CPU-Kühler im Test: Sechs kompakte Tower-Kühler auf AMD Ryzen im Vergleich

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Update Thomas Böhm
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Fazit

Nach dem Testmarathon mit sechs Kühlern zeigt sich vor allem eines: Die Tower-Kühler sind allesamt dazu in der Lage, die CPU im Testsystem bei Laune zu halten. So gesehen kann jeder der Kühler empfohlen werden – zumindest ein Mainstream-Prozessor im Standardtakt wird bei entspannter Geräuschkulisse kühl gehalten. Unterschiede zeigen sich erst, wenn man bei den Kühlern mehr ins Detail geht und zudem das Verhalten im Grenzbereich bei übertaktetem Prozessor berücksichtigt.

Scythe Kotetsu Mark II
Scythe Kotetsu Mark II
Alpenföhn Brocken Eco
Alpenföhn Brocken Eco

Gemessen an diesen Kriterien schneiden der Alpenföhn Brocken Eco sowie der Scythe Kotetsu Mark II am besten ab. Alpenföhn kann mit großzügiger Ausstattung sowie dem einzigen Montagesystem aller Testkandidaten punkten, welches eine in 90°-Schritten freie Ausrichtung des Tower-Kühlers erlaubt. Scythe hingegen hat mit dem Kotetsu Mark II einen sehr gut verarbeiteten Allround-Kühler geschaffen, welcher durch die Kombination aus leisem Lüfter, durchdachtem zweifach asymmetrischem Kühlturm sowie der besten Kühlleistung im Standardtakt besticht. Mit beiden Kühlern ist auch leichtes Übertakten möglich, wobei für ernsthafte Overclocking-Versuche definitiv mehr in die Kühlung investiert werden sollte.

Der Alpenföhn Brocken Eco landet schließlich haarscharf auf dem zweiten Platz, denn bei Scythe ist das Gesamtpaket des 30-Euro-Kühlers, der sogar mit vernickelter Bodenplatte ausgestattet wird, noch etwas runder. Wer eine unkomplizierte und effektive Kühlung für den eigenen PC benötigt, um einen lärmenden Boxed-Kühler zu ersetzen, ohne dabei extrem tief in die Tasche greifen zu müssen, kann beim Scythe Kotetsu Mark II mit gutem Gewissen zugreifen. Der Preis ist aktuell noch etwas höher als die Konkurrenz in diesem Test, doch der Kühler sollte sich mit breiterer Verfügbarkeit bei einem Handelspreis von circa 30 Euro einpendeln.

Scythe Kotetsu Mark II
Produktgruppe Prozessorkühler, 22.12.2017
  • Kühlleistung
    +
  • Qualität Kühlkörper
    ++
  • Qualität Lüfter
    +
  • Montage
    ++
  • Ausstattung
    +
  • Hochwertige Verarbeitung
  • Keine RAM-Einschränkungen
  • Großer Abstand zum ersten Erweiterungs-Slot
  • Leichtes OC möglich
  • (keine)
ComputerBase-Empfehlung für Scythe Kotetsu Mark II
Alpenföhn Brocken (Eco)
Produktgruppe Prozessorkühler, 22.12.2017
  • Kühlleistung
    +
  • Qualität Kühlkörper
    +
  • Qualität Lüfter
    +
  • Montage
    ++
  • Ausstattung
    ++
  • Auf AMD-Sockeln in 90°-Schritten drehbar
  • Keine RAM-Einschränkungen
  • Leichtes OC möglich
  • (keine)

Besonders kompakt, aber etwas teurer

Mit dem niedrigsten Kühler im Testfeld kann Thermalright aufwarten. Der True Spirit 120 Direct baut weniger als 15 cm hoch, bleibt aber dennoch konkurrenzfähig. Das Montagesystem ist etwas komplizierter als das von Alpenföhn und Scythe, aber der schlanke Kühler lässt sich ohne Schwierigkeiten einbauen. Der Preis ist allerdings etwas hoch – zwar nur etwa 4 Euro mehr als bei der Konkurrenz, doch im Preissegment von 30 Euro entspricht das einem Aufschlag von über 10 Prozent für den kleinsten Kühler im Testfeld.

Thermalright True Spirit 120 Direct
Produktgruppe Prozessorkühler, 22.12.2017
  • Kühlleistung
    O
  • Qualität Kühlkörper
    +
  • Qualität Lüfter
    O
  • Montage
    O
  • Ausstattung
    +
  • Niedrige Bauhöhe für einen Tower mit 120er-Kühler
  • Keine RAM-Einschränkungen
  • Leichtes OC möglich
  • Verhältnismäßig hoher Preis
  • Relativ hohe Minimaldrehzahl des Lüfters

Günstige CPU-Kühlung und ausgefallene Montage

Von Arctic kommt mit dem Freezer 33 hingegen der günstigste Vertreter im Testfeld. Nur knapp 24 Euro werden aktuell für den Tower-Kühler fällig. Dafür musste der Hersteller an manchen Stellen den Rotstift ansetzen. So kann der Freezer 33 nur auf den aktuellsten Plattformen installiert werden. Die Montage fällt beim Kühler von Arctic außerdem unpraktisch aus – daran haben die fehlende gedruckte Anleitung im Lieferumfang und das Montagesystem selbst ihren Anteil. Der Lüfter ist semipassiv ausgelegt und muss aufgrund des begrenzten Regelintervalls fast zwangsweise so betrieben werden. Das ist nicht tragisch, doch feinere Einstellungsmöglichkeiten wären wünschenswert. Wer sich an diesen Punkten nicht stört, erhält mit dem Freezer 33 einen preiswerten und für nicht übertaktete Prozessoren absolut ausreichenden CPU-Kühler, auf den Arctic sogar stolze sechs Jahre Herstellergarantie gewährt.

Arctic Freezer 33
Produktgruppe Prozessorkühler, 22.12.2017
  • Kühlleistung
    O
  • Qualität Kühlkörper
    O
  • Qualität Lüfter
    O
  • Montage
  • Ausstattung
    +
  • Sehr preisgünstig
  • Keine RAM-Einschränkungen
  • Sechs Jahre Herstellergarantie
  • Unpraktisches Montagesystem

Mit dem H7 zeigt Cryorig einen Kühler mit sehr ausgefallenem Montagesystem. Mit etwas Übung lässt sich der Kühler auch schnell einbauen – doch das System setzt quasi zwingend ein Gehäuse mit Backplate-Ausschnitt im Mainboardtray voraus, und die Vorteile gegenüber dem klassischen zweistufigen Backplate-Halterahmen-System halten sich in Grenzen. Damit bleibt ein optisch ansprechender Kühler, der aber nur über drei anstelle der in diesem Preisbereich üblichen vier Heatpipes verfügt und somit nicht für Übertaktungsversuche ausgelegt ist. Etwas ärgerlich für den Kühler von Cryorig ist die Tatsache, dass selbst noch neun Monate nach dem Start von Ryzen das AM4-Montage-Kit nicht dem Lieferumfang beiliegt, sondern beim Support nachgefordert werden muss. Immerhin wird es dem Kunden kostenfrei zugesandt.

Cryorig hat der Redaktion mitgeteilt, dass neu produzierte Kühler das AM4-Kit beinhalten, so dass dieser Kritikpunkt beseitigt ist. Lediglich alte Lagerbestände könnten noch ohne das Ryzen-Montage-Kit bei Käufern ankommen.

Cryorig H7
Produktgruppe Prozessorkühler, 22.12.2017
  • Kühlleistung
    O
  • Qualität Kühlkörper
    +
  • Qualität Lüfter
    +
  • Montage
    O
  • Ausstattung
    O
  • Keine RAM-Einschränkungen
  • AM4-Montagekit muss beim Support nachgefordert werden

Besonders leise, aber nicht für AMD-Prozessoren optimiert

Der be quiet! Pure Rock kann mit einem sehr leisen Lüfter aufwarten und zeigt sich als klassischer Tower-Kühler mit Bodenplatte aus vernickeltem Kupfer und vier Heatpipes eigentlich leistungsstark. Die Einschränkung „eigentlich“ gibt es, weil der Kühler offensichtlich für Intel-Prozessoren entwickelt wurde und AMD-CPUs nur zusätzlich mit in die Kompatibilitätsliste aufgenommen wurden. Das zeigt sich an der Montageausrichtung des Kühlers, der auf AMD-Prozessoren ausschließlich horizontal eingesetzt werden kann, sodass zwangsläufig der erste RAM-Slot überragt wird. Fairerweise gilt es hier anzumerken, dass dies nur bei Arbeitsspeicher mit hohen Heatspreadern zu Problemen führt.

Auf dem ComputerBase-Testsystem kämpft der Pure Rock außerdem mit zu wenig Wärmeleitpaste. Dieses Problem sollte allerdings nur in sehr seltenen Konstellationen auftreten: Die leicht konvexe Bodenplatte kann sich an einen konkaven Intel-Heatspreader ideal anschmiegen – der AMD-Prozessor liegt ihm nicht so perfekt.

be quiet! konnte dieses Verhalten mit mehreren Ryzen-Prozessoren und Pure-Rock-Kühlern nicht nachstellen, weshalb davon auszugehen ist, dass zu wenig Wärmeleitpaste als Problem nur in sehr unglücklichen Kombinationen an Fertigungstoleranzen auftritt. Mit etwas mehr Wärmeleitpaste lässt es sich außerdem leicht aus der Welt schaffen. Sollte ein Käufer des Pure Rock dieses Verhalten bemerken, kann nach Rücksprache mit be quiet! kostenfrei vom Hersteller-Support Wärmeleitpaste angefordert werden, denn dem Lieferumfang des Pure Rock liegt keine zusätzliche Paste bei. Der Hersteller nimmt dazu wie folgt Stellung:

ComputerBase hat uns freundlicherweise die CPU und die Pure-Rock-Kühler aus dem Testaufbau zur intensiven Untersuchung zur Verfügung gestellt. In unserem Testlabor konnte das von ComputerBase beschriebene Verhalten mit dem gleichen Mainboard und mehreren AMD-Ryzen-Prozessoren und Pure-Rock-Kühlern nicht nachgestellt werden. Der Pure Rock saß stets fest auf dem Sockel und hat die erwarteten, guten Kühlergebnisse erzielt. Für den seltenen Fall, dass bei einem Kunden ähnlich ungünstige Toleranzen aufeinander treffen, wie im vorliegenden Test, folgt be quiet! der Empfehlung von ComputerBase und stellt über den After-Sales-Service zusätzliche Wärmeleitpaste kostenfrei zum Nachbessern bereit.

be quiet!
Update

be quiet! hat die Problematik des Pure Rock mit zu wenig Wärmeleitpaste mittlerweile aus der Welt geschafft. Die Ursache des Phänomens waren die Montageschrauben des Kühlers, die beim Festdrehen des Kühlers auf den Plastikbügeln des AMD-Retentionmoduls aufsitzen und damit den Anpressdruck verringern. Neue Pure-Rock-Kühler kommen ab Werk mit kürzeren Schrauben, welche keine Probleme mehr verursachen.

Der be quiet! Pure Rock ist insgesamt ein leiser und solider Kühler, aber für Besitzer von AMD-Systemen ist er aufgrund der ausschließlich horizontal möglichen Montage nicht die erste Wahl.

be quiet! Pure Rock
Produktgruppe Prozessorkühler, 22.12.2017
  • Kühlleistung
    +
  • Qualität Kühlkörper
    +
  • Qualität Lüfter
    ++
  • Montage
  • Ausstattung
    O
  • Sehr leiser Lüfter
  • Leichtes OC möglich
  • Ausrichtung auf AMD-Systemen
  • Keine zusätzliche Wärmeleitpaste im Lieferumfang

Weitere Informationen zum Thema Kühlung sowie eine Kaufberatung bietet der große Übersichtsartikel „PC-Kühlung mit Luft und Wasser“. Das Archiv hält weitere Tests im Bereich PC-Kühlung bereit.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

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