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C:\B_retro\Ausgabe_67\: Windows 98

Sven Bauduin
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C:\B_retro\Ausgabe_67\: Windows 98
Bild: Microsoft

Am 25. Juni 1998 erschien ein Betriebssystem von Microsoft, das alles besser machte als sein populärer Vorgänger Windows 95 und ursprünglich auf den Namen Windows 97 hören sollte: Windows 98 („Memphis“). Insbesondere die zweite Ausgabe des hybriden Betriebssystems, Windows 98 SE („Second Edition“), blieb in guter Erinnerung.

Jeden Sonntag wirft diese Serie einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und interessanten Entwicklungen der Computerszene. Mythen, Meilensteine und Meisterwerke: C:\B_retro\.

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Windows 98

Als Windows 95 am 24. August 1995 erschien, löste das neue Betriebssystem ein wahres Computerfieber aus und PC-Händler und selbst Kaufhäuser in den USA öffneten ihre Türen exakt um Mitternacht für die zu Hunderten kampierende Kundschaft und verkauften Windows 95 auf CD-ROM und 3,5-Zoll-Disketten.

Die hohen Erwartungen an „Chicago“, so der Codename von Windows 95, erfüllte aber erst der Nachfolger „Memphis“ alias Windows 98, welcher zur vollen Marktreife aber ebenfalls zwei Anläufe benötigte.

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Die Entwicklung

Windows 98, entwickelt unter dem Codenamen „Memphis“ und ursprünglich für den November 1997 noch als Windows 97 an Stelle von Windows 95C vorgesehen, durchlief während der rund dreijährigen Entwicklung insgesamt drei Beta-Phasen und eine Pre-Beta-Phase.

Die erste Testversion, das „Windows Memphis Developer Release“, erschien im Januar 1997 und wurde bereits im Juni von der „Windows Memphis Beta 1“ abgelöst. Nachdem Microsoft das anvisierte Release des neuen Betriebssystems in den Frühling des Jahres 1998 verschoben hatte, lief die zweite Beta-Version im Juli 1997 bereits unter der neuen Bezeichnung „Windows 98 Beta 2“. Im Dezember veröffentlichte Microsoft die letzte Beta-Version unter der Bezeichnung „Windows 98 Beta 3“, die erstmals auch einen Upgrade-Pfad von Windows 3.1 und 3.11 mitbrachte.

Im April 1998 näherte sich Windows 98 der Fertigstellung und so wurde der erste Release Candidate freigegeben, welcher ein Ablaufdatum enthielt und im Dezember 1998 nicht mehr gestartet werden konnte.

Auf der COMDEX in Las Vegas, der seinerzeit nach der CeBIT in Hannover zweitgrößte Messe für Computer und Informationselektronik, stellte der damalige Microsoft-CEO Bill Gates das neue Betriebssystem im April der Presse vor.

Bei der Demonstration lag das Hauptaugenmerk auf Plug'n'Play und so versuchte der heutige Marketing-Chef von Microsoft, Chris Capossela, einen Scanner per USB mit dem PC zu verbinden, was in einem Bluescreen of Death („BSOD“) resultierte und Microsoft den Spott der versammelten Fachpresse einbrachte.

Bill Gates selbst reagierte aber gelassen auf den Vorfall und versuchte den Absturz von Windows 98 gekonnt mit einem Scherz zu überspielen.

That must be why we're not shipping Windows 98 yet.

Bill Gates

Am 15. Mai 1998 erreichte Windows 98 schließlich den RTM-Status und wurde aufgrund verschiedener gerichtlicher Auseinandersetzungen, deren Hintergrund der in Windows 98 integrierte Internet Explorer 4.0 war, noch mehrfach verschoben. Am 25. Juni 1998 erschien Windows 98 schlussendlich in der Version 4.10.1998 zu Preisen von umgerechnet rund 200 Euro als Vollversion und 100 Euro als Update.

Der YouTube-Kanal von „Billy O'Reilly“ demonstriert anhand eines ganz frühen „Windows Memphis Developer Release“ mit der Buildnummer 1351 noch einmal die Anfangsphase der Entwicklung.

Die Neuerungen

Windows 98 wurde wie sein Vorgänger als 16-/32-Bit-Hybrid-Betriebssystem konzipiert und verwendete wie alle Windows-Betriebssysteme der Windows-9x-Reihe ein MS-DOS zum Starten und basierte auch zum Teil noch darauf. Windows 98 baute das mit Windows 95 eingeführte echte präemptive Multitasking aus und konnte mit dem mitgelieferten MS-DOS 7.1 auch MS-DOS-Programme ausführen.

Windows 98 war das erste Betriebssystem von Microsoft, das bei jedem ersten erfolgreichen Systemstart des Tages eine Sicherheitskopie der Registry anlegte und erstmals auf 16-Bit-Hintergrundprogramme verzichtete. Zudem wurde mit Windows 98 das Win32 Driver Model („WDM“) eingeführt.

Zudem war Windows 98 das erste Betriebssystem von Microsoft, das einen Betrieb mehrerer Monitore unterstützte.

Alle Neuerungen von Windows 98 gegenüber Windows 95 im Überblick:
  • Einfacherer Internetzugang
  • Höhere Internetintegration
    • Active Desktop
    • Internet Channels
    • Online Support
  • Frontpage Express zum erstellen einfacher Webseiten
  • Schnellstartleiste
  • Favoriten direkt im Startmenü
  • Leistungsfähigere Suchfunktion
  • DVD-Unterstützung
  • Wartungsassistent hilft Windows zu optimieren
  • Dienstprogramm „Dr. Watson“ protokolliert Softwarefehler
  • Taskplaner
  • NetMeeting für Onlinekonferenzen
  • Outlook Express
  • Mehr-Monitor Betrieb
  • USB-Unterstützung

Die Benutzeroberfläche stellte eine Weiterentwicklung von Windows 95 dar und unterschied sich vor allem durch die standardmäßige Integration des Internet Explorer 4.0 und seiner Desktop-Erweiterung. Dieser wurde bereits mit Windows 95C integriert und nachträglich für alle Versionen von Windows 95 Versionen und Windows NT 4.0 ausgerollt.

Da Windows 95C und das enthaltene Service Release 2.5 seinerzeit nur mit einem neuen PC ausgeliefert wurden, standen diese Neuerungen sowie das neue Dateisystem FAT32 und die erweiterte Treiber-Datenbank mit Windows 98 erstmals allen Anwendern zur Verfügung. Privatanwender erhielten von Microsoft bis zum 30. Juni 2002 offiziell Support für Windows 98, der Extended Support für Unternehmen endete am 11. Juli 2006.

Die Hardware

Um Windows 98 Build 4.10.1998 am 25. Juni 1998 ordnungsgemäß installieren und auch nutzen zu können, waren folgende Systemvoraussetzungen vom Anwender zu erfüllen:

  • PC mit einem 486DX oder 486SX mit 33 MHz (oder höher)
    • PC mit einem 486DX2 mit 66 MHz (oder höher) für Windows 98 SE
  • 16 MB Arbeitsspeicher
    • 24 MB Arbeitsspeicher für Windows 98 SE
  • 120 bist 295 MB freier Festplattenspeicher
    • 140 bis 315 MB freier Festplattenspeicher für Windows 98 SE
  • CD-ROM- oder DVD-ROM-Laufwerk (bootfähig)
  • VGA-kompatible Grafikkarte
  • Maus oder kompatibles Zeigegerät

Die genannten Systemvoraussetzungen wurden von Microsoft als sinvoller Mindeststandard für einen ordnungsgemäßen Betrieb von Windows 98 ausgewählt, in der Praxis lief das Betriebssystem auch auf älterer und schwächerer Hardware.

Mit Windows 98 SE („Second Edition“), das am 5. Mai 1999 erschien und vor allem eine verbesserte USB-Unterstützung, erweiterte Netzwerkfunktionen sowie die sogenannte Internetverbindungsfreigabe („ICS“), DirectX 6.1, den Internet Explorer 5.0 und den Windows Media Player 6.1 mitbrachte, stiegen die Systemanforderungen leicht.

Vielen Anwendern werden auch die folgenden beiden Screens in Erinnerung geblieben sein, die nach dem Beenden von Windows 98 angezeigt wurden.

Windows 98 wird heruntergefahren
Windows 98 wird heruntergefahren (Bild: WinHistory.de)
Der PC darf ausgeschaltet werden
Der PC darf ausgeschaltet werden (Bild: WinHistory.de)

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    0,2 %
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  • Windows NT 4.0
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