Ryzen 7 5700X & Ryzen 5 5500 im Test: AMDs kleinste 8- und 6-Kern-Zen-3-CPUs sind zu spät dran

Volker Rißka
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Ryzen 7 5700X & Ryzen 5 5500 im Test: AMDs kleinste 8- und 6-Kern-Zen-3-CPUs sind zu spät dran

AMDs Ryzen 7 5700X und Ryzen 5 5500 komplettieren endlich den Zen-3-Einstiegsbereich. Doch die CPUs überzeugen im Test nur bedingt. Der Ryzen 7 5700X wurde zwar quasi seit Ende 2020 erwartet, während der Ryzen 5 5500 endlich einen günstigen 6-Kern-Prozessor markiert, doch inzwischen heißt der Gegner Intel Alder Lake.

Späte Nachzügler mit Zen 3

Lange, für viele Beobachter fast zu lange hat sich AMD Zeit gelassen, bis das Unternehmen das Ryzen-5000-Portfolio bestehend aus Ryzen 9 5950X & 5900X, Ryzen 7 5800X und Ryzen 5 5600X ausgebaut hat: Im November 2020 kam die Serie auf den Markt, erst im Frühjahr 2022 folgte die Ergänzung. Nur in ausgewählten Märkten hatte es bereits Sondermodelle für OEMs gegeben und die Zen-3-APUs (Ryzen 5000G) waren und sind ebenfalls keine Schnäppchen.

Gekommen um parallel zu Zen 4 zu bleiben

Ein echter Konter gegen Intels Alder Lake ist die Ergänzung – abgesehen vom in Spielen mindestens wieder auf Augenhöhe bei den FPS agierenden und in Sachen Effizienz weit enteiltem Ryzen 7 5800X3D (Test) – aber kaum noch, sondern wohl eher ein Grundstein für die Zukunft. Denn zum Start von Zen 4 in der zweiten Jahreshälfte wird ein ähnliches Spiel wie bei Zen 3 erwartet: Das teure High-End-Segment bekommt die Neuheiten zuerst, der Einstieg bleibt beim Alten. Deshalb sind die neuen AMD Ryzen 7 und Ryzen 5 gekommen, um noch eine ganze Weile zu bleiben.

Einen Blick wirft ComputerBase im Test auf die beiden interessantesten Varianten des Frühjahrs-Line-ups – natürlich neben dem bereits ausführlich getesteten AMD Ryzen 7 5800X3D. Auf dem Prüfstand stehen der Ryzen 7 5700X mit 8 Kernen und 16 Threads bei 65 Watt sowie das günstigste Modell mit sechs Kernen: der Ryzen 5 5500.

Die Neulinge in der AMD-Modellpalette

Vier Modelle ergänzen vier bereits bestehende, so sah es AMDs Plan vor. Der Fokus lag auf dem günstigeren Markt für die Masse, weshalb maximal 8 Kerne ins Spiel kommen – die beiden Ryzen 9 mit 12 und 16 Kernen bleiben also in dieser Generation allein an der Spitze des DIY-Marktes. In der Übersicht sieht das folglich auch logisch strukturiert aus.

Kerne/Threads Takt Basis/Turbo L3 TDP Preis Kaufen
UVP Marktpreis*
AMD Ryzen 9 5950X 16/32 3,4/4,9 GHz 64 MB 105 W 799 Euro ab 347 Euro Bestpreis*
AMD Ryzen 9 5900X 12/24 3,7/4,8 GHz 64 MB 105 W 549 Euro ab 246 Euro Bestpreis*
AMD Ryzen 7 5800X3D 8/16 3,4/4,5 GHz 32+64 MB 105 W 489 Euro ab 279 Euro Bestpreis*
AMD Ryzen 7 5800X 8/16 3,8/4,7 GHz 32 MB 105 W 449 Euro ab 188 Euro Bestpreis*
AMD Ryzen 7 5700X 8/16 3,4/4,6 GHz 32 MB 65 W 299 USD ab 159 Euro Bestpreis*
AMD Ryzen 5 5600X 6/12 3,7/4,6 GHz 32 MB 65 W 299 Euro ab 127 Euro Bestpreis*
AMD Ryzen 5 5600 6/12 3,5/4,4 GHz 32 MB 65 W 199 USD ab 109 Euro Bestpreis*
AMD Ryzen 5 5500 6/12 3,6/4,2 GHz 16 MB 65 W 159 USD ab 93 Euro Bestpreis*
fett = Neuvorstellungen im April 2022
* Kleinster Preis im Preisvergleich

Problematisch ist für alle neuen Prozessoren die preisliche Einordnung im Handel. Alle Neulinge orientieren sich am UVP, das ist erst einmal eine gute Nachricht. Doch nach fast 1,5 Jahren im Markt haben sich die Preise der alteingesessenen CPUs deutlich nach unten orientiert. Das führt dazu, dass die neuen Modelle oft nur 20 Euro unterhalb rangieren und so mitunter keinen Sinn ergeben – der neue Ryzen 5 5600 ist hier das beste respektive schlechteste Beispiel und kaum eines Blickes wert. Aber auch der 5700X ist hart an der Grenze, für ihn spricht immerhin eine geänderte TDP-Einstufung als weitere Abgrenzung zu den bisherigen Ryzen 7. Mit sich ändernden Preisen wird das Portfolio allerdings zunehmend auseinanderdriften und die kleineren Prozessoren (hoffentlich) interessanter.

Denn das Preisproblem haben die neuen AMD-Prozessoren auch an anderer Stelle, nämlich beim Blick zum Mitbewerber. Dort gibt es mit den Intel Core i5-12400 und 12500 (Test) sowie den Intel Core i5-12600K und Intel Core i7-12700 (Test) extrem starke Exemplare, die sich für alle Lebenslagen sehr gut eignen und von 170 bis knapp 400 Euro aufgestellt sind.

AMD Ryzen 5 5500 und AMD Ryzen 7 5700X im Test
AMD Ryzen 5 5500 und AMD Ryzen 7 5700X im Test

Der AMD Ryzen 7 5700X im Detail

Der AMD Ryzen 7 5700X gehört zur Familie der Vermeer genannten Prozessoren, die auf das Chiplet-Design setzen. Ein CPU-Die mit acht Kernen wird auf dem Package von einem I/O-Die (IOD) flankiert, in dem Speichercontroller, PCIe-Lanes und mehr stecken. Er ist damit kein anderes Produkt als der vor 1,5 Jahren vorgestellte Ryzen 7 5800X – mit Ausnahme der TDP. Sie liegt bei 65 statt 105 Watt für den 5800X.

An die TDP gekoppelt ist bei AMD auch der Grenzwert, den CPUs mit Einsatz des Turbos bei ausreichender Kühlung verbrauchen dürfen. Bei den 105-Watt-Varianten ist dies stets der Faktor 1,35 der TDP, also 142 Watt. Bei den 65-Watt-Modellen, so wie bereits beim Ryzen 5 5600X, greift jedoch ein kleinerer Faktor: 76 Watt werden hier letztlich als Grenzwert definiert. Exakt diese 76 Watt erhält auch der Ryzen 7 5700X als maximales Power-Target.

AMD Ryzen 7 5700X kratzt stets am Powerlimit
AMD Ryzen 7 5700X kratzt stets am Powerlimit

Das sorgt bereits auf dem Papier nun für deutlich größere Unterschiede innerhalb der Ryzen 7: 142 Watt darf ein Ryzen 7 5800X verbrauchen, nur 76 Watt hingegen ein Ryzen 7 5700X. Das wird sich im Takt und damit auch in Tests widerspiegeln. Vor allem eben dann, wenn alle Kerne gefordert sind und diese Leistung abrufen wollen.

Der AMD Ryzen 5 5500 im Detail

Der kleinste 6-Kern-Prozessor der 5000er-Serie ist trotz ähnlich klingendem Namen ein ganz anderer. Hier steckt kein Vermeer unter dem Heatspreader, sondern der einzelne monolithische Die der APUs aus der Cezanne-Familie. Eine APU, also ein Prozessor mit Grafikeinheit, ist die Lösung hier aber nicht mehr, denn AMD hat die iGPU deaktiviert.

AMDs APUs trennen kleine technische Details von den klassischen CPUs. Neben dem einzelnen Die auf dem Package, das alle Funktionen bereithält, muss diese Serie aufgrund des Platzbedarfs von L3-Cache mit nur der Hälfte auskommen: 16 statt 32 MByte. Das kann durchaus Auswirkungen auf die Leistung haben. Nicht so sehr in klassischen Anwendungen, aber in Spielen umso deutlicher, wie der Test der APUs Ryzen 5 5600G und Ryzen 7 5700G im letzten Sommer offenbarte.

AMD Ryzen 5 5500 mit Luft nach oben dank 88 Watt PPT
AMD Ryzen 5 5500 mit Luft nach oben dank 88 Watt PPT

Doch der einzelne Chip hat auch Vorteile. Das „alte Design“ des IODs in 14/12-nm-Technik der Vermeer-Prozessoren schluckt beispielsweise eine Menge Strom, der Ryzen 5 5500 ist so im Leerlauf als auch in vielen Teillast-Szenarien deutlich stromsparender unterwegs. Und obwohl seine TDP bei 65 Watt liegt, darf er entgegen dem Ryzen 7 5700X überraschenderweise im Turbo auf bis zu 88 Watt hinauf – der klassische AMD-TDP-Turbo-Faktor von 1,35 liegt hier wieder an. Dieses Potenzial wird in der Regel jedoch nicht ausgeschöpft, dafür hat AMD den Takt zu stark begrenzt.

Kompatibilität zur AM4-Plattform

Beide Neulinge sitzen mit ihren Spezifikationen unterhalb bereits bekannter und lange verfügbarer Modelle, weshalb die Unterstützung in nahezu jedem aktuellen Mainboard für Sockel AM4 mit 400er- und 500er-Chipsatz auf dem Markt ebenfalls gegeben ist. Der AMD Ryzen 7 5700X kann dort seinen im Test auch nachvollzogenen Maximaltakt von 4,65 GHz im Turbo ausspielen, der Ryzen 5 5500 erreicht 4,25 GHz. Das ist typisch für AMDs Prozessoren – hier gibt es gern einige MHz obendrauf, sofern die Parameter stimmen. Der Hersteller hat seit Ryzen 5000 aus alten Fehlern der Vergangenheit gelernt.

In naher Zukunft könnte der Support sogar noch etwas erweitert werden: Mit AGESA 1.2.0.7 plant AMD mit Partnern, ausgewählte ältere Mainboards mit AMD-300-Chipsatz (X370, B350) kompatibel zu den neuen CPUs zu machen. Gerade von diesen Boards könnte sich mitunter eine günstige Aufrüst-Option aufmachen, denn wie im Test klar wird, sind die Prozessoren am besten für Kunden geeignet, die bereits ein Board vorweisen können.

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25 Jahre ComputerBase!
Im Podcast erinnern sich Frank, Steffen und Jan daran, wie im Jahr 1999 alles begann.