Zotac Zbox CA621 nano im Test: Mini-PC mit passiv gekühltem Ryzen 3000 für 299 Euro

Volker Rißka
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Zotac Zbox CA621 nano im Test: Mini-PC mit passiv gekühltem Ryzen 3000 für 299 Euro

tl;dr: Die Zotac Zbox CA621 nano ist ein komplett passiv gekühlter Mini-PC mit AMD Ryzen 3200U – und damit ein echtes Unikat. Für 299 Euro ist die Lösung kein Arbeitstier, doch für kleine alltägliche Dinge mit separat erworbenem Solid-State-Drive und RAM im heimischen Umfeld mehr als ausreichend gerüstet, zeigt der Test.

Nun ist sie endlich da, Zotacs zur CES im Januar angekündigte passiv gekühlte Zbox CA621 nano mit AMD Ryzen 3000U (Picasso, nicht Matisse). Zum Marktstart in Deutschland wirft ComputerBase einen Blick auf das 299 Euro teure Modell, das einer langen Tradition folgt.

Im Mini-PC-Markt ist die Zotac Zbox bereits seit zehn Jahren zu finden. Dazu gehören jedoch nur hin und wieder AMD-Lösungen, wenngleich diese stets einen schweren Stand gegen Intels Übermacht hatten, insbesondere, da es passende mobile Chips von AMD erst seit kurzer Zeit wieder in konkurrenzfähigem Umfeld gibt. Die Zbox CA621 nano ist aber auch deshalb etwas Besonderes, da sie nicht nur AMD Ryzen 3000 nutzt, sondern diesen auch noch komplett passiv kühlt und damit geräuschlos im Betrieb bleibt.

Die Zotac Zbox CA621 nano im Detail

Das markanteste Merkmal bei der C-Serie von Zotac, die die passiv gekühlten Lösungen beinhaltet, ist das Gehäuse. Mit vielen Waben sorgt es von allen Seiten für frische Luft, denn darunter sitzt ein großes Kühlelement, das die Wärme des Prozessors und der Grafikeinheit abführt.

Aufmerksamen Lesern wird dabei auffallen, dass sich das Gehäuse für die passive Kühllösung zuletzt aber deutlich geändert hat. Die Wabenstruktur, wie sie bereits seit 2014 unter anderem bei der Zotac Zbox nano CI540 (Test) genutzt wurde, bleibt erhalten. Doch statt eines 127,8 × 126,8 × 56,8 mm kleinen Packages, das früher auch für alle Core-Varianten, heute jedoch nur noch in den Lösungen mit Atom-Architektur-Prozessor (Pentium/Celeron) genutzt wird, ist das Gehäuse auf 204 × 129 × 68 mm angewachsen. Das soll der Kühlung helfen, denn bereits damals hatte sich gezeigt, dass insbesondere schnellere Core-CPUs sehr warm wurden, wenngleich auch noch nicht in den kritischen Bereich kamen.

AMD-Prozessor und DDR4 als SO-DIMM

Herzstück der passiv gekühlten Zbox ist der AMD Ryzen 3 3200U. Dieser gehört zur Generation Picasso und bietet zwei Zen+-Kerne, die vier Threads bereitstellen, sowie zusätzlich eine integrierte Vega-Grafiklösung mit 3 CUs, also 192 Shadern. Die Taktraten für den Prozessorteil liegen bei 2,6 GHz in der Basis und bis 3,5 GHz im Turbo-Modus, die Grafik darf mit maximal 1.200 MHz arbeiten. Die reguläre Leistungsaufnahme beträgt 15 Watt, allerdings kann die APU auf Wunsch mit bis zu 25 Watt konfiguriert werden – exakt damit wirbt Zotac auch. ComputerBase wird dies später überprüfen.

Dem Prozessor samt Grafikeinheit können maximal 32 GByte DDR4-2400 im SO-DIMM-Formfaktor zur Seite gestellt werden. Durch zwei Speicherbänke auf der kleinen Platine werden diese im Dual-Channel-Modus betrieben.

Massenspeicher als 2,5-Zoll-Lösung oder M.2 mit Schönheitsfleck

Eine M.2-SSD ist im Jahr 2020 die gängigste Form einer schnellen Speicherlösung, wenngleich Exemplare im 2,5-Zoll-Format nach wie vor sehr weit verbreitet und damit auch sehr günstig sind. Die Zbox CA621 nano unterstützt 2,5 Zoll in jeglicher Form als SSD oder HDD problemlos über einen klassischen SATA-Anschluss.

Transcend M.2 SSD 430S mit 42 mm Länge
Transcend M.2 SSD 430S mit 42 mm Länge (Bild: Transcend)

Bei M.2 gibt es jedoch einen großen Schönheitsfleck: Hier darf die Lösung lediglich im Format M.2 2242 vorliegen, also nicht reguläre 80 mm, sondern nur 42 mm lang sein. Das schränkt die Produktauswahl massiv ein, von über 250 Produkten im ComputerBase-Preisvergleich in der Kategorie „M.2 (SATA, M-Key)“ sind nur zehn Prozent in diesem kurzen Format zugegen.

Die Hälfte davon wiederum stammt von Transcend, einem primär für das OEM-Geschäft fertigenden Hersteller, sodass echte Auswahl Fehlanzeige und der Weg über das klassische 2,5-Zoll-Format bei einer SSD dann doch der deutlich gangbarere ist. Zotac gab gegenüber ComputerBase auf die Nachfrage dann auch zu verstehen, dass eine M.2-2242-Lösung in dem Fall wirklich „nicht optimal sei“.

Zotac Zbox nano CA621
Preis: 299 Euro
CPU:

Integrierte GPU:
Chipsatz:
AMD Ryzen 3 3200U, 2,6–3,5 GHz, 4 MByte L3-Cache
2 Kerne/4 Threads
AMD Radeon Vega3, 1,2 GHz
integrierter Fusion-Controller-Hub
Arbeitsspeicher: nicht enthalten,
2 × DDR4-2400, SODIMM,
max. 1,2 Volt, max. 32 GByte
Massenspeicher: nicht enthalten,
1 × 2,5 Zoll, max. 9,5 mm Bauhöhe
1 × M.2 2242
interne Anschlüsse: 1 × SATA 6 Gbit/s
1 × M.2 2242 nach SATA-Standard
1 × M.2 2232 (mit WLAN-Modul 802.11ac/n/g/b/a + Bluetooth 4.2 belegt)
externe Anschlüsse: 4 × USB 3.0
2 × Gigabit-LAN
1 × DisplayPort 1.4
1 × HDMI 2.0
1 × Kopfhörer
1 × Mikrofon
1 × Anschluss für WLAN-Antenne
1 × 3-in-1-Kartenleser (SD/SDHC/SDXC)
1 × Kensington-Lock
Abmessung: 204 × 129 × 68 mm
Lieferumfang: Netzteil 65 W (19 V, 3,6 A) + Stromkabel, WLAN-Antenne, VESA-Halterung (100 × 100 mm), Quick-Start-Guide, Handbuch, Treiber-CD & Treiber-USB-Stick, Garantiekarte
Zotac Zbox CA621 nano
Zotac Zbox CA621 nano

Darum AMD Picasso und noch kein Renoir

Vielen Lesern wird beim Betrachten der Eckdaten sicherlich eine Frage auf den Lippen brennen: Warum jetzt erst und dann mit Picasso? Schließlich wurde doch der Nachfolger Renoir in diesen Tagen vorgestellt und soll Ende April verfügbar sein. Die Antwort, die ComputerBase von Zotac bekam, ist eine ähnliche, wie sie Schenker mit Bezug auf AMD-Notebooks vor wenigen Wochen gab:

„Der Wille [ein System mit AMD zu entwickeln, Anm. d. Red.] war stets vorhanden. Aber in den Jahren vor dem Release der Zen-Architektur hat sich AMD immer weiter aus dem Laptop-Geschäft zurückgezogen. Es bedarf einer langen Kette an Support und Logistik, um einen solchen Laptop zu entwerfen und zu bauen – es ist nicht allein mit der Lieferung einer CPU getan.“

Schenker

Exakt diese Aussagen treffen auch bei Zotac zu, schließlich steckt im Mini-PC komplette Notebook-Technik und der Hersteller freue sich, dass dieses „nun endlich verfügbar ist“. Die neue APU Renoir ist für diese kleineren Firmen quasi noch gar nicht zugänglich; große OEMs haben Vorrang, während kleinere Lösungen erst zum Ende des Jahres bedacht werden sollen.

Renoir soll laut AMD im ersten Halbjahr zunächst in wenigen Dutzend Notebooks verbaut werden, was im zweiten Halbjahr gesteigert werden soll. Die bisherige Generation lebt weiter, deshalb ist Picasso hier und jetzt auch der Stand der Dinge. Der Erfolg dieser Lösung dürfte jedoch entscheiden, ob und wann es einen Nachfolger mit Renoir gibt.