Foundry: Gerüchte um Verkauf von Globalfoundries

Update Volker Rißka
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Foundry: Gerüchte um Verkauf von Globalfoundries
Bild: Globalfoundries

Wenige Tage vor dem zehnjährigen Geburtstag zeigt sich, dass Globalfoundries nach wie vor in schwierigem Fahrwasser steckt. Gerüchte besagen nun, dass der bisherige Hauptanteilseigner, die ATIC, einen Käufer sucht und aussteigen könnte. Den Gerüchten über einen Verkauf setzt das Unternehmen positive Meldungen entgegen.

Bereits im Mai 2018 fasste ein ComputerBase-Bericht die bis dahin schon schwierige Lage beim Auftragsfertiger Globalfoundries zusammen. Doch danach kamen weitere gravierende Entwicklungen hinzu, allen voran die Einstellung der Entwicklung eines 7-nm-Prozesses, wodurch mit AMD der derzeit noch größte Kunde an TSMC abgegeben werden musste. Zwar fertigt Globalfoundries auch in Zukunft noch Chips für AMD, aber nur noch ein Bruchteil dessen, was mit vielen Millionen CPUs und GPUs zu erwarten wäre. Doch nicht nur AMD springt ab, auch IBM wechselt zu TSMC, ein Bonus aufgrund der ehemals zu IBM gehörenden Globalfoundries-Fabriken ist nicht vorhanden.

Ohne 7 nm ist FD-SOI das wichtigste Zugpferd

Globalfoundries muss sich damit auf die ältere 14/12-nm-Fertigung fokussieren, parallel dazu als Aushängeschild den FD-SOI-Prozess vorantreiben. 22FDX als fortschrittliche Lösung soll so bereits einige Kunden gewonnen haben, darauf folgt 12FDX, der ursprünglich 2019 fertig sein sollte, nach letztem Stand aber nicht vor 2020 verfügbar ist. Doch auch in dem Bereich ist Globalfoundries nicht allein, Samsung Foundry will dort mitspielen und setzt auf einen 18-nm-FD-SOI-Prozess.

Der im letzten Jahr neu ernannte CEO bei Globalfoundries, Tom Caulfield, hat einige der Problemfelder der Firma in Angriff genommen. Leute wurden entlassen, sogar eine Fabrik zum Verkauf ausgeschrieben, Vanguard International Semiconductor (VIS) will zum Jahresende das Halbleiterwerk Fab 3E von Globalfoundries übernehmen. Weniger Standorte sollen helfen die Kosten zu senken und Abläufe zu vereinfachen.

Fab 11 in China
Fab 11 in China (Bild: Globalfoundries)

Was aus dem neuen 300-mm-Wafer-Werk in Chengdu, China, wird, ist zum Teil unklar. Zuletzt war geplant, dass die Fab 11 nur für den FD-SOI-Prozess ausgelegt sein wird, ein Zeitplan aber nicht bekannt. In einem Interview mit Elektroniknet.de erklärte Globalfoundries im Sommer 2018, dass die Fabrik fertig sei und Ausmaße von TSMCs Gigafab hat. Im November 2018 hieß es dann, dass es Diskussionen mit der chinesischen Regierung darüber gäbe, wann der Produktionsstart erfolgen könnte. Der Ausgang ist nicht bekannt.

Das zehnte Jahr der Firma, die aus AMDs Abspaltung der Fabriken im März 2009 hervorging, könnte damit einen Scheideweg markieren. Der aktuelle Ausblick steht in starkem Kontrast zu dem, was beispielsweise TSMC plant. Die Taiwaner setzen auf massive Expansion, bei Globalfoundries heißt es vielmehr Konsolidierung. Ob die Entwicklung am Ende dazu führt, dass ATIC wirklich handelt und die Mehrheitsbeteiligung an Globalfoundries verkaufen wird, bleibt aber abzuwarten.

Update

Mit positiven Meldungen tritt Globalfoundries den letzten tendenziell eher negativen Gerüchten entgegen. Für die Fabrik in China wurde mit Americo Lemos ein ehemaliger hochrangiger Manager von Qualcomm/Intel als neuer Chef vorgestellt. Dieser erklärte, dass die Arbeiten am Werk in Chengdu voran gingen, einen Zeitplan für die Eröffnung gibt es aber noch nicht.

In einem Interview mit der dpa erklärte der Chef der Dresdener Globalfoundries-Werke, dass sich auch dieser Fabrikkomplex wieder im Aufwind befinde. Nach einem halben Jahr Kurzarbeit werde zum normalen Einsatz zurückgekehrt, von 3.400 Angestellten im letzten Jahr ist das Unternehmen dort auf 3.000 Mitarbeiter geschrumpft. Laut dpa-Informationen war die Fab 1 zuletzt nur zur Hälfte ausgelastet. Der 22nm-FD-SOI-Prozess als auch der in Kürze startende Nachfolger 12FDX bringen jedoch neue Kunden. Aus den aktuell 55 Abnehmern sollen nach den Vorstellungen von Globalfoundries gern mehrere Hundert werden.

25 Jahre ComputerBase!
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