LibreOffice vs. OpenOffice.org

powerfx

Admiral
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Ich hatte eigentlich auf eine News seitens der Redaktion gehofft, da sie aber bis jetzt noch nicht verfasst ist, mache ich mal hier den Anfang zur Diskussion. :)


Previously on OOo:

1999 kaufte Sun die von der deutschen StarDivision entwickelte (noch proprietäre) Office-Suite "StarOffice". Der Quellcode wurde im Jahr darauf unter der LGPL veröffentlicht, aus dem 2002 "OpenOffice.org" in Version 1.0 fertiggestellt wurde. Weiterhin lebte der Name "StarOffice" aber als kommerzielle Version von OOo mit einigen erweiterten Features und Support weiter.
Wir wissen OOo erfreute sich großer Beliebtheit und hat momentan in Deutschland einen Marktanteil von über 20 Prozent.

Soo...

Im Januar 2010 wurde Sun aber von Oracle gekauft. Das bedeutet auch, dass die Marke "OpenOffice.org" jetzt Oracle gehört. Als erstes hatte das zur Folge, dass "StarOffice" in "Oracle Open Office" umbenannt wurde und Suns kostenloses ODF-Plugin für MS Office plötzlich 90 USD kostete (weil Oracle aus Prinzip ausschließlich Open Source kostenlos anbietet). OpenOffice.org blieb aber weiterhin bestehen.

Jetzt kommt aber die Wende: Regierungen von Ländern wie Brasilien, Indien, China und Russland, die konsequent auf das Open Document Format (ODF) setzen, möchten eine Weiterentwicklung frei von Firmeninteressen sehen. Auch andere zuvor am Projekt beteiligte Unternehmen sehen eine engere Bindung zu Oracle nicht unbedingt als vorteilhaft an.
Das sind u.a. die Hintergründe für die Gründung der Document Foundation, die weiterhin die anwendergetriebene Entwicklung des ODF-Formats und damit der Office-Suite fördert.
RedHat, Novell, Canonical (Sponsor von Ubuntu) und Google haben bereits Unterstützung zugesagt, Oracle hat eine Einladung dagegen abgelehnt.

Was bedeutet das jetzt?
OpenOffice.org spaltet sich. Auf der einen Seite entwickelt Oracle noch OOo im eigenen Interesse weiter, auf der anderen Seite steht die Community (im Grunde das bisherige OOo) mit freien Entwicklern und Sponsoren. Da aber die Marke "OpenOffice.org" weiterhin Oracle gehört, hat man diesen neuen Zweig kurzerhand "LibreOffice" getauft. Eine Beta der Suite in Version 3.3 steht bereits zum Download für Windows, Linux und Mac OS bereit (da aktuell immer noch OOo 3.2 die letzte stable ist). D.h. mit dem Erscheinen der finalen Version 3.3 gibt es zwei verschiedene Versionen von "OpenOffice.org", die bisherige heißt aber eher LibreOffice als OpenOffice.org.

Soviel von mir.
Ich würde mich natürlich über Diskussionsbeiträge freuen und ebenfalls eine offizielle News auf CB begrüßen.

Spread the word.


Viele Infos gibt's auch im heise-Ticker:
http://www.ct.de/-1099535
http://www.ct.de/-1100472
http://www.ct.de/-1102282
http://www.ct.de/-1104009
 
Oh, gar nicht mitbekommen. Danke für die Info.

Aber ändert die Abspaltung denn überhaupt etwas am zugrunde liegendem Problem? Sicherlich ist es auf idealistischer Ebene nachvollziehbar, sich von Oracle abzukapseln - die Rechte für das konfliktentfachende ODF-Plugin liegen aber doch weiterhin bei Oracle (da es ja anscheinend _kein_ Open Source ist)?

Oder geht es den Regierungen weniger um das Plugin, als um eine grundsätzliche Vermischung vom ODF und kommerziellen Interessen?
 
Ich danke dir erstmal für die Information, werde mir LibreOffice gleich mal ansehen und zukünftig sofern es gut funktioniert auch dieses bevorzugen.

Finde es schade, dass Oracle so manche Sachen "kaputt macht" (in dem Sinne dass es mehr der Firma und dem Gewinn dient als dem User).


Das Plugin wird auf lange Sicht denke ich egal sein da MS Office ab 2010 ODF sowieso unterstützt.
 
Zuletzt bearbeitet:
@sikkness: Um das Plugin geht's ja gar nicht. Das war ein ein Beispiel von Oracles idiotischen Umstellungen. ;)
Abgesehen davon unterstützt ja MS Office ODF bereits nativ (afaik ab Office 2007 SP2).

Vielmehr geht es um die freie Weiterentwicklung von OOo. Und die ist bei Oracle eben nicht gewährleistet.
Deswegen der "Fork"...
 
Aus technischer Sicht wird sich wohl kaum etwas ändern.
Ich werde wohl auch einfach von OpenOffice.org auf LibreOffice "umsteigen". Es ändert sich ja nur den Name.

Schlimm finde ich nur, dass man ein so erfolgreiches Projekt auf so unnötige weise schädigt.
Wie viel überzeugungsarbeit muss jetzt wohl wieder geleistet werden, bis der Name LO genauso bekannt und anerkannt ist wie OOo.

EDIT: hat mich auch überrascht, dass heute keine News dazu kam. Aber ist nun mal auch keine Vollzeit-Redaktion, die alle Infos des Webs im Blick hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessant wird auch werden, ob IBM weiterhin die Codebasis von OpenOffice für ihr Lotus Symphony verwenden, oder ob auch sie auf Libre Office umschwenken werden.
Oder entwickeln sie jetzt ebenfalls Symphony als eigenständigen Fork weiter. (sie modifizieren den Code ja ziemlich stark, so das er mit OpenOffice stellenweise nicht mehr viel zutun hat)
 
Jetzt die Fortsetzung:

Nachdem Oracle zwar noch versucht sein Gesicht vor der Open-Source-Szene nicht vollkommen zu verlieren und beteuerte, dass die aktuellen (Beta-)Versionen von OOo in Zusammenarbeit mit der Community entstanden sind, fordern die Mitglieder des OOo-Councils (also quasi Oracle) alle Mitglieder, die zusätzlich in der Document Foundation beschäftigt sind, das Gremium zu verlassen, da man den neuen Fork als Konkurrenz ansieht.

Die endgültige Entscheidung blieb noch aus.

Seit heute ist übrigens der erste Release Canditate von OpenOffice.org 3.3 verfügbar.
Hauptsächlich wurden Bugs gefixt, aber auch das Design von Impress wurde etwas überholt und ist damit der erste Schritt im Hinblick auf das Project Renaissance, das eine komplette Überarbeitung der OOo-Oberfläche anstrebt.


News:
http://www.ct.de/-1107721
http://www.ct.de/-1110101
http://www.linux-community.de/Inter...ce-Council-streitet-wegen-Document-Foundation
 
Hmm, also ich bin da etwas unentschlossen, in welche Richtung ich schwenken werde. Ich traue Oracle eher zu die Oberfläche irgendwann benutzerfreundlicher zu machen, als dem LibreOffice-Gremium - ein solches Gremium wird doch eh bei jedem Reformationsversuch den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen und der ist, dass alles so bleibt, wies ist.

Ansonsten finde ich es natürlich besser, wenn soetwas, worauf Staaten angewiesen sind, weniger von Unternehmensinteressen diktiert wird.
 
Die Linux Community hat eine kurze Anleitung zur Installation von LibreOffice unter Ubuntu 10.10 und Fedora 14 veröffentlicht.
Bei Fedora ist es somit inoffiziell bestätigt, dass in Version 15 (voraussichtlich Mai 2011) OOo durch LibreOffice ersetzt wird. Da aber auch Canonical neben RedHat einer der Sponsoren von LibreOffice ist, wäre ein solcher Schritt bei Ubuntu ebenfalls sehr wahrscheinlich.
 
Gibt es was neues von der Front?
 
Eine der bisher wohl entscheidensten Unterschiede zwischen OpenOffice und LibreOffice ist, dass man in LirbeOffice MS Office 2007 / 2010 dateien bearbeiten und speichern (als OOXML) kann. Während man unter OpenOffice diese dateien nur ansehen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da es sich ja um eine (offensichtliche) Aufspaltung in die beiden existierenden OOo bzw.
LibreOffice handelt, stellen sich mir die Fragen:

Wer programmiert wo? Sind die besseren "Köpfe" nun bei LibreOffice gelandet oder
bei Oracle verblieben?

Für OpenOffice gibt es gute Bücher im Fachhandel. Kann LibreOffice da mithalten?

Endet die Aufspaltung gar darin, daß OpenOffice die Windows-Welt bedient und
LibreOffice die Linux-Welt?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Den letzten Satz versteh ich nicht, wo wird den für Win nicht entwickelt? LO gibts natürlich auch für Win.
Über die "Qualität" der Suiten können nur die User langfristig entscheiden, >>die Weiterentwicklung des notsoOpenOffice könnte in den Händen Oracles auch ein abruptes Ende finden, falls hier nicht eine tragfähige Verdienstmöglichkeit erschloßen werden kann<<(Ende der wilden Spekultion, das war auch einer der Gründe die zu der Teilung des Projektes führten, das "zwanghafte" streben Oracles nach Gewinn ;) )
[Anmerkung: Ja, Unternehmen sind dazu da, Gewinne zu erwirtschaften]
Aus Sicht der Community sind die "Guten" natürlich bei LibreOffice.
 
Dann will ich Dir mal mit mathematischen Zeichen erklären, was hinter dem letzten Satz steht:

Windows=bezahl-Betriebssystem=OpenOffice=Oracle=bezahl-Office

Linux=freies Betriebssystem=LibreOffice=Linuxbeführworter=freies Office

Das könnte doch durchaus ein denkbares Scenario sein.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Deine "mathematischen" Formeln sind falsch. OpenOffice≠Oracle≠Betriebssystem usw.

LibreOffice wird es definitiv für Windows geben.
Ich persönlich glaube aber, dass OpenOffice.org in dieser Form nicht mehr lange existieren wird, sondern nur das, was heute "Oracle Open Office" heißt und dann logischerweise nicht mehr kostenlos.
 
Deine Überlegung ist falsch. Oracle kann erst Geld verdienen, wenn es LibreOffice nicht mehr gibt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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