Zukunft unentschlossen - Studieren? Dual? Ausbildung + Handelsfachwirt?

Brunisbruno

Cadet 1st Year
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Apr. 2018
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Hi,

ich bin in einer Situation, ich glaube man kann es sogar "Luxusproblem" nennen. (ohne arrogant zu wirken).

Erst mal meine jetzige Situation:
Ich studiere gerade International Business an einer Hochschule im 2. Semester und arbeite nebenbei bei einem großen Elektrodiscounter in DE. Direkt in der ersten Woche habe ich mich schon mit der "Aushilfstätigkeit" unterfordert gefühlt und habe schon angefangen auf eigene Faust mehr Verantwortung zu übernehmen, was mein Chef auch sehr begrüßt hat.
Da mein Chef auf jedem Seminar (er ist oft in der Zentrale) von mir schwärmt was für ein toller Mitarbeiter ich doch sei, und was für Potential ich habe, hat es nicht lange gedauert und ich wurde in die Zentrale zitiert. Anfangs wusste ich nicht was los war, ich dachte die wollen mich irgendwie peinigen oder was weiß ich 😂
Jedoch haben die mir ein Angebot für ein Duales Studium gemacht. Natürlich war ich sehr erfreut und mein Chef natürlich auch. Der Wermutstropfen: Der Markt in dem ich jetzt tätig bin erfüllt (laut jetzigem Stand) nicht die Voraussetzungen für ein Duales Studium. Ergo ich müsste 120km weiter. Dazu kommt noch die Hochschule, die in BaWü wäre. (DHBW).

Mein Chef versucht auch zurzeit alles um mich nur halten zu wollen, was ich wirklich sehr sehr schätze.

Ich habe mit meinem Chef gesprochen und haben folgende Optionen bis jetzt:


1. Ich nehme das Duale Studium an
+ Bessere Zukunftschancen
+ Später mehr Gehalt
- Ich müsste mir 2 Wohnungen / WG Zimmer leisten. (Gehalt wäre ca 1400€ Brutto, also auch nicht die Welt)
- Ich müsste in einem anderen Markt und weiß nicht, was mich da erwartet

2. Ich würde jetzt als "ungelernte Führungskraft" (Tarifvertrag) 163 Stunden (37,5) eingestuft werden und direkt 1.900€ + X anfangen, dazu noch Firmen Laptop/Handy/Tablet von Big A.
+ Prestige (??)
+ Angenehmes Gehalt als Einstieg
+ Ich kann in dem Markt / bei meiner Familie / Freundin bleiben
- Keine Ausbildung


3. (verkürzte, 18 monatige) Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann mit Weiterbildung zum Handelsfachwirt. Auch hier Ausbildungsgehalt + X, da ich meinem Chef schon direkt gesagt habe, dass ich als "normaler" Azubi mich zu stark unterfordert fühlen würde.
+ Angst, doch unterfordert zu werden
+ Ich kann in dem Markt / bei meiner Familie / Freundin bleiben
- Niedriges Gehalt während der Ausbildung

4. Ich lasse alles wie es ist und studiere International Business weiter und arbeite weiter da als Aushilfe

Meine jetzige Tätigkeit: Da ich nur maximal 20h in der Woche arbeiten darf (Uni) sind meine Möglichkeiten natürlich sehr beschränkt. Zurzeit betreue ich unsere Firmenkunden und verwalte auch stellvertretend eine Abteilung. (Der, der die Abteilung sonst leitet ist bis auf weiteres erkrankt)



Nun frage ich euch: Überall liest man ja man braucht Studium hier, Studium da. Hätte ich auch gute Aufstiegs/Verdienstchancen auch ohne das Studium? Ich würde mich als sehr fleißig bezeichnen, der sich auch nicht zu schade ist "niedrigere" Tätigkeiten zu machen. Auch wenn nicht permanent.
Jemand hier eventuell der aus Erfahrung sprechen kann?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist dein jetziges Studium "International Business" genau das, was du später mal beruflich machen willst/was dir später mal in deinem angestrebten Beruf weiterhelfen wird?

Falls ja, dann beende dein Studium, so wie du es bei der Wahl dieses Studiengangs ursprünglich wahrscheinlich auch vorgesehen hast.

Falls nein, dann musst du deine Situation ganz neu bewerten. Was macht dir beruflich Freude? Was ist dir wirklich wichtig im Leben? Kannst du jetzt kurzfristig auf deine Freunde/Familie verzichten? Ist dein Ziel definitiv ein Studienabschluss mit gleichzeitiger Berufspraxis? Dann ist wohl das duale Studium ein sehr gutes Angebot.

Möchtest du dich von ziemlich weit unten nach oben arbeiten? Genügt dir eine einfache Ausbildung, die dennoch - und oftmals sogar bessere - Berufschancen weil Berufspraxis, als ein Studium bietet?

Option 2 solltest du allerdings ausschließen. Eine Ausbildung ist extrem wichtig.

Ich persönlich würde wahrscheinlich zu 1 oder 3 tendieren, da ich gelernt habe, dass Berufspraxis oftmals wichtiger als theoretisches Wissen ist. Gepaart mit einem Studium wäre es natürlich optimal, auch wenn das für deine aktuelle Situation wahrscheinlich ein großer Einschnitt für einige Jahre sein wird.
 
Hi,

Danke für die ausführliche Antwort. Ich habe mich bewusst für das Studium an der FH angemeldet, jedoch ist mir das nicht praxisnah genug. Deswegen Ja das mit Dual.
Aber wie sieht es mit Handelsfachwirt? Wäre das denn eine Alternative zum dualen?
 
Ein Fachwirt ist bei weitem kein Studium. Meiner Erfahrung nach zahlt sich das weder beim Gehalt noch bei den Berufschancen sonderlich aus.

Ein Tipp: Lasse dir von deinem aktuellen Chef nicht zu viel Honig ums Maul schmieren. Es mag sein, dass du derzeit ein wichtiger Mitarbeiter für ihn bist. Das kann sich jedoch schnell ändern. Den meisten Chefs geht es in erster Linie um ihr eigenes Unternehmen. Es gibt natürlich Ausnahmen. Vielleicht will er dich wirklich fördern, das kann ich nicht beurteilen. Behalte trotzdem immer eine gewisse Skepsis.
 
Wenn du anscheinend so ein Überflieger bist, solltest Du nach dem Studium noch einen viel besser bezahlten Job als im Niedriglohn Sektor "Elektrodiscounter" = Handel bekommen.
Aber wenn das dein Weg werden soll, wieso nicht? Chef ist nicht gleich Chef und wenn der aktuell soviel von dir hält könnte dich das ja zukünftig noch in die entsprechende Position bringen ..
 
Ich weiß jetzt ehrlich gesagt auch nicht, wie Überflieger und Elektrodiscounter / Handel so zusammen passen ^^

Aber ungeachtet dessen: wenn die derartig an deinen Diensten interessiert sind, warum machst du dich nicht selbstständig und bietest deine Dienste als Externer an? Das geht problemlos und löst auch die 20h-Problematik in deinem Studiengang: für Uni und Krankenkasse ist nur relevant, dass du offiziell keine 20h arbeitest. Wenn du also 25h für ein Kundenprojekt arbeitest, hindert dich als Selbstständigen ja niemand daran, dem Kunden dafür pauschal nur 10h (zu entsprechend höherem Studensatz) abzurechnen.
 
du willst das Studium schmeißen um als Teamleiter 1900€ zu verdienen? und das in BaWü? Da hab ich als 0815 Facharbeiter (mit Hauptschulabschluss) vor 10 Jahren schon ein größeres Einstigsgehalt bekommen (IGM). Wenn du jetzt mit 4000€ angekommen wärst hätte man überlegen können ob das Studium passt, aber doch nicht so.

Dein Chef will dich halten, weil du eine billige Arbeitskraft bist.
Gute Leute zu bekommen ist nicht einfach.
Gute Leute, welche kaum Gehalt wollen (1900€) findet man noch viel schwerer...
 
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Die Antwort relativ einfach.

Zu 1.: Du würdest wieder im 1. Semester eines ähnlichen Studienganges anfagen (ich nehme mal an, dass es wieder BWL o.ä. sein wird). Zudem hättest du die hohen Kosten wegen der Wohnsitze. Das wird dein Gehalt auffressen.

2. Ganz schlechte Idee. Für 1900 €? Das ist kein angenehmes Gehalt. Ich habe nach der Ausbildung 2400 € bekommen und habe den Job gekündigt um zu studieren. Zeitverschwendung darüber nachzudenken (ist nicht böse gemeint).

3. Ich denke mal du hast das Zeug dein aktuelles Studium durchzuziehen. Ausbildung + Handelsfachwirt ist halt einfach nicht soviel Wert wie ein gut abgeschlossener Bachelor mMn. Die Anzahl der möglichen Branchen, in denen du später anfangen kannst ist auch höher.

4. Ist da einzig Richtige. Dein Chef ist von dir begeistert - was absolut klasse ist - und will dich halten. Wenn dir die Arbeit halbwegs Spaß macht dann mach das nebenbei weiter. Vielleicht gibt dir dein Chef auch weiterhin mehr Verantwortung. Dein Gehalt wird im Übrigen später um einiges höher sein als bei 2. oder 3. würde ich mal behaupten. Du ziehst dein Studium durch, bleibst bei Familie und Freunde und hast nen netten Nebenjob. Besser gehts fast nicht.

Grüße
FiDelity
 
@Florian
Ein IGM Gehalt mit einem Gehalt zu vergleichen, welches sich an keine Gewerkschaft binden muss, zeugt von einer gewissen Arroganz, sorry. Die IGM hat ihren Mitgliedern Gehälter "erpresst", die jenseits von allem sind, was man bei Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen sonst vergleichbar auf dem Arbeitsmarkt vorkommt. Quasi ein Eliteclub. Und diese Gehälter sind unter anderem damit bezahlt, die diesem Club nicht beitreten können.
 
Industrie bedeutet nicht automatisch IG Metall bzw. den kompletten IG Metall-Tarif. Das ist tatsächlich nur den wenigsten vergönnt.
 
Ich bin zwar kein Handelsfachwirt, aber dafür Wirtschaftsfachwirt und muss leider im Nachhinein sagen, dass es sich nicht wirklich gelohnt hat. Der einzige Vorteil den ich hatte war, dass ich jetzt im neuen Betrieb nach 3 Monaten auf eine höhere Stelle, sprich als Vorarbeiter gekommen bin und da mein Einstiegsgehalt dann Brutto 300-400 € dadurch höher war.

Bedenke ich jetzt mal was mich der Fachwirt mit Fahrtkosten, Ausfallzeiten etc. gekostet hat, hat es sich unter dem Strich nicht gelohnt und es war leider auch sehr theoretisch, wodurch ich zwar jetzt einige Dinge in der Praxis anwenden kann, aber die hätte ich mir auch mit intensivem Googlen oder einem Buch über Mitarbeiterführung beibringen können.

Fakt ist leider, dass man beim Fachwirt viel theoretisches Wissen angeeignet bekommt über Unternehmensabläufe, Planung, Finanzierung, Kalkulation und auch Führung, aber man nur sehr schwer auf solch eine Position kommt, weil du einfach im Bewerberpool mit zig Betriebswirten bist, deren Abschluss höher anerkannt wird als deiner.

Zum Thema angenehmes Gehalt? Das ist ein Hungerlohn, ich wohne hier in RLP auf dem Land, wir haben hier sehr niedrige Löhne und selbst bei mir im Betrieb geht ein Leiharbeiter mit mehr heim als das.
 
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