Chipsatz

Jetzt mal ehrlich: Man kauft ein Board doch nicht wegen des Chipsatzes, sondern wegen der Features. Der Chipsatz ist mittlerweile schon fast eine Nebensache. Früher (tm) war das noch anders, da hatten sich die N/S-Bridges tatsächlich auch auf die CPU-/RAM-Performance ausgewirkt. Mittlerweile ist das, zumindest bei AMD, Jacke wie Hose: Sprich, mit einem X-Chipsatz wird man die selbe Performance bekommen wie mit einem B-Chipsatz, höchstens was Übertaktung & Co. angeht muss man bei den B-Varianten genauer hinschauen. Natürlich ist das auch grob vereinfacht, der Teufel steckt im Detail.

Beim Kauf stellt sich daher "nur" die Frage: Wie viel von was? USB, SATA, M.2, LAN, etc. Darüber muss man sich im klaren sein. Auch was die PCIe x-Lanes angeht, also wie viele Karten man verbaut, ob die zusammen mit anderen Karten/Anschlüssen (M.2 SATA teilt sich oft einen OnBoard-SATA-Anschluss) harmonieren. Das steht nicht in der Chipsatz-Beschreibung, sondern in der vom Board.

Aber vorsicht, Igor hat was bei den B550-Chipsätzen herausgefunden:

Wer braucht noch X570? B550 reicht völlig! Asus TUF Gaming B550M vs. X570 Plus | Viele Benchmarks!

Und dann 3 Wochen später das hier nachgeschoben:

PCIe 4.0 auf B550 & X570 Motherboards - ist x8 ein Flaschenhals? Falldown auf 3.0 killt dann NVIDIA!

So was steht natürlich auch nicht in den Specs vom Chipsatz... und wahrscheinlich nicht mal im Handbuch.
 
Wenn du den AMD Ryzen 9 3950X https://geizhals.de/amd-ryzen-9-3950x-100-100000051box-a2073697.html für 735€ kaufen willst,
würde ich keinen Kompromiss eingehen und selbstverständlich ein X570 Mainboard nehmen.

Empfehlenswert sind die Mainboards von Gigabyte und MSI, z.B. das
Gigabyte X570 Aorus Ultra https://geizhals.de/gigabyte-x570-aorus-ultra-a2078169.html für 291€ (6 SATA-Anschlüsse und insgesamt 19 USB-Anschlüsse)
oder das
MSI MEG X570 Unify https://geizhals.de/msi-meg-x570-unify-7c35-010r-a2156019.html für 282€ (4 SATA-Anschlüsse und insgesamt 17 USB-Anschlüsse).

Damit bist du auf jeden Fall auf der sicheren Seite, kannst alle Features der CPU nutzen und Ryzen 4000 wird später auch drauf laufen.

8 SATA-Anschlüsse und insgesamt 15 USB-Anschlüsse hätte z.B. das
ASRock X570 Taichi https://geizhals.de/asrock-x570-taichi-90-mxba83-a0uayz-a2078228.html für 297€.

Ryzen 3000 CPUs bieten 24 PCIe Lanes. 16 für die Grafikkarte, 4 für eine M.2 PCIe SSD und 4 zur Anbindung des Chipsatzes.

Der X570 Chipsatz bietet darüber hinaus weitere, eigene PCIe Lanes. Und hier kommt es ganz auf den Mainboard-Hersteller an, wofür diese Lanes genutzt werden.
z.B. für zusätzliche SATA-Anschlüsse und/oder für zusätzliche M.2 Steckplätze und/oder für zusätzliche USB-Anschlüsse und/oder für WLAN/Bluetooth usw.

Das Gigabyte X570 Aorus Ultra hat z.B. 6 SATA-Anschlüsse, dafür nur zwei vollwertige PCIe x4 M.2 Anschlüsse und einen PCIe x2 M.2 Anschluss,
während das MSI MEG X570 Unify nur 4 SATA-Anschlüsse hat, dafür aber drei vollwertige PCIe x4 M.2 Anschlüsse.
Das ASRock X570 Taichi hat sogar 8 SATA-Anschlüsse, dafür weniger USB-Anschlüsse.

Das hat nichts mit schlechter Dokumentation zu tun, sondern damit das AMD den Mainboard-Herstellern mehr Freiheit als Intel gewährt bei der Ausstattung ihrer Mainboards.
Du musst also schauen welche Anschlüsse du haben willst und ein entsprechend ausgestattetes Mainboard nehmen.

Zum Vergleich das Schaltbild des Intel Z490 Chipsatzes:
https://www.tweakpc.de/hardware/tes...0700k_core_i9_10900k/i/z490_blockdiagramm.png
Und hier das Schaltbild des AMD X570 Chipsatzes:
https://www.pcgameshardware.de/screenshots/1020x/2019/05/AMD-X570-Computex-9--pcgh.png
 
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DarkSoul schrieb:
Früher (tm) war das noch anders, da hatten sich die N/S-Bridges tatsächlich auch auf die CPU-/RAM-Performance ausgewirkt. Mittlerweile ist das, zumindest bei AMD, Jacke wie Hose: Sprich, mit einem X-Chipsatz wird man die selbe Performance bekommen wie mit einem B-Chipsatz, höchstens was Übertaktung & Co. angeht muss man bei den B-Varianten genauer hinschauen.
Das ist bei Intel auch nicht anders, nur das Übertakten dort nur mit dem Z Chipsatz (oder X bei HEDT Plattformen) geht und nur mit dem Z Chipsatz kann man bei Intel die 16 PCIe Lanes direkt von der CPU auch aufteilen, wobei die billigen Z Boards diese Möglichkeit nicht immer nutzen. Und der Preis ist natürlich auch ein Hinweis auf das Übertaktungspotential, welches man erwarten kann. Die Boardhersteller wollen in den Mainboardreviews natürlich trotzdem vorne stehen, auch wenn der Chipsatz eben eigentlich gar keinen Einfluss auf die Leistung hat und alle Boards im Prinzip gleich performen, wenn der Hersteller keinen Fehler gemacht hat. Damit sie besser dastehen, drehen sie an der Taktschraube und übertakten die CPUs schon in der Defaulteinstellung, da die meisten Mainboardreviews eben in der Defaulteinstellung benchen, daher hat man dann diese hohen Leistungsaufnahmen. Würde alle bei den gleichen Einstellungen gebencht, gäbe es nur Unterschiede im Rahmen der Messtoleranz.

AMD scheint die Mainboardhersteller etwas besser im Griff zu haben und ihnen erfolgreicher aufs Auge gedrückt zu haben sich bei den Defaulteinstellungen an die Vorgaben zu halten. Aber sobald dann PBO aktiviert wird, kann die Leistungsaufnahme auch ganz schnell massiv höher ausfallen, wie hier für den 3970X für das Gesamtsystem von 400W @Stock auf 537W mit PBO. Macht man dann noch AutoOC sind es sogar 594W und wäre es ein Intel Board, hätte der Boardhersteller wahrscheinlich beides schon im Default aktiviert.
 
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Holt schrieb:
Dann kaufe eine andere Plattform die besser dokumentiert ist, ......
Da machen sich die Hersteller die Sache mittlerweile zu einfach und das haben wir letztens bei der SMR Geschichte erlebt, wo nicht mal grundlegende Produkteigenschaften angegeben werden. Hätte kein Hersteller bei den Angaben eingelenkt, wo hätte der Kunde einkaufen sollen ohne gleich die besser dokumentierten Nearline Enterprise zu nehmen? Eine noch tiefergehende Produktdokumentation bedeutet, der Hersteller hat nichts zu verbergen und es hilft auch bei Reparaturen, wenn sogar das NAND oder das Controller Pinout verfügbar ist, und wenn man weiss, dass am Controller 1,1v anliegen müssen, dann muss man nicht rätseln, wenn die SSD kaputt gegangen ist.

Weil die Dokumentation anscheinend fehlt, bekommt WD auch seine WD P50 nicht ordentlich zum Laufen und der wirklich technisch versierte Tester mit Messequipment kann nicht mal auf die ASUS betreuten ASMedia Dokumente zugreifen um den Controller selbst mal auszuwerten. Vielleicht kann das Teil 2x2 nur unter Laborbedingungen.

Auch ein Grund mangelnder Dokumentation, warum Asus die Probleme mit seiner Essence STX II weder lösen, noch öffentlich über Datasheets sich von Audioentwicklern die das PCB anhand des Schaltplans auswerten könnten eine Blöße geben will.

KnolleJupp schrieb:
Das hat nichts mit schlechter Dokumentation zu tun, sondern damit das AMD den Mainboard-Herstellern mehr Freiheit als Intel gewährt bei der Ausstattung ihrer Mainboards.
......
Ein Beispiel an der AMD SB850.
Welcher Hersteller hat mehrere Audiocodecs auf seinen Brettern für mehr Abhörmöglichkeiten verbaut?
moar audiocodecs.jpg
Darum ist gute Dokumentation wichtig, damit nicht noch die Mainboardhersteller mit einem Brett vor dem Kopf am Kunden agieren. Realtek könnte nämlich seine Softwareunterstützung soweit erweitern, das man sein Audio auf mehrere Räume erweitern kann oder ein 14.1 System aufbauen, weil die I/O Blende hinten die doppelte Anzahl an Audioausgängen aufweist. Als IT Händler ist es auch gut zu wissen, was für aktuelle Technik wirklich so verbaut wird und warum die Broadcom Controller keinen Einsatz fanden, wenn ich zum BCM50610 nicht mal mehr Informationen finde und sich AMD bei der LAN Unterstützung verfahren hat. Nur das Datenblatt verfügt über die Informationen, um welche kompatiblen Broadcom PHY es sich überhaupt handelt.

AMD 990FX
RD990.jpg
Wenn die Diagramme dann noch tiefer sogar auf die Parameter zum Reflowprozess des Chipsatzes eingehen, dann lernt man sogar von AMD, dass es Öfen mit 10 Heizzonen gibt. ;)
 
Der Nachbar schrieb:
Da machen sich die Hersteller die Sache mittlerweile zu einfach
Nein, schau dir mal an was für Dokumente bei Intel über deren Chipsätze öffentlich verfügbar sind, da kann man wirklich nicht meckern. Nutzen tut es dem Endanwender der doch nur die fertigen Boards kaufen kann, allerdings wenig.
 
Ich danke euch für die vielen informativen Beiträge. Nicht alles kann ich sofort verstehen, deshalb muss muss ich sie erstmal genauer studieren. Meine Erkenntnis ist, dass die Board-Hersteller nicht immer alle Möglichkeiten des Chipsatz ausschöpfen und die PCIe-Lanes unterschiedlich verwenden. Ich hoffe, dass ich damit richtig liege.
 
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HummelBommel schrieb:
Meine Erkenntnis ist, dass die Board-Hersteller nicht immer alle Möglichkeiten des Chipsatz ausschöpfen
Das ist so nicht richtig.

Die Mainboard-Hersteller können wählen was sie mit den Lanes des Chipsatzes anfangen wollen.
Egal ob das SATA-Anschlüsse sind, M.2 Steckplätze, USB-Anschlüsse, WLAN/Bluetooth, Audio usw., vieles läuft intern über PCIe Lanes.

Entweder direkt an den Chipsatz (oder die CPU) angebunden oder über Zusatzchips,
die aus einer oder mehreren PCIe Lanes z.B. USB-Anschlüsse oder SATA-Anschlüsse oder WLAN machen.

Für kleinere Mainboards, z.B. in Mini-ITX Größe, ist das richtig.
Hier können oft gar nicht alle Anschlüsse verwendet werden, weil es schlicht keinen Platz auf der Platine dafür gibt.
 
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KnolleJupp schrieb:
Das ist so nicht richtig.

Die Mainboard-Hersteller können wählen was sie mit den Lanes des Chipsatzes anfangen wollen.
Egal ob das SATA-Anschlüsse sind, M.2 Steckplätze, USB-Anschlüsse, WLAN/Bluetooth, Audio usw., vieles läuft intern über PCIe Lanes.
Entweder direkt an den Chipsatz angebunden oder über einen Zusatzchip, der aus einer oder mehreren PCIe Lanes z.B. USB-Anschlüsse oder SATA-Anschlüsse oder WLAN macht.

Für kleinere Mainboards, z.B. in Mini-ITX Größe, ist das richtig. Hier können oft gar nicht alle Anschlüsse verwendet werden weil es schlicht keinen Platz dafür gibt.
Ja das ist mir im Nachhinein auch aufgefallen, dass ich mich da falsch ausgedrückt habe. Deshalb habe ich nachträglich den Nebensatz " die PCIe-Lanes unterschiedlich verwenden" angehängt.
 
HummelBommel schrieb:
Meine Erkenntnis ist, dass die Board-Hersteller nicht immer alle Möglichkeiten des Chipsatz ausschöpfen und die PCIe-Lanes unterschiedlich verwenden.
So ist es.
KnolleJupp schrieb:
Das ist so nicht richtig.
Doch, das ist so richtig, auch ohne den Zusatz "die PCIe-Lanes unterschiedlich verwenden". Es werden nicht immer (klar gibt es auch Gegenbeispiele) alle Möglichkeiten des Chipsatzes ausgenutzt und zusätzlich werden dann auch teilweise andere Schnittstellen durch Zusatzcontroller realisiert.
 
Es ist schon richtig das nicht auf jedem Mainboard alle Möglichkeiten der CPU und des Chipsatzes voll ausgenutzt werden.
Das gilt für AMD genau wie für Intel.
 
@Holt
Dann macht es intel nun mal für den professionellen Markt richtig und wenn AMD sich an intel kein Beispiel nimmt, sollte AMD wenigstens an frühere und eigene Dokumentationszeiten anknüpfen.-Interessanterweise habe ich gestern durch ein Audio Interface Tausch durchaus nach der eindeutigen USB Hardware ID gesucht, die bei alten AMD Chipsatzdokumenten mit angegeben wird um nicht über den Chipsatz USB, sondern den Weg über den Ryzen USB Controller zu gehen. Am Ende ergibt eine gute Dokumentation selbst beim Endkunden Sinn ohne im Gerätemanager und HWi die Controller durch USB Umstecken zu identifizieren. Das Mainboard Handbuch war ebenso wenig hilfreich.
 
Beim Support für die Hersteller scheint es bei AMD noch Nachholbedarf zu geben:
Aber nachdem jahrelang gespart werden musste und Leute entlassen wurden, kann man sowas eben nicht so schnell wieder aufbauen und AMD konzentriert sich auf die Bereiche wo am meisten zu holen ist. Bei den DIY Rechnern ist ihr Anteil ja schon sehr hoch und den Leute ist die Dokumentation egal, die meisten lesen ja nicht einmal das Handbuch des Mainboards.
 
Thema ist zwar schon etwas älter, dennoch mal ne ganz praktische Frage dazu.

Ich such 'n Mainboard, das vPro unterstützt. Laut Intel-Webseite unterstützt der Chipsatz Q370 vPro. Auf Geizhals habe ich mir verschiedene Q370-Boards anzeigen lassen. In keinem ihrer Handbücher ist etwas über vPro zu lesen. Kann ich dennoch davon ausgehen, dass sie vPro unterstützen?
 
Was stellst du dir vor was dir vPro bringt ?

nicht das du einfach falsch abbiegen willst weil es sich toll anhört .
 
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