Apple Watch Series 6 im Test: Drei Monate mit Apples neuester Smartwatch

Nicolas La Rocco
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Apple Watch Series 6 im Test: Drei Monate mit Apples neuester Smartwatch

Die Apple Watch Series 6 knüpft an die Series 5 an, kommt in mehr Farben und verbirgt auf der Rückseite das neue Pulsoximeter. Eine erweiterte Konnektivität mit dem U1-Chip und ein schnelleres SoC gibt es obendrein. Für iPhone-Besitzer ist die Apple Watch erneut die beste Smartwatch, es muss aber nicht die neueste sein.

Seit rund drei Monaten bietet Apple mit der Series 6 die neueste Generation der erstmals im Frühjahr 2015 eingeführten Apple Watch an. Seit der Markteinführung begleitet die Smartwatch den Alltag des Redakteurs und hat dabei grundsätzlich verschiedene Phasen des von COVID-19 bestimmten Alltags mitgemacht: die „freie“ Zeit vor November, als Fitnessstudios noch öffnen durften, und die Zeit im „Lockdown Light“.

Zum Einsatz kam eine von Apple zum Testen zur Verfügung gestellte Apple Watch Series 6 in 44 mm mit Edelstahlgehäuse in Gold und goldenem Milanaise-Armband. Es wurden aber auch das neue Lederarmband in Sattelbraun und verschiedene weitere Armbänder von früheren Apple-Watch-Modellen genutzt.

Die Apple-Watch-Modelle im Vergleich

Neben der Apple Watch Series 6 ist im September parallel dazu mit der Apple Watch SE ein zweites Modell als günstigere Variante vorgestellt worden. Und mit der Series 3 behält Apple die 2017 vorgestellte Ausführung im Sortiment, während Series 5 und Series 4 nicht mehr beim Hersteller direkt, aber weiterhin im freien Handel zu bekommen sind. Welche Generationen der Smartwatch Apple im Sortiment behält, ist beileibe kein Zufall, sondern strategisches Kalkül gemessen an der jeweiligen Ausstattung.

Series 6 SE Series 5 Series 4 Series 3
Von Apple angeboten × ×
Always-on-Display × × ×
Größeres Display ×
Herzfrequenz
EKG × ×
Blutsauerstoff × × × ×
LTE verfügbar
U1-Chip × × × ×
5-GHz-WLAN × × × ×
Bluetooth 5.0 ×
Altimeter
Kompass × ×
Familien­konfiguration ×
Startpreis 418,15 € 291,45 € ~360,00 € ~350,00 € 213,45 €

Die große Neuerung der Apple Watch Series 6 ist das Pulsoximeter. Dieser zusätzliche Sensor fehlt der Apple Watch SE, die darüber hinaus kein Always-on-Display bietet und kein Elektrokardiogramm erstellen kann. Im Gegenzug kostet die Apple Watch SE rund 130 Euro weniger als die Series 6. Die Apple Watch Series 5 bietet abgesehen vom Pulsoximeter beide Ausstattungsmerkmale, nur hat Apple dieses Modell aus dem Sortiment genommen. Je nach Modell und Größe kostet die Apple Watch Series 5 im freien Online-Handel ab 360 Euro. Kaum noch gelistet wird die Apple Watch Series 4, die immerhin bereits ein Elektrokardiogramm erstellen kann, mit mindestens 350 Euro aber ein schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweist. Soll die Uhr möglichst günstig sein, gibt es die Apple Watch Series 3 bereits ab 213 Euro direkt vom Hersteller. Doch aufgepasst: Diese Generation kommt mit dem alten Gehäusedesign in 38 und 42 mm.

Armband-Kompatibilität seit über 5 Jahren

Seit der 2018 vorgestellten Apple Watch Series 4 wird die Smartwatch mit einem etwas größeren und an den Ecken stärker abgerundeten Gehäuse in 40 und 44 mm angeboten, das ein größeres OLED-Display mit 1,53 oder 1,78 Zoll beherbergt. Eines hat sich in all den Jahren aber nicht verändert: die Kompatibilität zu allen jemals von Apple vorgestellten Armbändern. Das ist ein großer Pluspunkt für diejenigen, die sich über mehrere Generationen Apple Watch ein breites Sortiment an Armbändern zugelegt haben und diese auch über fünf Jahre nach dem Marktstart weiterhin verwenden möchten. Im Test gab es keinerlei Probleme, das werkseitige Milanaise-Armband gegen ein Sportarmband der allerersten Apple Watch „Series 0“ zu tauschen. Die Bandanschläge lassen sich ebenso passgenau auch in das etwas rundere Gehäuse schieben.

Am grundsätzlichen Aufbau der Apple Watch hat sich über die letzten fünf Jahre nichts verändert, sodass es von einer Generation zur nächsten oder selbst beim Überspringen mehrerer Modelle keinerlei Lernkurve gibt. Die Uhr selbst bietet nur zwei Tasten auf der rechten Seite: die Digital Crown respektive Home-Taste und darunter die Seitentaste. Die Digital Crown führt den Anwender immer wieder zurück zum Home-Bildschirm oder auf das Zifferblatt. Doppeltes Tippen öffnet die zuletzt genutzte App. Langes Halten aktiviert Siri, was aber auch ohne Berührung nur per Sprachbefehl ausgelöst werden kann. Dreht man die Digital Crown, lässt sich damit zoomen oder der Display-Inhalt etwa in Listen anpassen. Die Seitentaste wiederum blendet das Dock ein oder aus. Hält man die Taste lange gedrückt, lässt sich der Notfallpass anzeigen, die Notruf-SOS-Funktion starten, die auch ausgewählte Kontakte informieren kann, oder die Uhr ausschalten.

44 mm auch für Frauen geeignet

Selbst mit dem seit der Series 4 etwas größeren Format bleibt die Apple Watch eine relativ unaufdringliche Uhr. Von dem Kaliber manch expressiver „Klopper“ aus dem analogen Segment ist die Uhr selbst in auffälligeren Farben wie dem gewählten Gold weit entfernt. Apple bietet die Smartwatch in zwei Größen an, wobei durchaus auch Frauen die größere Variante mit 44 mm tragen können. Das kleine Modell ist keineswegs die Variante für Frauen, sondern schlichtweg besser für Menschen mit zierlichen Unterarmen geeignet. Da aber auch 44 mm nicht klobig wirken, sollte im Zweifel eher dazu gegriffen werden, um das größere Display und die höhere Auflösung zu erhalten. Apropos Zweifel: Da die Kombinationsmöglichkeiten aus Gehäusen und Armbändern schier unendlich sind, empfiehlt sich das Anprobieren im Apple Store, wenngleich in Coronazeiten erheblich längere Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen und diese Option im „harten Lockdown“ gar nicht mehr besteht. Das online verfügbare Apple Watch Studio stellt aber eine brauchbare Alternative dar.

Helles Display mit Always-on-Funktion

Das sehr gute OLED-Display der Series 5 hat Apple kaum verändert für die Series 6 übernommen. Unter anderem sind neu gestaltete Zifferblätter eingeführt worden, die nach einem watchOS-Update aber auch auf den älteren Generationen zur Verfügung stehen, sofern es sich nicht um exklusive Nike- oder Hermès-Zifferblätter handelt. Mit dabei sind viele schöne Motive und Möglichkeiten bei den Komplikationen, jedoch auch ein für Apple eher untypischer Klon der Rolex GMT-Master II mit zwei Zeitzonen.

Das OLED-Panel der getesteten Variante mit 44-mm-Gehäuse misst 1,78 Zoll und bietet eine Auflösung von 368 Pixeln in der Breite und 448 Pixeln in der Höhe. Das ist ausreichend scharf und groß genug, um präzise durch die Menüstruktur zu navigieren und Textnachrichten zu lesen. Auf eingehende Nachrichten antwortet man aber besser per Spracheingabe, anstatt mühselig einzelne Buchstaben auf das Display zu malen.

Von der Apple Watch Series 5 erbt die neue Generation die Always-on-Funktion, die gleich aus mehreren Gründen praktisch ist. Es mag banal klingen, doch ist einer davon ein rein modischer. Auch wenn man das Handgelenk nicht anhebt, um auf die Uhr zu schauen, wird nun stets mit reduzierter Helligkeit und Aktivität der Zeiger und Komplikationen ein Zifferblatt angezeigt, sodass man nicht länger wie noch mit der Series 4 oder früheren Generationen mit einem ausgeschalteten Display durch die Gegend läuft. Das für die Series 6 bis zu 2,5 Mal heller leuchtende Always-on-Display sorgt dafür, dass die Apple Watch mehr zur klassischen Uhr und zu einem Mode-Accessoire wird, als sie es für manchen Träger ohnehin bereits ist.

Mit dem Always-on-Display lässt sich die Uhrzeit zudem einen Tick früher erfassen als ohne. Denn so gut Apples Erkennung für das Anheben des Handgelenkes in den meisten Situationen auch ist, selten, etwa unter unüblichen Winkeln, aktiviert sich der Bildschirm nicht wie gewünscht und dann bleibt das Display mit Always-on-Funktion dennoch ablesbar. Mit der Series 4 musste der Bildschirm manuell oder durch krude Bewegungen aktiviert werden. Die Always-on-Funktion ist grundsätzlich nur dann aktiv, wenn die Uhr getragen wird. Beim Laden bleibt das Display aus oder versetzt sich in den Weckermodus, sobald die Uhr zur Seite gedreht abgelegt wird.

Seit der Series 3 verbaut Apple bis zu 1.000 cd/m² helle OLED-Displays, sodass es selbst an sonnigen Tagen zu keinerlei Problemen mit der Ablesbarkeit kam. Der Bildschirm reguliert die Helligkeit automatisch je nach Umgebungslicht, in den Einstellungen lässt sich aber in drei Stufen ein Basiswert festlegen.

Saphirglas nur für Edelstahl und Titan

Je nachdem, welches Modell der Apple Watch gewählt wurde, verbaut der Hersteller ein anderes Display-Glas. Sobald das Gehäuse der Uhr aus Edelstahl oder wie bei der Apple Watch Edition aus Titan gefertigt wird, kommt Saphirglas zum Einsatz. Die Varianten aus Aluminium nutzen das sogenannte Ion-X-Glas, das zwar ebenfalls vor Kratzern schützen, aber nicht den gleichen Schutz wie Saphirglas bieten soll. Das über die letzten drei Monate getragene Testgerät mit Saphirglas weist nach wie vor keine Kratzer auf.

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