Obarun: Arch Linux ohne Systemd als Schweizer Taschenmesser

Sven Bauduin
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Obarun: Arch Linux ohne Systemd als Schweizer Taschenmesser
Bild: Obarun

Obarun ist eine Linux-Distribution aus der Schweiz ohne die Prozess-ID 1 Systemd, welche auf Arch Linux basiert und besonders erfahrene Anwender adressiert. Durch den Status als Rolling Release und den Zugriff auf die Repositorien von Arch sowie auf die Arch User Repository (AUR) ist das freie Betriebssystem besonders aktuell.

S6 init als alternative Prozess-ID 1

Anstelle des in der Linux-Community häufig diskutierten init-Prozesses Systemd, setzt Obarun, das soeben frische Systemabbilder mit dem Stand „2021-07-26“ erhalten hat, auf S6 init, der als Alternative für die vakante Position des als erstes gestarteten Prozesses und zum Starten, Überwachen und Beenden weiterer Prozesse dient.

Obarun mit KDE Plasma 5
Obarun mit KDE Plasma 5 (Bild: Obarun)

Auch wenn als Arbeitsumgebung selbstverständlich auch alle großen und vollwertigen Desktop-Umgebungen in aktuellster Form, wie beispielsweise KDE Plasma 5.22.3 und Gnome 40.3 oder auch Xfce 4.16, verfügbar sind, begrüßt Obarun den Benutzer nach einer textbasierten Installation mit dem leichten Joe's Window Manager (JWM).

Die Grundsätze und Prinzipien sowie den grundlegenden Gedanken hinter Obarun erklärt Eric Vidal, der führende Kopf sowie Chef-Entwickler des Schweizer Betriebssystems, auf der offiziellen Website wie folgt.

The goal of Obarun is to provide an alternative for people looking for more simplicity and transparency in maintaining their systems.

Obarun is not designed with beginners to Linux in mind, but Obarun's community is dedicated in helping anyone with the will to try it.

Obarun is based on Archlinux, but incorporates several changes, modifications, additions, in its effort to run reliably, without systemd and its intrusive byproducts.

Obarun separates the init and service management from the rest of the system that should be chosen "freely" by the user/sys-admin.

Eric Vidal, Obarun

Erfahrene Anwender erhalten bei der Administration ihres System Unterstützung von einem sogenannten „System Maintainer Helper“, der im Falle von Obarun auf die Bezeichnung Pacops hört. Mit Hilfe des zentralen Paketmanagers Pacman installieren Administratoren schnell die neuesten Softwarepakete.

Die Entwickler hinter Obarun sehen ihr Betriebssystem als Grundlage für andere Projekte, die Arch Linux als Systembasis verwenden möchten, aber den durchaus umstrittenen init-Manager Systemd ablehnen.

Mehr Transparenz für Profis

Nach Auffassung der Obarun-Entwickler arbeitet die S6 Supervision Suite effizienter, stabiler, transparenter und offener als das komplexe Systemd und richtet sich deshalb eher nach den traditionellen Grundsätzen von Unix, GNU und Linux sowie freier Software.

Das 1,3 GB große Systemabbild von Obarun 21-07-26 (ISO) ist auf x86_64 optimiert und eignet sich nicht für Einsteiger oder den produktiven Einsatz im privaten oder geschäftlichen Umfeld sowie Systeme mit sensiblen Daten.

Mit dem integrierten Fenster-Manager JWM ermöglicht es experimentierfreudigen Interessierten jedoch einen tiefen Einblick in die Konzeption von Arch Linux mit einem alternativen Prozessmanagement zu kombinieren.

Weitere Informationen liefert die offizielle Website und die Projektseite auf der Entwicklerplattform GitHub. Hilfestellung leistet das Forum und die Dokumentation der Distribution. Die Installation von Obarun demonstriert ein Video auf dem offizielle YouTube-Kanal des Projekts.

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