Kauf von Activision Blizzard: EU gibt Microsoft grünes Licht und China zieht nach

Update 2 Christian Schnegelberger
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Kauf von Activision Blizzard: EU gibt Microsoft grünes Licht  und China zieht nach
Bild: Microsoft

Anfang 2022 wollte Microsoft den Publisher ActivisionBlizzard schlucken, seitdem prüfen Kartellbehörden. Zuletzt hat die Competition and Markets Authority (CMA) aus den UK die Übernahme blockiert. Nun machen zumindest die EU-Kartellbehörden den Weg für eine Übernahme frei.

Laut Reuters, die sich auf Insider berufen, soll Anfang nächster Woche der wahrscheinlichste Termin für die Freigabe sein, die Microsoft erlaubt, Activision Blizzard für circa 69 Milliarden US-Dollar zu übernehmen. Die selbstgesetzte Deadline wäre am 22. Mai abgelaufen. Die EU erteilt die Freigabe damit ungefähr zwei Wochen nach der Blockade durch die „Competition and Markets Authority“ (CMA) des nicht mehr in der Europäischen Union befindliche Vereinigten Königreiches. Von der US Federal Trade Commission wird zur Zeit ebenfalls erwartet, dass der Kauf nicht genehmigt wird.

Marktbedeutung von Activision Blizzard

Das seit 2008 bestehende Unternehmen Activision Blizzard, was aus der Fusion von Activision und Vivendi Games hervorging, besitzt einige umsatzstarke Spielemarken quer über alle relevanten Plattformen. Dazu gehören unter anderen: Diablo, StarCraft, Warcraft sowie World of Warcraft und nicht zuletzt auch die Call of Duty-Serie, die seit über 20 Jahren mit jährlichen Ablegern die Spieler zum Kauf animiert und so bereits über 400 Millionen Spiele absetzen konnte. Die Shooter-Größe war es, die zum Streitpunkt wurde: Sie sei nicht entscheidend, versucht Microsoft die Marktposition von Call of Duty klein zu reden. Für die Konkurrenz ist es dagegen kaum möglich einen ähnlich erfolgreichen Konkurrenten zu etablieren. In Anbetracht massiv gestiegener Entwicklungskosten für Spiele schloss sich die CMA deshalb den Kritikern des Deals an.

Auf Grund dieser enormen Bedeutung am Markt haben verschiedene Mitbewerber, nicht zuletzt die Anbieter von Konkurrenzprodukten zu Microsofts Xbox-Konsole und Windows-App wie zum Beispiel Valve, Nintendo und Sony Sorge, dass ihre Hardware deutlich weniger Absatz findet, wenn Microsoft alle oder einen Teil dieser Marken exklusiv für ihre Hardware, Shops und Cloud-Gaming-Plattformen anbieten sollte. Nintendo hatte mit Activision daher einer Übereinkunft zu gestimmt, bei der Microsoft Portierungen zusichert. Valve hat laut Reuters bisher noch keine Einigung erzielt. Die EU hat die Freigabe dabei explizit in Anbetracht dieser Zusicherungen erteilt.

Update

Die Europäische Kommission hat wie erwartet heute die offizielle Genehmigung für die geplante Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft erteilt, sofern Microsoft die versprochenen Verpflichtungen auch einhält. Letztere sollen die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der EU-Kommission vollständig ausräumen, heißt es in einer Pressemitteilung.

Zu den Verpflichtungen zählt, dass Microsoft künftig alle PC- und Konsolenspiele von Activision Blizzard an alle Cloud-Gaming-Anbieter lizenziert, damit EU-Bürger ihre erworbenen Spiele auf jeder Plattform streamen können. Eine Infografik verdeutlicht diese Vereinbarung.

Microsofts Verpflichtungen zum Streaming der Activision-Titel
Microsofts Verpflichtungen zum Streaming der Activision-Titel (Bild: EU Kommission)

Video games attract billions of users all over the world. In such a fast-growing and dynamic industry, it is crucial to protect competition and innovation. Our decision represents an important step in this direction, by bringing Activision’s popular games to many more devices and consumers than before thanks to cloud game streaming. The commitments offered by Microsoft will enable for the first time the streaming of such games in any cloud game streaming services, enhancing competition and opportunities for growth.

Margrethe Vestager, EU-Kommissarin für Wettbewerb
Update

Die chinesischen Behörden haben die Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft ohne Bedingungen gebilligt. Damit folgt China dem Beispiel der EU-Kartellbehörden, die bereits am 15. Mai 2023 ihre Zustimmung gegeben hatten, allerdings nicht bedingungslos. Gegenüber Eurogamer.net teilte ein Microsoft-Sprecher mit, dass die Freigabe von China sich in eine Liste von nun insgesamt 37 Länder einreiht, die diesen Deal gutheißen und so viele Spieler weltweit die Möglichkeit bekämen, auf zahlreichen Endgeräten etliche Spiele zu spielen.

China's unconditional clearance of our acquisition of Activision Blizzard follows clearance decisions from jurisdictions such as the European Union and Japan, bringing the total to 37 countries representing more than two billion people,[...] The acquisition combined with our recent commitments to the European Commission will empower consumers worldwide to play more games on more devices.

Microsoft-Sprecher, via Eurogamer.net

Damit stehen zur Zeit mit den USA und dem Vereinigten Königreich nur noch zwei der bedeutendsten Absatzmärke vor der Entscheidung, ob sie die Übernahme genehmigen oder ablehnen.

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