Touch Disease: Sammelklage gegen Apple wegen iPhone-6-Displayfehler

Nicolas La Rocco
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Touch Disease: Sammelklage gegen Apple wegen iPhone-6-Displayfehler

In den Vereinigten Staaten gewinnt eine Sammelklage gegen Apple aufgrund fehlerhafter iPhone 6 und iPhone 6 Plus an Fahrt. Biegungen des Logic Boards führen zu Defekten an zwei für das Touch-Display verantwortlichen integrierten Schaltkreisen (IC). Apple soll sich bisher wenig kooperativ gegenüber Kunden verhalten.

Maßgeblich an der Aufbereitung der Sachlage beteiligt ist Jason Koebler vom US-Magazin Motherboard. Seit rund einem Monat verfolgt Motherboard das Geschehen und nennt die Problematik einen der „größten technischen iPhone-Mangel aller Zeiten“. In den USA wird der Fehler „Touch Disease“ genannt, übersetzt Touch-Krankheit.

Touch-IC lösen sich vom Logic Board

Das Problem sind zwei Touch-IC auf dem Logic Board des iPhone 6 und iPhone 6 Plus. Infolge der auch als „Bendgate“ bekannt gewordenen Verbiegungen der Smartphones soll sich auch die Hauptplatine leicht mit verbiegen, woraufhin sich die Chips vom Logic Board lösen können sollen. Das wiederum führe zu Ausfällen des Touch-Displays. Der aufgrund des für Nutzer sichtbaren Symptoms häufig vorgenommene Austausch des Displays sei deshalb nicht zielführend, weil hierin nicht die Ursache liege, erklärt Motherboard.

Touch-IC U2402 Meson und Cumulus U2401
Touch-IC U2402 Meson und Cumulus U2401 (Bild: iFixit)

Apple schweigt

In den US-Bundesstaaten Kalifornien und Utah sind bereits Sammelklagen gegen Apple eingereicht worden, um eine offizielle Stellungnahme von Apple und die erforderlichen Reparaturen zu erreichen. Denn bisher soll Apple das Problem zwar intern erkannt haben, nach außen hin aber wenig kooperativ gegenüber den Kunden agieren und auch von einem offiziellen Statement Abstand halten. Wie Motherboard schildert, seien fünf Anfragen zu dem Thema bei Apple bisher unbeantwortet geblieben, auch andere Nachrichtenmagazine würden keine Antworten auf Nachfragen erhalten.

Häufigster Fehler des iPhone 6 (Plus)

Fünf frühere und aktuelle Genius-Mitarbeiter von Apple sollen gegenüber Motherboard geschildert haben, dass Apple sich der Problematik bewusst sei, aber dies gegenüber Kunden nicht kommuniziere. Reparaturdienste berichten, dass es sich um den häufigsten Fehler des iPhone 6 (Plus) handelt.

Für Kunden sei der Fall insbesondere deshalb ärgerlich, weil Apple keine mit Lötarbeiten verbundenen Reparaturen auf dem Logic Board durchführe, die wahrscheinlich günstiger wären. Anstatt die Touch-IC zu tauschen, verkaufe Apple lieber aufbereitete Gebrauchtgeräte (refurbished) für 329 US-Dollar an die Kunden. Würden Apple-Mitarbeiter die Probleme in der internen App „Mobile Genius“ eingeben, sei die einzige Option ein Gerätetausch. Problematisch sei hier, dass diese Refurbished-Geräte häufig bereits nach Tagen oder Wochen die gleichen Symptome zeigen würden.

Neue Anwaltskanzleien und Kläger schließen sich an

In Kalifornien haben sich der Anwaltskanzlei McCuneWright nun drei weitere Kanzleien und zahlreiche neue Kläger angeschlossen. Die Kanzlei berichtet, fast zehntausend betroffene Personen hätten die Anwälte mittlerweile über ein eigens dafür eingerichtetes Formular mit den gleichen Problemen kontaktiert. Jede neue Kanzlei mit weiteren Klienten würde den Fall stärken, erklärt McCune gegenüber Motherboard.

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