Europäischer OpenAI-Konkurrent: Microsoft startet Partnerschaft mit KI-Startup Mistral

Andreas Frischholz
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Europäischer OpenAI-Konkurrent: Microsoft startet Partnerschaft mit KI-Startup Mistral
Bild: Mistral

Microsoft hat eine Partnerschaft mit dem französischen AI-Startup Mistral verkündet. Die Modelle werden ebenfalls über Azure abrufbar sein und unterstützt das Training mit Supercomputer-Kapazitäten. Das gilt auch für das aktuelle Spitzenmodell von Mistral, das in der Gewichtsklasse des Marktführers GPT-4 mitspielen soll.

Zuvor bei Meta und Google DeepMind angestellte KI-Entwickler gründeten Mistral im April 2023 in Paris. Bereits im Herbst sorgte das Startup für Aufsehen, weil es im Oktober 2023 bei einer Finanzierungsrunde 385 Millionen Euro einsammelte. Im Dezember wurde der Wert auf 2 Milliarden Euro beziffert.

So steht das Startup sinnbildlich für den AI-Boom, die Modelle gelten aber auch als leistungsfähig und insbesondere in Europa führend. In einem Ranking der Stanford University schneidet das Modell Mixtral 8x7B etwa deutlich besser ab als die Luminous-Modelle der Heidelberger Firma Aleph Alpha.

Mistral positioniert sich als europäischer OpenAI-Konkurrent

Gemeinsam mit dem Microsoft-Deal hat Mistral neue Modelle veröffentlicht. Mistral Large ist das bis dato größte Large Language Model (LLM) des Startups, und die vom Unternehmen präsentierten Benchmark-Ergebnisse sind vielversprechend. Im oft zitierten MMLU-Test (Measuring Massive Multitask Language Understanding) liegt es zwar noch hinter GPT-4, schneidet aber besser ab als Anthropics Claude 2, Gemini 1.0 Pro von Google sowie Metas Llama-2-Modell.

Mistral-Benchmarks
Mistral-Benchmarks (Bild: Mistral)

Mistral Large bietet die klassischen LLM-Funktionen wie Textverständnis und Coding. Ein Augenmerk liegt auf dem Umgang mit Sprachen. Es unterstützt laut der offiziellen Mitteilung Englisch, Französisch, Spanisch, Deutsch und Italienisch mit einem „differenzierten Verständnis für Sprachen und kulturellen Kontext“. Die Größe für Kontext-Eingaben liegt bei 32.000 Token.

Als Pluspunkt bezeichnet Mistral das präzise Befolgen von Anweisungen auf Systemebene, sodass Entwickler etwa adäquate Moderationsrichtlinien entwerfen können. Mistral hat diese Funktion verwendet, um die Moderation für den Chatbot Le Chat zu entwickeln, der nun ebenfalls verfügbar ist.

Neben der Large-Variante hat Mistral auch noch eine Small-Version des Modells vorgestellt. Es übertrifft ebenfalls das bisherige Spitzenmodell Mixtral 8x7B, soll aber deutlich effizienter arbeiten. Es ist also die Variante für kleinere Aufgaben, die sich so kosteneffizienter erledigen lassen. Sowohl Mistral Large als auch die Small-Variante sind im Vergleich zu den älteren Modellen nicht als Open-Source verfügbar. Auf die Modelle zugreifen lässt sich via API-Schnittstelle über die Mistral-Cloud La Plateforme, über Microsoft Azure sowie den Chat-Dienst Le Chat.

Nächste Partnerschaft für Microsoft

Für Microsoft ist es somit die nächste Partnerschaft mit einem AI-Startup, die man intensiviert. Prominent ist der Konzern für die enge Kooperation mit OpenAI, das GPT-4-Sprachmodell des Unternehmens ist auch die technische Grundlage für Microsofts AI-Assistenten Copilot. In der Cloud verfolgt Microsoft jedoch die Strategie, sich möglichst breit aufzustellen. Neben den OpenAI-Modellen bietet man etwa auch Llama 2 von Meta sowie bereits seit November 2023 die älteren Modelle von Mistral.

Nun hebt man die Kooperation mit einer Partnerschaft, die auf mehrere Jahre angelegt ist, auf eine neue Stufe. Neben Cloud-Geschäft erhält Mistral auch Supercomputer-Kapazitäten, um die KI-Modelle zu trainieren. Zudem erfolgte ein direktes Investment in Höhe von 15 Millionen Euro, sagte ein Microsoft-Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters.

Insbesondere dieser Teil des Abkommens weckt aber bereits die Aufmerksamkeit der Brüsseler Wettbewerbshüter. Die EU untersucht bereits, ob KI-Partnerschaften wie die von Microsoft und OpenAI den europäischen Wettbewerbsregeln entsprechen. Der Mistral-Deal soll nun ebenfalls im Rahmen der Untersuchungen geprüft werden.