Tiger Lake-H: CPU-Kerne auf 8 verdoppelt, GPU auf 1/3 reduziert

Michael Günsch
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Tiger Lake-H: CPU-Kerne auf 8 verdoppelt, GPU auf 1/3 reduziert

Was sich längst angedeutet hatte, ist nun offiziell bestätigt: Intels Notebook-CPU-Familie Tiger Lake wird in der Variante Tiger Lake-H bis zu acht Kerne bieten. Aus treffsicherer Quelle gibt es jetzt weitere Details: Demnach sind beim CPU-Teil vier, sechs oder acht Kerne und bei der GPU nur noch 32 EUs zu erwarten.

Tiger Lake mit acht Kernen jetzt offiziell

Schon im August hatte Intel mit Angaben von „bis zu 24 MByte Cache“, was doppelt so viel wie bei den Tiger Lake-U mit vier Kernen ist, praktisch bestätigt, dass noch Varianten mit acht Kernen folgen werden. In einem Artikel hat Boyd Phelps, Corporate Vice President of Client Computing Group, kürzlich die 8-Kern-Konfiguration öffentlich bestätigt und auf mehr Details zu einem späteren Zeitpunkt verwiesen. Dass es sich um Tiger Lake-H für größere und leistungsstärkere Notebooks handelt, ist ein offenes Geheimnis.

The Willow Cove core increases the mid-level cache to 1.25MB — up from 512KB. We also added a 3MB non-inclusive last-level-cache (LLC) per core slice. A single core workload has access to 12MB of LLC in the 4-core die or up to 24MB in the 8-core die configuration (more detail on 8-core products at a later date).

Boyd Phelps, Intel

Tiger Lake-H verdoppelt CPU und drittelt GPU

Von inoffizieller Seite gibt es aber schon einige Details zu Tiger Lake-H, die der für akkurate Vorabinformationen bekannte User Sharkbay gestreut hat. Dort ist von Tiger Lake-H für den BGA-Sockel 1787 die Rede, der demnach deutlich mehr Kontakte als der BGA1449 (UP3) und der BGA1598 (UP4) für die verschiedenen Varianten von Tiger Lake-U bietet. Auf der auf 45 Watt TDP ausgelegten Plattform soll Tiger Lake-H mit vier, sechs oder acht Kernen erscheinen.

Die Aufstockung bei der CPU gegenüber Tiger Lake-U geht aber offenbar mit Abstrichen bei der integrierten GPU (iGPU) einher, die mit nur 32 Execution Units (EU) angegeben wird. Tiger Lake-U bietet hingegen bis zu 96 EU und damit deutlich mehr Grafikleistung.

iGPU bei größeren Notebooks weniger relevant

Der Verzicht auf integrierte GPU-Leistung wird bei Tiger Lake-H aber wohl nicht so schwer wiegen, denn während Tiger Lake-U vornehmlich schlanke Notebooks ohne dedizierte Grafikkarte bedient, die somit allein auf die iGPU angewiesen sind, ist Tiger Lake-H in größeren Notebooks mit eigenständiger Grafikkarte zu erwarten, wie es aktuell beim Vorgänger Comet Lake-H der Fall ist. Durch eine kastrierte GPU samt verkleinertem Cache würde Intel zudem Chip-Fläche sparen, die für das Plus an CPU-Kernen genutzt werden kann.

Intel Tiger Lake-U mit 4 Kernen und 96 EU (inoffizielle Die-Shot-Analyse)
Intel Tiger Lake-U mit 4 Kernen und 96 EU (inoffizielle Die-Shot-Analyse) (Bild: @Locuza)

Dass ein Die von Tiger Lake-H dadurch letztlich nur minimal größer als bei Tiger Lake-U (siehe Bild) ausfällt, wäre wirtschaftlich für Intel praktisch, ist aber nicht gesichert. Für die Kombination mit diskreten Grafikchips ist zum Beispiel sehr wahrscheinlich, dass in Tiger Lake-H mehr PCIe-4.0-Lanes stecken als in Tiger Lake-U, exakt so etwas hatte Intel in Aussicht gestellt. PCIe 4.0 x8 statt PCIe 4.0 x4 würde seinerseits aber wieder mehr Platz auf dem Chip benötigen. Letztlich lässt sich über die Größe derzeit nur spekulieren.

Infos zu Tiger Lake-H vom für Leaks berüchtigten User Sharkbay
Infos zu Tiger Lake-H vom für Leaks berüchtigten User Sharkbay (Bild: PTT)

Sharkbay schreibt auch von einem TGL-H35 im BGA1449 mit reduzierter TDP von 35 Watt, der mit vier CPU-Kernen und 96 EU dem größten TGL-U entsprechen würde.

Intel Tiger Lake-H gegen AMD Cezanne im Frühjahr?

Wann erste Notebooks mit Tiger Lake-H erscheinen, steht aber noch in den Sternen. Dass bisher nur diese sehr groben Details durchgesickert sind, deutet zumindest an, dass der Marktstart noch nicht in greifbarer Nähe liegt. Im ersten Halbjahr 2021 erscheint derzeit als machbares Ziel. Da Intel bei vorherigen CPU-Generationen die H-Modelle im Frühjahr ins Rennen schickte, würde ein ähnliches Vorgehen nicht überraschen. Dieser spekulierte Zeitrahmen könnte auch zum direkten Duell mit AMD führen: Es wird erwartet, dass AMD mit Cezanne den Nachfolger der Renoir-Prozessoren für Notebooks im Januar 2021 vorstellen könnte, die aber erst einige Monate später und somit wohl ebenfalls im Frühjahr 2021 den Markt erreichen dürften.

Das Leistungs-Duell Tiger Lake versus Renoir dürfte Intel bei gleicher Kernanzahl klar für sich entscheiden, gegen Cezanne mit neuer Zen-3-Architektur könnte es spannend werden. Intel steht durch die Verzögerungen in den eigenen Roadmaps unter Zugzwang und hat im Notebook-Sektor bereits deutlich Anteile an AMD verloren.