Shokz OpenRun Pro im Test: Knochenschall-Kopfhörer für Sportler

Frank Hüber
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Shokz OpenRun Pro im Test: Knochenschall-Kopfhörer für Sportler

Der Shokz OpenRun Pro ist ein Knochenschall-Kopfhörer für den Sport. Klanglich müssen Technologie-bedingt einige Abstriche in Kauf genommen werden. Sein Einsatzbereich ist deshalb eng gefasst, doch überzeugt er darin durch andere Qualitäten.

Der OpenRun Pro ist ein Knochenschall-Kopfhörer für Sportler und das neue Topmodell von Shokz, ehemals AfterShokz. Ein sicherer Halt beim Sport soll der Titanbügel sicherstellen, während man seine Umgebung dank offener Ohrmuscheln nicht ausblendet, so dass Gefahrenquellen beim Training uneingeschränkt wahrgenommen werden können. Eine längere Akkulaufzeit von bis zu zehn Stunden, verbesserte Mikrofone und mehr Bass im Vergleich zum Vorgänger sollen zusätzliche Käufer überzeugen.

Der Shokz OpenRun Pro ist in den Farbausführungen Schwarz und Blau für 189,95 Euro etwa bei Amazon verfügbar*. Beige und Pink sollen als weitere Varianten folgen. Um den Kopfhörer verstauen zu können, wird eine Hartschalen-Tragetasche mitgeliefert, in deren Deckel auch das beiliegende, magnetisch arretierende USB-A-Ladekabel verstaut ist.

Technische Daten und Funktionen der OpenRun Pro

Bone-Conduction-Technologie

Shokz hat sich der Knochenschall-Technologie verschrieben, bei der keine Schallwellen über die Luft durch die Gehörgänge ans Innenohr geleitet werden, sondern der Ton über Vibrationen an den Wangenknochen ans Innenohr transportiert wird. Die Ohren bleiben frei, der Träger nimmt seine Umgebung weiterhin war, es entsteht kein Druck im Ohr und das Trommelfell wird auch geschützt. Doch frei von Nachteilen ist die Technik ob dieser Vorzüge nicht, denn die Schallübertragung über die Wangenknochen ist weniger detailliert und klingt in der Regel weniger natürlich, als es normale Schallwellen vermögen. Funktionen wie ANC bieten die Knochenschall-Kopfhörer nicht. Die neunte Generation der patentierten Bone-Conduction-Technologie heißt Shokz TurboPitch und soll kraftvollere Bässe und besonders klare Höhen bei gleichzeitig optimiertem Vibrationsverhalten bieten.

Bluetooth 5.1 mit Multipoint

Für die Funkübertragung setzt Shokz beim OpenRun Pro auf Bluetooth 5.1. Audio-Codecs spielen bei Knochenschall-Kopfhörern eine nachgelagerte Rolle, der Hersteller setzt deshalb nur SBC ein. Den Frequenzgang gibt das Unternehmen mit 20 bis 20.000 Hz, die Empfindlichkeit mit 105 dB an.

In der neuen Shokz-App kann zudem Bluetooth-Multipoint aktiviert werden, um den OpenRun Pro mit mehreren Endgeräten gleichzeitig zu koppeln und die Wiedergabe nahtlos zwischen diesen zu wechseln. So muss nicht jedes Mal manuell die Verbindung auf einem Endgerät getrennt und auf dem anderen initialisiert werden, um zwischen diesen zu wechseln.

Vor und hinter dem Ohr

Der OpenRun Pro setzt auf einen flexiblen Titanbügel, der die beiden Treiber und Bedienelemente des Kopfhörers miteinander verbindet und um die Ohren des Trägers verläuft. Die Einheit, die die Vibrationen erzeugt, sitzt vor den Ohrmuscheln. Hinter den Ohren befinden sich die Akkus und rechts zudem die Steuerknöpfe, die die Multifunktionstaste am linken Treiber ergänzen. Der gesamte Kopfhörer ist gummiert. Der Bügel lässt sich zwar biegen, aber nicht in seiner Länge anpassen. Um allen Köpfen gerecht zu werden, fällt er deshalb vergleichsweise groß aus, so dass bei den meisten Trägern eine Lücke von mehreren Zentimetern zwischen Bügel und Hinterkopf zurückbleibt. Im Alltag stört dies nicht, wenn man keine Jacken trägt, deren Kragen oder Kapuze an den Bügel stößt. Mützen lassen sich aber nicht über dem OpenRun Pro tragen. Fahrradhelme machen dann keine Probleme, wenn sie den unteren Hinterkopf freilassen. Brillenträger müssen hingegen prüfen, ob die gleichzeitige Verwendung einer Brille und der Kopfhörer für sie eine Option ist.

Shokz OpenRun Pro: Flexibler Bügel mit viel Platz
Shokz OpenRun Pro: Flexibler Bügel mit viel Platz

Der OpenRun Pro wiegt insgesamt 29 g. Was im Vergleich zu In-Ear-Ohrhörern mit nur jeweils 5 g zunächst viel erscheint, ist im Alltag aber aufgrund der anderen Bauweise keine Last.

10 Stunden Akkulaufzeit und „MagSafe“

Ein klassisches Ladecase besitzen der OpenRun Pro nicht. Zum Laden muss er aus der Transporttasche genommen werden. Das USB-Ladekabel dockt magnetisch an den Ladepunkt an der rechten Seite des Kopfhörers an. Der Mechanismus ähnelt Apples MagSafe, das Kabel wird also sicher in Position gehalten, kann aber jederzeit einfach entfernt werden, da es nicht ins Gerät gesteckt wird. Verliert man das mitgelieferte Kabel oder wird es beschädigt, hat man jedoch auch nicht so einfach Ersatz zur Hand wie bei klassischen USB-C-Ladekabeln.

Die Akkulaufzeit der OpenRun Pro gibt Shokz mit bis zu 10 Stunden an. Eine Schnellladefunktion soll nach 5 Minuten Ladezeit für weitere 1,5 Stunden Wiedergabe sorgen. Das vollständige Aufladen des Akkus mit 140 mAh dauert rund 1 Stunde. Im Test hält der Shokz OpenRun Pro sogar 10:20 Stunden durch.

IP55 gegen Staub und Wasser

Der magnetische Ladekontakt sorgt ebenfalls dafür, dass der OpenRun Pro nach IP55 gegen Staub und Strahlwasser geschützt ist. Er kann also problemlos bei Regen getragen werden und auch Schweiß beim Sport macht ihm nichts aus. Untertauchen sollte man ihn aber nicht. Wer Kopfhörer mit Knochenschall fürs Schwimmen sucht, für den hat Shokz das Modell OpenSwim im Programm. Es ist nach IP68 geschützt und kann daher sogar beim Schwimmen getragen werden. Zudem verfügt er über einen internen Speicher, um ihn beim Schwimmen autark ohne Smartphone einsetzen zu können.

Drei Tasten zur Bedienung

Im Vergleich zum Vorgänger hat Shokz die Bedienknöpfe vergrößert, die Position und das Konzept aber unverändert gelassen. Am linken Element vor dem Ohr ist eine Multifunktionstaste zur Steuerung der Wiedergabe, am rechten hinteren Element hingegen die Lautstärkesteuerung platziert – hinten leiser, vorne lauter. Die Taste zum Erhöhen der Lautstärke dient auch als Ein-/Ausschalter. Um sie über Bluetooth zu koppeln, muss diese Taste bei ausgeschaltetem Kopfhörer fünf Sekunden lang gedrückt werden. Der aktuelle Ladestand kann abgefragt werden, indem die +-Taste kurz gedrückt wird, wenn keine Musik wiedergegeben wird.

Die Multifunktionstaste steuert die Wiedergabe. Ein einmaliges Drücken startet und pausiert die Wiedergabe oder nimmt einen Anruf entgegen. Wird sie während der Wiedergabe zwei Mal gedrückt, wird einen Track vorgesprungen, dreifaches Drücken springt einen Titel zurück. Wird die Taste gedrückt gehalten, wird der Sprachassistent des verbundenen Smartphones aufgerufen.

Funktionen wie das automatische Pausieren der Wiedergabe, wenn der Kopfhörer abgenommen wird, bieten der OpenRun nicht. Eine Anpassung der Steuerung ist nicht möglich, aber auch nicht erforderlich. Zu Fehleingaben kommt es nicht, da kein Touch eingesetzt wird.

Neue App mit rudimentären Funktionen

Shokz bietet sowohl für Android als auch für iOS eine neue App für den OpenRun Pro an, in der sich der Klang über einen Equalizer anpassen, die Firmware aktualisieren und der Akkuladestand einsehen lässt. Zudem muss Bluetooth-Multipoint wie eingangs erwähnt zunächst in der App aktiviert werden, um es nutzen zu können.

Der Equalizer weist zwei vorgegebene Profile auf: „Standard“ und „Gespräch“. Eigene Profile lassen sich nicht erstellen, die vorhandenen nicht anpassen. Während „Standard“ für die Musikwiedergabe vorgesehen ist, werden beim Profil „Gespräch“ Zwischenfrequenzen verstärkt, um gesprochene Stimmen verständlicher zu machen, etwa für Podcasts, so Shokz. Der Modus reduziert den Bass allerdings quasi vollständig, so dass er wirklich nur für Sprache gut geeignet ist.

Der Funktionsumfang der App hält sich demnach in Grenzen. Der Nutzer hat aber zumindest die Möglichkeit, durch Firmware-Updates von Verbesserungen zu profitieren.

Sicherer Halt auch beim Sport

Zum Sitz wurden eingangs bereits ein paar Worte verloren. Generell hält der OpenRun Pro seine Position problemlos, verrutscht aber wie geschildert immer dann, wenn der hintere Bügel gegen den Körper oder Jacken, Kapuzen oder Rücksäcke stößt. Problematisch ist dies im Alltag jedoch in aller Regel nicht. Das Tragen des OpenRun Pro ist deshalb anfänglich in erster Linie ungewohnt, einerseits wegen des Bügels über den Ohren und andererseits wegen der Treiber vor der Ohrmuschel. Da der Kopfhörer keinerlei Druck entfaltet, trägt er sich allerdings angenehmer als In-Ear-Modelle, bei denen Silikonaufsätze in den Gehörgang gedrückt werden.

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