Gewerkschaften fordern 8% mehr

Odium

Captain
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Ihr habt vielleicht schon mitbekommen, dass jetzt wieder die große Lohndiskussion der Gewerkschaften und Arbeitgeber ansteht.
Zugleich dominiert ein Thema zur Zeit die Medien und das ist das abflauende Wirtschaftswachstum.
Ein paar Zahlen:

  • Einbruch der Exporte um 10,6% im November 08 ggü. Oktober 08 (erwartet wurden -2,8%).
  • Rückgang der PKW-Exporte im Dez 08 um 22%, Produktionsdrosselung um 22%.
  • Aktuell liegt die Arbeitslosenquote bei 7,1% (Vorjahr 8,1%). Es hat im Dez 08 einen deutlich höheren Anstieg als im Vorjahr gegeben.
News dieser Art gibt es noch viele. Wirtschaftlicher Abschwung wird häufiger und schneller erwähnt, als wenn wir einen Aufschwung mitkriegen. Einige sagen daher sogar, dass es in den letzten Jahren gar keinen Boom gab.

Nichtsdestotrotz fällt mir da die diese Nachricht auf. Achim Meerkamp (verhandelt für ver.di) ignoriert die Vorzeichen und fordert 8% mehr Lohn. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich reagiere da völlig unverständlich drauf. Bevor das mit der ganzen Krise losging, habe ich öfter etwas von Forderungen gehört, wo Vertreter der AN eine Gewinnbeteiligung an den Unternehmen fordern. Das ist jetzt natürlich kein Thema mehr.

Nur, warum reagiert die Gewerkschaft so? Oder besser gesagt, warum fordern die Gewerkschaftsführer solche Summen? Ist das etwa Verhandlungstaktik, Realitätsverlust oder geht es da um den eigenen Arbeitsplatz, wenn Meerkamp zu wenig verlangt?
Ich dachte immer, dass Politik, Arbeitgeber und Arbeitnehmer (bzw. die Gewerkschaften) Hand in Hand solche Krisen überwältigen sollten, indem jeder etwas zurückhaltender ist und darauf vertraut, nicht über den Tisch gezogen zu werden.

Vielleicht schreibt ihr einfach eure Meinungen, wie ihr die "Gier" der Gewerkschaften in guten, wie auch in schlechten Zeiten findet.
 
Ich sehe da keine Gier der Gewerkschaften, erstmal ist das eine Zahl die zu verhandeln ist. Ausserdem ist es in der Regel so das die von dir angesprochenen Parteien Krisen nicht gemeinsam bewältigen, in der Regel wird der breiten Masse dabei das meiste abverlangt. Ich habe in den letzten Jahren noch nie gehört das AG oder die Politik grossartig auf etwas verzichtet haben...
Soetwas wie soziale Verantwortung oder Beteiligung an Gewinnen ist zumindest bei vielen AG eher ungern gesehen....ebenso wie sich für das gemachte zu verantworten, machen Manager (AG) und Politiker auch nicht so gerne, das wird meist auch auf dem Rücken der AN ausgetragen.

Es wäre allerdings super wenn man Krisen gemeinsam angehen würde....
 
8% sind völlig überzogen - da kommen am ende 1,5% und eine Einmalzahlung von ein paar hundert € bei rum - und das ist auch gut so.

Kenne die Speditionsbranche sehr gut und die kämpfen zurzeit nur noch ums nackte Überleben - und wenn diese Branche "erkrankt" ist geht es sehr vielen anderen Branche ebenfalls sehr schlecht denn die Speditionsbrache beliefert letztlich sehr viele Unternehmen.
 
die aktuellen Forderungen zeigen warum die deutschen gewerkschaften immer schwächer werden. Sie vertreten die Arbeitnehmer interessen nicht, sondern Schwächen den wirtschaftsstandort und provozieren Massen entlassungen.
Das Ammenmärchen vom riesigen unternehmer Gewinn, der nur gerechter verteilt werden müsse ist - bezogen auf Mittelstand- falsch.
 
Ich halte diese Vorderung für Taktik, da sie mit weniger rechnen müssen.
Schön wäre es wenn erstmal das Lohndumping abgeschafft würde.
 
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Naja.
Betriebe, die im Tarivverbund sind, betreiben (meistens) kein Lohndumping (die Bahn hat ausgezeichnete Löhne für entschprechende Tätigkeiten)
Aber Betriebe die zu klein sind und sich an Tarivveträge halten müssen, betreiben solches. Sind aber von diesen Abschlüssen nicht betroffen und machen weiter wie bisher...

Nicht dass es den einen besser ginge als den anderen, aber bei Großbetrieben wie der Bahn oder beispeilsweise Automobilherstellern von Lohndumping zu reden ist etwas vermessen!
 
DugDanger schrieb:
Das Ammenmärchen vom riesigen unternehmer Gewinn, der nur gerechter verteilt werden müsse ist - bezogen auf Mittelstand- falsch.

Versteh leider nicht genau was du meinst, könntest du das bitte nochmal etwas genauer erklären? Danke!
 
Die soweiso von etwaigen Tarivabschlüssen nicht betroffen sind...
Aber du hast schon recht, da kommt nix Gutes bei rum, wenn man arbeitet, aber nicht mehr oder gar weniger in der Tasche hat als ein ALG2-Empfänger!
 
Richtig, den dadurch wird die Wirtschaft im nachhinein auch geschwächt.

Zum Thema: 8% als VHB finde ich für den Anfang o.k.
 
Das ist doch wie auf dem türkischen Basar. Der Verkäufer verlangt erstmal Unsummen um sich dann in langen und zähen Verhandlungen einem vernünftigen Wert anzunähern. Immer das gleiche.

Wenn man die Belegschaft befragt ergibt sich immer ein Bild. Den Leuten ist es lieber ihren Arbeitsplatz zu behalten als diesen für ein paar Prozent Lohnerhöhung zu riskieren.

mfg
 
Weniger wäre unrealistisch und unglaubwürdig als Verhandlungseinstieg gewesen. Allerdings stellt sich die interessante Frage, wieviel am Ende - nach den Verhandlungen - rauskommen wird. Wahrscheinlich wird es max. die Inflationsrate abdecken, Wirtschafts- und Finanzkrise sei dank.
 
@ bootskiller

Es läuft doch meistens so. Die Gewerkschaften fordern mehr Lohn. Sie begründen diese Forderungen damit, dass die Unternehmen jährlich genug "Gewinnreserven" haben, die, aus gerechtigkeitsgründen in größerem Maase auf die Belegschaft verteilt werden soll --> Lohnforderung (Lohnsteigerungen).

Bei manchen DAX Unternehmen und bei manchen Mittelständischen Unternehmen mag diese Forderung gerechtfertigt sein, aber eine Vielzahl der Mittelständischen Unternehmen wirtschaftet an der Null Gewinn Grenze. Eine Lohnerhöhung würde hier zu Insolvenz führen.
 
Hi,
höhere Löhne könnten ein Teil des Auswegs aus der Krise sein. Höhere Löhne => mehr Geld in den Privathaushalten => mehr Konsum => mehr Produktion => Aufschwung (oder wenigstens kein Abschwung)...

zumindest theoretisch ist das so... in der Realität ist das natürlich nicht so einfach, weil andere Faktoren auch noch eine Rolle spielen...

Gruß, Filli
 
Im Aufschwung heiß es immer das dieser durch hohe Lohnforderungen nicht gefärdet werden darf, und im Abschwung wird dieses natürlich erst Recht abgelehnt von den Arbeitgebern.

So oder so, ein richtiger Zeitpunkt ist bei den Arbeitgerbern also nie vorhanden. Arbeitger erhoffen natürlich hohe Löhne wegen der Kaufkraft, aber nur bei den Anderen. Im eigenen Betrieb jedoch kann der Lohn nicht tief genug sein. Das ist leider die perverse Logik in der Marktwirtschaft
 
sollen sie lieber 50% weniger löhne fordern? wer nichts in der tasche hat kann auch nichts ausgeben, also ist eine lohnerhöhnung vlt. garnicht so falsch. wie man diese realisiert ist viel mehr die frage. zb durch senkunde der abgaben. wodurch betriebe keine zusätzliche belastung hätten.
 
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vielleicht sind ja auch eher die hohen Steuern das Problem und nicht die 8%...jeder will und soll gerecht entlohnt werden für seine Tätigkeit. Leider ist es nur so das die einen zu gut bezahlt werden und viele andere zu schlecht. Wenn wir also weniger Abgaben zahlen müssten, deutlich weniger nicht 1-2 %, wäre das natürlich noch besser, oder wenn wir etwas von der staatlichen Rente hätten und nicht soviel dazu sparen müssten das wären alles Faktoren die Lohnforderungen senken könnten, aber die Entwicklung ist eben eine andere.
 
Ich halte so eine Forderung für unverantwortlich. Es ist an der Zeit, das der Staat endlich handelt und den Bürger bei der Abgabenlast deutlich entlastet (blöd gesagt), vor allem den "kleinen Mann". Die Betriebe zu Zwingen in dieser schweren Zeit mehr Lohn zu zahlen, halte ich immo für den total falschen Weg, zumal es dann überwiegend wieder die kleinen Betriebe belastet. Der Staat muß handeln - und zwar sofort.

Mein Vorschlag: Die Mwst. wieder runter auf 16%. Mwst. auf Lebensmittel runter auf 4,5%. Letztere würde vor alllem auch den Hartz-IV Empfängern helfen.
 
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Kindergelderhöhungen nicht für jeden, die "Besserverdiener" brauchen das nicht.
 
Graf Zahl schrieb:
Mein Vorschlag: Die Mwst. wieder runter auf 16%. Mwst. auf Lebensmittel runter auf 4,5%. Letztere würde vor alllem auch den Hartz-IV Empfängern helfen.

damit noch weniger geld in die kassen kommt? warum nicht den hartzempfängern mehr geld bezahlen? alle anderen würden weiterhin die steuern bezahen und somit auch dem staat geld bringen.

alle reichen bezahen dann übrigens auch weniger steuer... m.e. nicht sehr produktiv.
 
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