FreeBSD - Gründe für Wechsel von Linux?

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McMoneysack91

Gast
Liebe Freunde,

und insbesondere die unter euch, die FreeBSD (und all die Derivate) nutzen. Ich bin Linux-User mit Leidenschaft. BTW I use Debian und Family. Soweit verstehe ich, dass BSD und Linux aus UNIX entstanden sind. Doch ich lese und sehe (bei YouTube) viele Befürworter von FreeBSD im Vergleich zu Linux.

Grund sei, dass FreeBSD ein in sich geschlossenes, von EINER Macherquelle gemachtes OS ist, während Linux ja eigentlich nur der Kernel ist und dann jede Distribution sich irgendwie da eine Knetfigur zusammenschustert und da einen Namen draufklatscht wie Ubuntu, Arch, Debian etc.

Kann mir bitte DAS einer erklären, inwieweit FreeBSD ein in sich geschlossenes System ist? Ja, die BSD Community macht sowohl den Kernel als auch...was? Wenn ich z.B. ein Desktop Environment brauche, bediene ich mich doch wiederum externer Quellen wie z.B. XFCE oder GNOME oder KDE und schustere mir mein OS quasi genauso zusammen, wie als würde ich gerade Arch aufsetzen oder Debian.

Wo ist da der charakteristische Knackpunkt, wo man sagt DAS hat FreeBSD und das hat Linux nicht. Wenn gleich Systemd auftaucht, wisset, ich habe keine Ahnung was Systemd ist und macht und warum es so verhasst ist. Scheint eher unter Programmierern verhasst zu sein, weil es wohl einiges verschleiert und Einblicke nicht ermöglicht. Aber unter Linux gibt es ja auch einige Distros ohne Systemd, sprich das kann nicht das Totschlagargument für BSD gegenüber Linux sein.

Her mit euren Erfahrungen und Wissensschätzen!
 
McMoneysack91 schrieb:
Doch ich lese und sehe (bei YouTube) viele Befürworter von FreeBSD im Vergleich zu Linux.
Du leidest hier vor allem am Confirmation Bias. Oder viele *BSD-Anwender und Admins haben nicht so eine hohe Geltungssucht...

McMoneysack91 schrieb:
FreeBSD ein in sich geschlossenes, von EINER Macherquelle gemachtes OS ist, während Linux ja eigentlich nur der Kernel ist und dann jede Distribution
Fehlannahme. FreeBSD wird genauso von vielen verschiedenen Leuten und Firmen entwickelt, genauso wie der Linuxkernel und sonstige Programme die dann in Kombination eine Distribution ergibt.
Aber auch FreeBSD hat Gemeinsamkeiten und tauscht hier und da Code aus mit NetBSD oder OpenBSD.
Auch ist Gnome oder XFCE nicht eine GUI von Linux sondern dies sind Desktopumgebungen für UNIX und UNIXoide Betriebssysteme. Ein FreeBSD mit Gnome ist also nicht ein FreeBSD mit einer Linux GUI ;)

BSD kann viele Unix oder Linuxanwendungen ausführen, Linux kann Linuxanwendungen ausführen. Wenn man also ein ranziges altes Solaris oder AIX hat und davon weg möchte, ist eine Migration auf ein entsprechendes BSD unter Umständen einfacher.
Viele Firmen nutzen auch *BSD aufgrund der verwendeten Lizenz weil Sie darauf basierten closed source Produkte veröffentlichen können, was mit der GPL von Linux nicht möglich ist.

Über systemd kann man lange und breit streiten und es gibt vieles was dafür und was dagegen spricht.
Ein weiterer großer Unterschied ist ggf. die Geltungssucht oder das Ego einzelner Leute oder Gruppen die nicht immer kompromissbereit sind. Da wird dann schnell wegen drei Anpassungen und einem neuen Feature auf einer GUI eine ganze Distribution geforkt. Aber auch das kann ein Confirmation Bias meinerseits sein. Der Anteil der Linux-Systeme mit GUI und auf Desktops ist verschwindend gering im Vergleich aller Linuxinstallationen aber die ganzen Forker und Distri-Hopper schreien und brabbeln halt am lautesten...

In der *BSD Welt ist man da ggf. harmonischer und viele Voreinstellungen sind eher auf Sicherheit und Stabilität getrimmt. Das und die relativ lockere Lizenz könnten Gründe sein für recht gute und weite aber dennoch oft unbekannte Verbreitung von *BSD bzw. FreeBSD.
Long Story Short: Es gibt nicht immer eine eindeutige und klare Situation und Anleitung wann man $hier-gewünschte-Linuxdistribution-einfügen und wann man FreeBSD o.ä. verwendet sondern es kommt darauf an, was man damit machen will und mit welchem System man gut umgehen kann.
 
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Häufig ist es so, dass Leute die all zu missionarisch Betriebssystemen anhängen, einfach etwas am Rad drehen. Der größte Unterschied, der quasi religiös ausgetragen wird ist gern mal die Lizenzthematik und damit verbundenen Definition von "Freiheit". Wenn du keine Ersatzreligion suchst, kannst du das ignorieren.

Technisch gibt es ein paar Unterschiede, die sind in der Regel aber sehr spezifisch und meist vollkommen unbedeutend wenn man privat oder als kleines KMU agiert. Zudem, an den Betriebssystemen sowieso aktiv gearbeitet wird und gut funktionierende Konzepte gern mal übernommen werden.
Als Desktopnutzer würde mir nur einfallen, dass Linux bei den Grafiktreibern seitens der Anbieter besser bedacht wird als BSD.

Systemd macht einfach viele Dinge anders. Das ist schlimm, wenn man mit den alten Lösungen aufgewachsen ist und sich umgewöhnen muss, aber nicht will. Dabei waren weder die alten Lösungen perfekt noch ist es systemd.
 
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Du bist ja nun auf der Suche nach dem perfekten Betriebsystem - sei es Linux oder nun BSD. Und schon in dem Linux-Thread hab ich ja die Meinung vertreten, dass man sich eher auf den Workflow und die Programme usw. konzentrieren sollte.

Vielleicht gefallen dir daher ein paar Benchmarks, anhand derer du eventuell die für dich passenden/nötigen Parameter herauslesen kannst.

https://www.phoronix.com/scan.php?page=article&item=bsd-epyc-milan&num=2

und zum Einordnen der Ubuntu-Performance:
https://www.phoronix.com/scan.php?page=article&item=amd-epyc7543-11way&num=2)
 
Die systemd-Geschichte ist letztendlich nicht so spannend. Da kamen halt einfach erzkonservative *nix-Benutzer, ein lange unfertiges "Produkt", ein etwas schwieriger Maintainer und das Abschneiden alter Zöpfe zusammen. Die Leute, die sich tatsächlich damit beschäftigt haben, sehen das alles etwas leidenschaftsloser, z.B.
 
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Willst du nicht lieber einen Thread darüber erstellen, was du als Distro suchst oder ob dir wer die wichtigsten Kernpunkte bestimmter Distros aufzählt, statt bei jedem einzelnen Unixoid verwirrt zu sein, dass es jemandem im Internet besser gefällt als die anderen?
 
Nene, "meine" Distro läuft ja stabil und das Distrohopping ist lange vorbei. Es ist eher die Neugier, die mich antreibt, wenn ich (wie hier schon richtig klassifiziert) beinahe religiöse Anpreisungen des einen oder anderen lese.

FreeBSD ist ja sogesehen keine Distro - sieht sich zumindest selbst nicht so.
 
Du vergleichst aber auch Äpfel und Birnen, bzw. versuchst es...

FreeBSD ist ein Betriebssystem bestehend aus Kernel, Treibern sowie Userland/-space Anwendungen (und der Dokumentation). Am ehesten vergleichbar mit Windows Server (2019 Core). Du bekommst ein Stück Software mit dem du einen PC/Server betreiben kannst sowie eine Handvoll zum Betrieb mehr oder weniger notwendiger Programme.

Linux ist auch weder Betriebssystem noch Distribution. Genau genommen beschreibt Linux ja nur den Kernel und die Treiber. Willst du ein Betriebssystem wäre dies am ehesten GNU/Linux und wenn du zu faul bist, eine Desktopumgebung und weitere Programme von Hand zu installieren sondern eine Vorauswahl durch Dritte möchtest dann wäre dies eine Distribution. Also die Kombination aus dem Linuxkernel, GNU/Linux (eben einer Handvoll notwendiger Tools zum Betrieb des Systems), einer vorinstallierten und konfigurierten grafischen Oberfläche, diversen Programmen, einer Paketverwaltung, usw. usf.

Es gibt mehrere Gründe, warum es nicht drölfzighundert FreeBSD basierte Distributionen gibt sind relativ einfach:
1. Du kennst diese einfach nicht, weil die allerwenigsten davon sich an Endanwender richten sondern eher im Serverbereich zu finden sind bzw. dies teilweise kommerzielle closed source Appliances sind. Daher ist auch nicht immer direkt ersichtlich, dass "unten drunter" ein FreeBSD läuft. Du kannst aber davon ausgehen, dass du und ich und die meisten anderen Menschen beruflich oder privat mehrmals die Woche oder sogar täglich Dienste in Anspruch nehmen, die mit FreeBSD laufen, du weißt es nur einfach nicht ;)
2. FreeBSD spielt im Desktopbereich keine bzw. eine noch kleinere Rolle als irgendwelche Linuxdistributionen. Diejenigen, die FreeBSD dann aber auf dem Desktop einsetzen, brauchen keine Vorauswahl durch Dritte sondern können sich ihre Desktopumgebung und die gewünschten grafische Programme selbst installieren. Oder nutzen einen Apple, dessen Distribution (OS X) nutzt als Betriebssystembasis nämlich Darwin, was wiederum in einigen Teilen, mal mehr und mal weniger, auf FreeBSD basiert^^
 
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Brechen wir's doch runter auf akut aufgekeimte Neugier des TEs.
Dagegen hilft: VM erstellen und FreeBSD draufspielen. Und wenn das nicht reicht: Rechner suchen, BSD draufspielen. Das sollte alle Fragen beantworten.
Das Philosophieren um des Philosophierens Willen bringt hier doch eigentlich wenig und könnte noch ewig so weitergehen.
 
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Ah :D Sieh an. Dann ist der Anfang ja gemacht.
 
snaxilian schrieb:
Linux ist auch weder Betriebssystem noch Distribution. Genau genommen beschreibt Linux ja nur den Kernel und die Treiber. Willst du ein Betriebssystem wäre dies am ehesten GNU/Linux
Erm, sorry, aber da muß ich einhaken.

Kernel = BetriebsSYSTEM. Linux zum Beispiel.
Userland = Anwendungssoftware. Die GNU Tools zum Beispiel.
BetriebsUMGEBUNG ist dann beides zusammen. BSD zum Beispiel. Oder GNU/Linux, GNU/Hurd, GNU/kFreeBSD und so weiter und so fort.


Sowas wie Desktopumgebungen - DE -- die ja unter Windows auch in die Betriebsumgebung integriert sind --- wie GNOME, KDE, XFCE und so weiter, die haben mit Linux, BSD oder sonstwas nichts mehr zu tun. Die liegen obendrauf, eben so, wie Android oder Fritz!OS auf Linux liegt oder halt MacOS auf einer Art FreeBSD.

Ich für meinen Teil hab BSD immer als solide stabile Installation verstanden, die auf der Platte liegt wie ein Stein, im Vergleich zu Linux, welches viel leichter, flexibler und eben auch flüchtiger und instabiler ist. Vielleicht ein bißchen wie Windows 9x versus NT.

Die Lizenzfrage ist natürlich auch relevant, allerdings weniger im Sinne der Lizenzfrage als solches als vielmehr dessen, was sie verkörpert.

Der Umstand, daß man Code under GPL nur unter GPL weitergeben darf, ist für den BSDler ein absolutes Nogo.
Ebenso der Umstand, daß man unter BSD mal so eben den Code schließen darf. Das mag kein Linuxer haben.

Ergo leitet sich die Auswahl der Plattform zuallererstmal daraus her, was ich - als Anwender -- überhaupt will. Wie gehe ich da ran? Was ist meine Erwartung? Entsprechend nehm ich GPL, oder BSDL, oder CDDL, bzw Linux-basierte Umgebungen, ein BSD, oder ein Solaris.
 
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RalphS schrieb:
Kernel = BetriebsSYSTEM. Linux zum Beispiel.
Userland = Anwendungssoftware. Die GNU Tools zum Beispiel.
Da muss aber fix Wikipedia und auch das Debian-Selbstverständnis editiert werden ("Debian GNU/Linux is the result of a volunteer effort to create a free, high-quality Unix-compatible operating system"), und Hurd ist auch etwas traurig, dass es kein Betriebssystem mehr ist, sondern bestenfalls ein Betriebssystemchen, und dass die ganzen Hurd-Server auch nicht mehr Teil des OS sind, sondern Anwendungssoftware...
 
Meine Güte. Ist Verstehendes Lesen wirklich so aus der Mode gekommen?

Windows ist wegen seines Aufbaus immer bissel schlecht als Beispiel, daher...

=> io.sys = Kernel (zumindest in den späteren Versionen; früher(tm) war dieser geteilt in io.sys und msdos.sys)
=> command.com = Shell + userland, analog busybox
win.com => GUI (optional) mit integrierter Desktopumgebung, sozusagen Xorg und KDE in einem

Daß schon seit Ewigkeiten der Begriff "OS (operating system)" synonym für "OE (operating environment)" verwendet wird ändert nichts am Umstand, daß dies sachlich bestenfalls ungenau, schlechtestenfalls falsch ist.

Die Strukturen sind aber ansonsten bei den allermeisten (um nicht zu sagen allen "Betriebssystemen" gleich. Es gibt den Kernel, es gibt ein grundlegendes Toolset für die Interaktion mit der Maschine, und es gibt optional - oder halt fest integriert wie bei Windows - irgendeine Form einer graphischen Benutzerschnittstelle aka GUI.

Da kann bei wikipedia stehen was will, und da kann debian schreiben was sie wollen, und da kann Windows noch so verwischt sein.
 
RalphS schrieb:
Die Strukturen sind aber ansonsten bei den allermeisten (um nicht zu sagen allen "Betriebssystemen" gleich. Es gibt den Kernel, es gibt ein grundlegendes Toolset für die Interaktion mit der Maschine, und es gibt optional - oder halt fest integriert wie bei Windows - irgendeine Form einer graphischen Benutzerschnittstelle aka GUI.
Bezweifle ich ja gar nicht. Nur ist es etwas abenteuerlich, Kernel=Betriebssystem zu schreiben (siehe #14), jedenfalls abseits von Deiner eigenen persönlichen Begriffswelt, in die dann schon "MS-DOS" nicht mehr reinpasst.

("Operating Environment" googeln ist übrigens auch nett. Wobei ich das Sentiment an sich verstehe, so mit GEM und so damals.)
 
Eine kleine Ergänzung zu:
McMoneysack91 schrieb:
Wo ist da der charakteristische Knackpunkt, wo man sagt DAS hat FreeBSD und das hat Linux nicht. Wenn gleich Systemd auftaucht, wisset, ich habe keine Ahnung was Systemd ist und macht und warum es so verhasst ist. Scheint eher unter Programmierern verhasst zu sein, weil es wohl einiges verschleiert und Einblicke nicht ermöglicht. Aber unter Linux gibt es ja auch einige Distros ohne Systemd, sprich das kann nicht das Totschlagargument für BSD gegenüber Linux sein.
Systemd ist bei vielen auch so verhasst, weil es vieles übernehmen will, wofür es davor eigene Dienste gab, bspw. übernimmt systemd auch die Zeitsynchronisation (früher ntpd). Ubuntu 20.04 nutzt den Dienst bspw. schon. Viele sehen hier eine Verletzung des KISS-Prinzips (keep it simply stupid). Andere stört, dass die Logs binär vorliegen, auch wenn man durchaus auch eine Kopie in herkömmlichen Textfiles haben kann. (Textfiles sind vielen wichtig, wenn das System nicht mehr startet).
Zu guter letzt haben viele einfach einen Groll auf Lennart Poettering, siehe seinem Wikipediaartikel.
 
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