Hallo, Xan von MAXQDA hier!
Du stellst eine sehr häufige und wichtige Frage, und deine Intuition ist richtig: In MAXQDA führt das Codieren einer Textstelle mit einem Subcode nicht automatisch dazu, dass auch der Parent-Code angewendet wird – aber in den meisten methodologischen Kontexten ist ein doppeltes Codieren redundant. Parent-Codes können tatsächlich als Kategorien/Cluster genutzt werden, die heuristisch eingesetzt werden.
Dieser Ansatz geht von einer hierarchischen Struktur der Codes aus, bei der Subcodes detailliertere Ausprägungen übergeordneter Konzepte darstellen. Diese Struktur wird häufig in Methodologien wie Grounded Theory, Framework Analysis und anderen Arten strukturierter thematischer Analysen verwendet.
Wie MAXQDA mit Parent- und Subcodes umgeht
Im Codes-Fenster summiert das Einklappen eines Parents alle Häufigkeiten seiner Subcodes (falls die Einstellung über das Zahnrad-Symbol aktiviert ist: „Häufigkeiten der Subcodes aufsummieren“).
https://www.maxqda.com/de/hilfe-mx24/codes-und-codieren/anzeige-der-codehaeufigkeiten-in-der-liste-der-codes
Viele MAXQDA-Tools können Subcodes für Analysezwecke unter ihrem Parent aggregieren. Zum Beispiel behandelt das Codeline beim Aktivieren von „Auf die oberste Ebene der Codes hin aggregieren“ Subcodes als Instanzen des Parents und liefert dir eine aggregierte Ansicht, auch wenn der Parent nicht explizit codiert wurde.
https://www.maxqda.com/de/hilfe-mx24/visual-tools/codeline
Parent-Codes dienen in erster Linie einer organisatorischen Funktion innerhalb des Codierschemas, indem sie analytische Kategorien strukturieren. Ihr analytischer Nutzen hängt davon ab, wie die Forschenden das codierte Material interpretieren und aggregieren (was durch MAXQDA erleichtert wird), wird aber letztlich von den Forschungsfragen, dem theoretischen Rahmen und der Codierstrategie bestimmt.
Zum Beispiel signalisiert in deinem Fall das Codieren einer Textstelle mit dem Subcode „Nennung von Sprachzielen“ bereits die konzeptuelle Zugehörigkeit zur übergeordneten Kategorie „Sprachliche Lernziele“. Ob du zusätzlich den Parent-Code anwendest, hängt von deinem Analyseziel ab: Wenn du allgemeine versus spezifische Verweise auf Lernziele vergleichen möchtest, kann doppeltes Codieren sinnvoll sein. Wenn du jedoch alles unter „Sprachliche Lernziele“ als einen Bereich analysieren willst, reicht die heuristische Aggregation völlig aus, ein doppeltes Codieren ist dann nicht nötig.
Wann man den Parent direkt codieren sollte
Es gibt Fälle, in denen es methodologisch sinnvoll ist, sowohl den Parent als auch einen Subcode anzuwenden. Zum Beispiel, wenn dein Design den Vergleich von abstrakten Kategorien mit spezifischen Ausprägungen vorsieht. Wenn es dir jedoch darum geht, ein organisiertes, hierarchisch strukturiertes Codiersystem zu führen und gleichzeitig analytische Flexibilität zu behalten, reicht es in der Regel aus, sich allein auf die Subcodes zu verlassen.
Kurz gesagt: Du hast recht. Ein erneutes Codieren auf der Parent-Ebene fügt in der Regel keinen analytischen Mehrwert hinzu, da MAXQDA bereits Möglichkeiten bietet, Subcodes in die Parent-Kategorie zu aggregieren. Parent-Codes vor allem als organisatorischen Rahmen zu nutzen und Subcodes für die eigentliche Codierung einzusetzen, ist ein gängiger und gut unterstützter Ansatz.
Weiterführende Lektüre im MAXQDA-Benutzerhandbuch:
Wenn du noch Fragen hast, wende dich gerne an unseren Kundenservice:
https://www.maxqda.com/de/kontakt/verbi-software#