Kritische Infrastruktur: USA wollen erneut heimische Chip-Produktion

Volker Rißka
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Kritische Infrastruktur: USA wollen erneut heimische Chip-Produktion
Bild: Taiwan Semiconductor Manufacturing Co., Ltd.

Seit Jahren geht die Diskussion, durch das Coronavirus bekommt sie aber neue Nahrung – und Intel befeuert sie mit: Die USA wollen eine heimische Chipfertigung, die der Staat als kritische Infrastruktur ansieht, denn in modernen (Verteidigungs-)Systemen geht nichts ohne. TSMC geht auf die Offerten nicht ein.

Intel will den Job

Intel würde sich über Aufträge durch die US-Regierung freuen, heißt es in dem Bericht des Wall Street Journal. Das ist wenig überraschend, gelten Aufträge dieser Art als gut bezahlt und bieten Sicherheit über viele Jahre. Für Intel wären sie zudem leicht zu lösen, da ein Großteil ihrer Fertigungskapazität bereits in den USA beheimatet ist, das Testen und Verpacken aber in anderen Teilen der Welt geschieht. Intels CEO Bob Swan schrieb dafür sogar an das US-Verteidigungsministerium (PDF), präsentierte die Vorzüge von Intel und erklärte, dass Intel eine kommerzielle US-Foundry bauen und betreiben könnte.

TSMC bleibt nicht überzeugt

TSMC ist nach wie vor nicht begeistert von einer US-Produktionsstätte. Erneut gibt der Hersteller sich diplomatisch und erklärt, dass man immer auf der Suche nach geeigneten Standorten ist. Doch im letzten Quartalsbericht hat TSMC einer US-Fabrik bereits nahezu eine Abfuhr erteilt. Von Null anzufangen lohne sich für den Hersteller nicht, dessen Ökosystem komplett auf Taiwan und die umliegenden Länder ausgerichtet ist und von dort aus für unzählige Kunden Chips fertigt – die US-Regierung inklusive.

Auch Samsung sei zu der Thematik befragt worden, die Foundry-Sparte betreibt einen Standort in Austin, Texas.

US-Produktion bleibt schwieriges Thema

Die US-Regierung will sich von der Abhängigkeit der asiatischen Hersteller ein Stückweit lösen, in Zeiten des Coronavirus noch mehr als je zuvor. Doch diese Ansprüche gab es in der Vergangenheit bereits des Öfteren, Foxconn versprach medienwirksam mit US-Präsident Trump, eine große Fabrik im strukturschwachen US-Bundesstaat Wisconsin zu bauen. Bis heute ist dort außer einem Rohbau, der bereits seit über einem Jahr dort steht, nichts passiert. Denn auch Foxconn weiß laut Medienberichten nicht so richtig, wie ein US-Standort in ihre Strukturen passt.