Crimpen - Anfängerfragen

Ghost_Rider_R

Lieutenant
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Nov. 2009
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752
Hallo zusammen,

ich hätte da ein paar Basis-Fragen zum Thema Crimpen. Ich bin im Netz aber nicht so richtig fündig geworden,
obwohl es eigentlich Basissachen sein müssten.

Es gibt in meinem CAT 7 (Folien & Geflechtsschirm) Kabel einen blanken Draht (ich glaube der heißt Beidraht).
1. Wofür genau ist dieser?
2. Ist dieser Teil der Schirmung?
3. Wird dieser abgeschnitten oder soll dieser wie das Drahtgeflecht nach hinten umgelegt werden und unter die Zugentlastung gelegt werden? Letzteres habe ich gehört, da die Folie / das Geflecht keine sichere mechanische Verbindung sei für Ground.

4. Ich lese ständig von Hirose, Stanley, Molex etc.. Soweit ich das verstanden habe sind das alles Hersteller, welche genormte und einheitliche RJ45 Stecker herstellen, ist das korrekt?
5. Trotzdem lese ich häufig, dass Crimpzange XY nicht kompatibel ist mit RJ45-Stecker Z. Wenn ich das richtig aufgefasst habe, dann ist das Problem aber nicht der Crimpvorgang an sich (d.h. das runterdrücken der Messer für die Adern) sondern der nachfolgende Schritt, also das fixieren des Knickschutzes. Aber dafür könnte man doch auch einfach eine Zange nehmen und dann geht jede Crimpzange dafür oder?
Info: Das Pass-Through System jetzt mal außen vor gelassen.

6. Bei meiner Zange von Kni**x steht dran ,,Geeigent für RJ45, aber nicht mit Hirose kompatibel". Kann ich die dann nicht trotzdem dafür verwenden und den Stecker vorne Crimpen und die Zugentlastung einfach mit der Zange zusammenbiegen? RJ45, also der vordere Teil ist ja genormt oder?

Vielen Dank schon mal für eure Infos

LG Ghost.
 
Hi.

Es gilt natürlich zu unterscheiden ob so einfaches Patchverlegekabel, richtiges Verlegekabel z.B. DRAKA oder Außenkabel.

Ich selber nutze beim Kabel DRAKA und bei den Steckern Metz Connect oder Telegärtner. Eine gute Zange sollte am besten mit vom Hersteller der Stecker erworben werden.

Ein blanker draht kann als Zugleitung genutzt werden, oder als eine Art Erde :)
 
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In meinem Fall ist es ein ,,richtiges" Verlegekabel, also die orangenen Kabel mit Starrdraht, auf die ein RJ45 Stecker kommt.
 
Die Form und Position der Crimpkontakte sind nicht genormt, daher die unterschiedlichen Crimpzangen. Da kann man auch nicht die Vorderseite mit der einen und die Rückseite mit der anderen crimpen.

Bei 'richtigem' Verlegekabel kannst Du aber nichts davon vewenden, diese Techniken sind für Patchkabel gedacht. Für Verlegekabel gibt es spezielle Feldverbinder oder Keystones.
 
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Dann verstehe ich aber nicht, warum ein Netzwerkport jeden Stecker erkennt, wenn diese nicht zumindest vorne einheitlich sind?! dass es nach hinten anders aussehen kann ist klar aber vorne?! Und die Form der Crimpkontakte ist doch egal, ob das dann ein 2 oder 3 Schneidiger Kontakt ist, welcher ins Kabel gedrückt wird. Die Abstände sind ja identisch.

Das da normalerweise Feldverbinder oder Keystones drauf kommen ist klar, nur für meinen Einsatzzweck nicht praktikabel, ich mache hier normale Stecker drauf, was auch super funktioniert hat. Und ja, diese entsprechen dann nicht der CAT7 Norm, ist bei meinem Einsatzzweck aber vollkommen ausreichend.
 
Mag sein, dass es für Dich ausreicht, aber es ist und bleibt Murks und kann jederzeit zu Ausfällen führen.

Und nur weil die Kontakte ganz vorne am Stecker gleich sind, muss das nicht für Form, Position und Eindringtiefe der Schneidkontakte gelten.
 
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@Incanus Das mit der Eindringtiefe könnte ich ggf. nachvollziehen.

Das mit dem Murks leider nicht, es wäre aber auch schön, wenn jemand auf die einzelnen Punkte oben eingeht, das bringt mich so leider nicht weiter.
 
Ghost_Rider_R schrieb:
In meinem Fall ist es ein ,,richtiges" Verlegekabel, also die orangenen Kabel mit Starrdraht, auf die ein RJ45 Stecker kommt.

Auf ein Verlegekabel kommt kein Stecker, sondern eine Dose oder ein Patchpanel.
 
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Ghost_Rider_R schrieb:
Das mit dem Murks leider nicht
Wo enden denn die Stromkabel in deiner Wand?
1. In einer Dose etwa?
2. oder kommt ein Kabel aus der Wand, an dem eine Kupplung installiert ist?
3. oder ist da etwa ein Kaltgerätestecker dran, den Du direkt in deinen PC einsteckst?

Was Du machen willst entspricht übrigens 3.
Und ja, das ist Murks!
 
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Incanus schrieb:
Das sind wir doch bereits. Aber Du nimmst die Erklärungen offensichtlich nicht an.

Doch, ich verstehe auch was Ihr meint und bin da in den aller meisten Fällen auch bei eurer Einschätzung!

Nur wie gesagt, in meinem konkreten Fall (welchen ich nicht näher erläutert habe, aber vielleicht muss ich das noch machen) möchte ich das so machen.

Da ich keine ,,Werbung" machen möchte, euch aber zeigen möchte, dass es nun mal sowas gibt einfach mal ein Beispiel-Stecker, welchen ich im Einsatz habe:

1645620223782.png


Der passt wunderbar auf mein CAT 7 Kabel bis AWG 23 Adernstärke. Und genau so ein Kabel habe ich mir an ein paar Stellen verlegt und es funktioniert wunderbar ohne irgendwelche Probleme, ohne Paketaussetzer und ohne Fehler. Der Widerstand der einzelnen Adern sind alle < 1 Ohm an den Enden.

Dass das jetzt nicht der CAT 7 Norm entspricht ist mir bekannt, aber mehr als Gigabit habe ich zuhause eh nicht und die wird voll erreicht.

Aber unabhängig davon, was ich damit zuhause treibe und ob Ihr das nun als Pfusch anseht oder voll geil findet, können die Fragen oben doch sachlich beantwortet werden.

Viele Netzwerkkabel haben nunmal diesen Beidraht, auch wenn ein Keystone Modul nehme oder eine Dose oder ein Patchpanel oder sonstwas, wofür genau ist dieser und was macht man damit normalerweise?

LG Ghost.
 
Ghost_Rider_R schrieb:
Es gibt in meinem CAT 7 (Folien & Geflechtsschirm) Kabel einen blanken Draht (ich glaube der heißt Beidraht).
Dazu kann ich nichts sagen. Ich habe meine Wohnung vor 15 Jahren oder so verkabelt, noch mit Cat5(e), und die Verlegekabel hatten keinen Beidraht. Was elektrische Details angeht, gibt es deutlich schlauere Köpfe als mich in diesem Forum - nicht zuletzt, weil ich mich elektrisch am Rande des gefährlichen Halbwissens bewege. :rolleyes:


Ghost_Rider_R schrieb:
4. Ich lese ständig von Hirose, Stanley, Molex etc.. Soweit ich das verstanden habe sind das alles Hersteller, welche genormte und einheitliche RJ45 Stecker herstellen, ist das korrekt?
5. Trotzdem lese ich häufig, dass Crimpzange XY nicht kompatibel ist mit RJ45-Stecker Z. Wenn ich das richtig aufgefasst habe, dann ist das Problem aber nicht der Crimpvorgang an sich (d.h. das runterdrücken der Messer für die Adern) sondern der nachfolgende Schritt, also das fixieren des Knickschutzes. Aber dafür könnte man doch auch einfach eine Zange nehmen und dann geht jede Crimpzange dafür oder?
Vorne am Stecker ist natürlich alles genormt. Das heißt die Form des Steckers, die Position etwaiger Haltenasen sowie die Position und Abstände der Pins in der Kontaktleiste sind identisch, weil dort der Kontakt mit der Buchse stattfindet. Alles dahinter ist aber nicht genormt, inkl. der Art und Weise, der Form und der Position wie tatsächlich der Kontakt zwischen Pin und Ader hergestellt wird.
Der Begriff "crimpen" beschreibt an sich nur den neutralen Vorgang, eine elektrische Verbindung mittels Verformung herzustellen.


Ghost_Rider_R schrieb:
6. Bei meiner Zange von Kni**x steht dran ,,Geeigent für RJ45, aber nicht mit Hirose kompatibel". Kann ich die dann nicht trotzdem dafür verwenden und den Stecker vorne Crimpen und die Zugentlastung einfach mit der Zange zusammenbiegen? RJ45, also der vordere Teil ist ja genormt oder?
Steht bei einer Crimpzange drauf, dass sie nicht für Stecker XY geeignet ist, wird sie die Nasen zum Eindrücken nicht an der richtigen Stelle haben oder sie sind nicht lang genug, um die Messer in die Ader zu drücken oder irgend eine andere Besonderheit des fraglichen Steckers führt zu einer Inkompatibilität. Selbst wenn es trotzdem funktioniert, übernimmt der Hersteller der Zange offenbar keine Verantwortung dafür, wenn die Verbindung nicht stabil ist. Gerade Knippex, ein Markenhersteller, wäre ja schön doof, wenn sie auf die Packung schreiben, dass sich die Zange nicht für Hirose-Stecker eignet, wenn sie dennoch dafür geeignet ist.

Vorsicht: Wilde Theorie!
Ich kann mir allerdings auch vorstellen, dass sowas in der heutigen Zeit an Lizenzen hängt. So erfüllt zB eine Fritzbox bei DECT zwar die Cat-iq 2.0 Norm, aber nur inoffiziell, weil AVM sich die Zertifizierung gespart hat. Ergo unterstützt die Fritzbox Cat-iq 2.0 offiziell nicht, aber das heißt nicht, dass sie nicht trotzdem nach dem Standard arbeitet - den offiziellen Stempel hat AVM aber nicht eingekauft.



Ghost_Rider_R schrieb:
Der passt wunderbar auf mein CAT 7 Kabel bis AWG 23 Adernstärke. Und genau so ein Kabel habe ich mir an ein paar Stellen verlegt und es funktioniert wunderbar ohne irgendwelche Probleme, ohne Paketaussetzer und ohne Fehler. Der Widerstand der einzelnen Adern sind alle < 1 Ohm an den Enden.
Das mag ja sein, es mag auch sein, dass das in 100 Jahren noch funktioniert, aber es kann genauso gut sein, dass du dich schon morgen wunderst, dass du plötzlich offline bist.

Crimp-Stecker, die nicht explizit für Verlegekabel vorgesehen sind, drücken in der Regel ein kleines Messer IN die Ader rein, also mittenrein, durch die Litze durch. Dabei verbiegt nix und das Messer schneidet durch die Ader durch, passt. Macht man dies nun mit Verlegekabel, dessen Adern massiv sind, wird sich das Messer unweigerlich verbiegen. Zwar hat das Messer in der Regel trotzdem noch Kontakt mit der Ader und die elektrische Verbindung ist hergestellt, aber zum einen kann das Messer sich so zur Seite biegen, dass es die Nachbarader oder deren Messer berührt und zum anderen kann sich dieses "abgeknickte" Messer mit der Zeit von seiner Ader lösen, zB wenn man nicht auf die Zugentlastung achtet. Wenn man also wirklich unbedingt an einem Verlegekabel Stecker anbringen möchte, sollte man dies mit Keystones oder anderen "feldkonfektionierbaren" Steckern machen, die in der Regel Schneidklemmen haben, in die eben auch starre Leiter eingedrückt werden können.

Nur weil etwas auf den ersten Blick "funktioniert", heißt es noch lange nicht, dass es auch "gut", "richtig" und "zuverlässig" ist.
 
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Raijin schrieb:
Crimp-Stecker, die nicht explizit für Verlegekabel vorgesehen sind...

In meinem Fall sind meine Stecker ja lt. dem Hersteller für genau diesen Verwendungszweck vorgesehen, zumindest steht es mal so in der Artikelbeschreibung. Von dem her verstehe ich den Gegenwind nicht, den ich hier von den anderen erhalten habe. Dass dies in der Praxis so selten in Verwendung ist mag zwar sein, das heißt aber nicht, dass dies dann Pfusch ist 🤨.

Naja wie dem auch sei, vielen Dank für deinen sachlichen Beitrag dazu, mit sowas kann man auch was anfangen.

Schön wäre es noch, wenn jemand weiß, was es mit diesem Beidraht auf sich hat. An für sich steht der Geflechtsschirm, die nicht laminierte Seite der Folie sowie der Beidraht in Kontakt, von dem her selbst wenn man den Beidraht nicht umlegt und abschneidet, dann steht hier trotzdem alles in Kontakt. Soweit mal meine Erkenntnis. Ich vermute also, dies hat hier tatsächlich mechanische Gründe aber das ist auch nur meine Vermutung.
Ergänzung ()

Wasserhuhn schrieb:
Alleine schon diese Widerstandsmessung mit dem Multimeter...

Was ist falsch daran zu schauen, ob ein Messer eventuell einen Kontakt nicht richtig getroffen hat? Ich weiß, dass mein Porttester auch bei über 100 Ohm keinen Kabelfehler anzeigen würde, von dem her kann man das doch ruhigen Gewissens gegenprüfen.

Eine Impendanzmesserung etc. ist ja alles schön und gut aber dafür bedarf es teurer Messgeräte, welche sich für die zweimal im Jahr für Privat einfach nicht lohnen. Also ja, ich gehe ein kleines Restrisiko ein, werde bei dem Versuch aber nicht draufgehen, wenn ein Kabel doch mal einen Knacks hat.

Dann würde ich dir vorschlagen einfach jeden Hersteller von solchen Steckern zu bitten, dass die Ihre Produktion einstellen, weil alle die das kaufen ja keine Ahnung haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ghost_Rider_R schrieb:
In meinem Fall sind meine Stecker ja lt. dem Hersteller für genau diesen Verwendungszweck vorgesehen, zumindest steht es mal so in der Artikelbeschreibung.
Das ist auf dem Foto, das du gepostet hast, nicht erkennbar. In der Artikelbeschreibung kann beliebiger Müll stehen, entscheidend ist einzig und allein die verifizierte Herstellerangabe, zB in einem Datenblatt.
Wie verlässlich Beschreibungen in Online-Shops sind, merkt man schnell, wenn da zu einem Satz Unterhosen steht "Batterien inbegriffen". Es mag sein, dass die Stecker tatsächlich für Verlegekabel geeignet sind, das will ich gar nicht abstreiten. In der Regel sind sie es aber nicht.

Ghost_Rider_R schrieb:
Von dem her verstehe ich den Gegenwind nicht, den ich hier von den anderen erhalten habe. Dass dies in der Praxis so selten in Verwendung ist mag zwar sein, das heißt aber nicht, dass dies dann Pfusch ist 🤨.
Die Sache ist die:

Wann setzt Dosen ein und wann Stecker? Ersteres ist eine ortsfeste Installation, während Stecker stets eine gewisse Mobilität implizieren. Stecker rein, raus, angeschlossenes Gerät zur Seite schieben, weil man dahinter staubwischen will, etc.... Patchkabel ist sowas egal, das überlebt sogar, wenn du es in der Tür einklemmst. Verlegekabel kann hingegen brechen, wenn der zulässige Biegeradius unterschritten wird. Ergo ist eine mobile Verbindung in Form von Steckern für Verlegekabel per Definition risikobehaftet, weshalb man es auch meiden sollte, Verlegekabel überhaupt mit Steckern zu versehen. Und wenn man es tut, sollte man a) geeignete Stecker verwenden (was du laut eigener Aussage getan hast) und b) höllisch aufpassen, wenn man staubwischt, etc....
Deswegen gelten Stecker auf Verlegekabel gemeinhin als "Pfusch", was in den meisten Fällen auch zutrifft, weil sich derjenige einfach nur eine Dose sparen wollte und stattdessen lieber Verlegekabel aus der Wand baumeln lässt.

Zu deiner Situation äußere ich mich da nicht, weil ich die Umstände nicht kenne. Grundsätzlich stehe ich Steckern auf Verlegekabeln aber ebenfalls skeptisch gegenüber, insbesondere dann, wenn der Stecker in einem nicht-ortsfesten Gerät eingesteckt ist. Und alles, was nicht fest verschraubt ist wie zB in einem 19" Rack, o.ä., ist nicht-ortsfest, auch nicht die mannshohe HighTech-Druckstation ;)
 
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