@lukas1478 :
Ohne das Du jetzt den konkreten Studiengang nennst, kann man wenig sagen.
Da ich aber mehrere Jahre lang in unserem Unternehmen (Softwarefirma) duale Studenten an der DHBW (Duale Hochschule Baden-Würtemberg) betreut habe, kann ich ein bisschen - persönliche - Einschätzung aus Arbeitgeber Sicht zu dem Thema geben:
Die Duale System ist im Prinzip schon eine gute Idee, und sie ist vor allem für junge Menschen gut, die einen klaren Praxisbezug in ihrer Ausbildung wollen und auch möglichst schnell nach dem Studium den Beruf wollen. Natürlich ist auch die Vergütung ein Vorteil, vor allem wenn man nicht mehr bei den Eltern wohnen will/kann.
Wie Du schon beobachtest hast, sind die Studiengänge oft hochgradig spezialisiert auf bestimme Berufsprofile von den dualen Partnernunterhemen, also etwa SAP, Aldi, usw.
So ist etwa "Wirtschaftsinformatik, Sales und Consulting" ganz explizit of Presales Consultants von SAP zugeschnitten. D.h. Berater die in den frühen Phasen eines Projektes die technischen Anforderungen aufnehmen, Scope definieren und eben auch Aufwände schätzen.
Das ist jetzt nicht direkt schlimm, aber man muss sich dessen bewusst sein.
Ein Problem des Systems DHBW ist das 50% der Lehrveranstaltungen von den dualen Partnern erbracht werden müssen. Das kann ganz super sein, aber auch das Gegenteil. D.h. die inhaltliche Qualität der Lehrveranstaltungen schwankt durchaus etwas. Mein subjektiver(!!) Eindruck war immer, dass den großen Partnern das nicht so wichtig war, denn alles Relevante haben sie den dualen Studenten selbst beigebracht, die Hochschule hat die Aufgabe eben den Bachelor Grad beizusteuern.
Als kleineres Unternehmen (wie beschäftigen in Baden-Würtemberg 30 Mitarbeiter) kann man aber nicht eben mal noch ein paar In-House Vorlesungen in der Praxisphase organisieren und muss sich schon auf die Qualität der Ausbildung verlassen. Oder hoffen, dass die Studenten genug Eigeninitative zeigen.
Das würde ich so 100% nicht unterschreiben. Zumindest wenn man z.B. danach einen Master außerhalb des dualen Systems oder gar an einer Uni machen möchte. Am Ende sind beim Dualen Studium, bei einer technischen Hochschule und bei Universitäten die ECTS Punkte des Bachelors anders verteilt.
Da muss man einen Trade-Off machen. So hat man an einer Universität z.B. theoretische Informatik, im dualen Studium eher nicht.
Ist natürlich kein Weltuntergang, wenn man einen Uni Master machen will, bekommt man eben ein paar Auflagen, diese Lücken nachzuholen. Sehe ich gerade bei meiner Tochter die von einem Bachelor an einer technischen Hochschule zum Master an der Uni wechselt.
So einfach ist es auch nicht. In den Praxisphasen gibt es auch gewissen Anforderungen (z.B. wissenschaftlichen Anspruch) die man berücksichtigen muss. Man muss am Anfang der Praxisphase ein Projekt definieren. In machen Bereichen wie Service oder Support wo Arbeit "on-Demand" anfällt ist das schwierig. Also macht man mit den Studenten manchmal einfach ein Übungsprojekt. Im besten Fall (so habe ich es immer probiert) lässt man die Studenten was Neues ausprobieren, wo man im Unternehmen noch keine Erfahrung hat. Das schafft dann natürlich echten Mehrwert für beide Seiten.
Im Softwarebereich ist Eigeninitiative immer noch das A&O. Programmieren lernt man nur durch regelmäßiges praktisches Doing, ein Kurs mehr ode weniger macht keinen Unterschied.
Ein paar Werkstudentenjobs mit interessanten Themen, oder ein nettes Projekt bei GitHub punktet mehr als irgendeine Vorlesung zu einem bestimmten Thema. Auch das Thema der Bachelor Arbeit sollte man ggf. danach auswählen.
Ich frage Bewerber z.B. immer welches war das komplexeste Softwareproject an dem maßgeblich gearbeitet haben, da frage ich auch schon mal grob nach Anzahl Codezeilen. Ich weiß, dass das eine eingeschränkt taugliche Zahl ist, aber wenn jemand 500 antwortet, dann hat er wahrscheinlich nur Übungsaufgaben gemacht.