Schatten des Krieges: Mikrotransaktionen erneut in der Kritik

Max Doll
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Schatten des Krieges: Mikrotransaktionen erneut in der Kritik
Bild: WB Games

Schon die Ankündigung von Mikrotransaktionen für den Einzelspieler-Titel Mittelerde: Schatten des Krieges war in höchstem Maße kontrovers. Erste Rückmeldungen von Spielern und Rezensionen heizen die Kontroverse erneut an.

Schuld daran ist das „Shadow Wars“ genannte „Endgame“ des Spiels, hinter dem sich ein zweites, eigentliches Ende verbirgt. Wer diese Endsequenz sehen möchte, muss nach Medien- und Nutzerberichten, die im NeoGAF-Forum zusammengetragen worden sind, dutzende Stunden damit zubringen, Orks legendärer Qualität für die eigene Armee zu sammeln – was tatsächlich eine mittlere zweistellige Stundenanzahl meint. Diese Spielzeit wird nicht weiter durch Story- oder Nebenmissionen oder andere Auflockerungen gefüllt, sondern besteht nur im Sammeln der grobschlächtigen Kreaturen. Dies wird als „Sisyphos-Quest“ und „nervtötende Beschäftigungstherapie“ bezeichnet.

Nun heißt es: Zahlen oder grinden

Problematisch daran ist, dass Spieler, die dieses zweite Ende sehen wollen, keine andere Wahl haben, als entweder über einen langen Zeitraum Orks zu jagen, gezielt zu sterben und auf den Zufallsgenerator zu hoffen und sich den Kauf von Beuteboxen mit Spielwährung zu verdienen – oder für diese Kisten auch weitere Euros ausgeben. Spieler vor die Wahl zu stellen, entweder einen langen Zeitraum zu grinden oder Geld zu zahlen, ist eine typische Mechanik reiner Free-to-Play-Spiele, die nicht für 60 Euro gekauft werden müssen. Dies fühle sich „zumindest gierig wenn nicht sogar räuberisch an“, urteilt etwa Waypoint.

Yeah, in the game you earn resources at a regular pace and the systems are tuned to that so you don't need another option. At the same time, it's there as a player choice. It's there, from my perspective, for people who are protective of their spare time and scared when a massive game comes along that they're not getting to see the full experience.

Bob Roberts, Designer Director

Zugleich wird ersichtlich, dass die Argumente von Optionalität und Zwanglosigkeit entlarvt werden: Derlei Aussagen sind zwar richtig, aber auch unaufrichtig, weil die Entwickler das (zweite) Ende des Spiels hinter Grind verstecken und parallel einen Ausweg anbieten, der diese Inhalte schneller zugänglich macht. Damit werden deutliche Anreize zum Kauf geschaffen, indem Spieler gezielt in eine Situation manövriert werden, in der der Erwerb von Beuteboxen tatsächlich sinnvoll erscheint – um die Monotonie dieser Tätigkeiten zu beenden.

Der Spielspaß leidet

Dass Aussagen der Entwickler, die angekündigt hatten, dass Balancing sei ohne Mikrotransaktionen im Hinterkopf entworfen worden, in Gänze der Wahrheit entsprechen, erscheint zunehmend unwahrscheinlich, auch wenn die Kampagne selbst offenkundig keinen Gedanken an Zusatzkäufe aufkommen lässt. Zumindest können solche Zweifel den Spielspaß nachhaltig beeinträchtigen. Dazu herrscht diesbezüglich Konsens: Ohne Mikrotransaktionen wäre Schatten des Krieges ein besseres Spiel.

Natürlich stellt sich die Frage, ob ein zweites Ende unbedingt von jedem Spieler erreichbar sein oder überhaupt gesehen werden muss. Allerdings schlägt durchaus zu Buche, dass jeder Spieler das Ende erreichen kann – wenn er zahlt. Wesentliche, nicht-kosmetische Teile des Spiels hinter Grind oder weiteren Zahlungen zu verstecken, hat für Mikrotransaktionen eine neue Qualität.

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