Ryzen 9 7950X & Ryzen 7 7700X im Test: Fazit

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Jan-Frederik Timm (+1)
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AMD Ryzen 7000 mit den Zen-4-Kernen aus TSMCs 5-nm-Fertigung macht in Sachen Leistung erneut einen großen Schritt nach vorne. Die Anzahl der Kerne hat AMD (zum letzten Mal?) dafür nicht erhöht, es sind die um knapp über zehn Prozent gestiegene IPC und der – je nach Szenario und CPU – um 15 bis 25 Prozent gestiegene Takt, die den Unterschied ausmachen.

Leistung vs. Effizienz

Zen 4 kann allerdings nicht nur extrem schnell rechnen, sondern auch extrem effizient sein. Doch mit den ab Werk definierten Taktraten und Leistungsaufnahme-Grenzwerten (TDP, PPT, EDC und TDC) ist davon unter Volllast auf allen Kernen nichts zu sehen: Ryzen 9 7950X und Ryzen 7 7700X nehmen nicht nur für dasselbe Projekt in HandBrake mehr Energie auf als die jeweiligen Vorgänger.

AMD Ryzen 9 7950X und Ryzen 7 7700X im Test
AMD Ryzen 9 7950X und Ryzen 7 7700X im Test

Dabei können beide so viel effizienter sein. Wird das Leistungsaufnahme-Limit (PPT) auf das alte Nvieau gesenkt, bleibt die Leistung fast gleich, und selbst mit deutlich weniger rechnet die neue Generation noch schneller als die alte und im Falle des Ryzen 9 als alle CPUs von Intel.

Zwei Beispiele aus vielen, die das besonders deutlich machen:

  1. Der Ryzen 9 7950X ist in Multi-Core-Anwendungen selbst mit maximal 88 Watt noch schneller als der Ryzen 9 5950X mit 142 Watt und mit 65 Watt noch schneller als der Core i9-12900K mit 241 Watt.
  2. Der Ryzen 7 7700X schlägt mit 45 Watt den auf Effizienz getrimmten Ryzen 9 6900HS für Notebooks mit ebenfalls 45 Watt deutlich. Das lässt auf extrem effiziente, extrem schnelle Ryzen 7000 Mobile hoffen.

Eigentlich ist das das echte Highlight der neuen Architektur, doch der Wettkampf mit Intel um die längsten Balken hat AMD den Effizienz-Trumpf in der X-Serie mit einem Effekt auf den absoluten Verbrauch ab Werk nicht ausspielen lassen. Richtig, Zen 4 ist mit 170 Watt TDP effizienter als Zen 3 es wäre, aber Zen 3 gibt es eben nicht mit mehr als 105 Watt TDP.

Aktuell wird davon ausgegangen, dass Intel mit Raptor Lake nicht nur die Anzahl der Efficiency-Kerne, sondern auch den Stromverbrauch weiter anheben wird: Ein 350-Watt-Modus für den Core i9-13900K ist im Gespräch. Ein Ende des effizienzvernichtenden Wettkampfes ist nicht in Sicht.

Das Urteil zur Effizienz der neuen Generation lautet daher: Zen 4 legt die Messlatte ein gutes Stück höher, aber ohne manuellen Eingriff nutzen die ersten Ryzen 7000X diesen Vorteil nicht. Das werden erst andere SKUs tun.

Diese Hardware stand für den Test von AMD Ryzen 7000 zur Verfügung
Diese Hardware stand für den Test von AMD Ryzen 7000 zur Verfügung

Ryzen 9 7950X: Die schnellste CPU

Effizienzunabhängig fällt das Urteil zur Leistung des Ryzen 9 7950X leicht aus, denn im Durchschnitt über alle Disziplinen stellt AMD mit diesem Prozessor erneut die zurzeit schnellste CPU.

Die Leistung des Ryzen 9 7950X
  • In Multi-Core-Lasten eilt der 16-Zen-4-Kern-Prozessor auf und davon. Intels CPUs haben nicht den Hauch einer Chance, selbst der Ryzen Threadripper 3970X mit 32-Zen-3-Kernen wird nur knapp verfehlt.
  • In Single-Core-Lasten wird Intel Alder Lake (12. Generation Core) knapp geschlagen.
  • In Spielen liegt die CPU vor dem Core i9-12900K und nur 1 Prozent hinter dem Core i9-12900KS.

Mit dem alten TDP-PPT-Korsett von 105/142 Watt statt jetzt 170/230 Watt liegt die Leistung lediglich 5 Prozent niedriger und selbst mit 88 Watt wird der Vorgänger 5950X und mit 65 Watt der Core i9-12900K geschlagen. Bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 123 Watt in Spielen würde das alte Korsett auch in dieser Disziplin keinen Leistungsverlust bedeuten.

Ryzen 7 7700X: in Spielen spitze

Das Leistungsurteil zum Ryzen 7 7700X fällt nicht ganz so eindeutig aus, denn diese CPU erringt in Anwendungen nur einen Gleichstand zum Core i7-12700K, der schon in Kürze einen stärkeren Ableger im Core i7-13700K finden wird. In Single-Core-Lasten und insbesondere in Spielen liegt der Ryzen 7 7700X hingegen vorne. Dem Ryzen 5 7600X dürfte es ähnlich ergehen.

Die Leistung des Ryzen 7 7700X
  • In Multi-Core-Lasten gibt es einen Gleichstand mit dem Intel Core i7-12700K.
  • In Single-Core-Lasten wird Intel Alder Lake (12. Generation Core) mit Ausnahme des Core i9-12900KS geschlagen
  • In Spielen liegt die CPU – wie der Ryzen 9 7950X – vor dem Core i9-12900K und nur 1 Prozent hinter dem Core i9-12900KS.

Auch beim Ryzen 7 7700X kann die Effizienz durch einen manuellen Eingriff in das PPT-Limit signifikant gesteigert werden. Mit einem Verbrauch von unter 80 Watt in Spielen sollte bis zu diesem Punkt dabei mit keinem Nachteil bei den FPS zu rechnen sein. Undervolting (Details) hat sich im Test als weitere sehr effektive Stellschraube in Bezug auf Verbrauch und Temperatur erwiesen.

Zur Leistung von Ryzen 7000 in Spielen gilt es generell noch anzumerken: Im Test der Redaktion gelingt es Ryzen 7000 zum Start nicht, den bärenstarken Ryzen 7 5800X3D mit 3D V-Cache zu schlagen. Mit drei Prozent ist der Rückstand in 720p auf einer GeForce RTX 3090 Ti klein, aber er ist vorhanden. In Summe ist der Ryzen 7 7700X für 470 Euro UVP trotzdem die bessere CPU als der Ryzen 7 5800X3D für 450 Euro Marktpreis. Ryzen 7000X3D ist geplant, einen Termin nennt AMD aber noch nicht. Diese CPUs werden aller Voraussicht nach auch wieder die Gaming-Krone von Intel zurückholen müssen, denn Raptor Lake dürfte Ryzen 7000 Raphael im Oktober bereits wieder knapp schlagen.

Ryzen 9 7900X & Ryzen 5 7600X: Ein Fazit steht aus

Zu Ryzen 9 7900X und Ryzen 5 7600X konnte sich die Redaktion in Ermangelung von Mustern noch kein Urteil bilden, das soll in Kürze nachgeholt werden.

In den Ryzen-7000-Prozessoren in der Tat für wenig mehr als die Bildausgabe oder das En- bzw. Decodieren von Videos zu gebrauchen ist die RDNA-2-iGPU: Die Rechenleistung der beiden RDNA-2-CUs ist für andere Lasten schlichtweg zu gering, die Last in Software auf der CPU zu berechnen schneller. Darüber hinaus machte der Treiber in OpenCL-Lasten im Test noch Probleme.

Ryzen 7000 auf AM5: reif, aber kostspielig

Abseits dessen hat die neue Plattform im Test trotzdem einen sehr positiven Eindruck hinterlassen: Echte Probleme traten keine auf, einzig die Tatsache, dass auf dem Mainboard von Gigabyte nur ein Expo-Profil verfügbar war, ist in Erinnerung geblieben. Ansonsten liefen beide Mainboards mit den zu Anfang bereitgestellten BIOS-Versionen problemlos. Die klassische Update-Orgie auf dem Weg zum Fall des Embargos fand gar nicht erst statt. Äußerst positiv ist, dass der neue Sockel AM5 ohne Adapter alle Kühler für AM4 aufnehmen kann. Das reduziert nicht nur den Aufwand beim Wechsel, sondern im Zweifel auch den Preis.

Interessenten an Ryzen 7000 müssen trotzdem vergleichsweise viel Geld in die Hand nehmen, denn das erste Mal seit Jahren müssen zwingend neue Mainboards und neuer Speicher her und die UVP der CPUs in Euro sind gegenüber den Vorgängern gestiegen. Das liegt zwar einzig und allein am aktuell schwachen Euro-zu-USD-Dollar-Kurs, denn in den USA sind die Preise gleich geblieben oder gefallen, aber im Euroraum führt daran kein Weg vorbei.

Architektur Kerne/Threads Takt
Basis/Turbo
L3 TDP iGPU Preis
UVP (Start) Preis (aktuell)
AMD Ryzen 9 7950X Zen 4 16/32 4,5/5,7 GHz 64 MB 170 W 849 Euro (699 USD)
AMD Ryzen 9 5950X Zen 3 16/32 3,4/4,9 GHz 64 MB 105 W 799 Euro (799 USD) ab 348 Euro
AMD Ryzen 9 7900X Zen 4 12/24 4,7/5,6 GHz 64 MB 170 W 669 Euro (549 USD)
AMD Ryzen 9 5900X Zen 3 12/24 3,7/4,8 GHz 64 MB 105 W 549 Euro (549 USD) ab 248 Euro
AMD Ryzen 7 5800X3D Zen 3 8/16 3,4/4,5 GHz 32+64 MB 105 W 489 Euro (449 USD) ab 279 Euro
AMD Ryzen 7 5800X Zen 3 8/16 3,8/4,7 GHz 32 MB 105 W 449 Euro (449 USD) ab 185 Euro
AMD Ryzen 7 7700X Zen 4 8/16 4,5/5,4 GHz 32 MB 105 W 479 Euro (399 USD)
AMD Ryzen 7 5700X Zen 3 8/16 3,4/4,6 GHz 32 MB 65 W 299 USD ab 149 Euro
AMD Ryzen 5 7600X Zen 4 6/12 4,7/5,3 GHz 32 MB 105 W 359 Euro (299 USD)
AMD Ryzen 5 5600X Zen 3 6/12 3,7/4,6 GHz 32 MB 65 W 299 Euro (299 USD) ab 117 Euro
AMD Ryzen 5 5600 Zen 3 6/12 3,5/4,4 GHz 32 MB 65 W 199 USD ab 109 Euro
AMD Ryzen 5 5500 Zen 3 6/12 3,6/4,2 GHz 16 MB 65 W 159 USD ab 93 Euro
* Stand 26. September 2022

Raptor Lake kommt mit Kernen satt

Schon in einem Monat wird sich Ryzen 7000 gegen Intels 13. Generation Core beweisen müssen, die CEO Gelsinger am 27. September offiziell vorstellen wird. Mit Tests und Lagerware ist im Oktober zu rechnen. Gegenüber der 12. Generation wird Intel die Anzahl der E-Cores verdoppeln und den Takt weiter steigern. Am oberen Leistungsende dürfte es ein enges Rennen werden, doch im Ryzen 7/Core i7-Segment und darunter dürfte Intel in Sachen Leistung in parallelisierten Anwendungen klar vorne liegen. Offene Fragen lauten: Mit welchem Verbrauch und zu welchem Preis? Antworten wird es aller Voraussicht nach im Oktober geben.

Die ersten Varianten von Raptor Lake mit Eckdaten
Die ersten Varianten von Raptor Lake mit Eckdaten (Bild: Igor's Lab)
Neues bei den Spezifikationen
Neues bei den Spezifikationen (Bild: Igor's Lab)
Neue Features
Neue Features (Bild: Igor's Lab)

Wo sind die Spiele-Benchmarks?

ComputerBase hat die Gaming-Benchmarks zur Ryzen 7000 im Vergleich zu Ryzen 5000 und Intel 12. Generation Core der Übersichtlichkeit halber in einem separaten Artikel veröffentlicht:

AMD Ryzen 7000 im Spiele-Test: Gaming-Benchmarks Ryzen 9 7950X und Ryzen 7 7700X vs. 5950X, 5800X3D, 12900K(S) und 12700K
AMD Ryzen 7000 im Spiele-Test: Gaming-Benchmarks Ryzen 9 7950X und Ryzen 7 7700X vs. 5950X, 5800X3D, 12900K(S) und 12700K

Hinweis vom 9.1 Januar 2023: Anfang 2023 hat AMD auf 65 Watt TDP „gedrosselte“ Ryzen-7000-CPUs auf den Markt gebracht. Der Test von Ryzen 9 7900, Ryzen 7 7700 und Ryzen 5 7600 zeigt, was sie in Anwendungen und Spielen leisten. Spoiler: Der Leistungsverlust ist gegenüber den X-Varianten in der Regel zu vernachlässigen.

ComputerBase hat Ryzen 9 7950X, Ryzen 7 7700X, das Gigabyte X670E Aorus Master sowie 32 GB G.Skill Trident Z5 RGB von AMD zum Testen erhalten. Von Asus kam das ROG Crosshair X670E Hero WiFi, von Corsair 32 GB Dominator Platinum RGB. Die Hardware wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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