Meinungsfreiheit ohne denken? Sind Tabus nötig? Wird die Gesellschaft wortkarg/arm?

Es soll noch nicht einmal beeinflussen im Sinne die eigene Meinung übernehmen. Das wäre ja Manipulation mit dem Ziel andere Menschen in seine Bahnen zu bringen. Der Effekt soll sein, dass man darüber nachdenkt und selber zu schlüssen kommt.
 
...was in meinen Augen schon eine Art der Beeinflussung ist.
Es ist durch eine Aktion meinerseits eine Aktion eingetreten (das darüber nachdenken), die ansonsten wahrscheinlich nicht stattgefunden hätte.
 
Nun, du hattest Eingangs gefragt wieso die Menscheit immer wortkarger wird. Ich habe dir die Antwort (wie ich sie mir selber geben würde) geliefert. Andere haben vielleicht andere Gründe.

Onkelhitman schrieb:
Wäre jede Diskussion ohne Ergebnis, warum dann noch sprechen, schreiben, lesen, leben?
Ich weiß du hast es sarkastisch gemeint –aber exakt das beschreibt es schon recht treffend.
Ich persönlich vermeide jegliche Kommunikation die nicht zielführend ist. Das heißt nicht, dass ich es in jedem Fall schaffe – so wie jetzt – aber ich kommuniziere deutlich weniger als (subjektiv) andere. Was ich ab und an noch mache ist in einer Diskussion die Gegenpartei zu ergreifen. Nur zu Eskalationszwecken. Nicht weil das Pro oder Contra meiner Meinung entsprechen würde – sondern nur aus der ironischen Position des Unbeteiligten dem die Diskussion ansich schon egal ist. Mein Ziel ist es dies auch noch zu vermeiden. Ich habe keinen diebischen Spaß mehr daran wie noch vor ein paar Jahren. Ich will es nur auf die Spitze treiben oder an einen Punkt wo sich die Diskussion erledigt – einfach um es (das Elend) zu beenden. Und das ist ebenso wenig zielführend weswegen ich es über kurz oder lang sein lassen werde.

Ich rede z.B. nicht über das Wetter, Fußball oder die globale Erwärmung und die hungernden Kinder in Afrika (und viele weitere Themen dieser Art). Das habe ich in meiner Sturm und Drang-Phase in den 80-90ern gemacht. Das muss für ein Leben reichen. Ich kann auch keine wesentlichen neuen Argumente/Fakten/Meinungen hierzu vorfinden. Die meisten Diskussionen könnte ich daher mir selber ausfechten – mit den selben Ergebnissen und wenn nötig auch mit Hitlervergleichen, Beleidigungen und und und. Das ist dann schon Satire.

Aus diesem Grund verlasse ich bei diesen Diskussionen normalerweise den Raum, schweige oder antworte unverbindlich.
„Wie war dein Tag“ – „Wie immer“.
„Morgen soll es regnen“ – „mhm…“
„Brasilien hat 1:7 verloren“ – „Oha…“
„Prorussische Separatisten / Al Qaida – oder wer auch immer – haben dies oder jenes in Land XYZ gemacht“ – „Aha…“
„Das ist alles eine Alien /Regierungsverschwörung ….. „ – „Na dann…“
Uswusw.

Bei der Wahl mach ich mein Kreuz – aber ich diskutiere nicht mit irgendwem warum und weshalb.

Entscheidungen treffe ich für mich im kleinen Rahmen. Die großen Weltumspannenden oder philosophischen Gedanken / Meinungen und Geschehnisse sind für mich schlicht „erledigt“ und daher uninteressant. Alles schon mal gehört. Beliebig austauschbar.

Ist das nachvollziehbar?
 
Niyu schrieb:
Ist das nachvollziehbar?

Die Frage kannst du dir gerade auf der Basis deines Posts nur selbst beantworten.

Für mich ist das zwar nachvollziehbar aber unverständlich - eine derartige Kapitulation ist für mich einfach indiskutabel. Sogar wenn Diskussionen nichts bringen, käme ich mir echt blöde vor, wenn ich nicht wenigstens versucht hätte, andere Perspektiven zu verstehen oder anderen meine Perspektive verständlich zu machen.
Ich diskutiere nicht, um Dinge zu verändern - ich sehe das als Teilhabe am Zivilisationsprozess. Und der ändert tatsächlich von Zeit zu Zeit mal was (allerdings kan man das wohl nicht steuern, es passiert einfach).

Darum jemanden zu überzeugen (missionarischer Eifer), sollte es mMn ohnehin nicht gehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die meisten Diskussionen könnte ich daher mir selber ausfechten – mit den selben Ergebnissen und wenn nötig auch mit Hitlervergleichen, Beleidigungen und und und. Das ist dann schon Satire.
Wenn nicht Satire dann doch ein wenig narzistisch. Nach dem Motto: Ich kenne ja eh alle Alternativen, da brauch ich mich nicht um andere Leute scheren.

Alles schon mal gehört. Beliebig austauschbar.
Das wage ich zu bezweifeln, würde jedoch einschränken in: Das was mich interessiert, habe ich schon mal gehört. Beliebig austauschbar.

Wenn dich das Paarungsverhalten der Quastenflosser nicht interessiert, wirst du nicht wissen wie es funktioniert. Aber auch keine Fragen stellen, weil es dich nicht interessiert. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht verschiedene Meinungen/Gedanken und Geschehnisse gibt, sondern dass die Themen für dich irrelevant sind.

Das potentiere mal auf die gesamte Menschheit hoch. Der eine befasst sich nur mit Wasser, der andere mit Politik, dann wieder mit Philosophie und alle Themen, die es auf der Welt gibt. Jeder seine subjektive Interessengruppe.

Nur wird es für die Existenz von evtl. Menschen egal sein, ob der Quastenflosser ein Ei legt oder lebend gebärt. Was bei anderen Fragen, die z.B. politischer und gleichzeitig philosophischer Natur sind nicht so ist. Die sind einschneidend für eine Menge von Menschen. Wenn sich aber niemand mehr darüber Gedanken macht, Ideen bekommt, auswertet, verwirft, weil es ja schon "alles wurde schonmal gedacht", dann wird sich zum einen deine Meinung niemals von selbst ändern, da du ja zu keinen Schlüssen mehr kommst, und du lebst sozusagen deinen eigenen Stillstand bis zum Tod weiter.

Ich verstehe das, muss aber zugeben, dass ich selber nicht so bin. ;) Ich habe lieber 999 999 blöde Ideen, Gedanken, Kommentare und Threads verfasst, und dafür 1 Idee, die mich weiter bringt.

PS: Das war noch nichtmals sarkastisch gemeint. Wenn jeder nur noch auf seine eigene Meinung hört, dann wäre sämtliche Sprache und Diskussion mit anderen wertlos, weil jeder einzig auf sich selber hört. Es würde aber auch völligen Stillstand bedeuten, weil sich nichts neues mehr entwickeln kann, denn es würde ja nichts mehr weiter gegeben.
 
ich sehe es wie niyu, wobei das nur solange gilt bis ich einen Gesprächspartner habe der es ebenso sieht.

dann kann man sich mal über die Dinge unterhalten für die man selbst keine Lösung hat, und merkt das man nicht ganz allein ist mit diesem Gefühl der intellektuellen Hilflosigkeit gegenüber den allmächtigen und alternativlosen Sachzwängen. (nicht ironisch gemeint, wer ne arbeit hat kennt diese "sachzwänge")
 
Ich denke mal jeder Mensch hat heutzutage Arbeit, und wenn er nur "erwerbslos" zu hause lebt.

In dem Falle Corto kannst du nicht seiner Meinung sein. Wäre es so, würdest du ja wie er nicht mehr diskutieren wollen, auch nicht mit einem Gesprächspartner der anderer Meinung ist oder gleicher, da die Diskussion ja ansich müßig ist und nichts bringt.
 
...solange gilt bis ich einen Gesprächspartner habe der es ebenso sieht.
genau das ist aber sinnlos. wenn er deiner meinung ist, was gibt es dann noch zu diskutieren? wie willst du jemals deinen horizont erweitern, wenn du nur argumente zulässt, die deine (ggf. auch falsche) ansicht bestätigen?

eine diskussion hat nur dann einen wert, wenn man sich zumindest zu anfang nicht einig ist und die verschiedenen standpunkte zur sprache kommen.
 
Ich glaube da auch eher an Hegels Dialektik:
Thesis - Antithesis - Synthesis (wenn's gut läuft).

Ich möchte garnicht davon anfangen, wie viel Fortschritt schon in diesem Dreischritt seinen Ursprung hatte.

Meinungsaustausch ist wichtig, auch wenn es gerade keine kriegswichtigen Entscheidungen zu treffen gilt.
Auch wenn nur Hinz und Kunz ihre Meinungen austauschen - solange mindestens einer von beiden sich aus der Diskussion etwas mitnimmt, war sie nicht umsonst.

Jede Kommunikation ändert etwas - man bekommt es nur meist direkt nicht mit (sogar unterlassene Kommunikation oder ihr Versuch ändern das Leben).
Natürlich besiegt eine Diskussion nicht den Hunger in der 3. Welt, natürlich wird der Klimawandel nicht mit ein paar guten Ideen gestoppt. Aber ohne Diskussionen und in ihnen entwickelte und ausgefeilte Ideen bekommen wir derlei Probleme ganz sicher nicht in den Griff. Und dabei ist sogar ziemlich egal, wo und von wem diese Diskussionen geführt werden - solange es überhaupt geschieht.
 
Zuletzt bearbeitet:
DerOlf schrieb:
Natürlich besiegt eine Diskussion nicht den Hunger in der 3. Welt,
natürlich wird der Klimawandel nicht mit ein paar guten Ideen gestoppt. .

wenn ich den schmarn schon wieder lese:

1. jeder will seine auswahl im supermarkt haben, so da muss nunmal jemand draufzahlen,
wir haben nur begrenzte anbauflächen


2. der klimawandel geht von der sonne aus(auch belegt) diese erhöht ihre temperatur,
willst der sonne jetzt verbieten die erde zu umrunden?:o

die pflanzen leben vom CO2, und produzieren den lebensnotwendigen sauerstoff,
diese co2 depatte ist nur da um mehr, mehr und mehr geld zu machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich hab es zu kurz gefasst:

ich habe großes Interesse an Gesprächen die mir Erkenntnisgewinn bringen.
Da ich aber ein recht verkopfter Typ bin, hab ich mir um die meisten der Themen die mich tangieren schon länger Gedanken gemacht als die meisten potentiellen Gesprächspartner.
(was daran liegt das ich zeit habe, das ein familienvater bsplweise anderes zu tun hat ist klar)

Ist mein Gegenüber auch so ein verkopfter Mensch der sich seine Gedanken gemacht hat, kann ich recht schnell mit ihm auf einen gemeinsamen Stand kommen und die kleinen aber feinen Details die mir noch nicht ganz klar sind besprechen und evtl klären.

ein direktes Beispiel:

so ziemlich das letzte worauf ich mich einlasse ist eine nicht quellengestützte Diskussion über neuere deutsche Geschichte.
treffe ich aber alle schaltjahr mal auf jemanden der ähnliche Bücher liest wie ich, kann sich daraus eine sehr intensive Diskussion entwickeln.

im Umkehrschluss sage ich aber auch zu viele Themen die sehr komplex sind, und die ich nicht mit nötiger Sorgfalt und Interesse verfolge - "da hab ich ehrlich gesagt keine Ahnung von"...
und oft wünsche ich mir das das die anderen auch so handhaben würden. oft merkt man ja das der andere zwar nicht mehr weis, aber weniger Probleme damit hat Halbwissen zu verbreiten.
 
Exakt das was Corto sagt!

Dieser oberflächliche Austausch von Meinungen. Diese oberflächlichen Galileo-Fachmenschen die zu ALLEM eine Meinung haben und diese aggressiv in die Welt posaunen. Was will man da denn ernsthaft noch sagen? Tag für Tag die gleiche Leier, die gleichen Themen die gleichen unausgegorenen Thesen. Die wiedergekauten Urban Legends...

Meine Mutter hat immer gesagt: "Wenn du nichts freundliches sagen kannst - dann sei lieber ruhig." Und Da hat Sie recht. Man könnte sich die Mühe machen alles wieder und wieder durchzukauen was man teilweise vor vielen Jahren bereits gemacht hat.

Oder man lässt es halt bleiben. Wenn ich mich schon auf Kommunikation einlasse dann soll es die Mühe auch wert sein. Es kann schon etwas sein, was bereits jemand Gedacht und Gesagt hat - solange es einen selber irgendwie weiterbringt. Und eben genau diese Themen und diese Tiefe zu erreichen dies passiert mir nur noch ganz ganz selten weswegen ich gewöhnlich nichts sage oder mich um solche Themen schere die mich unmittelbar betreffen -> "Welche Farbe soll das neue Auto haben..." // „Was koche ich heute…“
Reden um des Redens willen verursacht bei mir entweder Kopfschmerzen oder Erheiterung. Je nachdem wie ich gerade gelaunt bin.

Ich finde es daher toll wenn man auch einfach ruhig ist oder einfach mal sagt, dass einen etwas nicht interessiert oder man eben keine Antwort weiß. Ich kann Stille genießen. Ich brauche daher auch keine 24/7 Dudelmusik wie manch andere – die anscheinend nichts schlimmer finden als einen Moment der Stille – der kann auch gerne 1-2 Stunden dauern.
 
@Corto und Niyu
Ist mein Gegenüber auch so ein verkopfter Mensch der sich seine Gedanken gemacht hat, kann ich recht schnell mit ihm auf einen gemeinsamen Stand kommen und die kleinen aber feinen Details die mir noch nicht ganz klar sind besprechen und evtl klären.
Dann tauscht ihr ja doch eure Meinungen aus. Aber eben nur bei bestimmten Themen, mit bestimmten Leuten.

im Umkehrschluss sage ich aber auch zu viele Themen die sehr komplex sind, und die ich nicht mit nötiger Sorgfalt und Interesse verfolge - "da hab ich ehrlich gesagt keine Ahnung von"...
Das ist wohl Persönlichkeitsabhängig. Du würdest, als Beispiel, darüber sprechen, wie ein schwarzes Loch entsteht, wenn du dich damit befasst hast. Du würdest aber kein neues Thema beginnen um Wissen/Erfahrung und Meinungen zu hören, sondern würdest dich erst selbst mit dem Thema vertraut machen um dann eventuell nach deinem Ermessen mit jemandem diskutieren.

@Niyu
Dieser oberflächliche Austausch von Meinungen.
Zu sagen, man mag Schokolade und würde daher einen Kuchen mit mehr Kakao machen, halte ich nicht für oberflächlich, sondern für persönlich subjektiv. Natürlich ist ein Gespräch über Kuchen in einem gewissen Sinne Smalltalk, du kannst den Kuchen ja auch nach deinen Wünschen herstellen. Es kann aber sein, dass jemand in einen Kuchen Muskatnuss oder Curry, vielleicht Safran gibt, und es schmeckt. Du wirst es aber nicht erfahren, weil du z.B. von Eier, Mehl, Butter, Zucker, Milch ausgehst und andere Kombinationen nicht zulässt. Eine einzelne Person kann nicht jegliche Alternativen selber abwägen und auswählen.

Und eben genau diese Themen und diese Tiefe zu erreichen dies passiert mir nur noch ganz ganz selten
Aber es passiert. Also hörst du doch nicht nur auf die Stimmen in deinem Kopf. ;)
 
@Niyu
Ich durchkaue Themen gerne immer wieder aufs neue, immerhin könnte ja mal jemand eine bisher nicht dagewesene Sichtweise einbringen, oder meine Gedanken in einer Weise problematisieren, die mir tatsächlich noch nicht aufgefallen ist.
Nicht zuletzt sammeln alle Menschen täglich neue Erfahrungen - so auch ich und du - und allein dadurch verändert sich schon der Blick.
Manchmal ist es sogar notwendig, Gedankenwege erneut zu beschreiten - einfach weil Mensch selektiv denkt und unmöglich immer alles berücksichtigen kann.
Beim zweiten "Sichten" der Daten ergibt sich manchmal ein ganz anderes Bild. Gerade WEIL es das zweite oder X-te mal ist, fallen einem u.U. andere Aspekte auf, während vormals übermächtige andere Aspekte etwas in den Hintergrund treten.

Schon diesen Prozess finde ich zu interessant und spannend, um nicht an ihm teilzuhaben - aber ich interessiere mich auch tatsächlich für Wissenschaft und deren funktionale Strukturen.
Und im Bezug darauf ist es sogar fast egal, über welches Thema gerade diskutiert wird - viel interessanter ist das "wie".
 
Zuletzt bearbeitet:
@Niyu

Daumen hoch ! Genau so sehe ich es inzwischen auch. Oberflächlich...heuchlerisch...primitiv. Trotz Fortschritt werden das merkwürdigerweise immer mehr. Meine, wie heisst das gleich, sozialen Kontakten, tendieren gegen Null.
Aber vermutlich bin ich ja nur ne "arme Sau". Obwohl ich das natürlich völlig anders sehe. Ich habe die "Schnauze" gestrichen voll von den ganzen 08/15 Idioten, die...ach, mir fehlen die Worte.

"So viele sterben ja in Afrika an Hunger"..."Und, spendest Du etwas an Hilfsorganisationen ?"..."Spenden, um Gottes Willen, da kommt nichts von an und alle stecken sich nur die Taschen voll"

"Also diese Massentierhaltung ist ja echt das Allerletzte"..."Und, was kaufst Du so ein ?"..."Na, alles was gerade günstig ist..guck mal, 1 kg Mett für 1,- Euro, geil !"..."Keine Bio-Produkte ?"..."Neeeee, gibt es doch gar nicht, ist nur ne andere Verpackung."

"Also diese Kinderarbeit für Kleidung ist ja unmöglich, schämen sollen sich die Hersteller"..."Und, was kaufst Du denn so deinen Kindern ?"..."Hier, guck mal, bei KiK...T-Shirt für 99 Cent, echt klasse."

Diese Liste ließe sich auf 10000 Seiten weiter führen. Nein danke, ich lebe nur noch mein Leben, die Deppen da draußen interessieren nicht keinen Pfifferling mehr.

Ach ja...besonders lustig werden übrigens Gespräche zwischen "Tierleichen"- und "Grünzeug" -Fressern. Einfach herrlich. Die Handvoll Leute, die sich dann auch mal damit ernsthaft auseinander setzten, lasse ich mal außen vor.

In diesem Sinne...jeder ist sich selbst der Nächste und nach mir die Sintflut !
 
Bei einigen kommen mir die Ents aus Tolkiens Erzählung in den Sinn. Nur etwas sagen, wenn es sich lohnt, soviel Zeit aufzuwenden. Und sich aus den Dingen heraushalten, die einen nicht betreffen. Man wittert diese Angelegenheiten aus, wie man es immer schon getan hat.

Die Ents waren übrigens eine aussterbende Art. ;)
 
Noxiel schrieb:
Die Ents waren übrigens eine aussterbende Art. ;)

Hände in den Schoß legen und "auswittern" ist ja auch eine 1A Methode, um das zu erreichen.
Also Psssst ... lieber nicht drüber reden, es ändert ja doch nichts ausser die eigene Laune ;) und zwar nicht gerade zum Positiven.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hab nach den ersten Kommentaren aufgehört weiterzulesen. Ich hoffe das dies kein Fehler ist. Wenn ich jedoch weitergelesen hätte, hätte ich vergessen, was ich überhaupt sagen will. Daher bitte ich um Entschuldigung, wenn ich etwas ungewollt wiederhole oder ein Gegenargument nicht berücksichtig habe.

Abgesehen davon fällt es mir schwer auf die Themen von Thilo Sarrazin einzugehen, da ich seine Bücher kennen müsste, um gegenargumentieren zu können. Ironisch in diesen Kontext ist, das ja jede Meinung zu ihm und/oder seinen Büchern davon abhängig sein sollte, das man ihn und/oder seine Bücher auch kennt und sich mit diesen unvoreingenommen auseinander gesetzt hat. Doch hier liegt etwas kniffeliges inne. Würden wir - mit Wink zu der interessanten Beschreibung von Tabus im ersten Post - gesellschaftlich vorraussetzen, dass jeder vollumfänglich alle Argumentationsketten verinnerlicht hat, damit seine Meinung eine Art Basislegitimation erfährt, so könnten wir keine Diskussionen führen. Den in dieser Überlegung ist es unbeweisbar, das irgendjemand das Thema vollumfänglich verinnerlichen kann.

Durch diese Überlegung müssen wir es gestatten, Meinung äußern zu können oder dürfen, selbst wenn sie im Meinungsempfänger objektiv wie subjektiv auf Ablehnung stoßen. Der Kontext der Auseinandersetzung bringt mal thematischen Fortschritt, mal "dreht man sich nur im Kreis" und das andere Mal ist nicht mal was konstruktives dran.

Einer der ersten Gedanken, die ich beim Lesen des Threads hatte, war die selektive Wahrnehmung. Ich gebe zu, das ich sie gerne für alles mögliche anführe, aber hier passt sie auch sehr gut.

Meinungsfreiheit ohne denken? Sind Tabus nötig? Wird die Gesellschaft wortkarg/arm?

Schon diese Fragen sind seicht mit Vorurteilen besetzt. Seicht deshalb, weil durch die Frage nur die Skepsis betont wird. Dennoch, Meinungsfreiheit ohne denken ist unlogisch, da ein Mensch (in diesem Kontext) nicht nicht denken kann. Tabus sind nicht aufgrund von Notwendigkeiten entstanden. Und die Wortgewandheit und Mitteilungsmotivation der Gesellschaft zu erfragen ist mit keiner Objektivität möglich, da es weder einen Bezugspunkt gibt, noch ein Individuum nicht durch seine begrenzten Raum und seiner selektiven Wahrnehmung unverzerrt antworten könnte. (Ergänzung: Eine Alternative von mir wäre: Relektiert sich die Gesellschaft genügend über ihre Meinung? Und wenn, welche Werte werden geteilt?)

Was ist es also, was hier nach Antwort sucht? Die Ungerechtigkeit, die Nichtigkeiten, der Unsinn der Menschen? Mark Twain hatte da einen tollen Spruch:

Wenn wir bedenken, daß wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt.

Na gut, das ist auch nicht zielführend. Aber eine Antwort lässt sich nicht finden, da schon die Frage undeutlich ist. Wenn ich mein Gefühl hinzuziehe, geht es hier tatsächlich um Ungerechtigkeit. Wiki sagt: Ungerechtigkeit ist eine Verletzung der Gerechtigkeit. Und es sagt zur Gerechtigkeit:

Der Begriff der Gerechtigkeit bezeichnet einen idealen Zustand des sozialen Miteinanders, in dem es einen angemessenen, unparteilichen und einforderbaren Ausgleich der Interessen und der Verteilung von Gütern und Chancen zwischen den beteiligten Personen oder Gruppen gibt.

Der ideale Zustand wäre, wenn jeder vollumfänglich Fakten zu einen Thema wüsste, damit seine Meinung unbeeinflusst von der erlebten Reduktion ist, die ihn erst eine Meinung bilden ließ. Mit "erlebte Reduktion" (gerade erfunden) meine ich, das wir Schlagzeilen in Zeitschriften sehen, Fernsehsender uns berieseln, Artikel oder Kommentare im Internet lesen, zufällig Gesprächsfetzen in der Öffentlichkeit wahrnehmen oder bei Freunden und Bekannten in Gesprächen verwickelt werden. In jeder dieser Wahrnehmung haben wir bereits nur eine Teilmenge des Themas. Logisch wäre nicht drüber nachzudenken, bis alle Informationen zum Thema vorhanden sind. Das kann aber kein Mensch tun, weil er nie weiß, wann das der Fall ist.

Also wird selektiert. Ich weiß dies, ich weiß das, hab hier sowas mitbekommen, und das andere sogar selbst erlebt. Und manchmal ist es sogar notwendig eine Meinung zu vertreten, weil diese das eigene Leben beeinflusst. Die "Medien" bestehen ja auch nur aus Menschen, die ihrer individuellen Welt ausgesetzt sind. Jemand, der seinen oder ihren Weg als Reporter einschlug, muss sich schnell von hehren Idealen verabschieden, da dieser oftmal keine Macht über das Medium selbst hat, sondern umgekehrt. Und diejenigen, die diese Macht haben, sind den Konsequenzen des Erhalts desgleichen, also auch ihrer eigenen Zielsetzung ausgesetzt.

Auf die Interpretation meiner letzten Worte wär ich gespannt. Doch um es vorweg zu nehmen, hier muss es nicht nur mit Vorsatz ablaufen. Vieles läuft unterbewusst ab, insbesondere die persönliche Relevanz. Sinngemäß hier ein Spruch, den ich gerade nirgends abschreiben kann:

Derjenige lässt sich am ehesten von einer Lüge täuschen, dessen Wunsch dieser am nächsten ist.

Und ein unterschwelliger Wunsch von uns allen - und das ist nur gesund - ist das eigene Wohlergehen, und die der Liebsten. Mutig ist der, der für wahre Ideale sein Leben gibt. (nicht aufgibt!) Wir hier tun das wohl nicht. Die Medien nicht. Die Politik nicht. Unter'm Strich die Gesellschaft nicht. Vielleicht deshalb, weil die meisten Ideale unerreichbar scheinen, und unsere Gesellschaft krankhaft erfolgsorientiert ist. Aber das macht es hier noch schwieriger.
 
Zuletzt bearbeitet: (Typo/Lesbarkeit/Sinngebung/Ergänzungen)
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