Nach Massenentlassung: Twitter bittet einige Mitarbeiter um ihre Rückkehr

Update 3 Sven Bauduin
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Nach Massenentlassung: Twitter bittet einige Mitarbeiter um ihre Rückkehr
Bild: Twitter

Nach der Übernahme durch den US-Milliardär Elon Musk, der sich zuvor bereits zum alleinigen Direktor des Unternehmens ernannt hatte, hat der Kurznachrichtendienst Twitter am heutigen Tag mit den geplanten Massenentlassungen begonnen. Nicht weniger als die Hälfte der der rund 7.400 Jobs soll laut US-Medien wegfallen.

Rund 50 Prozent der Jobs sollen betroffen sein

Wie Tagesschau.de mit Berufung auf verschiedene US-Medien berichtet, hat die Entlassungswelle bei Twitter heute Morgen um 9 Uhr US-Westküstenzeit (17 Uhr MEZ) begonnen. Rund 3.700 der 7.400 Job sollen den Umstrukturierung von Elon Musk, der den Kurznachrichtendienst erst am 28. Oktober für rund 44 Milliarden US-Dollar übernommen und von der Börse genommen hat, dabei zum Opfer fallen.

Ein entsprechendes Rundschreiben sei unter dem Betreff „Ihre Rolle bei Twitter“ an die Mitarbeiter verschickt worden, heißt es. Betroffene Mitarbeiter erhielten demnach eine Kündigung per E-Mail an ihre private E-Mail-Adresse.

Der jetzt eingeleitete Stellenabbau sei „unglücklicherweise zwingend notwendig, um den Erfolg des Unternehmens in der Zukunft sicherzustellen“, so Twitter. Das Unternehmen hatte zuletzt mehrfach rote Zahlen geschrieben.

Ein internes Memo, das von verschiedenen US-Medien veröffentlicht wurde, lautet wie folgt:

Team,

In an effort to place Twitter on a healthy path, we will go through the difficult process of reducing our global workforce on Friday.

We recognize that this will impact a number of individuals who have made valuable contributions to Twitter, but this action is unfortunately necessary to ensure the company’s success moving forward.

Given the nature of our distributed workforce and our desire to inform impacted individuals as quickly as possible, communications for this process will take place via email. By 9AM PST on Friday Nov. 4th, everyone will receive an individual email with the subject line: Your Role at Twitter. Please check your email, including your spam folder.

  • If your employment is not impacted, you will receive a notification via your Twitter email.
  • If your employment is impacted, you will receive a notification with next steps via your personal email.
  • If you do not receive an email from twitter-hr@ by 5PM PST on Friday Nov. 4th, please email peoplequestions@twitter.com.

To help ensure the safety of each employee as well as Twitter systems and customer data, our offices will be temporarily closed and all badge access will be suspended. If you are in an office or on your way to an office, please return home.

We acknowledge this is an incredibly challenging experience to go through, whether or not you are impacted. Thank you for continuing to adhere to Twitter policies that prohibit you from discussing confidential company information on social media, with the press or elsewhere.

We are grateful for your contributions to Twitter and for your patience as we move through this process.

Thank you.

Twitter

Auch Alphonzo Terrell, seines Zeichens Global Head of Social & Editorial bei Twitter sowie sein Team wurden entlassen, wie dessen letzter Tweet nahelegt. Musk reagierte gewohnt zynisch und änderte die Beschreibung seinses Twitter-Profils von „Chief Twit“ zu „Twitter Complaint Hotline Operator“.

Unter den Hashtags #TwitterLayoffs sowie #ElonMuskIsATroll haben sich im Laufe des Tages bereits zahlreiche entlassene Twitter-Mitarbeiter zu Wort gemeldet und Twitter sowie Elon Musk für die Entlassungswelle kritisiert.

Entlassen worden sein sollen ganze PR-, Marketing- und Kommunikationsteams sowie Moderatoren und Entwickler, die in den letzten Monaten nichts mehr zum Code von Twitter beigetragen haben. Auch in der mittleren Managementebene sollen zahlreiche Stellen gestrichen worden sein.

Twitter-Büros blieben am Freitag geschlossen

Elon Musk, der zuvor bereits die gesamte Führungsriege rund um den ehemaligen CEO Parag Agrawal und den Verwaltungsrat von Twitter rausgeschmissen hatte, ordnete zudem an, dass die Büros des Unternehmens am Freitag geschlossen bleiben. Mit diesem Schritt soll Twitter möglichen Protestaktionen vorgebeugt haben, schlussfolgert die Tagesschau.

ComputerBase ist ebenfalls auf Twitter vertreten, nutzt aber auch den dezentralen Mikroblogging-Dienst Mastodon als unabhängige Alternative.

Update

Rund jeder zweite Mitarbeiter wurde entlassen

Wie Twitter in einem Schreiben bestätigt hat, welches der internationalen Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP) vorliegt, sind von der Freitag erfolgten Kündigungswelle „rund 50 Prozent“ aller Mitarbeiter betroffen, berichtet die Tagesschau.

Sammelklage gegen Twitter

Eine Gruppe von fünf entlassenen Angestellten reichte nach ihrer Kündigung umgehend eine Sammelklage gegen das Unternehmen ein. Die fünf ehemaligen Mitarbeiter werfen Twitter vor, sie nicht wie rechtlich vorgeschrieben 60 Tage im Voraus über die bevorstehende Entlassung informiert zu haben.

In Anbetracht der rund 3.700 entlassenen Mitarbeiter ist stark davon auszugehen, dass sich mit der Zeit noch weitere Kläger der Sammelklage anschließen werden.

Immer mehr Werbepartner springen ab

Immer mehr Werbepartner, die ihre Anzeigen für Geld auf Twitter platzieren, suchen vorerst die Distanz zum Kurznachrichtendienst und Elon Musk. Entsprechende Budgetierungen respektive Werbeetats für Anzeigen auf Twitter wurden vorerst auf Eis gelegt.

Auch namhafte deutsche Unternehmen wie beispielsweise die Volkswagen AG haben ihre Werbung auf Twitter bis auf Weiteres von der Plattform genommen. Auch General Motors, Pfizer und General Mills haben voerst die Reißleine gezogen.

Musk reagiert mit Schwarz-Weiß-Rhetorik

Elon Musk wiederum macht für diese Situation „Aktivisten“ verantwortlich, die Druck auf die Werbeindustrie und deren Unternehmen ausüben würden, um damit „die Redefreiheit in Amerika zu zerstören“, so der neue CEO. Twitter gilt in Musks Framing als Synonym zur Redefreiheit, jegliche Kritik am neuen Kurs des Unternehmens wird damit ad absurdum geführt.

Update

Elon Musk droht Werbekunden bloßzustellen

Nachdem mehr und mehr Werbekunden aufgrund der Vorkommnisse auf Distanz zu Twitter gehen und keine Anzeigen mehr auf der Plattform des Kurznachrichtendienstes mehr schalten, hat Twitter-CEO Elon Musk damit gedroht, diese Unternehmen bloßzustellen.

Elon Musk, dem auf Twitter mehr als 114 Millionen Menschen folgen, sprach in diesem Zusammenhang von „name & shame“ und kündigte damit indirekt an, möglicherweise Namen nennen und Schande über die entsprechenden Unternehmen bringen zu wollen.

Wie der Spiegel berichtet, reagierte der Twitter-Chef damit auf den Aufruf des als politisch rechts eingestellt geltenden Lobbyisten Mike Davis, der einen Gegenboykott solcher Unternehmen gefordert hatte.

Update

Twitter bittet entlassene Mitarbeiter um Rückkehr

Nachdem der Kurznachrichtendienst Twitter unter der Führung von Elon Musk am 4. November im Zuge einer Entlassungswelle rund 50 Prozent seiner Mitarbeiter gekündigt und die eigenen Büros vorübergehend geschlossen hatte, bittet das Unternehmen einige entlassene Mitarbeiter jetzt um ihre Rückkehr.

Einige der entlassenen Mitarbeiter würden jetzt dringend gebraucht oder wurden nur „versehentlich“ entlassen, wie Bloomberg (Paywall) berichtet.

Das Twitter-Management versuche, Dutzende von Mitarbeitern wieder einzustellen, heißt es auch in einer Meldung der Website Business Insider, die sich auf einen Tweet des Redakteurs Casey Newton von The Verge und Platformer beziehen.

Eine mit der Angelegenheit vertraute Person, die nicht genannt werden möchte, um die Identität anderer zu schützen, sagte gegenüber Insider, dass allein fünf Mitarbeiter aus seinem Bereich zur Rückkehr eingeladen worden seien und fand dafür deutliche Worte.

These individuals are essential for Twitter's ecosystem to function. Goons quickly realized and are asking them back.

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Diese Personen sind für das Funktionieren des Twitter-Ökosystems unerlässlich. Die Idioten haben das schnell erkannt und bitten sie zurück.

Laut Business Insider habe Twitter bislang nicht auf eine entsprechende Anfrage reagiert.

Die Redaktion dankt den Community-Mitgliedern „Lyle“ und „andi_sco“ für den Hinweis zu diesem Update.