Intel Alder Lake im Test: Fazit und Empfehlung
8/8Intel Alder Lake-S alias Core i-12000 ist in Form der ersten drei Modelle Core i9-12900K, Core i7-12700K und Core i5-12600K in vielen Bereichen der erwartete große Schritt für Intel. Aber nicht in allen.
In Spielen und Single-Core-Lasten ganz vorne
Die CPUs bieten viel mehr Leistung in quasi allen Disziplinen als die Vorgänger, der IPC-Zuwachs der P-Cores sorgt vor allem in Single-Core-Szenarien und Spielen auch absolut für sehr gute Ergebnisse – über 40 Prozent Wachstum in Single-Core-Benchmarks innerhalb von nicht einmal zwei Jahren/Generationen, davon knapp 20 gegenüber dem direkten Vorgänger, bringen Intel in beiden Disziplinen wieder zurück auf Platz 1. Auch Mehr-Kern-Szenarien profitieren von zusätzlichen Threads, doch gegen Zen 3 liegt Intel in diesem Fall weiterhin zurück. Das gilt zumindest in der Klasse Core i9 und Core i7, der Core i5 mit 6+4 Kernen trifft den Ryzen 7 5800X auf Augenhöhe.
Leistungsaufnahme und Effizienz hinter den Erwartungen
Eine Enttäuschung ist die Energieeffizienz: Intels Vergleiche mit dem völlig frei drehenden Vorgänger suggerierten hier ein viel zu rosiges Bild, das der Core i9 auf der Jagd nach dem Ryzen 9 5950X vollständig zerlegt. Intel setzt beim Flaggschiff abermals und offizieller denn je die TDP-Brechstange an. Die neue dauerhafte maximale elektrische Leistung von 241 Watt wird zwar nur in Tests wie Blender gebraucht, aber genau dort entscheidet dieser Schritt, ob der Core i9-12900K überhaupt den Ryzen 9 5900X schlägt, oder eben nicht – und der 12-Kern-Konkurrent macht bei 142 Watt Schluss. Läuft der 12900K nach 56 Sekunden bei vormals ordnungsgemäß spezifizierten 125 Watt TDP (PL1), ist er fünf Prozent langsamer, mit dauerhaft 241 Watt acht Prozent schneller. 116 Watt mehr Package Power erkämpfen in dem Fall ein 13 Prozent besseres Ergebnis.
Aber auch die anderen CPUs benötigen erstaunlich viel elektrische Leistung unter hoher Last. Wie die Analysen der Redaktion zeigen, liegt das auch daran, dass die E-Cores bei den hohen Taktraten der K-CPUs kaum effizienter als die P-Cores sind. Sie nehmen zwar deutlich weniger elektrische Leistung auf, sind aber auch viel langsamer. Wird der Core i9 auf unter 100 Watt eingebremst, steigt die Effizienz signifikant, doch selbst dann kann er im Test einen Ryzen 9 bei der Effizienz nicht überholen. Die Analyse in Spielen läuft noch.
In Anwendungen wird dabei deutlich, dass die CPUs energieeffizienter mit als ohne E-Cores sind, die These, dass mehr P-Cores statt zusätzlich E-Cores bei weniger Takt nicht dasselbe Ergebnis gezeigt hätten, konnte im Test aber nicht widerlegt werden. Spiele profitieren nicht von den kleinen Kernen. In kleineren Modellen mit anderer Kern-Konfiguration oder Notebook-Chips mag das in Zukunft anders aussehen, bei den ersten K-CPUs glänzt der Hybrid-CPU-Ansatz als solcher aber noch nicht. Kein Wunder, dass Intel im kommenden Jahr Gerüchten zufolge auch einen 6+0-Die bringt.
Spielen sind die E-Cores in der Regel egal
Die Gaming-Krone erkämpft sich Alder Lake-S am Ende allein mit den schnellen, aber durstigen und sehr großen P-Cores. Neben den Spiele-Benchmarks in diesem Test unterstreichen das auch die zusätzlichen Gaming-Tests im Artikel Gaming-Benchmarks: 12900K, 12700K & 12600K vs. 11900K und Ryzen 9 5950X. Die Zugewinne sind nicht nur gegenüber dem Vorgänger deutlich, auch der Mitbewerber wird nahezu überall in Schach gehalten. Das war ein Jahr nach der Markteinführung von Ryzen 5000 am oberen Leistungsende allerdings auch nötig, denn AMD hat die 3D-Cache-Neuauflage des Ryzen 5000 für Anfang 2022 nun bereits mehrfach angekündigt und hohe Zugewinne durch noch mehr L3-Cache versprochen. Der Wind könnte sich schnell wieder drehen – spannender geht es kaum.
Unterm Strich ist Intel Alder Lake-S für Intel dennoch ein großer Wurf. Die CPUs bringen deutlich mehr Leben in den Markt als vorangegangene Modelle und mit dem Preisvorteil insbesondere gegenüber den 12- und 16-Kern-Ryzen von Mitbewerber AMD, der seine CPUs auch ein Jahr nach Start noch nahe an der UVP verkauft, ist die Plattform mit Z690-Mainboard zwar teuer, aber konkurrenzfähig. Der Einstieg mit dem Core i5 ist hingegen teuer. Dass Intel mit der 10-nm-Fertigung, die im Marketing Intel 7 heißt, letztlich nur zu TSMCs N7 bei den AMD Ryzen 5000 aufholen, aber noch lange nicht vorbeiziehen kann, zeigt allerdings auch, dass der Hersteller hier noch viel Arbeit vor sich hat.
Core i9, Core i5 oder Core i7?
Intels weltweit bereitgestelltes Press-Kit enthielt einmal mehr nur den Core i9 und den Core i5. Und wieder einmal hatte das mit Sicherheit einen Grund: Der wahre Gewinner im Test ist der Core i7-12700K, den ComputerBase im Vorfeld unter NDA von Caseking.de gestellt bekam.
Core i7 ist Core i9 klar vorzuziehen
Der Core i7 verzichtet auf den zum Teil absurd hohen Verbrauch des Core i9, liegt mit weiterhin hoch taktenden acht P-Cores in Spielen und Ein-Kern-Szenarien aber kaum hinter dem Topmodell zurück. Dass der CPU vier E-Cores fehlen, wird in hohen parallelisierten Lasten in Anwendungen sichtbar. Angesichts einer Preisempfehlung, die 200 USD und damit auch 200 Euro niedriger liegt, ist der 12700K dennoch die passendere Wahl für viele private Systeme. Der 12700KF ohne iGPU wird noch etwas günstiger sein.
Der Core i5 ist im Gesamtpaket zu teuer
Der Core i5-12600K hat es am schwersten. Er ist noch immer ein guter Prozessor mit hoher Single-Core- und Gaming-Leistung, hier ist der Vorsprung gegenüber dem Vorgänger, aber auch der Konkurrenz jedoch nicht mehr so hoch. Ihn treffen neben weniger Cache auch die lediglich 6 P-Cores: 6 Kerne sind im Grenzbereich bei Spielen auf ganz lange Sicht zu wenig, erste Anzeichen gibt es mit Rückständen von über 20 Prozent dafür bereits heute – seine 4 E-Cores helfen in Spielen nicht. In Anwendungen wiederum lassen E-Cores das Modell zum Ryzen 7 5800X aufschließen. Preislich hat der Core i5-12600K als CPU allein zwar einen Vorteil, die sehr hohen Plattformkosten zum Start lassen ihn gegenüber einem Ryzen 7 5800X mit acht in Spielen nutzbaren Kernen, für den es günstige B550-Boards gibt, derzeit aber wenig attraktiv erscheinen.
Modell | Kerne / Threads | Preis UVP (in USD) | Preis ab | Kaufen |
---|---|---|---|---|
Intel Core i9-12900K | 16 (8P + 8E) / 24 | $ 589 | ab 314 Euro | Bestpreis* |
Intel Core i9-12900KF | 16 (8P + 8E) / 24 | $ 564 | ab 298 Euro | Bestpreis* |
Intel Core i7-12700K | 12 (8P + 4E) / 20 | $ 409 | ab 254 Euro | Bestpreis* |
Intel Core i7-12700KF | 12 (8P + 4E) / 20 | $ 384 | ab 238 Euro | Bestpreis* |
Intel Core i5-12600K | 10 (6P + 4E) / 16 | $ 289 | ab 183 Euro | Bestpreis* |
Intel Core i5-12600KF | 10 (6P + 4E) / 16 | $ 264 | ab 170 Euro | Bestpreis* |
Und darunter? Hier gilt es abzuwarten, bis Anfang 2022 weitere Prozessoren veröffentlicht werden. Auch die kleineren und günstigeren Chipsätze sollen dann erscheinen. Erwartet werden darf der Nachfolger des Core i5-11400F (Test), der 12400F sollte die Tradition der in dem Segment unangefochtenen Preis-Leistungs-Empfehlung fortsetzen. Und mit dem Wissen von heute stehen die Chancen dafür alles andere als schlecht.
DDR4 ist DDR5 noch vorzuziehen
Die Frage nach dem passenden Mainboard für Alder Lake-S mit neuem Sockel LGA 1700 ist heute schnell geklärt: DDR4 ist nicht nur mehr als ausreichend, sondern in vielen Fällen sogar schneller als DDR5 und am Ende im Gesamtpaket auf jeden Fall viel günstiger. Selbst leicht übertakteter DDR5-Speicher hat noch keine Chance gegen die soliden DDR4-3200-Setups, kommt noch schnellerer DDR4-Speicher zum Einsatz, braucht es schon DDR5-6000 oder mehr, um den Sieg davon zu tragen. Doch diese schnellen Kits sind zu Beginn nicht nur quasi unauffindbar, sie kosten auch ein Vermögen.
Auch der Umstieg auf Alder Lake auf DDR4-Boards wird zu Beginn kein günstiges Unterfangen sein. Wie zuletzt gibt es vorerst nur den „teuren“ Z690-Chipsatz, B660 folgt erst Anfang 2022. Und so müssen 200 Euro für die Hauptplatine zum Start als Minimum einkalkuliert werden.
Ob Windows 10 oder Windows 11 spielt keine Rolle
Abschließend gezeigt haben die Tests, dass es keine Rolle spielt, ob Alder Lake mit Windows 10 oder Windows 11 kombiniert wird. Intel ist inzwischen auch zurückgerudert, nachdem der Fokus erst explizit auf Windows 11 gelegt worden war. Offiziell unterstützt Alder Lake beide Systeme und im Test waren Leistungsunterschiede nicht von Relevanz. Probleme wie den offensichtlich defekten Energiesparmodus, der den Core i9 zur ineffizienten Krücke verkommen ließ, warfen darüber hinaus kein besonders gutes Licht auf die vermeintlich perfekt abgestimmte Kombination aus Intel Alder Lake und Windows 11.
ComputerBase hat die Hardware für diesen Test unter NDA erhalten. Core i9 und Core i5 kamen von Intel, der Core i7 von Caseking, DDR5 von Kingston sowie zwei Z690-Platinen von MSI. Asus hat weitere zwei Z690-Platinen und DDR5 von Kingston beigesteuert, Corsair und G.Skill weitere DDR5-Speicher-Kits. Zwei weitere Core i9 wurden von der Redaktion aus alternativer Quelle bezogen. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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