Lenovo ThinkPad X13s im Test: Akkulaufzeiten und Fazit

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Update Nicolas La Rocco
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Der Akku kommt auf 49,5 Wh

Eine Stärke des ThinkPad X13s sind die langen Akkulaufzeiten, die allerdings in Relation zur Leistung betrachtet werden müssen. Lenovo bewirbt das Notebook mit bis zu 28 Stunden Laufzeit für die lokale Videowiedergabe in 1080p bei 150 cd/m². ComputerBase testet mit YouTube-Streaming bei 200 cd/m² und kam im Test auf 19 Stunden – ebenso ein guter Wert, der nur vom Samsung Galaxy Book S (Test) mit Snapdragon 8cx und vom Asus ExpertBook B9450FA (Test) mit Core i7-10510U geschlagen wird. Asus lässt die Intel-CPU allerdings nur mit 10 Watt laufen und verbaut mit 66 Wh einen sehr großen Akku in dem Notebook, was die Laufzeiten erklärt. Im ThinkPad X13s steckt ein Akku mit 49,5 Wh, im Galaxy Book S waren es 42 Wh.

Akku mit 49,5 Wh
Akku mit 49,5 Wh

15 Stunden Office- und Browser-Nutzung

Im produktiven Betrieb war ein direkter Vergleich mit der Konkurrenz nicht im üblicherweise von der Redaktion genutzten PCMark 10 möglich, weil der Modern-Office-Test inkompatibel zu Arm-Geräten ist. Auf dem ThinkPad X13s konnte er auch nicht erfolgreich abgeschlossen werden, wenn er über die Kommandozeile gestartet wird, über die sich die Kompatibilitäts-Checks des Programms umgehen lassen, wie es auch beim Galaxy Book S gemacht wurde. Der Office-Applications-Test wird hingegen offiziell unter Arm unterstützt, weshalb zumindest dieser Benchmark genutzt werden konnte. Auf Basis der drei Office-Anwendungen Word, Excel und PowerPoint (2021) und der Nutzung des Edge-Browsers ließ sich eine Laufzeit von 15 Stunden ermitteln.

Diagramme
YouTube-Streaming 200 cd/m²
  • Microsoft Edge:
    • Asus ExpertBook B9450FA (Core i7-10510U)
      22:20
    • Samsung Galaxy Book S (Snapdragon 8cx)
      20:36
    • Lenovo ThinkPad X13s (Snapdragon 8cx Gen 3)
      19:14
    • Dynabook Portégé X30W-J-10H (Core i5-1135G7)
      16:47
    • Apple MacBook Pro 14" (M1 Pro)
      15:22
    • Acer Swift 3 (Core i7-1065G7)
      14:17
    • Asus ExpertBook B9400CE (Core i7-1165G7)
      13:33
      Edge Chromium
    • LG Gram 17 (Core i5-1035G7)
      12:34
    • Huawei MateBook X Pro (Core i7-10510U)
      12:18
    • Samsung Galaxy Book S (Core i5-L16G7)
      11:43
    • Dell XPS 13 (9300) (Core i5-1035G1)
      11:30
    • Lenovo Yoga Slim 7 Pro (Ryzen 9 5900HX)
      11:30
    • Schenker Vision 15 (Core i7-1165G7)
      10:57
    • Huawei MateBook 16s (Core i9-12900H)
      8:43
    • Acer Nitro 5 (Ryzen 7 4800H)
      8:39
    • Alienware x14 (Core i7-12700H, RTX 3060)
      7:35
    • Gigabyte Aero 15 OLED (Core i7-10875H)
      7:23
    • Dell XPS 13 Plus (9320) (Core i7-1260P) (4K-LCD)
      7:01
    • Gigabyte Aorus 17G (Core i7-10875H)
      6:30
    • Lenovo ThinkPad X1 Nano (Core i7-1160G7, 15W)
      6:15
    • Razer Blade 15 (Core i7-10750H)
      6:14
      60 Hz: 6:37
    • Asus ROG Zephyrus G14 (Ryzen 9 4900HS)
      5:23
    • HP Pavilion 15 (Ryzen 7 3750H)
      4:43
    • Asus TUF Gaming A17 (Ryzen 7 4800H)
      4:00
      60 Hz: 4:19
Einheit: Stunden, Minuten

Zwei Tage Messe waren kein Problem

Die Redaktion hatte das Notebook auch zur IFA dabei und für das Schreiben von Artikeln im Browser sowie die leichte Bildbearbeitung im Einsatz. Zwei Arbeitstage ohne nächtlichen Ladevorgang stellten dabei kein Problem dar, wobei man ehrlicherweise nicht zweimal circa 9 Stunden reine Arbeitszeit ansetzen darf, sondern auch Pausen für Termine und Laufwege einberechnen muss. Wer wirklich ununterbrochen vor dem Notebook sitzt, wird nicht auf zwei volle Arbeitstage mit dem ThinkPad X13s kommen.

Sehen lassen können sich die Laufzeiten dennoch, aber die eingangs erwähnte Relation zur Leistung und die Größe des Akkus spielen dabei ebenso eine große Rolle. Lange Akkulaufzeiten sind nämlich kein exklusives Merkmal von Arm-Notebooks, da auch ein mit sehr niedriger TDP konfigurierter AMD- oder Intel-Chip sehr lange Laufzeiten liefern kann, wie es das ExpertBook B9450FA zeigt. Außerdem liegt Lenovo mit 49,5 Wh ohnehin eher im Mittelfeld statt am oberen Ende der Akkukapazität. Das ThinkPad X13s erreicht zweifelsohne lange Laufzeiten, bietet insgesamt betrachtet jedoch nicht besonders viel Leistung.

Fazit

Das ThinkPad X13s war über die letzten Tage und Wochen ein solider Begleiter, der das Potenzial von Snapdragon respektive Arm im Notebook vor allem über die passive Kühlung und damit verbunden über den geräuschlosen Betrieb sowie die langen Akkulaufzeiten aufzeigte. Lenovo-typisch schneiden auch die Eingabegeräte sehr gut ab. Käufer finden sie allerdings mindestens genauso gut bei anderen Notebooks des Herstellers.

Größter Knackpunkt ist Windows 11 für Arm respektive die Tatsache, dass Microsoft die Plattform nicht derart im Griff hat, wie es bei Apple mit den M-Chips und macOS der Fall ist. Apple hat die Entwickler viel eher und im viel größeren Umfang zur Entwicklung nativer Apps bewegen können. Bei Microsoft ist bislang ja nicht einmal das gesamte Betriebssystem auf Arm umgestellt worden, wie eine zuletzt veröffentlichte Insider Preview zeigt, bei der erstmals der integrierte Taschenrechner als native Arm64-App vorliegt.

Apropos 64-Bit-Apps: Dass (nur) Windows 11 sie emulieren kann, wenn sie nicht nativ für Arm vorliegen, heißt noch lange nicht, dass jetzt plötzlich alle „alten“ Apps unter Windows laufen. Die Entwickler entscheiden durch Kompatibilitäts-Checks nach wie vor selbst, ob sie ihre Anwendungen auf Arm ausgeführt sehen wollen. Viele Apps und Benchmarks waren auf dem ThinkPad X13s trotzdem nicht lauffähig. Darüber hinaus kam es im Test selbst bei lauffähiger Software immer wieder zu Fehlern, Abstürzen und sogar Bluescreens. Beides kann man nicht Lenovo ankreiden, denn die Baustelle ist Windows 11 für Arm.

Lenovo ThinkPad X13s
Lenovo ThinkPad X13s

Lenovo muss sich hingegen gefallen lassen, dass mindestens 1.719 Euro für das Gerät ein zu hoher Preis für das Gebotene sind. Keine Überraschung also, dass der Hersteller derzeit versucht, das ThinkPad X13s mit 10 Prozent Rabatt schmackhaft zu machen. Aber selbst 1.547 Euro sind weiterhin ein stolzer Preis für das Modell. Zugutehalten muss man dem Unternehmen hingegen, dass die Aufpreise für mehr RAM oder größere SSDs fair ausfallen. Zum „Always Connected PC“, wie Qualcomm die Geräteklasse nennt, wird das Notebook allerdings erst über das sündhaft teure WWAN-Modul, das bei 230 Euro liegt. Selbst Apple nimmt mit „nur“ 170 Euro für das 5G-Modul im iPad Pro weniger Geld.

Davon abgesehen bietet Lenovo zumindest aktuell keinen empfehlenswerten Bildschirm an. Ein 300-nits-Panel hat in der Preisklasse des ThinkPad X13s schlichtweg nichts verloren und die getestete, Aufpreis-pflichtige 400-nits-Option fehlt noch im deutschen Handel. Die wiederum sollte bei einem Notebook wie dem ThinkPad X13s eigentlich zum Standard gehören.

Wann glaubst du, ist Arm auch unter Windows eine echte x86-Alternative?
  • 2022
    0,9 %
  • 2023
    2,5 %
  • 2024
    17,2 %
  • 2025
    20,5 %
  • später
    32,3 %
  • nie
    26,4 %

Für den Snapdragon 8cx Gen 3 muss man abschließend festhalten, dass die Leistung signifikant gegenüber dem 8cx Gen 2 zugelegt hat. Der große Wurf ist der Chip gegenüber M1 und M2, die viel schnellere Performance-Cores haben, allerdings nicht. An die aktuellen U-Prozessoren von AMD und Intel kommt Qualcomm ebenso wenig heran, die müssen aber aktiv gekühlt werden und verbrauchen mehr. Trotzdem fühlt sich der Snapdragon 8cx Gen 3 eher wie ein Zwischenschritt zu den Nuvia-Kernen an, zu denen bislang viel versprochen, aber noch nichts geliefert wurde.

In seiner aktuellen Form ist das ThinkPad X13s vor allem aufgrund von Windows 11 für Arm und der App-Probleme kein empfehlenswertes Notebook. Die Hardware von Lenovo weiß hingegen zu gefallen, geht aber mit einem hohen Preis einher.

Lenovo ThinkPad X13s (21BX000JGE)
Produktgruppe Notebooks, 16.09.2022
  • Display
    +
  • Leistung Produktiv
    O
  • Leistung Unterhaltung
    O
  • Laufzeit
    ++
  • Verarbeitung
    ++
  • Sehr leichtes Magnesiumgehäuse
  • Hochwertige Verarbeitung
  • Sehr lange Akkulaufzeiten
  • Passive Kühlung, geräuschloser Betrieb
  • Sehr gute Eingabegeräte mit Trackpoint
  • Mattes IPS-Panel ohne Reflexionen
  • Gute Webcam mit 5 MP und IR
  • Windows 11 für Arm ist eine Baustelle
  • Besseres Display bislang nicht verfügbar
  • Sehr hoher Aufpreis für WWAN-Modul

ComputerBase wurde das ThinkPad X13s leihweise von Lenovo zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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