AMD zeigt auf Hersteller: Weiterhin keine High-End-Grafik im Ryzen-Notebook

Volker Rißka
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AMD zeigt auf Hersteller: Weiterhin keine High-End-Grafik im Ryzen-Notebook

AMD-Notebooks mit stärkeren Grafiklösungen bleiben auch mit Renoir (vorerst) Fehlanzeige. Bei Ryzen 3000 war das Maximum eine GeForce RTX 2060, daran ändert zunächst auch Ryzen 4000H(S) nichts. Aber nicht nur die schnellsten GPUs der Konkurrenz bleiben außen vor, auch AMDs eigene Lösungen sind „verschollen“.

Keine RTX 2070 oder 2080, aber auch nichts von AMD

AMDs Frank Azor zeigte mit dem Finger auf OEM- und ODM- sowie PC-Hersteller, als die Nachfrage nach einem Renoir-Notebook mit einer Nvidia GeForce RTX 2070 oder gar darüber auf Twitter an ihn gestellt wurde. Zuvor hatte er erklärt, dass es mehr Notebooks bis hinauf zur bekannten Maximalausstattung RTX 2060 in Kürze zu kaufen geben wird. In der Tat setzen viele bisher präsentierte Renoir-Notebooks auf kleinere Nvidia-Chips bis maximal zur RTX 2060 (zum Beispiel Asus ROG Zephyrus G14), auch gibt es Lösungen mit mobiler AMD Radeon RX 5500 (zum Beispiel MSI Bravo).

Die Notebooks mit mobiler Radeon RX 5500 machen deutlich, dass der Verzicht auf die schnellsten GPU-Klassen nicht nur die populären RTX-Grafikkarten von Nvidia betrifft. AMDs eigene neuen Lösungen auf Basis von Navi mit höherer Leistung wurden vor Monaten angekündigt, Notebooks bleiben jedoch weit und breit Fehlanzeige. Anfang Januar erklärte AMD, die mobile Variante Radeon RX 5600M soll zusammen mit der RX 5700M noch im ersten Halbjahr in Notebooks verfügbar sein.

In diesem Fall könnte es zwar auch den GPUs, deren Validierung oder Treibern liegen, während GeForce RTX 2070 (Super) und GeForce RTX 2080 (Super) in Kombination mit CPUs von Intel breit verfügbar sind. Azors Fingerzeig und die Tatsache, dass die GPUs im Desktop ja schon länger existieren, legen allerdings nahe, dass die Hersteller sie gar nicht einsetzen wollen.

Zu den Ursachen bringen Verschwörungstheorien allerlei unbewiesene Vorwürfe an den Tag, allen voran mögliche Deals zwischen Intel, Nvidia und den Herstellern mit dem Ziel AMD zu unterdrücken. Weil auch große Radeon-Karten nicht verbaut werden, dürfte das Thema aber komplexer sein.

Einflussgrößen Entwicklung, Logistik und Marketing

So ist Intel bekannt dafür, den Herstellern bei neuen Plattformen einen Teil der Entwicklungs- und später im großen Umfang auch Marketingkosten abzunehmen. AMD hat das zuletzt nicht getan und bietet, so lassen es OEMs verlauten, auch weiterhin keinen adäquaten Gegenpol. Doch allein mit der Lieferung einer CPU oder GPU ist im Notebook noch weniger getan als bei Desktop-Plattformen, das machte zu Beginn des Jahres Schenker Technologies gegenüber ComputerBase deutlich.

Der Wille [ein System mit AMD zu entwickeln, Anm.d.Red] war stets vorhanden. Aber in den Jahren vor dem Release der Zen-Architektur hat sich AMD immer weiter aus dem Laptop-Geschäft zurückgezogen. Es bedarf einer langen Kette an Support und Logistik, um einen solchen Laptop zu entwerfen und zu bauen – es ist nicht allein mit der Lieferung einer CPU getan.

Schenker

Wenn Intel und Nvidia dann auch noch einen Großteil der Marketingaufwendungen übernehmen, AMD aber nicht, dann sind Notebooks mit Technologie von AMD in der Kalkulation schnell zu kostspielig. Große Stückzahlen könnten hier helfen.

Die Anzahl an Renoir-Notebooks soll laut AMDs Aussagen im ersten Halbjahr ohnehin begrenzt sein, OEMs sprechen von Engpässen bei den CPUs. Erst im zweiten Halbjahr sollen weitere Modelle folgen. Die Hoffnung auf ein AMD-Notebook mit schnellerer Grafikeinheit sollte, auch wenn es noch dauern wird, nicht aufgegeben werden.

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