be quiet! Pure Loop 360 im Test: Messergebnisse und Fazit

 2/2
Thomas Böhm
127 Kommentare

Testsystem und Methodik

Für den Test des be quiet! Pure Loop wird die AM4-Plattform für Kühlertests genutzt. Dabei kommt ein AMD Ryzen 7 1700X (Test) zum Einsatz, der im geräumigen Thermaltake Suppressor F51 untergebracht wird. Messungen werden sowohl mit Basistakt als auch bei übertaktetem Prozessor durchgeführt. Alle Details zu dem Testsystem und der Methodik hält der Artikel So testet ComputerBase AiO-Wasserkühlungen bereit.

Messergebnisse

Um verschiedene CPU-Kühler sinnvoll miteinander vergleichen zu können, werden die Konkurrenten nicht bei gleicher Drehzahl, sondern in Relation zum Schalldruckpegel dargestellt. Diese Variante berücksichtigt eine unterschiedliche Anzahl an Lüftern ebenso wie verschiedene Lüfterformate. Im Diagramm wird die Temperaturdifferenz zwischen CPU- und Raumtemperatur auf der Y-Achse gezeigt, während auf der X-Achse der zugehörige Schalldruckpegel des jeweiligen Kühlers aufgetragen wird.

Ein Kühler ist umso leistungsstärker, je weiter unten sich seine Kurve im Diagramm befindet, und umso leiser, je weiter links die Kurve verläuft. Temperaturdifferenzen werden in Kelvin angegeben. Zum Übertragen auf den heimischen PC kann der entsprechende Wert einfach auf die Raumtemperatur in °C addiert werden, um die Prozessortemperatur in °C zu erhalten. Die Farbkodierung im Diagramm zeigt die Kühlerklasse: Kompaktwasserkühlungen sind in Blau, Doppelturm-Luftkühler in Schwarz, größere Tower-Kühler in Orange, mittlere Tower-Kühler in Grün und Topblow-Kühler in Grau dargestellt. Das neue Testmuster ist in Rot abgebildet. Per Klick auf eine Linie im Diagramm wird der entsprechende Legenden-Eintrag hervorgehoben und via Klick auf selbigen die zugehörige Linie ein- oder ausgeblendet.

Hinweise zur Darstellung der Daten

Es gilt zu beachten, dass beinahe übereinanderliegende Linien in diesem Plot bedeuten, dass die Kühler quasi gleich sind. Eine noch feinere Unterscheidung ist aufgrund der üblichen Messungenauigkeiten nicht sinnvoll, weshalb eine höher aufgelöste Darstellung bewusst nicht verfügbar ist. Wie an den Daten der Kühler beim Standardtakt des Prozessors ablesbar ist, spielt es ohne Übertaktung ohnehin kaum eine Rolle, welche Kompaktwasserkühlung oder welcher (größere) Luftkühler eingesetzt wird, da die Kühler kaum gefordert werden. Erst bei übertakteter CPU trennt sich die Spreu vom Weizen.

Um durchgehende Linien zu erhalten, werden die Daten zwischen den einzelnen Messpunkten interpoliert. Die zugrundeliegenden Daten mit nur linear verbundenen Punkten sind jeweils im zweiten der Diagramm-Paare zu finden. Weitere Informationen hierzu enthält der Artikel Kühlertest-Methodik: Nur auf den ersten Blick ist Kühlertesten einfach.

Diagramme
Differenz CPU- zu Raumtemperatur über Schalldruckpegel (OC), interpoliert
354249566370Temperaturdifferenz (Kelvin) 333435363738394041424344454647484950dB(A)

Der be quiet! Pure Loop erreicht keine Spitzenwerte, schlägt sich aber ordentlich. Luftkühler werden bei höheren Schallpegeln zurückgelassen und die AiO reiht sich grob in den Bereich der 280- und 360-mm-Kompaktwasserkühlungen ein. Im Vergleich mit der Corsair H150i Elite Capellix (Test) fällt auf, dass die Linie des Pure Loop weiter links startet. Das ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass be quiet! das Firmenmotto ernst nimmt: Die Pumpe und auch die Lüfter lassen einen solch leisen Betrieb zu.

Dennoch gilt wie bei fast jeder AiO: Wer vor allem im Idle einen möglichst leisen PC sucht, ist mit einem Luftkühler tendenziell besser beraten. Die meisten AiOs können ihren Leistungsvorteil erst mit steigender Lautstärke ausspielen, was im Vergleich mit Noctua NH-D15 und Deepcool Assassin III (Test) sichtbar wird.

Die Luxus-AiO NZXT Kraken Z63 (Test) bleibt außer Reichweite des Pure Loop. Mit zwei NF-A12x25 (Test) als Referenzlüfter wird die Wasserkühlung noch ein wenig besser, zur Leistungskrone reicht es jedoch immer noch nicht ganz.

Einflüsse durch die Pumpe

be quiet! macht die Beurteilung der Pumpe leicht. Sie darf nicht gedrosselt werden, da das Handbuch für weniger als 12 V Betriebsspannung ausdrücklich vor möglichen Schäden warnt. Es gibt für die Pumpe also nur eine einzige Einstellung, die vom Nutzer nicht verändert werden darf. Dabei schlägt sich die Pumpe gut und ist allerdings etwas lauter als die im Vorgänger be quiet! Silent Loop (Test). Wie üblich gilt: Wer sein System im Leerlauf so leise wie möglich möchte, ist mit einem Luftkühler besser aufgehoben, weil eine Lärmquelle weniger existiert.

be quiet! Pure Loop Pumpe und Lüfter aus
be quiet! Pure Loop Lüfter aus

Beim Pure Loop bleibt die Pumpe mit 34,6 dB(A) unauffällig. Viele Konkurrenten müssen zum Erreichen eines solchen Schallpegels nachträglich gedrosselt werden. Andererseits ist beispielsweise die siebte Generation der Asetek-Pumpe in der NZXT Kraken Z63 (Test), die im Werkszustand etwas lauter als die Pumpe im Pure Loop ist, durch nachträgliches Drosseln noch leiser einstellbar.

Audio-Aufnahmen der Kühlung

Neben den Schallpegelmessungen für den Vergleich verschiedener Kühler miteinander wird zusätzlich das Klangprofil bei den getesteten Drehzahleinstellungen der Lüfter aufgenommen. Dazu kommt ein Behringer-ECM8000-Mikrofon mit dem USB-Audiointerface Behringer U-Phoria UMC202HD zum Einsatz. Das Mikrofon wird in wenigen Zentimetern Abstand zum Kühler platziert. Diese Aufnahmen sind nicht als Ersatz für Schallpegelmessungen gedacht, sondern sollen lediglich einen Eindruck zum Klangprofil und zu möglichen Nebengeräuschen der Ventilatoren ermöglichen.

be quiet! Pure Loop Serienlüfter 800 U/min
be quiet! Pure Loop Serienlüfter 1.200 U/min
be quiet! Pure Loop Serienlüfter 1.500 U/min
be quiet! Pure Loop Serienlüfter 1.750 U/min
be quiet! Pure Loop Referenzlüfter 1.000 U/min
be quiet! Pure Loop Referenzlüfter 1.500 U/min
be quiet! Pure Loop Referenzlüfter 1.925 U/min

Am grundsätzlichen Betriebsgeräusch des be quiet! Pure Loop gibt es nichts auszusetzen. Die Ventilatoren offenbaren keine Lagergeräusche und das Summen der Pumpe ist leise. Bei zunehmender Drehzahl werden unweigerlich Luftgeräusche erzeugt, wobei die Pure-Wings-Lüfter hier merklich unruhiger agieren als die Referenzlüfter von Noctua. Der Betrieb dreier 120-mm-Ventilatoren bei jenseits von 1.200 U/min ist allerdings unabhängig vom Lüftermodell nicht mehr „silent“.

Fazit

be quiet! startet den zweiten Anlauf in die Welt der Kompaktwasserkühlungen. Anstelle eines neu aufgelegten Silent Loop wird der Pure Loop geboten, dessen Name zur Serie der verbauten Radiatorlüfter passt. Das Paket von be quiet! bietet eine zwar leise, aber nicht unhörbare Pumpe und kombiniert diese mit den bekannten und leisen Pure-Wings-Lüftern. Die Pure-Loop-Serie ist vom kleinen 120-mm-Radiator bis zum großen 360-mm-Radiator zu bekommen. Als Novum für be quiet! wird der Kühlung eine Beleuchtung spendiert. RGB-Spielereien fehlen jedoch, die verbauten LEDs strahlen lediglich in Weiß.

be quiet! Pure Loop 360
be quiet! Pure Loop 360

Der Pure Loop macht seinen Job ordentlich: Die Kühlleistung stellt keine Rekorde auf, ist aber in Anbetracht der leisen Pumpe angemessen. be quiet! stellt die AiO-Kühlung preislich im Budgetsegment auf. Mit gut 100 Euro für die große 360-mm-AiO sind nur wenige Konkurrenten wie beispielsweise der Arctic Liquid Freezer II (Test) noch günstiger. Eine Luxus-AiO wie die NZXT Kraken Z63 (Test) ist dem Pure Loop merklich überlegen, bedient jedoch mit mehr als dem doppelten Kaufpreis, einem Display auf dem Kühler, einer Steuerung via USB und eigener Software auch eine andere Klientel.

Als Kritik auf hohem Niveau lässt sich die Anlaufdrehzahl der Pure-Wings-Lüfter nennen, die etwas niedriger ausfallen könnte. Die fehlende Ausgabe eines Tachosignals der Pumpe ist ein relevanter Kritikpunkt, denn so gibt es im Betrieb abseits des Pumpengeräuschs keine Kontrollmöglichkeit für die Pumpenfunktion. Abgesehen davon ist der Pure Loop eine gut verarbeitete AiO, die zu einem stimmigen Preis angeboten wird. Der Hauptkonkurrent des Pure Loop heißt Arctic mit dem Liquid Freezer II, der im gleichen Größenformat fast 20 Euro weniger kostet und dessen zusammen mit den Lüftern gesteuerte Pumpe im Leerlauf noch ein wenig leiser ist. Auf Beleuchtung muss der Liquid Freezer dafür verzichten.

be quiet! Pure Loop (360)
Produktgruppe AiO-Kühlungen, 16.11.2020
  • Kühlleistung
    +
  • Lüfter
    +
  • Pumpe
    +
  • Montage
    ++
  • Ausstattung
    +
  • Gute Kühlleistung
  • Leise Lüfter und leise Pumpe
  • Nachfüllbar
  • Kein Tachosignal der Pumpe

ComputerBase hat den be quiet! Pure Loop 360 vom Hersteller zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.