CHB68 schrieb:
Ich bin ein alter Sack und führe schon lange eine persönliche Boykott-Liste. Und darum kaufe ich z.B. meine T-Shirts bei Trigema... 😉 Teurer, ohne Frage, aber Made in Germany.
Das ist toll! Ohne Jux oder so. Ich bin da nicht ganz so vorsichtig, gleichzeitig gehöre ich aber zu den Menschen, die nur Kaufen, wenn sie etwas brauchen.
wayne_757 schrieb:
Die Realität ist, dass das Husarenstück namens "Arbeitgeberanteil Sozialversicherung" aus dieser Berechnung herausgezogen wird, was aber kompletter Unsinn ist, da das untrennbar an deinem Gehalt liegt.
Der Arbeitgeberanteil der Sozialversicherungen interessiert mich aber als Arbeitnehmer*in nicht und diese Kosten gehören für den Arbeitegeber zu den bekannten Lohnnebenkosten.
Klar, wir können nun unser Brutto-Gehalt noch um den Anteil des Arbeitsgebers bei den Sozialversicherungen erweitern und dann entsprechende Zahlen aufstellen oder nicht. Beides ist durchaus valide, aber in der Regel ist das eher dafür gedacht etwas Polemik in die Diskussion zu bringen.
wayne_757 schrieb:
KV 14,6%, PV 3,05% RV 18,6% AV 2,6%. Sind in Summe schon mal knapp 39% Abgaben nur Sozialversicherung. Da hat man noch keinen Euro Steuern bezahlt. Auf einen Durschnittssteuersatz von 11% kommt man übrigens bei einem Gehalt von ~21.000 Euro. In deinem genannten Bereich liegt die Abgabenlast bei eher 60-65%
Nehme ich mein aktuelles Gehalt, dann habe ich Abgaben in Höhe von 40 %, nehme ich die Arbeitgeberanteile dazu, komme ich auf 50 % und wir reden hier von einem Verdienst, der über dem Durchschnitt liegt und das noch durch die Pensionskasse "verschoben" wird.
Man muss an der Stelle aber auch mal schauen, was da alles so mit finanziert wird und das thema ist dann wirklich komplex.
GregoryH schrieb:
Wir haben in Deutschland mit die höchste Abgabenlast der Welt...
Richtig, gleichzeitig haben wir in Deutschland dafür eine relativ umfassende Absicherung der Bevölkerung, die man so in kaum einen anderen Land hat.
Gleichzeitig,
@wayne_757 das ist an der Stelle auch wichtig, werden diese Dinge auch ein wenig verfälscht, wenn man Vergleiche mit anderen Ländern zieht. Wir haben mit 19 % durchaus eine hohe Umsatzsteuer, aber andere Länder in Eurpa schlagen uns da mit 25 % - unsere nordischen Nachbarn - oder es gibt auch dedizierte Luxussteuern, die auf so einige Artikel mit dazu kommen, von denen wir in Deutschland weitgehend verschont bleiben.
So hast du in Schweden 25 % Umsatzsteuer und auf viele Artikel auch eine Luxussteuer die dann auch bei 100 % und mehr liegt. So eine Steuer hast du in Deutschland nicht.
Die Abgabelast in Deutschland ist im direkten Kontext hoch, richtig, aber wenn man wirklich alle Steuern beachtet und ich meine dann wirklich alle, nicht nur einfach dann Umsatzsteuer oder die Lohnnebenkosten für Arbeitegeber, dann dreht sich das Bild auch wieder etwas.
Jetzt kannst du als auch andere mal überlegen: Wenn für Autos ab ca. 50.000 € in manchen Ländern einen Luxussteuer von 180 % erhoben wird, wie viel verdient da der Staat an dem Auto? 50.000 * 2,8 * 1,25 - 50.000 = 125.000 €. In Deutschland? In Deutschland zahlt man 19 % Mehrwertsteuer auf das Auto: 50.000 * 1,19 - 50.000 = 9.500 €.
In Deutschland wird man für "Arbeit" relativ stark zur Kasse gebeten - das stimmt - und selbst wenn man mit mittleren und untere Einkommen nicht so sehr direkt von der Steuer belastet wird, durch die ganzen anderen Steuern auf Energie, Umsatzsteuer usw. gibt man prozentual gesehen sogar mehr an den Staat, als so manche Reiche, die ihr Geld über Dividenen und Co kassieren.
Aber das ist ein Thema, bei dem man gut und lange streiten kann.
ZeT schrieb:
Deutschland liegt hinter Belgien auf Platz 2 der Länder mit den höchsten Steuer- und Sozialabgaben. Diesem Land müsste es viel besser gehen. Das aber für nichts Geld da ist, lässt auf eine völlig unfähige und korrupte Regierung schliessen.
Müsste es Deuschland besser gehen? Auf jede Fall. Die Probleme kann man aber nicht nur bei einer unfähigen Regierung suchen oder dass diese korrupt ist, sondern die Probleme sind da vielfältiger.
Das fängt alleine damit an, dass Einkommen nicht gleich Einkommen ist. Gehst du arbeiten oder hast Mietwohnungen, werde bis zu 45 % fällig, besitzt du Aktien und bekommst das Geld aus Dividenen, bist du mit 25 % dabei im schlimmste Fall.
Aber auch da geht es weiter. Während du als "Arbeitnehmer" relativ wenig Möglichkeiten für Abschreibungen hast, dreht sich das bei Mieteinnahmen wieder usw.
Dann halt die Sachen, dasss man im Namen der Gerechtigkeit ja sich nicht überlegt eine "Luxussteuer" einzuführen, sondern wenn man Umsatzssteuer erhöht, dann doch bitte für alle, weil das ist "gerecht".
Oder die ganzen Subventionen und Zuschüsse. Ich sag nur Abwrackprämie im letzte Jahrzehnt und auch jetzt die Prämie für Elektroautos. Primär - auch wenn so manche am STammtisch gerne was anderes behaupten - profizieren die oberen Einkommen von solchen Prämien.
Auch die ganzen Subventionen, die an bestimmte Interessengruppe ausgeschüttet werden. Gutes Beispiel ist zum Beispiel auch die Pendlerpauschale: Anders als gerne angedeutet, profitieren nicht die unteren Einkommen,
sondern eher die mittleren und hohen Einkommen und auch da eher... sagen wir mal etwas "unfair". Denn anders als angedeutet: Die kleinen und mittleren Einkommen Pendeln in der Regel garnicht so weit, sondern es sind die hohen Einkommen die lange Pendelstrecken zurück legen.
Ähnliche Probleme bei den Krankenkassen: Gerade die oberen EInkommen - auch in den gesetzlichen Kassen - werden teilweise sinnlos gepämpert - Homöpathie - während man bei kleinen Einkommen auf Zuzahlung zu wirklich wichtigen Hilfsmitten vollständig verzichten muss und man quasi alles selbst trägt.
Das Thema ist unglaublich komplex!