Echo und Alexa: Amazon bestätigt ungewollten Versand eines Gesprächs

Frank Hüber
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Echo und Alexa: Amazon bestätigt ungewollten Versand eines Gesprächs

Amazon hat bestätigt, dass ein Echo-Lautsprecher vom Nutzer ungewollt einen Audiomitschnitt eines Gesprächs an einen Kontakt des Besitzers geschickt hat. Der Kollege, dem der Mitschnitt zugeschickt wurde, hatte daraufhin das Ehepaar angerufen und ihnen gesagt, dass sie sofort alle Alexa-Geräte aus der Steckdose ziehen sollen.

In einer ersten Stellungnahme bestätigte Amazon nur, dass ein Echo ein privates Gespräch ohne Erlaubnis an einen Kontakt gesendet habe, ohne jedoch näher darauf einzugehen, wie es dazu im Detail kommen konnte. In dem Audiomitschnitt, den der Kollege dem Ehepaar nach Bestätigung über den Inhalt des Gesprächs zugeschickt hat, ist zu hören, wie sich das Ehepaar über Fußböden aus Hartholz unterhält.

Logs des Echo bestätigen Versand des Mitschnitts

Die Besitzerin hat sich daraufhin an den Kundendienst von Amazon gewandt und eine Erklärung für den ungewollten Versand des Audiomitschnitts gefordert. Amazon hat nach einer Auswertung der Log-Dateien der vier Echo-Geräte, die im Haushalt platziert sind, bestätigt, dass dieser Audiomitschnitt an den Kontakt verschickt wurde. Gleichzeitig entschuldigte sich Amazon und gab an, dass man diesen Fehler beheben müsse.

Mehrere Nachfragen von Alexa vor Versand

In einer Nachricht an ArsTechnica hat Amazon inzwischen genauer erläutert, wie es zum Versand der Audio-Datei kommen konnte. Demnach zeigen die Log-Dateien, dass Alexa in der Unterhaltung des Paares etwas gehört habe, was wie das Aktivierungswort „Alexa“ geklungen habe. Die weitere Unterredung sei dann wiederum wie der Befehl „Sende eine Nachricht“ aufgefasst worden. Alexa habe daraufhin aber nachgefragt, an wen die Nachricht gesendet werden solle. Die fortgesetzte Unterhaltung wurde von Alexa allerdings als Nennung eines Namens aus den Kontakten interpretiert. Alexa habe im Anschluss jedoch erneut nachgefragt, ob der Kontaktname korrekt sei, woraufhin laut Log ein „right“ verstanden wurde. So unwahrscheinlich diese Abfolge von falsch interpretierten und gesagten Wörtern auch sei, versuche Amazon trotzdem Optionen zu evaluieren, die das Geschehene in Zukunft noch unwahrscheinlicher machen.

Eine derartige Verkettung sei „extrem selten

Unklar ist darüber hinaus, wieso sämtliche Nachfragen von Alexa von dem Paar nicht wahrgenommen wurden. Auf welche Lautstärke der Echo eingestellt war, ist bislang nicht bekannt. Zudem ist der Versand von Nachrichten und die Freigabe der Kontakte erst nach der Aktivierung durch den Benutzer freigeschaltet. Dass die Spracherkennung noch dazu führt, dass sprachgesteuerte Geräte wie ein Amazon Echo mitunter auch auf ähnlich klingende Wörter reagieren, wenn es vom Nutzer gar nicht gewollt ist, ist nicht neu. Amazon gab an, dass eine derartige Verkettung falscher Interpretationen jedoch extrem selten auftrete.

Audiomitschnitt als Beweismittel

Audiomitschnitte von Echo-Lautsprechern waren bereits in der Vergangenheit Gegenstand von Auseinandersetzungen. In einem Mordfall in den USA hatte beispielsweise die Polizei Amazon um Herausgabe eines etwaigen Audiomitschnitts zur vermeintlichen Tatzeit gebeten, Amazon lehnte dies jedoch aus Datenschutzgründen ab. Ob und wann auf diese Informationen gegebenenfalls gerichtlich zurückgegriffen werden darf, blieb jedoch ungeklärt, da der Besitzer des Echo Amazon schlussendlich die Erlaubnis erteilte, etwaige Mitschnitte an das zuständige Gericht weiterzugeben. Ob der Freispruch im besagten Fall auch auf einen Mitschnitt des Echo zurückzuführen ist, blieb ebenso unbeantwortet.

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