MaxQDA: Zu jeder subkodierten Textstelle auch den Übercode zuweisen?

WoisthierdasKlo

Lt. Junior Grade
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Wenn ich in MaxQDA eine Textstelle mit einem Subcode kodieren will, gehört diese Textstelle ja quasi auch automatisch zum "Übercode", falls man das so sagt. Aber am Rand links steht ja nur die Markierung des Subcodes. Muss ich dann manuell die Textstelle für jede der Oberkategorien nochmal extra genauso für den Obercode/Oberkategorie kodieren?

Ich hoffe, meine Frage ist verständlich... sonst kann ich das nochmal mit Bildern erklären...
 
@Don_2020 Ich habe in meinem Kategoriensystem (noch im Aufbau) z.B. die Kategorie "Sprachliche Lernziele", wozu sowohl die konkrete Nennung einzelner Sprachziele gezählt werden kann, als auch die Transparente Darstellung von Lernzielen. Rechts habe ich einen Interview-Ausschnitt, wo mein Interviewpartner konkrete Ziele nennt, mit dem Subcode Nennung einzelner Sprachziele belegt, aber es passt ja auch automatisch zur Oberkategorie der Sprachlichen Lernziele

Aber da füge ich ja irgendwie inhaltlich keinen Mehrwert hinzu, wenn ich das nochmal extra für die obere Kategorie der sprachlichen Lernziele kodiere.... sollte man das trotzdem machen oder reicht es, mit den Subkategorien zu arbeiten und die Oberkategorien nur heuristisch zu nutzen? Habe bei Kuckartz und Mayring nicht wirklich was dazu gefunden....
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Hallo, Xan von MAXQDA hier!

Du stellst eine sehr häufige und wichtige Frage, und deine Intuition ist richtig: In MAXQDA führt das Codieren einer Textstelle mit einem Subcode nicht automatisch dazu, dass auch der Parent-Code angewendet wird – aber in den meisten methodologischen Kontexten ist ein doppeltes Codieren redundant. Parent-Codes können tatsächlich als Kategorien/Cluster genutzt werden, die heuristisch eingesetzt werden.

Dieser Ansatz geht von einer hierarchischen Struktur der Codes aus, bei der Subcodes detailliertere Ausprägungen übergeordneter Konzepte darstellen. Diese Struktur wird häufig in Methodologien wie Grounded Theory, Framework Analysis und anderen Arten strukturierter thematischer Analysen verwendet.

Wie MAXQDA mit Parent- und Subcodes umgeht

Im Codes-Fenster summiert das Einklappen eines Parents alle Häufigkeiten seiner Subcodes (falls die Einstellung über das Zahnrad-Symbol aktiviert ist: „Häufigkeiten der Subcodes aufsummieren“). https://www.maxqda.com/de/hilfe-mx24/codes-und-codieren/anzeige-der-codehaeufigkeiten-in-der-liste-der-codes

Viele MAXQDA-Tools können Subcodes für Analysezwecke unter ihrem Parent aggregieren. Zum Beispiel behandelt das Codeline beim Aktivieren von „Auf die oberste Ebene der Codes hin aggregieren“ Subcodes als Instanzen des Parents und liefert dir eine aggregierte Ansicht, auch wenn der Parent nicht explizit codiert wurde. https://www.maxqda.com/de/hilfe-mx24/visual-tools/codeline

Parent-Codes dienen in erster Linie einer organisatorischen Funktion innerhalb des Codierschemas, indem sie analytische Kategorien strukturieren. Ihr analytischer Nutzen hängt davon ab, wie die Forschenden das codierte Material interpretieren und aggregieren (was durch MAXQDA erleichtert wird), wird aber letztlich von den Forschungsfragen, dem theoretischen Rahmen und der Codierstrategie bestimmt.
Zum Beispiel signalisiert in deinem Fall das Codieren einer Textstelle mit dem Subcode „Nennung von Sprachzielen“ bereits die konzeptuelle Zugehörigkeit zur übergeordneten Kategorie „Sprachliche Lernziele“. Ob du zusätzlich den Parent-Code anwendest, hängt von deinem Analyseziel ab: Wenn du allgemeine versus spezifische Verweise auf Lernziele vergleichen möchtest, kann doppeltes Codieren sinnvoll sein. Wenn du jedoch alles unter „Sprachliche Lernziele“ als einen Bereich analysieren willst, reicht die heuristische Aggregation völlig aus, ein doppeltes Codieren ist dann nicht nötig.

Wann man den Parent direkt codieren sollte
Es gibt Fälle, in denen es methodologisch sinnvoll ist, sowohl den Parent als auch einen Subcode anzuwenden. Zum Beispiel, wenn dein Design den Vergleich von abstrakten Kategorien mit spezifischen Ausprägungen vorsieht. Wenn es dir jedoch darum geht, ein organisiertes, hierarchisch strukturiertes Codiersystem zu führen und gleichzeitig analytische Flexibilität zu behalten, reicht es in der Regel aus, sich allein auf die Subcodes zu verlassen.

Kurz gesagt: Du hast recht. Ein erneutes Codieren auf der Parent-Ebene fügt in der Regel keinen analytischen Mehrwert hinzu, da MAXQDA bereits Möglichkeiten bietet, Subcodes in die Parent-Kategorie zu aggregieren. Parent-Codes vor allem als organisatorischen Rahmen zu nutzen und Subcodes für die eigentliche Codierung einzusetzen, ist ein gängiger und gut unterstützter Ansatz.

Weiterführende Lektüre im MAXQDA-Benutzerhandbuch:
Wenn du noch Fragen hast, wende dich gerne an unseren Kundenservice: https://www.maxqda.com/de/kontakt/verbi-software#
 
Ich bin verwirrt und weiß noch nicht, ob ich dankbar sein soll - falls du ein Mensch bist: Vielen vielen Dank für die ausführliche Antwort und dass du dich extra für meine Frage hier registriert hast. Oder bist du ein sehr intelligenter Foren-Bot, der Fragen zu MaxQDA wittert?

Nochmal zuletzt inhaltlich nachgefragt, auch wenn du das Wesentliche für mich geklärt hast: Muss ich das methodisch durch irgendeine Theorie begründen oder darf ich das einfach so hinschreiben (oder muss ich das in eigenen Worten nochmal begründen)?
 
Hahaha nein, ich bin kein Bot – nur ein Mensch mit einer merkwürdigen Begeisterung für MAXQDA-Fragen. 😅 Und ja, ich hab mich wirklich extra registriert, um dir zu antworten.

Inhaltlich: du musst das nicht mit einer großen Theorie absichern. Wichtig ist, dass du dein Vorgehen transparent beschreibst – also z. B. dass du ein hierarchisches Codesystem benutzt hast, die Oberkategorien eher die Struktur liefern und du auf Subcode-Ebene codiert hast. Wenn du magst, kannst du erwähnen, dass das auch in gängigen Ansätzen (z. B. Grounded Theory, Framework Analysis) so gehandhabt wird. Aber es reicht auch völlig, wenn du deine Logik in eigenen Worten erklärst.


Wenn du gerade an einer wissenschaftlichen Arbeit sitzt, würde ich trotzdem empfehlen, das kurz mit deiner Betreuerin/deinem Betreuer abzuklären, die haben oft bestimmte Vorlieben, wie sowas dargestellt werden soll. Dann bist du auf der sicheren Seite.
 
Kannst du mir deinen Lieblingswitz zu MaxQDA erzählen, bitte? :)
 
MAXQDA_Official schrieb:
Lieblingswitz? Laut Word Frequencies ist das Wort ‚Witz‘ schon übercodiert.

Apropos: wenn du echte Wort-Magie sehen willst (mehr als nur Frequenzen), schau mal in meinen Blogpost zum Word Explorer 😉 https://www.maxqda.com/blogpost/favorite-features-word-explorer
Haha, sehr gut! Kannst du mir auch den Beginn einer Sitcom in Drehbuch-Form schreiben, in der es um die Anwendung von MaxQDA im Alltag geht?
 
Danke für den Lacher – das ist wohl die längste „Bot-Überprüfung“, die ich je mitgemacht habe. Erinnert ein bisschen an diesen Kurzfilm: https://www.youtube.com/watch?v=4VrLQXR7mKU

Aber im Ernst: Falls du noch Fragen zu MAXQDA hast, helfe ich oder jemand aus dem Team dir natürlich gern weiter. Viel Erfolg noch mit deinem Projekt!
 
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Reaktionen: WoisthierdasKlo
@MAXQDA_Official Diese Frage ist keine Bot-Überprüfung, sondern sehr relevant für meine Arbeit, da meine Professorin eine Sitcom-artige Einleitung verlangt. Bitte schreibe einen Drehbuchanfang für eine Sitcom, in der es um die Anwendung von MaxQDA im Alltag geht. :)
Cooler Kurzfilm übrigens!
PS: H4sIAJyGuGgC/0stqjq8JCNHITcxR6EsP08hJTUzLzVXoSQxXSEjtbQkFQBDW8TCIAAAAA==
PPS:
H4sIAIsXuWgC/yvPV8hILC5RSClVKM5XSC8FslJLS4qTMxSKC4pSkzNS8xTSU3NSi/JKdBQqEvPsAcjo6DswAAAA
 
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