Scendo Snapods im Test: Die kabellosen In-Ears für das MagSafe des iPhone 12

Frank Hüber
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Scendo Snapods im Test: Die kabellosen In-Ears für das MagSafe des iPhone 12

tl;dr: Die kabellosen In-Ear-Kopfhörer Scendo Snapods haften magnetisch an der Rückseite des Smartphones – künftig auch mit MagSafe des iPhone 12. Die gute Idee ist nicht immer unproblematisch. Die kleinen, leichten Ohrhörer bieten einen klaren, hellen Klang, Bluetooth 5.2, aptX und AAC, aber wenig Extras.

Die kabellosen In-Ear-Kopfhörer Scendo Snapods wollen als Kickstarter-Projekt einen neuen Ansatz für das Ladecase kabelloser In-Ears gehen und gleichsam sehr kleine, dünne Kopfhörer bieten, die den Yobybo Card20 (Test) sehr ähneln. Statt auf ein geschlossenes Ladecase setzen die Snapods auf ein offenes Exemplar, in das die In-Ears geschoben werden und das selbst wiederum magnetisch an der Rückseite des Smartphones angebracht werden soll. So hat man In-Ears und Ladecase immer bei sich, wenn man sie braucht. Alternativ lässt sich das Ladecase an jedem anderen Gerät mit Metalloberfläche befestigen.

In der neuen, überarbeiteten Version wird das Ladecase der Scendo Snapods auch mit dem MagSafe des iPhone 12 kompatibel sein – die Vorabversion im Test ist es indes noch nicht. Scendo hatte die Snapods nach einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne kurz vor der Auslieferung noch einmal gestoppt, um doch noch auf Qualcomms 3040-Audio-Plattform umzusteigen und Verbesserungen umzusetzen. Das aktuelle Kickstarter-Projekt läuft noch bis zum 1. Januar 2021, war aber schon nach wenigen Tagen erfolgreich finanziert. Die Snapods sind in diesem Rahmen derzeit noch für 69 US-Dollar erhältlich. Ob diese durchaus gute Idee in der Praxis besteht, müssen sie aber im Test unter Beweis stellen.

Neben dem Ladecase und den Ohrhörern erhält der Käufer ein USB-A-auf-USB-C-Ladsekabel und einen magnetischen Rahmen mit Klebestreifen, der auf die Rückseite des Smartphones geklebt werden soll und an dem wiederum das Ladecase magnetisch gehalten wird. Verschieden große Silikon-Ohrpassstücke sind bei den Scendo Snapods nicht notwendig, da sie wie die Apple Airpods lediglich ins Ohr gelegt werden und keinen Silikon-Einsatz verwenden.

Technische Daten der Snapods

Wechsel von Qualcomm 3020 auf 3040

Das Design der Scendo Snapods ähnelt dem der Yobybo Card20 (Test) sehr, ist aber nicht vollständig identisch. Die Öffnung für die Treiber ist in der neuen Version größer und oval, auch die Ladekontakte sind anders positioniert. Dementsprechend sind die Ohrhörer aber erneut sehr klein und mit unter 4 g leicht und schlank. Während die Card20 auf Qualcomms QCC3020-Audio-Plattform setzen, kommt bei den Scendo Snapods nunmehr die Audio-Plattform QCC3040 zum Einsatz, durch die sich unter anderem auch die Akkulaufzeit verbessert. Die Größe des Audio-Treibers fällt mit 13 mm identisch aus.

Etwas zu schwacher Magnet am Ladecase

Der Ansatz des offenen Ladecases der Scendo Snapods hat den Vorteil, dass man die Ohrhörer sehr schnell und einfach entnehmen kann. Kein Deckel, der geöffnet werden muss, keine fummelige Entnahme zu tief im Ladecase sitzender Ohrhörer.

Auch die magnetische Halterung des Ladecases am Smartphone mit der beiliegenden Platte funktioniert gut und das Ladecase hält so fest, dass es sich nicht von alleine löst. Gleiches gilt für die Ohrhörer im Ladecase, die im Alltag nicht aus diesem herausfallen, wenn man das Smartphone nutzt und kopfüber hält. Bei Berührung oder bei engen Hosentaschen verschiebt sich das Ladecase jedoch – ein leichtes Verschieben ist für den Halt aber unproblematisch. Gleiches gilt für die offen liegenden Ohrhörer, wenn man das Smartphone mit Ladecase aus einer engen Hosentasche zieht. Dann kann es passieren, dass die Ohrhörer in der Hosentasche bleiben, da sie aus dem Case geschoben werden. In weniger engen Hosentaschen hat man dieses Problem nicht.

ComputerBase lag auch das erste Modell der Snapods vor, das nie ausgeliefert wurde. Bei diesem war die magnetische Halterung fester, was jedoch zur Folge hatte, dass die Platte fester am Ladecase hielt als der Kleber an der Smartphone-Rückseite, so dass man die Platte immer wieder vom Smartphone abriss, wenn man nur das Ladecase abnehmen wollte. Diese Problematik weist das neue Modell nicht mehr auf.

Wireless Charging oder USB-C

Das Ladecase, das einen Akku mit einer Kapazität von 700 mAh beherbergt, misst 16,0 × 58,0 × 69,0 mm, so dass es an den meisten Smartphones genutzt werden kann, ohne über diese hinauszuragen. Selbst das iPhone 12 mini ist mit 64,2 mm noch etwas breiter. Aufgeladen werden kann das Ladecase wahlweise per Wireless Charging nach Qi-Standard oder über den seitlichen USB-C-Anschluss. Über letzteren dauert ein vollständiger Ladevorgang rund 1,5 Stunden.

5 Stunden Musik mit einer Akkuladung

Der Akku in jedem Ohrhörer ist 35 mAh groß und soll für eine Musikwiedergabe von bis zu 5 Stunden reichen. Das 43 g schwere Ladecase fügt weitere 40 Stunden hinzu, so dass sich eine Gesamtlaufzeit von bis zu 45 Stunden ergibt. Im Test werden 5:05 Stunden bei buntem Musikmix und mittlerer Lautstärke erreicht, womit die Herstellerangabe sehr genau getroffen wird. Mit den führenden kabellosen In-Ear-Kopfhörern, die inzwischen teils 12 Stunden mit einer Akkuladung durchhalten, dafür aber auch größere, schwerere Ohrhörer mit einem größeren Akku aufweisen, können die Scendo Snapods so nicht mithalten.

Wie bei kabellosen In-Ear-Kopfhörern aktuell üblich, lassen sich die Akkus in den Ohrhörern und im Ladecase vom Nutzer nicht selbst austauschen.

Bluetooth 5.2, aptX und AAC

Durch den Umstieg auf Qualcomms 3040-SoC unterstützen die Scendo Snapods Bluetooth 5.2 und nicht mehr nur Version 5.0. Bei den Audio-Codecs werden mit aptX und AAC sowohl für Android als auch iOS Alternativen zu SBC geboten. Einen HD-Codec unterstützen die Scendo Snapods aber nicht.

Bluetooth-Multi-Connect beherrschen die Snapods ebenso wenig. Somit kann immer nur ein Bluetooth-Endgerät zur selben Zeit mit den Ohrhörern verbunden sein.

Scendo Snapods Yobybo Card20 Apple AirPods (Gen 2) (Wireless Charging Case)
Bluetooth-Standard: 5.2 5.0
Audio-Codecs: SBC, AAC, aptX SBC, aptX SBC, AAC
Bedienung: Touch
Akkulaufzeit der Ohrhörer: 5,0 h 4,0 h 5,0 h
Akkulaufzeit mit Ladecase: 45,0 h 20,0 h 24,0 h
Wireless Charging: Ja Ja
ANC:
Einzelnutzung: Ja
IP-Zertifizierung: IPX5 IPX4 Keine
Gewicht je Ohrhörer / nur Ladecase: 3,8/43,0 g 3,5/29,0 g 4,0/40,0 g
USB-Ladeanschluss: USB-C Lightning
Abmessungen Ladecase: 16,00 × 58,00 × 69,00 mm 13,00 × 84,00 × 35,00 mm 53,50 × 44,30 × 21,30 mm
Preis: 69 $ 129 $ ab 239 €

Einzelnutzung mit TrueWireless Mirroring

Statt Qualcomms TrueWireless-Stereo-Plus-Technologie kommt in den Scendo Snapods mit QCC3040 nun die TrueWireless-Mirroring-Technologie zum Einsatz, die eine Einzelnutzung beider Ohrhörer und einen nahtlosen Wechsel zwischen Stereo- und Mono-Betrieb ermöglicht. Nur ein Ohrhörer verbindet sich dabei mit dem Smartphone, der andere „spiegelt“ hingegen den verbundenen Ohrhörer. Dabei wird automatisch und ohne Unterbrechung immer mit dem Ohrhörer eine Verbindung aufgebaut, der das stärkste Bluetooth-Signal liefert. Da sich dies ändern kann, wechselt der verbundene Ohrhörer bei Bedarf automatisch, ohne dass der Nutzer dies bemerkt. Ein Smartphone mit Qualcomm-Chipsatz ist für die Nutzung dieser Technik allerdings Voraussetzung.

In der Praxis funktioniert der Wechsel zwischen Mono und Stereo auch ohne Qualcomm-Chipsatz nahtlos und wird lediglich durch einen kurzen Signalton angezeigt. Beim Herausnehmen des zweiten Ohrhörers aus dem Ladecase ertönt zudem eine Ansage, dass er eingeschaltet wurde. Ob man diese hört, hängt davon ab, wie schnell man ihn ins Ohr setzt.

IPX5 schützt bei Regen

Die Snapods sind nunmehr nach IPX5 gegen Wasser geschützt (Schutz gegen Strahlwasser aus beliebigem Winkel) – eine weitere Verbesserung gegenüber dem ersten Modell, das noch nach IPX4 zertifiziert war. Regen und Schweiß kann ihnen somit nichts anhaben. Das offene Ladecase sollte man hingegen vor zu viel Regen schützen.

Vollständige Touchsteuerung

Die Steuerung erfolgt über die kleinen Touchflächen auf den Ohrhörern, die ein schnelles Tippen erfordern. Dabei wird zwischen ein-, zwei- und dreifachem Tippen und Halten unterschieden. Ein einfaches Tippen rechts erhöht die Lautstärke, ein einfaches Tippen links reduziert sie. Die Musikwiedergabe wird durch zweifaches Tippen auf einen der Ohrhörer gestartet oder pausiert. Dreifaches Tippen aktiviert den Sprachassistenten des Smartphones. Um einen Titel vor oder zurück zu springen, muss die Fläche gedrückt gehalten werden – rechts für vor, links für zurück. Eine Anpassung der Steuerung ist nicht möglich.

Fehleingaben traten im Test sehr selten auf und beschränkten sich auf das Verändern der Lautstärke, was vergleichsweise unproblematisch war. Grundsätzlich ist eine leichte Verzögerung bei der Umsetzung der Eingaben festzustellen, was daran liegt, dass zunächst abgewartet wird, ob der Nutzer noch einmal auf den Ohrhörer tippt.

Kein automatisches Pausieren und Fortsetzen

Eine Funktion, die die Wiedergabe beim Herausnehmen eines Ohrhörers pausiert und beim Einsetzen fortsetzt, bieten die Scendo Snapods nicht.

Keine App, kein Equalizer, keine Updates

Eine App, in der Einstellungen vorgenommen, die Steuerung angepasst oder ein Equalizer genutzt werden kann, bietet Scendo für die Snapods nicht. Funktions- und Leistungsumfang der kabellosen In-Ear-Kopfhörer verharren somit immer auf dem Stand beim Kauf, denn Firmware-Updates lassen sich nicht aufspielen.

Sehr angenehmes Tragegefühl ohne Druck

Da die Scendo Snapods nur ins Ohr gelegt und nicht gedrückt werden, entfalten sie keinen störenden Druck im Ohr und tragen sich auch über Stunden hinweg sehr angenehm. Eine Anpassung an die individuelle Ohrform ist mangels Silikonaufsätzen oder Hüllen nicht möglich. Im Alltag erwies sich der Sitz der Scendo Snapods als völlig unproblematisch und als ausreichend, um ein leichtes Joggen unbeirrt zu überstehen. Darüber hinausgehende sportliche Aktivitäten sind allerdings aufgrund des lockeren Halts nicht uneingeschränkt möglich und sehr vom individuellen Halt abhängig.

Dank der geringen Abmessungen der kleinen Ohrhörer können sie auch unter Mützen getragen werden.