiliges Fertigkeitensystem erlaubt beinahe grenzenlose Freiheit bei der eigenen Charakterentwicklung.

Die Anzahl der Fähigkeiten in The Elder Scrolls 2: Daggerfall war beeindruckend
Die Anzahl der Fähigkeiten in The Elder Scrolls 2: Daggerfall war beeindruckend (Bild: Bethesda)

Die Generierung der Spielfigur sowie deren Hintergrundgeschichte erfolgt durch das Beantworten von Fragen und anschließend stürzt sich der Spieler in Wüsten, Gebirge, unendlich große Sümpfe, Wälder und die gigantische Iliac-Bucht. Die riesige Spielwelt kann dabei zu Pferde und später auch per Schiff erkundet werden.

So gut wie alles Denkbare ist auch möglich

Egal ob mit Schiff oder zu Pferde, allein die gesamte Weltkarte von Daggerfall zu bereisen war eine Herausforderung für sich, durch das Erledigen von Aufträgen kann die Spielfigur zum Anführer zahlreicher Fraktionen und Gilden aufsteigen und sogar die (sehr geringe) Chance einer Metamorphose in einen Vampir besteht. Hinzu kommen teilweise per Zufall generierte Gilden-Missionen, die sich zwar ab einem bestimmten Grad wiederholen können, was in dieser Form bis heute äußerst selten geschieht.

Die Freiheit in Daggerfall war schier grenzenlos. Als Werwolf mordend durch die Dörfer ziehen? Geht! Gutgläubige Händler nach Ladenschluss ausplündern? Geht! Es geht fast alles in diesem riesigen Rollenspiel, das auf Basis der von Bethesda entwickelten Engine XnGine im Jahr 1996 grafisch eine echte Augenweide seines Genres war. Mit dem Ablehnen einer bestimmten königlichen Quest, konnte man die gesamte Hauptquest unspielbar machen, auch das ging in The Elder Scrolls 2: Daggerfall.

Der auf Retro Games spezialisierte YouTube-Kanal LGR, der bereits mehrere Auftritte in C:\B_retro\ hatte, hat ein sehr sehenswertes rund 13 Minuten langes Review über The Elder Scrolls 2: Daggerfall veröffentlicht, das die unglaubliche Komplexität des Spiels noch einmal deutlich macht.

Verglichen mit anderen Spielen riesig und fehlerhaft

Um sich das unglaubliche Ausmaß und die Weitläufigkeit von Daggerfall besser ausmalen zu können, muss das Rollenspiel mit anderen bekannten „großen“ Open-World-RPGs verglichen werden, die aber sehr schnell sehr klein wirken können.

Titel Fläche
The Elder Scrolls 2: Daggerfall 480.000 km²
Herr der Ringe Online 80.000 km²
Guild Wars: Nightfalls 37.500 km²
Burnout Paradise 500 km²
World of Warcraft 350 km²
Assassin’s Creed Odyssey 250 km²
The Witcher 3: Wild Hunt 140 km²
GTA V 80 km²
Forza Horizon 4 70 km²
The Legend of Zelde: Breath of the Wild 65 km²
Red Dead Redemption 40 km²

Dass die Entwickler ein solches Areal niemals würden fehlerfrei hinbekommen können, war ohnehin von Anfang an klar. Doch Daggerfall wurde von Spielern eine Zeit lang nur noch „Buggerfall“ genannt, da die schiere Menge an Fehlern kaum noch zu überschauen war. Gestört hat das angesichts der Freiheiten im Jahr 1996 nur die Wenigsten und noch heute gibt es eine aktive Fangemeinde, die dem Spiel die Treue hält.

RPG-Veteranen und solche, die es werden wollen, können das Spiel in der heutigen Zeit völlig kostenlos spielen, Bethesda bietet The Elder Scrolls 2: Daggerfall (.EXE) auf der offiziellen Website des Spiels zum Download an.

Trotz seiner zahlreichen Bugs und der mittlerweile heillos veralteten Technik wird das Spiel noch heute von vielen Kennern des Genres in die Top 50 der besten Rollenspiele aller Zeiten gewählt, von absoluten Puristen, die großen Wert auf Umfang und Spieltiefe legen, sogar auf die vorderen Ränge.

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