OnePlus Nord 2 im Test: MediaTek statt Qualcomm liefert die Leistung

Mit dem Nord 2 läutet OnePlus zumindest in der Smartphone-Mittelklasse die Abkehr von Qualcomm ein und setzt stattdessen auf ein System on a Chip von MediaTek. OnePlus selbst bezeichnet den eingesetzten Prozessor „Dimensity 1200 AI“ und spricht von einem exklusiven Deal, die Redaktion konnte aber keinen Unterschied zum Dimensity 1200 feststellen, der aktuell das Flaggschiff von MediaTek bildet.

MediaTek mag ein nicht ganz so guter Ruf im Vergleich zu Qualcomm vorauseilen, vor allem die Android-Custom-ROM-Szene sieht den Einsatz mangels Treibern und Support kritisch. Fakt ist aber, dass der Blick auf die reinen Eckdaten erst einmal keinen größeren Abstand zu vergleichbaren Lösungen von Qualcomm erkennen lässt. MediaTek spart sich zwar eigene Namen für die CPU-Kerne, letztlich kommen aber auch in den Snapdragon-Prozessoren nur Cortex-A78-Kerne zum Einsatz.

Dimensity 1200 im Benchmark

Im Dimensity 1200 werkeln vier Cortex-A78 und vier Cortex-A55. Einer der Cortex-A78 darf als Prime-Core auf bis zu 3,0 GHz gehen, die anderen belässt MediaTek bei maximal 2,6 GHz. Und für die Efficiency-Cores setzt MediaTek das Limit bei 2,0 GHz. Im direkten Vergleich etwa zum Snapdragon 888 fehlt somit der „fette“ Cortex-X1 als „echter“ Prime-Core, schnell zu Werke gehen aber auch die Cortex-A78.

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Die erste Generation OnePlus Nord nutzte noch den Snapdragon 765G mit einem 1+1+6-Aufbau, der sich in zwei unterschiedlich hoch getaktete Cortex-A76 und sechs Cortex-A55 aufteilte. Ein zum Dimensity 1200 vergleichbares Produkt hätte OnePlus erst mit dem Snapdragon 778G und 780G von Qualcomm bekommen oder direkt zum Snapdragon 888 greifen müssen, der in dieser Preisklasse aber unrealistisch gewesen wäre. Warum für das Nord 2 nicht der Snapdragon 780G gewählt wurde, lässt sich nur mutmaßen. Es hat aber vermutlich etwas mit den höheren Einkaufspreisen von Qualcomm zu tun, wenngleich diese und auch die von MediaTek nicht öffentlich sind.

Für das Nord 2 bedeutet der Wechsel vom Snapdragon 765G mit Cortex-A76 zum Dimensity 1200 mit Cortex-A78 einen Zuwachs von 30 Prozent in der Single-Core-Leistung des Geekbench 5.1. Im Multi-Core-Benchmark liegt der Zuwachs mit 32 Prozent auf vergleichbarem Niveau. Im neuen PCMark 3.0, für den der Redaktion noch wenige Vergleichswerte vorliegen, dürften diese Zugewinne hingegen nicht gelten, da ein Pixel 5 (Test) mit dem gleichen Snapdragon 765G noch knapp vor dem Nord 2 landet. Der PCMark 3.0 führt praxisnahe Aufgaben wie Browsing, Videobearbeitung, Fotobearbeitung, das Öffnen/Bearbeiten/Schreiben von Dokumenten und das Parsen von Daten aus einer Vielzahl von Dateiformaten durch.

Deutlich höhere Spieleleistung

Durch den Abschied von Qualcomm kommt bei der Grafikeinheit jetzt ein aktuelles Modell mit der 2019 vorgestellten Valhall-Architektur von ARM statt einer Adreno-GPU zum Einsatz. Der Wechsel zur Mali-G77 MC9 hat auch in diesem Bereich des SoCs einen positiven Effekt, der sich durch alle Benchmarks zieht. Die größere Lücke, die bei Qualcomm zwischen den SoCs der oberen Mittelklasse und der Oberklasse im Bereich GPU klafft, füllt die Mali-GPU gut. Im anspruchsvollen Aztec-Ruins-Benchmarks des GFXBench liefert die Mali-G77 MC9 mehr als die doppelte Leistung einer Adreno 620 und kommt teils der Adreno 650 des Snapdragon 865/870 nahe. Mehr als die doppelte Leistung im Vergleich zum ersten Nord gibt es auch in den Benchmarks Car Chase und Manhattan.

Vor allem im Bereich GPU und damit der Spieleleistung hat sich der Griff zum Dimensity 1200 gelohnt, weil Qualcomm in dieser Klasse kein passendes Gegenstück hat. Denn erst mit den GPUs aus den Snapdragon-800-SoCs gäbe es wieder mehr Leistung.

Unter Dauerlast setzt spät Throttling ein

Bei der unter Dauerlast nach mehreren Durchläufen mit Benchmarks abrufbaren Leistung schwächelt der Dimensity 1200 hingegen etwas im späteren Verlauf. Zunächst noch stabile Leistung liefernd, stellt sich nach etwa 15 Minuten Dauerlast sowohl im 3DMark Wild Life Unlimited Stress Test als auch im GFXBench Manhattan 3.1 1080p Offscreen ein Leistungsverlust ein. Das Auf und Ab im 3DMark verdeutlicht, dass es zunächst einen Durchgang mit weniger Leistung und einer Phase der Abkühlung braucht, bevor wieder mehr Leistung geliefert werden kann. Im GFXBench erzielt der Chip hingegen über zehn Durchläufe die gleiche Leistung, sackt aber zum Ende hin ab, ohne sich wieder zu erholen. Oberhalb des Snapdragon 765G liegt die Leistung jedoch auch dann noch.

Schneller Speicher ohne Erweiterung

Erfreulich ist, dass OnePlus in puncto Speicher mit UFS 3.1 diesmal keine Sparmaßnahmen vollzieht und weitgehend Leistung auf Top-Niveau abliefert. Beim sequenziellen Lesen und Schreiben haben sich die Übertragungsraten mehr als verdoppelt und vor allem beim Schreiben belegt das Nord 2 in der getesteten Variante mit 256 GB sogar den Spitzenplatz im Ranking. Ob die Werte eins zu eins auch auf das Basismodell mit 128 GB anzuwenden sind, kann die Redaktion nicht beantworten. Deutliche Verbesserungen von 60 und 80 Prozent beim wahlfreien Lesen respektive Schreiben unterstreichen, dass OnePlus beim Speicher diesmal liefert statt spart. Beide Konfigurationen des Smartphones lassen sich nicht mittels microSD-Karte erweitern.

OxygenOS 11.3 mit Update-Zusagen

Bei der Software setzt das Nord 2 auf OxygenOS 11.3, das wiederum auf Android 11.0 basiert. Zum Zeitpunkt des Tests kam Build DN2103_11_A.05 zum Einsatz, die mit den Sicherheit-Updates vom Juni dieses Jahres versehen war, während Google und teils auch Samsung bereits die Juli-Patches an ihre Geräte verteilen. Gemäß der neuen Update-Strategie sind für alle Smartphones der Nord-Serie zwei Android-Hauptversionen und drei Jahre Sicherheits-Updates vorgesehen. Das Nord 2 müsste demnach Android 12 im Spätsommer bis Herbst und Android 13 im kommenden Jahr erhalten.

Zum Start noch Probleme mit einzelnen Apps

Auf dem Testgerät kam eine noch frühe Version von OxygenOS zum Einsatz, die für Endkunden vermutlich noch einmal zum Verkaufsstart aktualisiert werden wird. Google Pay ließ sich zum Beispiel erst nach einem Update auf die genannte Build einrichten, zuvor vermutete Google ein modifiziertes respektive gerootetes Smartphone und verweigerte den Dienst. Apps wie Netflix und Disney+ ließen sich auf dem Nord 2 mit der zum Test aktuellen Version des Betriebssystems nicht ausführen. Alle bekannten größeren Anwendungen rund um Social Media, Messenger und Car-Sharing liefen aber problemlos.