News Chaotischer Streit um Streaming-Abmahnungen

„Das Gutachten erklärt nicht im letzten technischen Detail, wie die IP-Adressen der Nutzer ermittelt wurden. Das ist Geschäftsgeheimnis der Ermittlungsfirma“, erklärte der Anwalt Thomas Urmann von der Kanzlei U+C gegenüber der Welt.

Also wenn jemand an meine IP-Adresse kommen möchte, oder sonstige private Daten, dann kann er das machen wie er es für richtig hält, solange er nachher sagt, dass die Art und Weise wie er dazu kam ein "Geschäftsgeheimnis" sei ist alles in Ordnung.

Das involvierte Gericht in Köln hätte der Herausgabe der IPs nie und nimmer zustimmen dürfen, wenn die Art und Weise der Beschaffung ein "Geschäftsgeheimnis" ist. Mit dem Argument kann man doch alles klauen und danach von "üblicher Beschaffung" sprechen und die "technischen Details" verschweigen.
 
Und wieder wird im Artikel nicht erwähnt, dass zwischen Rechteinhaber und itGuards eine direkte Verbindung besteht. Die Seiten sind auf dem selben Server gehostet, die Anmeldung erfolgte binnen weniger Tage jeweils, das Gutachten über GLADI wurde nur Tage nach Registrierung von itGuards erstellt.
Lassen wir den Abmahnwahn mal außer Acht, steckt hier doch der eigentliche Betrug.

In der Schweiz wird übrigens gegen The Archive ermittelt
 
Nun scheint es, dass deutsche RedTube-Nutzer vor dem Zugriff auf einen der betroffen Streams mittels Traffic Holder über einen Fake-Proxy geleitet wurden, der die IP-Adresse ermittelt hat. Danach wurden die Nutzer ohne es zu merken wieder zu RedTube weitergeleitet. Allerdings: ein offizielles Statement fehlt, hierbei handelt es sich bis dato nur um einen Verdacht. Sollte sich dieser allerdings bestätigen, liege nach Ansicht des Rechtsanwalts Christian Solmecke ein klarer Fall von Betrug vor. Allein schon, weil die IP-Adressen vor der Rechtsverletzung ermittelt wurden.

Wenn sich ein Dritter (ohne im Auftrag eines Gerichts oder einer Behörde zu handeln) in meinen Traffic einklinkt und ermittelt, wann mein PC mit welchem Server kontakt hatte, dann ist das doch

a) nicht wirklich legal (Fernmeldegeheimnis und so?)
b) nicht sonderlich aussagekräftig (wurden da jetzt nur 2 Sekunden oder der komplette Stream lokal gespeichert? Diese Information bekommt man allein beim anschauen von "wer hat mal mit wem geredet?" noch nicht)

Mal ganz abgesehen davon, dass die ganze Streaming-Sache momentan eine ziemliche rechtliche Grauzone ist. Ja die Daten werden teilweise lokal zwischengespeichert, aber als Nutzer muss man sich schon ein bisschen anstrengen und im Cache des Browsers rumsuchen. Zudem dürfte vielen Leuten der Umstand der lokalen Speicherung auch garnicht so bewußt sein (wobei ja Unwissenheit nicht vor Strafe schützt...)


Bevor diese Firma da nicht mit den Infos rausrückt, wie sie die IPs und den Traffic ermittelt haben, darf da garnix gehen - das Gericht hat sich viel zu leicht abspeißen lassen mit "gängigen Methoden". Solang die Belastbartkeit der Daten unklar ist dürfen die nicht als Grundlage für eine Abmahnung dienen.
 
Also ich würde den Anwälten dieser Abmahnkanzlei eher personenschutz empfehlen. bei soviel tausend abgemahnten leute ist die chance "den falschen" erwischt zu haben recht groß. da brennt dann schneller mal ne karre als man denkt....
 
Einen Weg sowas zu unterbinden gäbe es:

Ein Anwalt darf höchstens eine Abmahnung pro Mandant gleichzeitig vertreten.
Wenn so eine Kanzlei dann 10.000 Abmahnungen verschicken möchte brauchen sie dafür auch 10.000 Anwälte.

So kommt der Mandant zu seinem Recht und allen ist geholfen. Wenn die Abmahnung dann "durch" ist darf er den nächsten in Namen dieses Mandanten abmahnen.

Das Risiko, dass ein Mandant sich gerichtlich dagegen wehrt zögert dann weitere Abmahnungen entsprechend hinaus.
 
Urmann setzt nun darauf, dass die Oberlandesgerichte in München, Köln und Frankfurt zu unterschiedlichen Rechtsauffassungen kommen. Dann werde es noch fünf bis acht Jahre dauern, bis der Bundesgerichtshof ein Urteil fällt – sofern die Politik nicht bis dahin eingreifen sollte.
5-8 Jahre? Warum soll das so lange dauern?

Was ist mit den Abmahnungen, die bis dahin verschickt werden? Die sind gültig, bis die oben genannten Klagen alle durch sind, oder?
 
hallo,
ich sehe da noch ein anderes problem. da der rechteinhaber nicht gegen die eigentliche urheberrechtsverletzung vorging und lieber über einen größeren zeitraum die ip-adressen protokollieren lies, machte er somit meines erachtens, bewusst sein werk öffentlich zugänglich. es ging hier, so denke ich, nicht um den schutz seines werkes, sondern darum, wie man profit aus der sache schlagen kann.
es kann doch nicht sein, dass man eine "straftat",wenn es überhaut eine ist, begünstigt und ihr zuschaut, aber selbst nicht dagegen aktiv wird. eine sperrung des streams wäre wohl in kürzester zeit möglich gewesen.

man kann ja auch nicht ein freilichtkino betreiben und allen, die zufällig durch eine öffnung von aussen etwas sehen können, wird dann vom rechteinhaber des films, geld durch eine abmahnung abluxen. jeder ist wohl der auffassung, das der betreiber dafür zu sorgen hat, dass von aussen nichts zu sehen ist.
genau diesem kommt aber der rechteinhaber bzw. die firma die zur wahrung der rechte beauftragt wurde nicht nach. sie stehen lieber vor dem loch und zählen die personen, die dort vorbei gehen, anstatt den betreiber auf das loch aufmerksam zu machen, bzw. diesen zu belangen, falls er die öffnung nicht schliessen sollte.

es gibt da einen netten spruch: wer schweigt, stimmt zu! dies trifft hier auch 100% zu.

gruß

Lomax
 
Hallo,

ich lese das ganze nun auch schon seit dem Bekanntwerden mit. Ich finde das eine Unglaubliche Geschichte mit was für "Machenschaften" man hier versucht zu Geld zu kommen!
Da kann man nur hoffen das Politik/BG da schnell eingreifen.

Gruß
 
Ich würde gern auch jemanden klagen, anscheinend leben die Anwälte mittlerweile von solchen Internet-Fällen.

Kann nur hoffen das nicht schon so viele Betroffene gezahlt haben, sonst hätte man etwas erreicht was dann immer mehr Anwälte auf eine ähnliche Idee bringen würde.

Dann könnte YT das nächste sein. Und jeder Nutzer, der da ein Video online gestellt hat auf dem im Hintergrund eine TV-Sendung zu sehen ist.
 
Dem ganzen Abgemahne sollte einfach nur ein Riegel vorgeschoben werden. Wer kann bei Streams schon wissen ob das was man kuckt nun grad gegen Urheberrechte verstößt. Weil ganz ehrlich wer hat noch keinen mitschnitt von ner Doku etc sich auf Youtube angeschaut...
 
Lustig wird es, wenn sich REDTUBE zu Wort meldet und auf Schadenersatz klagt :)

Es ist schon schlim auf was alles Leute kommen nur um Geld zu machen - und hier im Besonderen die "Schlipstraeger".

Mich wundert nur, dass die Anwaltskammer denen die Lizenz nicht entzieht.
 
auRE schrieb:
...
Mich wundert nur, dass die Anwaltskammer denen die Lizenz nicht entzieht.

Weshalb sollte sie? das spült doch Millionenbeträge in die Kassen der Gegenkläger...
 
M-X schrieb:
Wahnsinn jeder gegen jeden. Für mich als IT versierte Mensch sieht das aber danach aus, das zumindest die IP Adressen nicht auf legalem Wege beschafft wurden. Alles andere erübrigt sich dann auch wieder. Letzt habe ich im Netz eine Aufstellung gesehen wie die Firma itGuards und die Kanzlei zusammenhängen. Alles ein abgekartetes Spiel!

Mal abgesehen von der Beschaffung der IP sollte der Aspekt des "Streamings" nicht so leicht genommen werden. Wenn das, was (auf Festplatte) im Cache vom Browser landet, als Verstoß gegen § 16 UrhG Vervielfältigungsrecht gilt, ... dann würde schon der Besuch von bspw. irgendeiner gewerblichen Webseite ein Straftat sein. Das Logo dort, oder irgendwelches anderes urheberrechtlich geschütztes Material, das die Webseite darstellt, würde zugleich im Cache landen.

Jedoch ist das mit dem Browser-Cache damit auch noch nicht komplett durchdacht. Es ist durchaus möglich, dass die Daten nicht auf Festplatte, sondern nur im RAM landen. Das kommt auf die Einstellung und Verhalten des jeweiligen Browsers an. Auch dies wäre quasi nur eine (unbeweisbare?) Vermutung.

Wenn U+C das durchringt, würde es das bisherige Surfen im Internet ad-absurdum führen.
 
Das zeigt doch erneut wie "irrsinnig" unser Rechtssystemen in punto Urheberrecht ist...

für Ct-Beträge werden Gerichtsverfahren für 1000€e angeleiert, nur weil irgendjemand sich nicht genug sieht - egal ob Raubkopierer oder Rechteinhaber. Ich befürworte nicht die Raubkopierer, stelle aber den Nutzen für die Gesamtwirtschaft in Frage, da kleine Rechteinhaber überhaupt keine Möglichkeiten haben, ihr Recht geltend zu machen, während liquide Rechteinhaber dieses System ad absurdum führen...

Geschäftsmäßiger Handel mit dem geistigen Handeln gehört korrekterweise bestraft, aber wegen einem Lady Gaga Song, das die kleine Anna herunterlädt, ein Verfahren für 1000€ einzuläuten, ist einfach nicht verhältnismäßg und auch nicht zielführend.
 
Lomax101 schrieb:
hallo,
ich sehe da noch ein anderes problem. da der rechteinhaber nicht gegen die eigentliche urheberrechtsverletzung vorging und lieber über einen größeren zeitraum die ip-adressen protokollieren lies, machte er somit meines erachtens, bewusst sein werk öffentlich zugänglich. es ging hier, so denke ich, nicht um den schutz seines werkes, sondern darum, wie man profit aus der sache schlagen kann.
es kann doch nicht sein, dass man eine "straftat",wenn es überhaut eine ist, begünstigt und ihr zuschaut, aber selbst nicht dagegen aktiv wird. eine sperrung des streams wäre wohl in kürzester zeit möglich gewesen.

Da sehe ich auch eine Anfechtbarkeit.

Ich kenne Redtube zwar selbst nicht, aber i.d.R. haben solche Portale eine Funktion zur Meldung von Material.
Zumindest habe ich mal in einem Bericht gehört, dass dieses Portal einen erkennbaren Betreiber im Hintergrund hat der sich auch um die Pflege der Seite kümmert.
Insofern wäre es einfacher gewesen das zu melden.

Das wäre ja etwa so, als wenn irgendwo jemand ein Schild zur Tempobegrenzung klaut und die Leute deswegen mit erhöhter Geschwindigkeit durchfahren. Die Polizei sieht, dass das Schild weg ist. Anstatt das Schild zu erneuern stellt man sich dann hin und blitzt die Leute weil sie zu schnell sind.

Was darüberhinaus brisant ist:
Durch Linkumleitungen und Spam kann die Kanzlei (oder der Kläger) Leute bewusst in die Irre führen und auf den Stream leiten.
Dann landet man ungewollt dort und wird anschließend abgemahnt?
Alleine die Möglichkeit sollte Grund genug sein, diese Abmahnungen in der Form nicht durchkommen zu lassen.
 
Ich fass das nochmal zusammen, nur damit ich auchs richtig verstanden habe:

- Die IP adressen scheinen illegal über einen Broker erfasst worden zu sein
- Beim Erfassen dieser IP wurden die Nutzer durch ein Script erst auf die Redtube seite weiter geleitet
- Sie wurden dann auch nicht direkt zum Video, sondern zu einer Übersichtseite geleitet, auf der das Video eingebettet war (es ist also keines Wegs erwiesen, dass dann das Video auch tatsächlich angeklickt wurde???)
- Gleichzeitig scheinen Rechteinhaber und vertretender Anwalt entweder ein und die selbe Person oder zumindest in engem Kontakt stehende Personen zu sein, was durch die Anmeldedaten der Homepages belegt ist

Hm, das klingt doch durchaus seriös :freak:
Bitte korregiert mich wenn ich da was falsch verstanden habe...
 
8 Jahre ... Was ist das für ein Irrenhaus in Deutschland geworden...
Dieser ganze Paragraphendschungel ist doch gewollt, damit das Klientel Arbeit hat.
Wie hier mittlerweile an Problemlösungen herangegangen wird ist einfach nur noch lächerlich...
 
Das ist Geschäftsgeheimnis der Ermittlungsfirma“

Übersetzt: "Das wollen wir nicht sagen, weil wir zweifelhafte Methoden verwenden um an die Kohle der User zu kommen ! ":D
 
dgschrei schrieb:
Popcorn bitte. Das wird noch richtig lustig.
Der Urmann sollte sich aber vielleicht mal überlegen ob es wirklich so schlau ist, die Klappe bei dem ganzen Prozedere auch noch so weit aufzureißen. [...]

Genau das irritiert mich so. Wäre ich einer dieser Kerle würde ich meine Klappe halten und die Füße still halten. Nicht aber so die verehrten Herren von U+C. Entweder sind die sich ihrer Sache tatsächlich so sicher, dass sie es sich erlauben können so offensiv aufzutreten, oder die haben dermaßen kalte Füße bekommen, dass sie durch plumpes Vorpreschen versuchen das Beste daraus zu machen - frei nach dem Motto Augen zu und durch. Einen Rückzieher können sie nun zumindest nicht mehr machen...

Wie man es auch dreht und wendet - mit einem solchen medialen Echo haben die Abmahner sicherlich nicht gerechnet. Es ist schön zu beobachten wie mit jeder weiteren News zum Thema mehr und mehr technisch und fachlich versierte Leute recherchieren und nachprüfen und das Fundament (oder doch eher Kartenhaus?), auf dem die Abmahnungen gründen, immer mehr ausgehöhlt und demontiert wird.

Auch wenn ich nicht betroffen bin, freut es mich zu sehen, wie die Berichterstattung auf Heise, CB, Golem & Co das Thema oranbringt.
 
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