iSteven schrieb:
Schon mal dran gedacht, dass der Lohn/Mindestlohn einfach zu niedrig ist? Verstehe nicht wieso man immer nach unten treten muss, hat man das wirklich nötig?
Ob der zu niedrig ist, will und kann ich nicht beurteilen. Nur was wäre deine Idee? Einen Mindestlohn von 20€? Was denkst du würden top ausgebildete Fachkräfte machen, wenn irgendwelche ungelernte 20€ bekomme, während die selbst dann bei 22-23€ rumdümpeln? 22€ ist übrigens knapp übern Median. (angenommen 22€ x 37.5 Stunden x 4.3 Wochen x 12 Monate = 42.570). Am Ende geht es jedem genauso scheisse wie vorher (wenn nicht mehr), da die Preise dann eben zwangsweise erhöht werden. - Nicht gänzlich weil Unternehmen es wirklich müssen, sondern weil irgendwas die "verlorene" x%-Marge wieder auffangen muss. Und da ich weiss, dass sich auf Unternehmerseite nie was ändern wird, muss halt die andere Seite dran glauben.
Ich bin selber ab und an in Deutschland, nicht nur in Grenznähe. Und die Preise steigen dort jedes Jahr. Teils gibt es vieles, was viel teurer ist als in der Schweiz. Habt ihr echt sehr gut hinbekommen.
Chrissssss schrieb:
wtf, auf der einen Seite möchtest du Menschen, die sich im Bürgergeldbezug befinden, einschränken - durch Sachleistungen, auf der anderen Seite finden du es nicht so klasse, dass die Mittelschicht nicht so den Staat bescheißen kann, wie die Oberoberschicht.
Ich sehe das nicht als Einschränkung. Aber warum soll jemand, der Geld vom Staat bekommt (also wäre ich AN eben aus meinen Taschen), machen können was er wll?
Chrissssss schrieb:
Man muss immer schauen, warum es Langzeitarbeitslose im Bürgergeldbezug gibt: Auf der einen Seite schlechte Bildung, auch der sozialen Ungleichheit geschuldet, auf der anderen Seite gibt es Menschen, die zu krank sind um zu arbeiten.
Chrissssss schrieb:
Gerade psychische Erkrankungen sind nicht sichtbar und Betroffene schaffen es oft nicht, sich Hilfe zu holen, gerade bei Depressionen oder beispielsweise einer sozialen Phobie. Der Weg zur Diagnose ist oft hart für diese Menschen.
Man muss aber auch fairerweise sagen, dass viele Leute heutzutage mit Diagnostiker oftmals um sich geworfen wird. Du bist etwas zu wild? ADHS. Du bist etwas introvertiert? Autismus/Depressionen. Du hast keine Lust jemanden anzurufen? Sozialphobie.
Chrissssss schrieb:
Nur der allerkleinste Teil ist von der Fraktion "Null-Bock-auf-Arbeit".
Das mag sein, aber es nicht "allerkleinster" Teil ist eher so "Ne also ich nehme auch nicht jede Arbeit an. Ich habe x Jahre y gemacht/studiert, da gehe ich sicherlich nicht für 12€ Teller waschen". Und zack geht man zum Arzt und lässt sich krankschreiben. Klar ist das ein zu vernachlässigender Teil, aber jeder dieser Menschen ist einer zu viel.
Chrissssss schrieb:
Ich würde niemals auf jemanden eintreten, der sowieso so schon unten ist.
Ich würde es nicht mal soweit kommen lassen, so tief zu sein. Viele haben sich scheinbar mit der Situation abgefunden, da es sich nicht so schlecht lebt.
Weyoun schrieb:
Tesla zahlt 20 % unterhalb des brandenburgischen IG Metall Tarifvertrages und hat dennoch Mitarbeiter. Das liegt vor allem an drei Gründen:
1) äußerst geringe Tarifbindung der Unternehmen in Ostdeutschland
2) Nähe zu Polen, wo man gerne für 20 % unterhalb von "Luxus" arbeitet
3) Strukturschwäche in Bundesländern wie Brandenburg
1) 3) Selbst als Ossi profitiert man seit Anfang der 90er von den Grundpfeilern- und Reisefreiheiten der EU. Dadurch bleibt es jedem frei, in die BRD/EU umzuziehen. Wenn man aus irgendwelchen Gründen - wie du sagst im struktuschwachen Brandenburg/Osten lebt - ist das eine individuelle Entscheidung, dessen Konsequenz man auch selbst tragen muss.
2) Warum auch nicht? Mein Betrieb zahlt Grenzgängern den gleichen Lohn wie Schweizern, aber wenn in Betrieb X aus z.B. Basel/Tessin jemanden aus den Nachbarländern unter CH Lohn zahlt, weil dieser eben bereit ist, die Arbeit für den Lohn zu erledigen, warum genau sollte man den auf Zwang mehr zahlen?
Weyoun schrieb:
Nein, nicht können! Hätten sie einen starken Betriebsrat sowie eine Gewerkschaft hinter sich, wäre ihr Selbstvertrauen ungleich höher.
Dann selber schuld, wenn man die Möglichkeiten nicht nutzt. Ich habe mal für einen deutschen Rüstungskonzern in CH gearbeitet und selbst hier lagen sämtliche Infoblätter des BR tonnenweise verteilt und in einfacher Sprache geschrieben.
Weyoun schrieb:
Der Sinn und Zweck eines Tarifvertrages ist, dass Unternehmen der gleichen Branche gleiche Löhne zahlen, damit es keine ungesunde Konkurrenz gibt (Stichwort Lohndumping).
Ich weiss nicht wie es in Deutschland ist, aber hier (als auch in Italien) kann und werden die Tarifverträge oftmals untergraben. Aber wenn ich mir Tönnies und co. anschaue, dann scheint es bei euch auch nicht wirklich anders zu sein.
Weyoun schrieb:
Ich musste, weil mir mein Arbeitsvermittler der ARGE im Jahr 2006 damit gedroht hat, mir mein Hartz IV zu streichen. Er hat sogar meine Bewerbungen durchgeschaut und gemeint, ich solle gefälligst meine Gehaltsforderungen runterschrauben.
Weyoun schrieb:
Ich lasse mich JETZT ja auch nicht mehr ausbeuten. Als junger Student mit Mitte 20 lässt man noch viel mehr mit sich machen. Genau aus diesem Grund bin ich jetzt im VK und unterstütze meine Kollegen.
Weyoun schrieb:
ABMs musste ich zum Glück keine machen mit dem Diplom in der Tasche.
Bei mir war es witzigerweise während des Studiums weil Dualer Student = billige Arbeitskraft (per Definition). Zumindest sah es mein Ausbildungs"Leiter" so. Was ich eben damit sagen wollte ist: Wenn man auf sich herumtrampeln lässt und es mitmacht, dann trägt man eine gewisse Mitschuld. Wenn man 1-2 mal sich "wehrt" dann ist auch Schicht im Schacht. Und der Kündigungsschutz ist in Deutschland sowieso einer, der seinesgleichen sucht.
Weyoun schrieb:
Das ist seit 2013 nicht mehr zulässig. Nur noch über Tricks, dass man alle zwei Jahre entweder über eine andere Leihfirma angestellt wird oder in einem anderen Betrieb des entleihenden Konzerns arbeitet. Oder eben über Werksvertrag anstelle von Leasing. Das ist noch viel schlimmer als Leiharbeit, weil die Betroffenen nicht mal im gleichen Büro wie die internen Mitarbeiter arbeiten dürfen und nur Arbeitspakete bekommen, die sie abarbeiten müssen (egal wie lange sie dafür benötigen).
Ja, ich weiss nicht wie die das machen. Aber ich sehe da wie gesagt das Problem auch eher auf AN Seite, dass man den Schabernack auch noch mitmacht.