Radikaler Neustart: Google plant eine neue KI-Suchmaschine

Andreas Frischholz
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Radikaler Neustart: Google plant eine neue KI-Suchmaschine

Google arbeitet mit Hochdruck an einer neuen KI-Suchmaschine, berichtet die New York Times. Unter dem Projektnamen Magi soll zudem die bestehende Suchmaschine laufend um neue Funktionen ergänzt werden. Es ist die Antwort auf Microsofts ChatGPT-Integration in Bing.

Google will die Suchmaschine auf diesem Weg modernisieren, erste KI-Funktionen sollen bereits im kommenden Monat der Öffentlichkeit vorgestellt werden.Die neue Suche soll personalisiertere Ergebnisse liefern und eher in der Lage sein, die Bedürfnisse der Nutzer zu antizipieren. „Neue KI-Technologien für Telefone und Haushalte auf der ganzen Welt“ ist einer der Leitsätze, wobei sich die Entwicklung noch in einem frühen Stadium befinden soll.

Ein Neustart für die Suchmaschine ist für Google ein gewaltiger Schritt. Schon lange vor dem Start soll die bestehende Suche daher um neue Funktionen erweitert werden, berichtet die New York Times unter Berufung auf interne Dokumente. An dem Projekt sollen bereits mehr als 160 Google-Mitarbeiter in Vollzeit arbeiten.

Ein Google-Sprecher gibt sich auf Anfrage zurückhaltend: „Nicht jede Brainstorming-Idee“ schafft es in den Markt, aber man freue sich, die „Suche um neue KI-Funktionen zu erweitern“. Details will der Konzern bald verkünden. Erste Tools sollen laut internen Dokumenten bereits kommenden Monat präsentiert werden, weitere Funktionen sind für den Herbst geplant.

Verfügbar sein sollen diese auf absehbare Zeit nur in den USA. Zunächst soll die Anzahl der Nutzer auf eine Million begrenzt sein. Bis Ende des Jahres will Google die Zahl dann auf 30 Millionen steigern.

Schockwellen bei Google nach dem KI-Hype

Der Bericht der New York Times zeichnet derweil das Bild eines Konzerns, bei dem der Erfolg von Bing mit ChatGPT einen regelrechten Schock ausgelöst hat. Für Google bedeutete der Aufstieg der KI-Chatbots erstmals relevante Konkurrenz im Suchmaschinengeschäft. Ein Beispiel ist Samsung. Der Konzern soll Anfang des Jahres erwogen haben, künftig nicht mehr Google, sondern Bing als Standardsuchmaschine auf den Smartphones zu verwenden.

Als Google-Mitarbeiter davon im März erfuhren, sollen sie „schockiert“ gewesen sein. Die Verträge mit den großen Smartphone-Herstellern sind bedeutsam für Google. Der mit Samsung hat einen Wert von 3 Milliarden US-Dollar, der mit Apple kommt sogar auf rund 20 Milliarden US-Dollar. Die Unruhe, die der Bericht beschreibt, wäre auch eine Erklärung für den holprigen Start von Bard – Googles Chatbot, der auf einem Large Language Model (LLM) basiert.

Was für Google aber ein Problem bei der KI-Integration darstellt, ist die Monetarisierung. Die Anfragen bei KI-Suchmaschine können bis zu zehnmal mehr kosten als herkömmliche Suchanfragen, meldete Reuters bereits im Februar. Für Microsoft mit der kleineren Nutzeranzahl ist das zu verkraften, Google stellt es vor Probleme.

Hinzu kommt, dass die Integration des Werbegeschäfts in die KI-Chatsuchen noch nicht klar ist. Microsoft testet bereits erste Modelle, während Google laut dem Bericht der New York Times das Projekt Magi so auslegt, dass Werbeanzeigen in den Ergebnisanzeigen auftauchen.