Was halt viel vergessen wird ist, dass nicht nur die Akkorde und Melodie darüber entscheiden ob ein Track gefällt. Ich geh jetzt mal nur vom Instrumental aus: Da ist erstmal wichtig wie die Melodie intoniert wird, sich z.B. die Tönhöhe, Lautstärke und Entwicklung des Klangs im Verlauf ändert. Es gibt Melodien, die funktionieren nur mit bestimmten Sounds.
Bei Akkorden ist das Voicing total wichtig für den Transport der Emotion, welche Umkehrung ich spiele und wie die Noten oktaviert sind. Alles wiederum abhängig vom Sound.
Dann natürlich der komplette Mix, also wie einzelne Instrumente die Emotionen enthalten, so in Szene gesetzt werden dass sie noch besser wirken.
Kommen Vocals hinzu, wirds nochmal vielschichtiger, weil eben Stimme und Mix zu Text und Melodie passen müssen. Und die Intonation der Stimme ist im Vergleich zu Instrumenten nochmal wesentlich komplexer.
Jedenfalls sind das alles so viele Faktoren, dass es am Ende auch mit Big Data schwer wird, da die richtigen Muster raus zu erkennen und es zu kopieren. Der Hit Faktor entsteht ja oft erst dadurch, dass etwas 'neu' und 'frisch' klingt, so noch nicht da gewesen ist. Die Kopie des Hits ist dann meistens nur noch fade.
Genauso wichtig (wenn nicht noch wichtiger) ist bekanntlich das Marketing, also dass ich die Musik erstmal für viele hörbar/verfügbar mache. Dass ich per Video das richtige Image aufbaue, das die Emotionen des Songs unterstützt. Man muss sich nur mal vor Augen führen wieviele Tracks Hits geworden sind, nur weil sie an der richtigen Stelle im richtigen Film platziert wurden.
Und meist ist es so, dass viele Tracks den Leuten erst richtig gefallen, wenn sie schon einige Male gehört wurden und dafür ist vor allem das Marketing entscheidend.
Dann muss man all das noch im gesellschaftlichen, kulturellen, musikalischen Trend sehen. Was früher viele als gut empfunden haben, ist oft heute nicht mehr so. Hörgewohnheiten ändern sich. Und was man als Kind und in seiner Jugend gehört hat, prägt fürs Leben.
Also Big Data ist schon mächtig und man kann da sicher viel rum analysieren. Aber mMn gibt es zu viele Faktoren, die das Ergebnis verfälschen und verkomplizieren. Vor allem dürften die ganzen Daten zu den Einflußfaktoren in den allermeisten Fällen gar nicht bzw nur unvollständig vorliegen. Deshalb seh ich nicht, dass solche Analysen in absehbarer Zeit relevant werden. Vielleicht als Tool in der DAW, die dem Producer sagt: Jetzt biste halbwegs massenkompatibel. Der gibt dann nen F### drauf oder auch nicht.