Kurz vor Masterabschluss - Habe kein Ziel vor Augen

Cr8

Lt. Commander
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Aug. 2008
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Hallo zusammen,

kurz vor der Verzweiflung schreibe ich hier in der Hoffnung etwas Klarheit in meine Situation bringen zu können.
Ich versuche meinen Werdegang kurz zu fassen, um nicht zu weit auszuholen.
Angefangen hat alles mit einem Studium im Bereich Gebäude Energie und Umwelttechnik. Themen waren Auslegung von Gebäudetechnischen Anlagen (Teil Gebäudetechnik, also Heizung Klima etc), über regenerative Energien und E-Gewinnung (Teil Energietechnik) und zum Schluss die Umwelttechnik mit einem recht breiten Spektrum an Themen vom Thema Wasser, Luftreinhaltung, Recht. Das Grundstudium ist für alle Studenten gleich aufgebaut. Danach muss man sich für einen der Bereiche Entscheiden als als Schwerpunkt fortführen. Ich entschied mich für die Umwelttechnik. Jedoch stellt sich heraus, dass der Bereich in der Fakultät kaum unterstützt wurde (sei es von Firmen oder auch von Profs), sodass der Fokus der Fakultät auf dem Gebäudetechnischen Bereich lag. Ich stellte mir alles mehr Richtung Verfahrenstechnik vor, jedoch war der Inhalt der Vorlesung nur sehr Oberflächlich. Zum Ende dieses Bachelorstudiums sah ich schnell, dass der Begriff Umwelttechnik nur ein Modebegriff ist, was sich in den Stellenanzeigen sehr sehr deutlich und schnell wiederspiegelte und auch von einem meiner Profs damals (nach einem kurzen Gespräch) bestätigt wurde. Bis auf ein paar Stellen bei der Stadt/Land in einem langweiligen Bürojob wo es um Genehmigungen etc geht gab es nichts.

Ich fand einen Job in einem sehr speziellen Dienstleistungs-Bereich, in dem ich Erfahrungen durch ein Praxissemeser hatte, verlies die Firma aber nach einem halben Jahr wieder freiwillig, weil es in einigen Punkten nicht mehr gepasst hat und auch ich keine Perspektive für mich gesehen habe, wenn ich einige Jahre länger geblieben wäre.

Da das Leben nicht immer rosig ist, hatte eine schwere Zeit und machte ich ein ganzes Jahr lang "gezwungenermaßen" nichts und war währenddessen auf Arbeitssuche, bis es nicht mehr ging und ich mich für den Masterstudiengang, der auf dem Bachelor aufbaute, entschied. Diesmal im Bereich Energietechnik / Energiemanagement (Inhalte sind Energiemanagement, Modellierung von thermischen Systemen, Qualitätsmanagement, Projektmanagement). Es war aber eher eine Art Notlösung. Ein Jahr lang auf der Suche geriet ich leicht in Panik und wollte in "altbekannte Gewässer" und fand mich somit wieder an der gleichen Bildungseinrichtung.

Ich fühle mich derzeit so, als wäre mein Bachelorstudiengang und meine Kenntnisse fast wertlos. Ich habe nichts vorzuweisen, keine Erfahrung. Meine Bachelorthemen aus der Umwelttechnik haben erneut nichts mit dem Masterinhalt zu tun gehabt (zum Thema von oben, dass der Bereich Umwelttechnik nur als Gimmik besteht).

Die Umwelttechnik habe ich als Berufsbild/Berufsrichtung abgelegt. Diese Richtung gibt es nicht. Es gibt Verfahrenstechnik die all das besser machen kann, nur dafür sind meine Inhalte von damals nicht tiefgründig genug um mich in dem Bereich bewerben zu können.
Und dadurch dass der Masterinahlt eher auf die anderen zwei Schwerpunkte des Bachelors aufbaut, traue ich mich fast schon gar nicht mehr in der Branche irgendwas anzufangen. Ich kann mich auch derzeit nicht wirklich in einem dieser Berufe sehen. Es gibt eben einen Unterschied wenn man sich 1,5 Jahre mit einem Thema tiefgründig beschäftigt und dann damit in den Master geht und wenn man ohne diese Kenntnisse reingeht.

Ich stehe also zwischen einem Bachelor der kein richtiges Berufsfeld bietet und von dem ich enttäuscht bin und einem Masterstudium, bei dem ich mich nach dem Abschluss in keinem Beruf sehen kann, bzw. ich mich nicht in die Branche aufgrund zu wenig Hintergrundwissen traue. All das hat mich dazu gebracht, nicht mehr zu wissen was ich eigentlich will. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mal was ich mir von diesem Thread hier erhoffe.

Es ist schon September und ich bin noch auf der Suche nach einer Abschlussarbeit. Eigentlich hatte ich vor diese so zu wählen, dass sie die Richtung in der ich später arbeite vorgibt. Doch ohne Ziel fällt mir diese Suche extrem schwer und damit auch der Blick in die Zukunft nach der Masterarbeit.
 
Das klingt ja alles sehr unglücklich. Aber: Vielleicht gibt es im öffentlichen Dienst eine Stelle für dich? Als Projektmanager, Referent, Leiter oder sowas. Dort wird nach Abschluss bezahlt und mit Master dürfte das gar nicht mal so wenig sein. Von wo der Abschluss stammt und was du kannst spielt da keine große Rolle.
 
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Hi,

verstehe dein Problem, das hört sich für mich aber eher nach Deiner subjektiven Einschätzung der Situation an, finde das alles gar nicht so schlecht. Folgendes:
1. Es gibt nicht den perfekten Job, dieser Illusion sollte man gar nicht nachjagen, das schaffen nur ganz ganz wenige. Der Job sollte ertragbar sein, klar, aber es gibt immer bittere Pillen (nur mal so generell, zum Thema verstudiert und ich habe mir das alles anders vorgestellt)
2. Wenn ich deine Situation richtig verstanden habe (B.Sc bzw. B.Eng. mit kurzer Berufserfahrung und gerade noch im Masterstudium?), ist doch alles OK. Der Bereich TGA bietet jetzt keinen Job mit rocket science, aber ist ziemlich groß (die ganzen Baufirmen, Pharmaunternehmen/Medizin für Reinraum etc.) Kenne mich in der Branche recht gut aus, obwohl ich selber in Automotive unterwegs bin. Hab als Student in einem Ingenieurbüro gearbeitet und später Werksstudent für ein größeres Unternehmen in dem Bereich unterwegs gewesen. Eine gute Region wäre hier der Raum Köln/Düsseldorf, hier gibt es unzählige Unternehmen die im Bereich TGA suchen. Das geht von der Auslegung der Kälte/Lüftung (fand ich interessant, viel Thermo und MSR) bis hin zu besagten Reinräumen für Mikroelektronik oder Pharma/Medizin. Die Branche ist auch eher hemdsärmlich, wenn man sich gut verkaufen kann, dann kommt man da auch als Rookie mit viel Lernwille gut unter
3. Das Thema und der Bereich deiner Masterarbeit müssen nichts mit dem zu tun haben, was du danach machst. Habe meine BA-Thesis im Bereich Simulation geschrieben und die MA-Thesis später mehr im Bereich Versuch, und ich bin in keinem der beiden Bereiche mehr. Das Thema sollte interessant und für Dich gut verständlich sein.
4. Zu dem Thema ob Deine Erfahrung wertlos sind oder Du nichts kannst: Lass dich nicht blenden, es kochen alle nur mit Wasser, einige etwas heißer, die meisten eher lauwarm. Soll heißen: Wenn man in einem neuen fachfremden Bereich reinkommt, dann wird man erstmal erschlagen und denkt alle sind smarter als man selbst, blendet dabei aber gerne aus, dass hier schon 10-20 Jahre mehr an Berufserfahrung pro Kopf versammelt ist.
5. Wirklich wichtig sind im Studium die ersten 4-5 Semester und die darin gelehrten Grundlagen, auf denen kannst Du aufbauen. Alles andere lernt man erst wirklich im Job. Mein erste Chef sagte bei meinem ersten Job: Jetzt fangen Sie erstmal an richtig zu lernen, ein Ing. braucht 3-5 Jahre Berufserfahrung bevor er "alleine läuft" . Und Recht hatte er...

Hoffe das konnte Dir irgendwie weiterhelfen
 
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Du hast mit vollendetem Master doch viele Möglichkeiten. Wenn du keine Lust auf den Baubereich hast, kannst du dich z.B., wenn du Spaß am Umgang mit Menschen hast, bei einer Energieberatungsgesellschaft, z.B. der Dekra oder einem freien Ingenieurbüro bewerben und zum Auditor für Energieaudits nach EDL-G bzw. Energiemanagements fortbilden lassen. Das machen die kostenlos, weil sie dringend Personal benötigen und die Schulung dauert nicht lange. Da herrscht krasser Mangel an Personal, da viele Firmen es verpennt haben das Erstaudit zu machen und die Länder stichprobenartig Bußgelder verhängen. Die Verdienstchancen sind dort sehr gut, dank Greta Thunfisch wird das Thema Umwelt nicht unwichtiger.
 
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Das geht ja schonmal damit los, wie flexibel du in deinem Wohnort bist. Umwelttechnik ist nun keine Ausbildung, die in jeden Unternehmen irgendwo gebraucht wird. Ich hatte selbst im Bachelor Energie- und Umwelttechnik als Vertiefungsrichtung. Es war auch wirklich interessant. Da ging es auch um Themen wie Stromtrassenplanung und Gesamtkonzepte z.B. für die Zeit nach Kohlestrom für DE. Das war zwar hochinteressant, hat mir für das Berufsleben aber 0,0 gebracht. Einfach ,weil ich dann gesehen habe, dass es in diesem Bereich so gut wie keine Jobs gibt bzw. ich definitiv weiter weg ziehen hätte müssen ,was ich zu dem Zeitpunkt nicht konnte/wollte.

Dann solltest du ganz schnell den Punkt „Ich traue mich schon garnicht, mich dort zu bewerben“ ablegen bzw. abstellen. Es gibt nichts schlimmeres als es garnicht zu probieren. Natürlich muss dein Profil schon irgendwie zur Stelle passen. Aber im schlimmsten Fall hast du 2h für eine Bewerbung „verschwendet“. Du musst nicht der Messias unter den Umwelttechnikern sein um einen Job zu bekommen. Es wird in den seltensten Fällen von dir erwartet, sofort die Klimatechnik für ein 12-Stöckiges Labor zu planen. Viele dinge im Job lernt man „on the fly“.
Du solltest auf jeden Fall dein Selbstbewusstsein etwas stärken um dich besser verkaufen zu können. Mit einer „ich kann doch sowieso nichts“-Einstellung wird dich sicher niemand haben wollen. Das Motto für Berufseinsteiger: Absolutes Wissen bei völliger Ahnungslosigkeit. Sprich: Du musst dich verkaufen können und vor allem Lernbereitschaft, Motivation und Begeisterung zeigen. Auch wenn es gern aus Stellenbeschreibungen anders hervorgeht. (Suchen Mitarbeiter mit 20 Jahren Berufserfahrung, maximal 30 Jahre alt)

Aus meiner Sicht wirst du bei einer so speziellen Ausbildung oft nicht drum rum kommen, dich mit deinem Wohnort anzupassen. Als Bwler kann man sich einen Job bei irgendeinem 0815-Mittelständler in der Nähe suchen.
 
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Ich habe in der Familie jemanden der einen Master in Energiewirtschaft gemacht hat. Ihre Themen klangen ziemlich ähnlich zu dem was du so schreibst. Zumindest ging es da immer um Umwelt.
Da das nicht mein Bereich ist kann ich die Ähnlichkeit natürlich nur subjektiv einschätzen. Wenn es also letztlich Stuss ist: Mea culpa. Ich kann dir sagen wo sie sich umgeguckt hat – und darauf kannst du ja evtl. aufbauen.

Sie hat sich bei Energiedienstleistern beworben. Also RWE, E.on und sowas. Bei den lokalen Stadtwerken.
Jetzt arbeitet sie bei einer Firma ähnlich wie Sonnen GmbH, Fenecon GmbH, Greenovative GmbH
Das ist halt jetzt auf Bayern lokal gedacht – aber wenn du dir anschaust was die so treiben – solche Firmen wird es bei euch ja bestimmt auch geben.

Umwelttechnik ist halt so ein Schlagwort. Je nachdem ob du dich mehr auf den technischen Aspekt konzentrierst kann das auch in der Entwicklung einer Firma sein zu verschiedenen grünen Produkten aus Solar, Wasserkraft Windkraft etc.

Oder wenn du eher im wirtschaftlichen Teil bist vll. sowas wie Verkauf solcher Produkte. Wobei es nach Masterabschluss bei dir dann eher um Projektbezogene Verkäufe im GROSSEN geht – nicht darum dem Nachbar von nebenan Solarthermie aufs Dach zu bringen.

Wovon du dich verabschieden solltest ist der Gedanke, dass dich dein Studium auch nur im geringsten auf deinen kommenden Job vorbereitet. Das ist keine fachbezogene Ausbildung. Ein Bankkaufmann arbeitet meist von Tag 1 das, was er später auch machen wird. Nur ein ganz kleiner Prozentsatz der ehemaligen Studenten arbeitet später passend zu dem was sie sich erarbeitet haben.

Du hast dir letztlich mit dem Master nur das Zertifikat besorgt, dass aussagt, das du dich in einem „Themenbereich“ einarbeiten kannst. Und Umwelttechnik kann viel sein. Mach dir aber mal nicht so viele Sorgen die BWLer kriegen ja auch Jobs. Mein Japanologen Kumpel ist nun in der IT. Der Konzern ist japanisch – das wars aber auch schon an Übereinstimmung.
 
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Das war mal sehr populär habe ich im Gefühl. Drei aus meinem erweiterten Bekanntenkreis haben das studiert.
Einer ist nun IT'ler, Einer arbeitet nun tatsächlich als Japanisch-Übersetzer

Eine hatte sogar Japanologie und Theaterwissenschaften. Sie hat es aber nicht zu Ende geführt und hat dann eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht und arbeitet nun im Controlling.

Wie das Leben eben so spielt.
 
Ich danke euch allen für eure Hilfe. Habe eingesehen um was es geht und werde selbstbewusster an die Sache rangehen.
 
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