TSMC vs. Intel in den USA: „Doomed to fail“ oder die Chance des Lebens

Volker Rißka
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TSMC vs. Intel in den USA: „Doomed to fail“ oder die Chance des Lebens
Bild: Intel

Es ist ein Fern-Duell und es geht um die Krone im Halbleitermarkt: TSMCs Gründer Morris Chang gegen Intel-CEO Pat Gelsinger. Ersterer kämpft mit 91 Jahren um sein Lebenswerk und sieht die Anstrengungen der USA sehr pessimistisch, letzterer will sein Lebenswerk erst aufbauen und Intel zurück zu alter Stärke führen.

Platzhirsch TSMC sieht sich bedroht

Es ist ein Report der Financial Times, der für Wellen in der Industrie sorgt, und die Aktien abstürzen lässt, allen voran die von TSMC. Denn TSMC-Gründer Morris Chang wird dort zitiert, dass er einer US-amerikanischen Delegation ganz klar gesagt hat, dass die US-Bemühungen zurück zu alter Stärke im Chip-Markt zu kommen doomed to fail sind. Diese direkte und offene Art habe die Amerikaner überrascht, heißt es weiter.

Dass es am Ende nicht so schwarz-weiß ist, weiß natürlich auch Chang mit der provokanten Aussage. Doch TSMC ist zuletzt mehr und mehr in den Fokus gerückt, Taiwan will seinen Vorzeige-Hersteller um keinen Preis der Welt aufgeben, das Unternehmen funktioniere als „silicon shield“. Der Glaube Taiwans hierbei ist, dass die von allen in der Welt benötigten Chips aus taiwanischer Produktion sie vor einem möglichen Angriffs Chinas schützen könnten und die USA dann zur Hilfe eilen. Zuletzt wurden Gerüchte laut, die USA könnten TSMC-Personal aus Taiwan evakuieren, falls es zu einem Angriff kommen würde, was von Taiwan direkt verneint wurde.

Doch Taiwan gerät in die Zwickmühle. Auf der einen Seite haben sie die aktuelle Produktion, die alle benötigen, auf der anderen Seite zieht die USA die Zügel gegen China mit ständig neuen Handelsbeschränkungen im Halbleitermarkt weiter an. Und gleichzeitig wird die heimische Industrie mit Milliarden an Subventionen gefördert um sie unabhängiger von Asien zu machen. Taiwan und auch TSMC könnten so an den Rand gedrängt werden. Das dürfte auch Chang fürchten.

Intel für mehr China-Restriktionen

Wenig verwunderlich tritt Intel-CEO Pat Gelsinger genau bei diesem Thema auf den Plan. Der medial sehr umtriebige Chef von Intel will eine Menge Geld vom Staat, um seine Fabriken auszubauen und als neue Foundry aufzutreten. Deshalb verteidigt er die Beschränkungen gegen China in einem Interview mit dem Wall Street Journal.

Damit will das Unternehmen mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Nicht nur will Intel den Rückstand auf TSMC bei der Fertigungstechnologie wieder wettmachen, auch will der Konzern seinen eigenen Fußabdruck deutlich vergrößern und nicht mehr nur ein Hersteller von (eigenen) Prozessoren sein.

Doch ob das alles so funktioniert, wie Intel sich das vorstellt, ist aktuell schwer abschätzbar. Als Foundry waren sie bisher immer gescheitert, ihre Prozesstechnologie erfuhr in den letzten Jahren massive Rückschläge. Produktstarts waren so massiv verspätet, das größte Sorgenkind ist die ehemalige Cash-Cow, die Xeon-Prozessoren aus der Server-Sparte. Sapphire Rapids ist so spät dran, dass nun sogar AMDs Genoa-Prozessoren vor Intels Sapphire Rapids starten werden – ein im letztes Jahr noch undenkbares Szenario. Doch während AMD seine Kadenz für neue Produkte auch dank TSMC beibehält, ist Intel wieder einmal zwei Jahre zu spät dran.

Intel will und braucht mehr Geld

Gelsinger ist der wichtigste Lobbyist für den US Chips Act, er sieht die Chipfabriken in den nächsten Jahrzehnten als das wichtigste Instrument an, ungefähr so, wie es das Öl in den letzten Jahrzehnten war, betonte er im Interview. Doch dafür braucht es Geld, am liebsten eben vom Staat, dem er so auch stets neue Angebote wie zuletzt eine USMAG (United States Military, Aerospace and Government) Alliance, für sensible Chips, die ausschließlich in den USA gefertigt werden, präsentiert. Das hören die Senatoren in der US-Regierung in der angespannten Zeit mit China natürlich nur zu gern.

Das eigene Tafelsilber zu vergolden stellt sich für Intel als schwieriger heraus, als gedacht: Der Börsengang von Mobileye war einmal mit bis zu 50 Milliarden US-Dollar bedacht worden, jetzt sind es aufgrund der Marktsituation nur noch rund 16 Milliarden US-Dollar. Angesichts der Tatsache, dass Intel Mobileye vor fünf Jahren für 15,3 Milliarden US-Dollar übernommen hat, hat das Unternehmen bisher kaum etwas damit verdient.

Für die neuen Fabriken in Arizona hat sich Intel den Finanzdienstleister Brookfield ins Haus geholt, der 49 Prozent der Kosten tragen wird. Und in dieser Woche stehen die Quartalszahlen an, rosig wird es vermutlich nicht werden, über Entlassungen bei Intel ab Anfang November wird bereits massiv spekuliert.

Sanktionen gegen China auch für US-Hersteller ein Problem

Die Sanktionen gegen China sieht nicht jeder Hersteller so wie Intel. Denn einige fürchten deutlich größere Auswirkungen. Nvidia erläuterte kürzlich bereits, dass dadurch viele Hundert Millionen USD pro Quartal verloren gehen könnten, anderen wie Lam Research könnten schnell Milliarden US-Dollar pro Jahr entgehen. Denn von einem Quartalsumsatz von 5 Milliarden US-Dollar entfallen 30 Prozent auf China, und nur sechs Prozent auf die USA. Sie sind letztlich nur die Spitze des Eisbergs, die Umsatzverluste aller westlichen IT-Firmen mit Geschäften in Asien und primär China pro Jahr dürften sehr hoch ausfallen. Was also auf den ersten Blick nur nach massiven Problemen für China aussieht, hat auch auf diverse westliche Firmen markante Auswirkungen.