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C:\B_retro\Ausgabe_47\: 8-faches SLI auf einer Grafikkarte für 40.000 Euro

Sven Bauduin
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C:\B_retro\Ausgabe_47\: 8-faches SLI auf einer Grafikkarte für 40.000 Euro
Bild: Pawel Batyra

tl;dr: Die Quantum3D AAlchemy 8164 vereinte Anfang der 2000er nicht weniger als acht GPUs vom Typ VSA-100 („Napalm“) aus der legendären Grafikschmiede 3dfx auf einer sündhaft teuren Grafikkarte. Zum Preis von rund 40.000 Euro wurde sie vorrangig in zivilen und militärischen Simulatoren sowie der Luftfahrt eingesetzt.

Jeden Sonntag wirft diese Serie einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und interessanten Entwicklungen der Computerszene. Mythen, Meilensteine und Meisterwerke: C:\B_retro\.

C:\B_retro\Ausgabe_47\Quantum3D AAlchemy 8164

Bereits in Ausgabe_9 warf das Format C:\B_retro\ einen Blick zurück auf legendäre Retro-GPUs wie die sagenumwobene 3dfx Voodoo 5 6000, die insgesamt vier Grafikchips vom Typ VSA-100 mit dem Codenamen Napalm vereinte.

Nicht nur Retro-Fans der Grafikschmiede aus San Jose, Kalifornien ist das unrühmliche Ende von 3dfx im Jahr 2000 bekannt, so berichtete ComputerBase ausführlich zum 15. Todestag des 3D-Grafik-Pioniers.

Doch kurz bevor 3dfx durch den damaligen Konkurrenten und heutigen Klassenprimus Nvidia, der gerade erst seine neue GeForce-RTX-3000-Serie vorgestellt hat, aufgekauft wurde, veräußerte das im Sterben liegende Unternehmen die der 3dfx Voodoo 5 6000 zugrunde liegende 4-Wege-SLI-Technologie an seine Tochterfirma Quantum3D.

Der Weg war somit frei für die professionelle Quantum3D AAlchemy 8164 mit insgesamt acht per SLI verbundenen VSA-100-GPUs und einem seinerzeit riesigen 512 MB großen Grafikspeicher, die zudem ihrerseits noch einmal per LAN zu einem Verbund aus bis zu vier Grafikkarten mit insgesamt 32 GPUs und 2 GB VRAM verbunden werden konnte.

Quantum3D AAlchemy 8164 (Bild: tdfx.de)

Der Preispunkt lag kurz nach der Jahrtausendwende bei wahnwitzigen 30.000 bis 40.000 Euro und selbst ausrangierte Modelle erzielten noch Ende 2003 hohe Erlöse von 3.000 bis 5.000 Euro auf der Auktionsplattform eBay. Quantum3D offerierte seinen professionellen 3D-Grafikbeschleuniger ausschließlich Großunternehmen aus der Luftfahrt wie Boeing und Airbus sowie der Automobilindustrie und Laboren.

C:\B_retro\Ausgabe_47\Quantum3D_AAlchemy_8164\

Die Quantum3D AAlchemy 8164 wurde als Einzelkarte, im Bundle aus zwei oder vier Grafikkarten sowie als Komplettsystem in Form des Quantum3D AAlchemy SX 8232 SB angeboten, das ebenfalls wahlweise bis zu vier Quantum3D AAlchemy 8164 besaß und zudem auf einem bis zwei Intel Pentium III mit 1 GHz Taktfrequenz und 128 bis 512 MB Arbeitsspeicher vom Typ SDRAM-PC133 basierte.

Auch die Quantum3D-Komplettsysteme waren vornehmlich in militärischen Simulatoren zu finden. Hin und wieder sind solche Profi-Systeme noch auf eBay zu finden, in der Regel aber ohne die entsprechenden Grafikkarten, auch hier werden noch immer Höchstpreise erzielt.

Neben den Modellen mit einem Pentium III auf dem Slot-1 und SDRAM existieren auch Ausbaustufen mit zwei Pentium III auf dem Sockel 370 und Arbeitsspeicher vom Typ RDRAM in Form von bis zu vier RIMM-Speichermodulen auf Basis der vor allem von Intel unterstützten Rambus-Architektur.

Spezifikationen

Der Grafikprozessor VSA-100, auf dem die Quantum3D AAlchemy 8164 basierte und der für Endanwender schlussendlich nur noch auf der Voodoo 4 4500 und Voodoo 5 5500 zum Einsatz kommen sollte, besaß die folgenden Spezifikationen:

  • 183 MHz Chiptakt
  • 350 MHz RAMDAC
  • 128-Bit-Speicheranbindung
  • 250-nm-Herstellungsprozess
  • Unterstützung für SDR-SGRAM/SDRAM
  • Unterstützung für Texturkompression mit S3TC und FXT1
  • Rotated Grid Supersampling (RGSS) 2×, 4×, 8× (nur auf der Voodoo 5 6000)
  • 32 MB SDRAM (Voodoo 4 4500)
  • 64 MB SDRAM (Voodoo 5 5500)
  • 128 MB SDRAM (Voodoo 5 6000)
Quantum3D AAlchemy 8164
Quantum3D AAlchemy 8164 (Bild: tdfx.de)

Die Spezifikationen der Quantum3D AAlchemy 8164 selbst lesen sich noch einmal beeindruckender und suchten seinerzeit ihres Gleichen:

  • VSA-100 von 3dfx mit 166 MHz Chiptakt
  • 8× 32 MB (256 MB) oder 8× 64 MB (512 MB) mit 166 MHz Speichertakt
  • 8× 128-Bit Speicherinterface mit 21,1 GB/s Speicherbandbreite
  • Dual-LAN-Interface für Multi-GPU mit bis vier Karten
  • 3D-Auflösungen von bis zu 2.048 × 1.536 Pixel
  • 2.664 Megatexel/s Füllrate für Multitexturing
  • 2.664 Megapixel/s Füllrate
  • 14,5 × 33 Zentimeter
  • 75A bei 217,5 Watt

Obwohl die Quantum3D AAlchemy 8164, rein von ihren Spezifikationen und Leistungsdaten her, die geborene Gaming-Grafikkarte war und die doppelte Füllrate der nie erschienenen 3dfx Voodoo 5 6000 besaß, verhinderten seinerzeit zahlreiche Hürden innerhalb der Hardware und des Treibers, der nur für OpenGL und Glide 3 existiert, einen sinnvollen Einsatz in den Desktop-PCs.

Nicht zuletzt die exorbitant hohe Leistungsaufnahme war für Gaming-PCs kurz nach der Jahrtausendwende nicht zu bewerkstelligen und stellte neben dem absurd hohen Preisen das Aus für die Quantum3D AAlchemy 8164 in heimischen PCs dar.

Um die Stromversorgung der Grafikkarte kümmerten sich ein externes Netzteil mit 217,5 Watt bei 75 A auf der 2,9-Volt-Schiene sowie ein eigens dafür konzipiertes Powerboard.

Quantum3D AAlchemy 8164 (Bild: tdfx.de)

Trotz aller Widrigkeiten hat sich dennoch der ein oder andere Spieler an die Umsetzung eines Gaming-PCs auf Basis der Quantum3D AAlchemy 8164 gemacht, wie in dem Tagebuch Quantum3D "Mercury Rising" mit AAlchemy 8164 zu bestaunen ist.

Auch im Retro-Hardware Bilder-Thread aus der Community des ComputerBase-Forums ist eine Quantum3D AAlchemy 8164 zu finden, die Community-Mitglied „Maniac81“ gehört und heutzutage eine echte Rarität darstellt.

Quantum3D AAlchemy 8164 aus dem ComputerBase-Forum
Quantum3D AAlchemy 8164 aus dem ComputerBase-Forum (Bild: Maniac81)

Vor allem in Sachen Kantenglättung ist die Profi-Grafikkarte in ihrer Generation und weit darüber hinaus unerreicht geblieben, was zahlreiche Videos des auf 3dfx spezialisierten YouTube-Kanals „3dfxhistory“ in beeindruckender Manier belegen.

Die Kantenglättung mit 8-fachem FSAA sieht noch heute absolut beeindruckend aus. Für das Jahr 2001 war sie nicht weniger als ein Meilenstein. Nicht umsonst umgibt 3dfx die Aura eines Mythos, der auch 20 Jahre nach dem Ende von 3dfx Interactive viele Fans und Liebhaber hat, nicht zuletzt auch in der ComputerBase-Community.

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