Chip Mobilfunknetztest: Telekom vor Vodafone und deutlich verbessertem O2

Nicolas La Rocco
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Chip Mobilfunknetztest: Telekom vor Vodafone und deutlich verbessertem O2
Bild: Vodafone

Aus dem neuesten Mobilfunknetztest von Chip und Net Check geht die Deutsche Telekom erneut als Sieger hervor. Die Messungen in der Stadt, auf dem Land, auf Autobahnen und unterwegs mit dem Zug zeigen, dass alle drei Netzbetreiber, also auch Vodafone und Telefónica zugelegt haben. Vor allem O2 schneidet diesmal besser ab.

Mobilfunkmessungen in ganz Deutschland

Wie ist es Ende 2020 um die Qualität des Mobilfunks der drei großen Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland bestellt? Dieser Frage ist das Magazin Chip mit dem Partner Net Check nachgegangen und hat dafür mit professioneller Messtechnik von Rohde & Schwarz, Smartphones des Typs Samsung Galaxy S10 und S20 sowie Crowdsourcing von über zwei Millionen Nutzern Daten gesammelt und ausgewertet. Erfasst wurden Daten in fünf Metropolen, darunter Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München, zehn Großstädten sowie 20 Kleinstädten, auf knapp 10.000 Kilometern Strecke mit dem Auto und knapp über 2.000 Kilometern mit dem Zug. Die nachfolgende Karte zeigt eine Übersicht der verschiedenen Messorte. Die Crowdsourcing-Daten wurden von Kalenderwoche 31 bis einschließlich 42 erhoben, die weiteren Messungen in Kooperation mit Net Check in Woche 40 bis inklusive 42.

Wo und wie die Daten erfasst wurden
Wo und wie die Daten erfasst wurden (Bild: Chip) 

Mit dem Druck der Bundesnetzagentur, bis Ende 2020 Ziele zur Abdeckung erfüllen zu müssen, da ansonsten Strafzahlungen drohen, haben sich alle drei Mobilfunknetze merklich gegenüber dem Vorjahr verbessert. Vor allem das Netz von O2 schneidet dieses Jahr deutlich besser ab, wenngleich auch Telekom und Vodafone zugelegt haben.

O2 verbessert sich am stärksten

Als Gesamtsieger geht erneut die Deutsche Telekom mit der Bewertungsnote 1,28 aus dem Test hervor, es folgen Vodafone mit 1,38 und O2 mit 1,59. Die Netzbetreiber liegen damit deutlich näher als in den Vorjahren beieinander, da insbesondere bei O2 das Netz zugelegt hat. Die Tester attestieren dem Netz einen Zugewinn von satten 25 Prozent, während sich Telekom und Vodafone um 5 respektive 7 Prozent verbessert haben.

O2 schneidet neben Optimierungen in den Städten vor allem aufgrund des Netzausbaus auf dem Land signifikant besser als zuvor ab. Von unter 65 Prozent LTE-Verfügbarkeit auf dem Land ist diese nun auf 78,7 Prozent geklettert. Verbesserungen bei O2 insbesondere auf dem Land hat letzte Woche auch die Redaktion von Computer Bild in deren aktuellem Netztest ermittelt. Telekom und Vodafone führen mit einer LTE-Verfügbarkeit von 93,4 und 91,5 Prozent weiterhin das Feld an. Problematische Gebiete sind für alle Netzbetreiber Regionen wie der Schwarzwald, das Gebiet nördlich von Berlin oder der Nordwesten Deutschlands.

Bei der Download-Geschwindigkeit führt die Telekom

Im Detail hat Telefónica das Netz insgesamt um 24,62 Prozent erweitert, bei Vodafone sind es 6,73 Prozent und bei der Telekom 4,82 Prozent. Die höchste durchschnittliche Download-Geschwindigkeit im gesamten LTE-Netz liefert mit 86,2 Mbit/s weiterhin die Telekom, Vodafone kommt auf 63,9 Mbit/s und O2 auf 44,7 Mbit/s. Schaut man sich nur die durchschnittliche Downlink-Geschwindigkeit auf dem Land an, also etwa auf Autobahnen, Landstraßen und Zugstrecken, erreicht die Telekom 73,73 Mbit/s (Vorjahr: 48,41 Mbit/s), bei Vodafone sind es 48,20 Mbit/s (38,56 Mbit/s) und bei O2, das zum Vorjahr um über 60 Prozent zugelegt hat, sind es 34,52 Mbit/s (21,56 Mbit/s).

Dabei stechen die deutlich verbesserten Werte für das 10-Prozent-Perzentil hervor. Auf dem Land sind 90 Prozent aller Downloads mit mehr als 14,14 Mbit/s (6,99 Mbit/s) bei der Telekom, 8,35 Mbit/s (3,96 Mbit/s) bei Vodafone und 6,95 Mbit/s (2,36 Mbit/s) bei O2 möglich. Wo früher Videostreaming oder Videokonferenzen überhaupt nicht möglich waren, stellt das ein Jahr später in den meisten Situationen keine Hürde mehr dar.

5G-Verfügbarkeit von teils über 95 Prozent

Für dieses Jahr neu hinzugekommen ist das Thema 5G, wobei es im ersten Jahr der größeren Verfügbarkeit nur mit 3 Prozent in die Gesamtnote einfließt. In den fünf großen Metropolen kommt die Telekom bereits auf eine Verfügbarkeit von 95,1 Prozent, davon 34,4 Prozent auf dem neu erworbenen Spektrum bei 3,6 GHz, das mit 90 MHz Bandbreite für besonders hohe Übertragungsraten sorgt, während ansonsten auf das sogenannte Refarming alter 3G-Frequenzen wie 2.100 MHz mit weniger Bandbreite gesetzt wird. Bei Vodafone sind es 60,3 Prozent in den Städten, davon 8,9 Prozent auf 3,6 GHz, und 15,6 Prozent für O2 ausschließlich im neuen Spektrum.

Geht man von den Metropolen in die weiteren erfassten Städte, schneidet die Telekom mit einer 5G-Verfügbarkeit von 95,5 Prozent zwar weiterhin sehr gut ab, der 3,6-GHz-Anteil fällt aber auf nur noch 1,3 Prozent. Hier ist Vodafone mit 30,2 Prozent auf der einen Seite viel schlechter, mit 22,7 Prozent im neuen Spektrum aber auch besser aufgestellt. Außerhalb der Metropolen kommt O2 auf nur 0,6 Prozent 5G-Verfügbarkeit.

Ergebnisse des Netztests im Detail
Ergebnisse des Netztests im Detail (Bild: Chip) 

Vodafone hat im Durchschnitt schnelleres 5G

Mangels passender Firmware für die im Test genutzten Galaxy S20 konnten nur bei der Telekom und Vodafone die Download-Geschwindigkeiten über 5G ermittelt werden, wobei sich auf das Tempo bei 3,6 GHz fokussiert wurde, da DSS auf Frequenzen wie 2.100 MHz, 1.800 MHz oder 700 MHz ähnliche Werte wie LTE liefert. Beim Maximaltempo schafft es die Telekom mit 1.099 Mbit/s vor Vodafone mit 874 Mbit/s an die Spitze, doch im Durchschnitt liefert Vodafone mit 504 zu 466 Mbit/s etwas mehr.

Der Rufaufbau klappt schneller

Die mit 34 Prozent an der Gesamtwertung beteiligte Telefonie soll nicht unerwähnt bleiben. Der Rufaufbau erfolgte in allen Netzen rund eine Sekunde schneller als 2019, Telekom und Vodafone benötigen mit knapp drei Sekunden aber eine Sekunde weniger als O2. Erfolgreich verbunden wurde man mit mindestens 99,31 Prozent (O2) aber die meiste Zeit über bei allen Anbietern. Auch die durchschnittliche Sprachqualität und der Anteil exzellenter Anrufe liegen laut Crowdsourcing-Daten in der Stadt und auf dem Land auf sehr hohem Niveau.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel unter NDA von der Chip-Redaktion erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühest mögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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