AMD Radeon VII im Test: Zu laut, zu langsam und zu teuer, aber mit 16 GB HBM2

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Update Wolfgang Andermahr
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Preis-Performance-Verhältnis

AMD setzt für die Radeon VII eine unverbindliche Preisempfehlung von 729 Euro an. Unter anderem soll es die Grafikkarte bei Alternate, Caseking und Mindfactory ab sofort für diesen Preis zu kaufen geben. Zunächst wird es auch von AMD-Partnern nur das Referenzdesign geben. Ob sämtliche Hersteller oder nur einige ausgewählte mit dabei sind, ist noch unklar.

Preisliste (Stand 06.02.2019)
    • Nvidia GeForce RTX 2080 Ti FE
      1.155
    • AMD Radeon VII
      729
      Offizielle UVP von AMD
    • Nvidia GeForce RTX 2080 FE
      679
    • Asus GeForce RTX 2070 Turbo
      479
    • AMD Radeon RX Vega 64
      389
Einheit: Euro

Genauso ist noch offen, ob es zu einem späteren Zeitpunkt auch eigene Umsetzungen der Partner mit anderen Kühlsystemen geben wird. Falls es diese tatsächlich einmal geben wird, werden diese allerdings noch einige Monate auf sich warten lassen. Da die Nachfolgegeneration Navi im zweiten Halbjahr erscheinen wird, sind eigene Partnermodelle somit nicht gerade wahrscheinlich.

Preis/Leistung 3.840 × 2.160 (Stand 06.02.2018)
01428425670Bilder pro Sekunde (FPS) besser schlechter RX Vega 64Radeon VIIRTX 2070RTX 2080 FERTX 2080 Ti FE 35052069086010301200Euro

Fazit

Deutlich schneller als RX Vega 64, aber langsamer als RTX 2080

Die Radeon VII ist die beste AMD-Grafikkarte. Sowohl bezüglich Performance als auch Energieeffizienz, Tuning-Potenzial und Speicherausbau. Perfekt ist das neue Flaggschiff aber nicht, denn es gibt weiterhin einige Schwachstellen. In den Benchmarks (UHD) zeigt sich ein Geschwindigkeitsplus von 25 Prozent gegenüber der Radeon RX Vega 64. Damit ordnet sich die Radeon VII nicht ganz zehn Prozent unter einer GeForce RTX 2080 FE ein. Auch eine günstigere GeForce RTX 2080 mit geringerem Takt ist immer noch etwas schneller. In einigen, wenigen Spielen kommt die Radeon VII durchaus auf das Niveau der Nvidia-Grafikkarte oder schlägt diese leicht. Im Schnitt reicht es aber nicht.

Der Kühler ist hochwertig, aber auch laut

Das ist aber nicht das größte Problem der Grafikkarte, denn das ist der Kühler. Optisch sieht die Dual-Slot-Lösung hochwertig aus, doch für die gewählte Konfiguration der Radeon VII ist dieser nicht ausreichend dimensioniert. Zumindest nicht für einen leisen Betrieb. Denn beim Spielen wird die Grafikkarte bereits nach kurzer Zeit laut und fällt auch unter Kopfhörern noch negativ auf. Das Lautstärkeniveau orientiert sich an einer Radeon RX Vega 64 als Referenz, doch ist diese eben auch schon laut. Konkurrenzmodelle von Nvidia oder auch Partnermodelle der Radeon RX Vega 64 arbeiten deutlich leiser. Da es zumindest zunächst keine Variante mit einem anderen Kühlsystem geben wird, ist das ein dauerhaftes Problem. Einzig positiver Aspekt des Kühlers: Auf dem Windows-Desktop ist von dem 3D-Beschleuniger kaum etwas zu hören.

Die Radeon VII arbeitet aufgrund der 7-nm-Fertigung deutlich energieeffizienter als die Radeon RX Vega 64. Trotz der zusätzlichen Geschwindigkeit ist die Leistungsaufnahme der Grafikkarte etwas geringer. Das ist ein großer Fortschritt, wobei Nvidias Turing-Generation diesbezüglich immer noch klar überlegen ist – nur eben nicht mehr so eklatant.

16 GByte sind das Highlight

Absolut positiv zu sehen ist der auf 16 Gigabyte verdoppelte Speicher. Das ist ein Bereich, in dem AMD mit der Radeon VII die Konkurrenz erfolgreich angreift und überholt, denn mit Turing hat es bezüglich des Speicherausbaus keinerlei Fortschritte gegenüber der vorherigen Generation gegeben. Bezüglich der Textur-Qualität und der Frage, ob der Speicher in einem Spiel zu Lebzeiten ausgehen wird, muss man sich mit der Radeon VII keinerlei Gedanken machen – so sollte es bei einer High-End-Grafikkarte auch sein.

Undervolting wirkt auf der Radeon VII kleine Wunder

Der Kühler und damit die Lautstärke ist klar das größte Manko der Radeon VII. Da man mit der Grafikkarte mehr Kontrolle bezüglich Takt und Spannung hat, kann Undervolting enorm hilfreich sein. Zumindest beim Testsample lässt sich die GPU-Spannung ordentlich senken, was bei absolut gleicher Performance die Lautstärke beinahe halbiert und so zwar nicht leise, aber erträglich ist; und zudem die Leistungsaufnahme deutlich reduziert. Die Radeon VII ist mit Undervolting energieeffizienter als die GeForce RTX 2080 FE – alleine die Möglichkeit dafür gab es schon lange nicht mehr.

Mit 729 Euro ist die Radeon VII zu teuer

729 Euro will AMD für die Radeon VII haben. Neben der Grafikkarte erhält der Käufer für den Preis kostenlos die Spiele Devil May Cry 5, Resident Evil 2 und The Divison 2. Damit ist die Grafikkarte etwas zu teuer. Eine konkurrierende GeForce RTX 2080 bietet für 50 Euro weniger schlussendlich mehr Leistung, einen leiseren Betrieb sowie Raytracing und DLSS. Dafür ist der Speicher mit 8 GB aber nur halb so groß. Das Spielepaket ist mit Anthem und Battlefield V etwas kleiner, aber ebenso hochwertig. Es ist aufgrund der teuren Herstellungskosten von GPU und Speicher aber unwahrscheinlich, dass der Preis der Radeon VII in absehbarer Zeit deutlich unter die 700-Euro-Marke sinken wird, was eigentlich nötig wäre, um leistungsbezogen eine Alternative zur RTX 2080 zu sein.

Die Radeon VII punktet mit 16 GB und dem „Bastel-Potenzial“

Die Radeon VII ist damit eine spezielle Grafikkarte. Wer einfach nur Spielen und die Grafikkarte nicht erst händisch optimieren möchte, sollte nicht überlegen und zur GeForce RTX 2080 greifen – Nvidia hat zweifelsohne das rundere Paket, was für die meisten Spieler besser funktioniert. Die Radeon VII ist hingegen im Werkszustand nicht sinnvoll konfiguriert. Wer eine Radeon VII haben möchte, sollte deshalb unbedingt händisch die Spannung verändern, was für Ohren und Leistungsaufnahme einen himmelweiten Unterschied macht. Die Radeon VII ist damit nur etwas für Bastler, kann für diese spezielle Gruppe aber durchaus lohnenswert sein. Denn der 16 Gigabyte große Speicher ist zweifelsohne attraktiv. Es fehlen zwar Raytracing und DLSS, doch ist der Nutzen beider Technologien im Spiele-Alltag immer noch kaum einzuschätzen.

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