Android 5.0 Lollipop: Neues OS für Nexus 4, 5, 6, 7, 9, 10, GPE und Motorola

Nicolas La Rocco
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Android 5.0 Lollipop: Neues OS für Nexus 4, 5, 6, 7, 9, 10, GPE und Motorola
Bild: Google

Android L trägt Versionsnummer 5.0 und den Spitznamen Lollipop. Das Betriebssystem ist ab Werk auf dem neuen Nexus 6 und Nexus 9 installiert. Aber auch die Smartphones Nexus 4 und 5, die Tablets Nexus 7 (2012 & 2013) und Nexus 10 sowie alle aktuellen Google-Play-Edition- und Motorola-Smartphones erhalten das Update auf Lollipop.

Material Design

Auf der Entwicklerkonferenz Google I/O gab es Android 5.0 Lollipop das erste Mal in Form der Developer Preview „Android L“ zu sehen. Über 5.000 neue APIs stehen Entwicklern mit der Veröffentlichung zur Verfügung. Auf Anwenderseite zeichnet sich Android 5.0 insbesondere durch das neue Material Design aus. Die responsive Benutzeroberfläche ist für alle Geräteklassen ausgelegt: Smartphones, Tablets, Wearables, Fernseher und Autos.

Android auf Wearables, Smartphones, Tablets, Fernsehern und Autos
Android auf Wearables, Smartphones, Tablets, Fernsehern und Autos (Bild: Google)

Das gern benutzte Wort „flach“ trifft zwar auch auf Android 5.0 zu, Google versteht Material Design aber als dreidimensionale Anordnung von aufeinanderliegenden Ebenen, die durch „realistische Beleuchtung und Schatten“, neue Schaltflächen und Animationen einfach zu bedienen sein soll. Google setzt auf große Flächen mit kräftigen Farben und klarer Aufteilung.

Material Design
Material Design (Bild: Google)

Der Funktionsumfang von Android 5.0 Lollipop konnte in den vergangenen Monaten anhand einer Developer Preview bereits auf dem Nexus 5 und Nexus 7 (2013) ausprobiert werden. Jetzt hat Google alle Details zum neuen Betriebssystem bekannt gegeben.

Benachrichtigungen

Auf Benachrichtigungen kann über den Lockscreen reagiert werden, wahlweise lassen sich von dieser Funktion bestimmte Benachrichtigungen ausschließen, die dann erst nach dem Entsperren sichtbar sind. Im Prioritätsmodus können Zeiten festgelegt werden, zu denen Benachrichtigungen durchgestellt werden. Eingehende Anrufe lassen sich direkt aus einer App heraus abweisen oder annehmen. Benachrichtigungen können für bestimmte Apps auch komplett deaktiviert werden. Google gibt an, Benachrichtigungen in Android 5.0 intelligenter nach Kontakt und Art der Kommunikation zu sortieren.

Benachrichtigungen
Benachrichtigungen (Bild: Google)

Akku

Im Bereich Akku soll ein neuer Energiesparmodus für bis zu 90 Minuten längere Laufzeiten sorgen. Das Endgerät zeigt beim Laden unter Android 5.0 an, wie lange es noch dauert, bis das Netzteil abgezogen werden kann. In den Einstellungen kann eingesehen werden, wann die nächste Ladung erfolgen muss.

Sicherheit

Smartphones und Tablets mit Android 5.0 Lollipop sind wie im Vorfeld von Google angekündigt standardmäßig verschlüsselt, um persönliche Daten besser zu schützen und die Hürden für Diebe höher zu setzen. Die Linux-Kernel-Erweiterung SELinux soll die Verwundbarkeit des Betriebssystems einschränken und vor Malware schützen. Smartphones und Tablets lassen sich wie auf der Google I/O gezeigt auch durch weitere Geräte schützen. Die von Google „Android Smart Lock“ getaufte Funktion erlaubt das Entsperren beispielsweise über ein Wearable mit Android Wear oder PKW mit Android Auto.

Benutzerkonten

Das Einrichten von mehreren Benutzerkonten, was bisher Tablets mit Android vorbehalten war, ist unter Android 5.0 auch auf Smartphones möglich. Auf Endgeräten anderer Nutzer soll es unter Lollipop zudem die Möglichkeit geben, sich kurzerhand als Fremduser mit dem eigenen Konto anzumelden, um Zugriff auf Kontakte, Nachrichten oder Fotos zu erhalten. Die Einrichtung eines Gastkontos ist für das Verleihen des eigenen Endgeräts vorgesehen. Smartphones und Tablets lassen sich zudem so konfigurieren, dass sie nur Zugriff auf den aktuell geöffneten Bildschirminhalt erlauben.

Android 5.0 bietet neue Optionen für Benutzerkonten
Android 5.0 bietet neue Optionen für Benutzerkonten (Bild: Google)

Einstellungen

In das nach wie vor von der Statusleiste ausziehbare Quick-Settings-Menü hat nach Apple in iOS 7 nun auch Google eine Taschenlampe integriert. Außerdem sind Schaltflächen für Hotspots und die Autorotation des Displays sowie eine Cast-Taste für das kabellose Übertragen des Bildschirminhalts hinzugekommen. Die manuelle Einstellung der Display-Helligkeit kann für verschiedene Umgebungsbedingungen abgespeichert werden, der Automatikmodus kann später darauf zugreifen.

Android 5.0 bietet neue Quick-Settings und Helligkeits-Modi
Android 5.0 bietet neue Quick-Settings und Helligkeits-Modi

Konnektivität

Android 5.0 unterstützt den nahtlosen Wechsel zwischen einem WLAN und dem Netzwerk des Mobilfunkanbieters, sodass Video-Chats und VoIP-Telefonate laut Google unterbrechungsfrei weitergeführt werden können. Google verspricht zudem eine bessere „Netzauswahl-Logik“, die das Gerät nur dann verbinden soll, wenn die Leitung im Vorfeld auf eine stabile Verbindung überprüft werden konnte. Android 5.0 soll außerdem stromsparender nach Bluetooth-LE-Geräten suchen können.

ART & 64-Bit

Die unter Android 4.4 KitKat noch experimentell und nur als Option implementierte Laufzeitumgebung ART (Android Runtime) löst unter Android 5.0 endgültig die virtuelle Ausführungsumgebung Dalvik ab. Google verspricht „Performance-Verbesserungen bis zu Faktor vier“, weichere Animationen sowie komprimierte Hintergrund-Apps und Dienste, die umfangreicheres Multitasking ermöglichen sollen. Android 5.0 unterstützt ab Werk 64-Bit-Prozessoren auf ARM-, x86- und MIPS-Basis. Apps wie Chrome, Gmail, der Kalender und Google Play Music sollen zum Start als native 64-Bit-Anwendungen vorliegen. Das Tablet Nexus 9 mit dem Nvidia-SoC Tegra K1 „Denver“ ist das erste Android-64-Bit-Endgerät.

Nexus 9 mit 64-Bit-Unterstützung
Nexus 9 mit 64-Bit-Unterstützung (Bild: Google)

Multimedia

Im Multimedia-Bereich will Google insbesondere Musiker ansprechen. Audio-Apps mit strikten Vorgaben in puncto Signalverzögerung sollen von niedrigeren Latenzen profitieren. Künstler können unter Android 5.0 Tonspuren über entsprechende Anwendungen mit bis zu acht Kanälen abmischen. Audio-Geräte wie Mixer, Verstärker, Mikrofone und Lautsprecher sollen sich einfach über USB anschließen lassen. Im Grafik-Sektor soll die Unterstützung von OpenGL ES 3.1 für hübschere Spiele „auf Desktop- und Konsolen-Niveau“ sorgen. Fotos und Videos können im RAW-Format vom Sensor abgegriffen werden, wobei sich die Einstellungen für den Sensor, das Objektiv und den Blitz individuell pro Frame vornehmen lassen sollen. Android 5.0 Lollipop unterstützt den HEVC-Standard (H.265) und soll so die Wiedergabe von entsprechend enkodiertem UHD-Material ermöglichen.

Einrichtung & Gesten

Mit „Tap & go“ kann ein neues Smartphone oder Tablet mit Android 5.0 schnell eingerichtet werden, indem es für einen Abgleich per NFC an das alte Endgerät gehalten wird. Außerdem lässt sich definieren, welche Apps von welchen anderen Gerät auf der Neuanschaffung automatisch installiert werden sollen. Wenn es das Endgerät unterstützt, wie es beim Nexus 6 oder Nexus 9 der Fall ist, kann der Sprachbefehl „OK Google“ auch bei ausgeschaltetem Display ausgeführt werden. Ebenfalls mit an Bord ist die Unterstützung der Display-Aktivierung per Doppel-Tipp-Geste auf selbiges. Entsprechende Hardware vorausgesetzt, kann sich das Smartphone oder Tablet auch automatisch einschalten, sobald es angehoben wird.

Nexus 4, 5, 6, 7, 9, 10, Google Play Editions und Motorola unterstützen Android 5.0
Nexus 4, 5, 6, 7, 9, 10, Google Play Editions und Motorola unterstützen Android 5.0 (Bild: Google)

Verfügbarkeit

Android 5.0 Lollipop steht ab 17. Oktober in Form einer neuen Developer Preview für Neugierige mit einem Nexus 5 oder Nexus 7 (WLAN, 2013) zur Verfügung. Die finale Version gibt es als erstes auf dem Nexus 6 und Nexus 9, die Anfang November ausgeliefert werden. Im Anschluss folgen Veröffentlichungen für das Nexus 4, Nexus 5, das 2012er und 2013er Nexus 7, das Nexus 10 und alle Google-Play-Edition-Smartphones. Motorola hat das Update ohne Termin für das Moto X und Moto G (jeweils 2013 und 2014) sowie das Moto E bestätigt.