@holdes:
Das mit dem Problem der Erzieher kenne ich auch ... aus mehreren Persektiven (und auch aus meiner eigenen).
Als ich mit mneinem Abitur anfing, nannte sich das entsprechende akademische Fach noch "Pädagogik" ... wenig später nannte es man dann "Erziehungswissenschaften" (unter dem Titel habe ich es studiert), und heute wandelt es sich gerade zu "Bildungswissenschaften".
Und am eigentlichen Problem, dass der "Erziehungsauftrag" in den Institutionen nach und nach einen immer größeren Raum einnehmen muss, als der "Bildungsauftrag" hat sich dadurch aber nichts geändert.
Dem Bildungssystem ... oder den Bildungspolitikern kann man dabei höchstens vorwerfen, dass es weiterhin geglaubt hat, nur eine ergänzende Rolle bei beidem spielen zu müssen.
Das war offensichtlich dann doch ein fataler Fehler.
In den 1950ern hat das noch geklappt ... in den 1970ern ist man dann auf die Idee gekommen, doch endlich weniger authoritär zu agieren (weil sich die Beweise für die destruktiven Kräfte dieses Erziehungssystems so langsam gehäuft haben ... auch in der beschäftigung mit dem 3. Reich) ... leider hat man das etwas übertrieben.
Und heute fahren die Facharbeiter im Bildungswesen die Ernte ein.
Frag mal deine Verwandte, was sie von "Evaluation" hält ... ich kann mir vorstellen, dass da nicht viel positives kommt ... nicht so, wie dass seit dem "PISA-Schock" gemacht wurde.
Es hlft aber nichts, wenn sich ein ganzer Berufsstand seit fast 40 Jahren gegen diesen Umbau der Gesellschaft stemmt ... die hatten dabei nämlich ähnlich viel Erfolg, wie Cervantes "Don Quichote" bei seinem Kampf gegen Windmühlen.
Dabei ist das Problem sogar bekannt ... es ist die Modernisierung der Familie. erst auf den Nukleus (Papa, Mama, Kind) zusammengedampft (wegen Mobilität) und als ob das nicht genug wäre, begann man dann noch das Alleinernährermodell zu demontieren ... heute klappt das nurnoch bei wenigen.
Was ist also das Problem ... es fehlt an Menschen, die überhaupt die Kraft und die zeit haben, sich die Geduld zu nehmen, ein Kind zu erziehen.
Und das was damals Großeltern oder Elternteile in ihrer Freizeit gemacht haben, muss heute eben in Schule und Kindergarten passieren ... einfach weil 8 Stunden am Tag niemand zuhause ist.
Zum alten Modell will aber eben auch keiner zurück ... da gehört dann nämlich auch Altenpflege dazu ... und darauf hatten viele schon vor 100 Jahren keine Lust mehr.
Das wäre in der Tat einen eigenen Thread wert ... ach nee, da gibts ja einen ... unseren Zombie-Thread zu Systemkritik u.s.w.
Vielleicht sollten sich Eltern mal fragen, wie sie Respekt gelernt haben ... oder wenn sie das nicht gelernt haben, dann müssen sie die Großeltern fragen.
Ganze Generationen haben den respektvollen Umgang miteinander UND mit Feuerwerk gelernt ... vielleicht sollte man einfach nal wieder nachschauen, wie die das gemacht haben.
Und vor allem sollten wir endlich wieder anfangen, den Eltern beizubringen, dass Erzieher keine Freunde sind, und dass es zum erziehen eben auch dazugehört, dass einen der Erzogene von zeit zu zeit von Herzen hasst ... dauert ja meist nicht so lange.
Das ist aber vielen wohl zu krass ... "oh nein, das arme Kind" ... klar ist das peinlich, wenn die Göre im Supermarkt ne Szene macht ... aber da muss das Kind dann mal durch ... und die Eltern auch, denn das gehört dazu.
PS:
Auch ohne Prügelstrafe oder andere negative Verstärkung kann Erziehung funktionieren ... bevor dieser leidige Einspruch kommt.
Man muss den Leuten eben keine Böller einführen, damit die merken, dass das nicht OK ist.
Sorry, ich habe in einem Artikel neulich de etwas missverständliche Formulierung gefunden, "die sich Böller aus dem Ausland einführen" ... damit war natürlich die Einfuhr nach DE gemeint.
Nebenbei ein anderes Symptom ... ich hätte in dem Satz auf das Wort "sich" einfach verzichtet ... aber mit ist das ein Stück unfreiwilliger Humor.
PS2:
Noch ein Nachtrag ... ich bin für antiauthoritäre Erziehung ... ich verwechsele das aber nicht mit der Scheißegal-Haltung, die da manche drunter verstanden haben.
Das "anti" bezieht sich auf die Gegnerschaft zum "authoritären Stil", der Fehler bestraft ohne sie mit dem Kind zu besprechen, Erfolge nicht lobt, sondern nur Probleme behandelt (mit Strafe) und der allgemein weitaus besser zu einer absolutistischen Diktatur/Monarchie passt, als zu einer modernen Demokratie.
Anti bedeutet in dem Fall nur, dass man es ganz sicher nicht SO macht, sondern Erziehung eher als Begleitung auf dem Weg in die Gesellschaft auffasst ... natürlich muss der Begleiter von Zeit zu Zeit auch mal nachhelfen ... von alleine konnten das die Kinder noch nie.