Snapdragon X70: Qualcomm baut ersten 5G-SA-mmWave-Link ohne Anker auf

Nicolas La Rocco
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Snapdragon X70: Qualcomm baut ersten 5G-SA-mmWave-Link ohne Anker auf
Bild: Qualcomm

Im Rahmen der Hausmesse 5G Summit hat Qualcomm den erfolgreichen Aufbau einer 5G-SA-Verbindung im Millimeterwellenspektrum ohne den üblicherweise benötigten Anker im Sub-6-GHz-Spektrum bekannt gegeben. Qualcomms Modem-RF-Lösung der 5. Generation soll zum Ende des Jahres in ersten Smartphones zum Einsatz kommen.

Die reine mmWave-Verbindung konnte Qualcomm erfolgreich im eigenen Labor am Firmenstandort in San Diego aufbauen und dabei eine Geschwindigkeit von 8,3 Gbit/s im Downlink erreichen. Das zum MWC Ende Februar vorgestellte Snapdragon X70 mit integriertem KI-Prozessor ist für Geschwindigkeiten von bis zu 10 Gbit/s im Down- respektive 3,5 Gbit/s im Uplink ausgelegt. Zum 5G Summit stand aber weniger der erreichte Durchsatz des Modems im Fokus, sondern die Art der Verbindung.

Der Verbindungsaufbau erfolgte zwischen einem Testgerät von Qualcomm, das bereits mit dem Snapdragon X70 bestückt war, und dem Protocol R&D Toolset der Firma Keysight, die Testgeräte für die Entwicklung von 5G-Geräten anbietet. An dieser Stelle muss also zwischen einem Erfolg im Labor und Versuchen in freier Wildbahn unterschieden werden.

8CA mit 800 MHz für 8,3 Gbit/s

Dabei ist es Qualcomm gelungen, im 26-GHz-Band (n258) der sogenannten Frequency Range 2 eine Verbindung über acht Frequenzblöcke (8CA) mit jeweils 100 MHz aufzubauen, sodass über insgesamt 800 MHz Bandbreite ein Downlink von 8,3 Gbit/s möglich war. Der Link wurde „Standalone“ (SA), also ohne Ankerband im Sub-6-GHz-Spektrum aufgebaut, auch nicht mit Unterstützung einer 5G-Frequenz in diesem niedrigeren, auch Frequency Range 1 genannten 5G-Spektrum. Das Band n258 liegt im K-Band von 24,25 bis 27,50 GHz und ermöglicht Carrier von 50, 100, 200 und 400 MHz Bandbreite.

5G-SA-mmWave-Verbindung mit 8CA bei 26 GHz
5G-SA-mmWave-Verbindung mit 8CA bei 26 GHz (Bild: Qualcomm)

Ankerband im Sub-6-GHz-Spektrum üblich

Die Einbuchung ins Netz erfolgt bei 5G (in Deutschland) noch mit einem LTE-Ankerband, über das auch die Telefonie läuft. 5G in der Variante Non-Standalone (NSA) wird dann als reiner Datenkanal für schnelle Downloads und Streaming hinzugefügt. Eine Ausnahme davon bildet primär Vodafone, das bereits großflächig auf 5G Standalone setzt, das unter anderem den Energieverbrauch des Smartphones reduziert. Zum Telefonieren wird weiterhin LTE genutzt, wenngleich 5G mit VoNR (Voice over New Radio) diese Funktion ebenfalls unterstützt. Bei mmWave ist bislang ebenso eine Einbuchung im Netz im Sub-6-GHz-Spektrum entweder über LTE oder 5G notwendig. Der Laborversuch von Qualcomm zeigt, dass auch reine mmWave-Verbindungen mit dem Snapdragon X70 möglich sind.

3CA TDD für 6 Gbit/s

Zum 5G Summit zeigte Qualcomm außerdem eine Verbindung über drei TDD-Kanäle (Zeitduplex) im Sub-6-GHz-Spektrum, die auf 6 Gbit/s im Downlink kam. Dabei wurden drei Carrier (3CA) der Bänder n41 (2,5 GHz) und n77 (2,7 GHz) miteinander kombiniert.

5G-Sub-6-GHz-Verbindung mit 3CA TDD
5G-Sub-6-GHz-Verbindung mit 3CA TDD (Bild: Qualcomm)

Snapdragon X70 kommt Ende des Jahres

Das Snapdragon X70 befindet sich derzeit im Sampling an Kunden und soll Ende des Jahres in ersten Smartphones zum Einsatz kommen. Erwartet wird der Einsatz des 4-nm-Modems als integrierte Lösung im Nachfolger des Snapdragon 8 Gen 1.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Qualcomm unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.